Die deutsche Wirtschaft braucht Großprojekte – und den Mut dazu

Viele Großprojekte werden nicht mal angedacht

Eigentliche Großprojekte werden in Deutschland gar nicht erst angepackt. Der Aufbau eines eigenständigen, systematischen Elektromobilitätsektors dümpelt, von unterschiedlichsten Argumenten verzögert, vor sich hin. Den Kauf eines Elektroautos stupide zu subventionieren und zu hoffen, dass dann Nachfrage entsteht, die dann schon irgendwie strukturelle Veränderungen nach sich ziehen würde, erscheint wie Geldverschwendung.

Auch die politischen Großprojekte werden unsouverän, bruchstückartig und sprunghaft entwickelt, wenn man das Wort „entwickelt“ denn überhaupt benutzen möchte. Die staatlichen Großprojekte mit Namen Bildung, Integration, Bevölkerungspolitik und Genderpolitik werden von den Tageslaunen des Mainstream diktiert und von Menschen verantwortet, die wissen, dass sie niemals zur Rechenschaft gezogen werden. Um Ergebnisse scheint es nicht gehen. Bildung, Integration, Bevölkerungsentwicklung, das sind epochale Themen. Da kann nicht mit der tagespolitischer Hektik herumgefuhrwerkt werden, als könne man weder viel bewegen noch viel zerstören, wobei das Zerstören immer noch sehr viel leichter als das Aufbauen ist.

Beispiel Integrationspolitik. Das ist eine Generationenaufgabe, da muss man Ursachen und Wirkungen in langen Zeiträumen denken und Entwicklungen und Fehlentwicklungen realistisch antizipieren. Und jetzt nach Jahrzehnten kommen die Politiker mit einem kleinen Einwanderungsgesetzlein. Wie niedlich ist das denn? Und es geht um die Gründung immer neuer staatlich geförderter, mit gut dotierten Posten besetzter Institutionen, die erst einmal ins Leben gerufen werden müssten, um die Sache im Zweifel noch komplizierter zu machen als sie eh schon ist.
Wie steht es mit dem Großprojekt die sogenannten Brennpunkte, die sich der Zahl nach vermehren und deren Temperatur steigt, wieder zu befrieden? Ein solches Großprojekt wird gar nicht erst formuliert.

Großprojekte in der Wirtschaft

Und wie, liebe Großkapitalisten und Gewerkschafter, steht es mit kleineren Großprojekten wie aktuell Karstadt? Erst hat der Wundermanager, der vom Bertelsmannkonzern kam, Karstadt durch Verkauf der firmeneigenen Filetimmobilien teilliquidiert, dann hat Thomas Middelhoff Karstadt in die Mietknechtschaft geführt, in dem er Karstadt unverhältnismäßig hohe Mieten über eine unverhältnismäßige Laufzeit an die Käufer der eigenen Immobilien, die zu Vermietern gegenüber Karstadt wurden, aufbrummte, so jedenfalls der Verdacht, der jetzt in einer Kette von Prozessen geklärt wird. Das eigentliche operative Geschäft interessierte Niemanden, allerdings haben auch die Arbeitnehmervertreter, die zumeist ja geschulte Gewerkschafter sind, in dieser Phase mindestens gemächlich geschlafen. Und Karstadt produzierte bereits seit damals bis heute, ohne Unterlass am Markt vorbei.

Dann kamen die Wunderinvestoren. Nicolaus Berggruen, der mit seinen politischen und ethischen Ambitionen total scheiterte, investierte keine müde Mark und ließ sich sein nicht existentes Risiko auch noch fürstlich entlohnen. Und er verhökerte sein Karstadt scheibchenweise an einen zweiten Wunderinvestor, an den Österreicher Rene Benko, von dem bisher kein goldener Schuss, der eine Karstadtsanierung wahrscheinlich erscheinen lässt, ausgegangen ist. Wie gesagt, auch die Gewerkschaften und die Mitarbeiter selber haben recht passiv zugeschaut, wie aus dem einstigen Vorzeigeunternehmen Karstadt mit Konsumtempeln an den attraktivsten Innenstadtstandorten, wie etwa dem Kadewe in Berlin oder dem Alsterhaus in Hamburg, inzwischen ein Zwerg geworden ist, dessen operatives Geschäft täglich weiter schrumpft.

Karstadt ist der Fall, an dem man besichtigen kann, wie auch Großprojekte in der Wirtschaft nicht mehr funktionieren. Die Siegerenergie scheint nach Katar gewandert zu sein, wo man sich locker zutraut mit westlicher Hilfe Fußballweltmeisterschaften in den Winter zu verlegen und durchzuführen. Und da Lauterkeit in der Sportwelt das oberste Gebot ist, trauen auch alle lauteren Entscheider aus der Kaste der Sportfunktionäre Katar ein solches Großprojekt locker zu.

In den machthungrigen aufstrebenden Ländern lebt der Aufbruchgeist und der Mut ist da und wenn das Öl seinen Preis nicht ganz verliert, ist auch das Geld da. In der Bundesrepublik dagegen gibt es eine ignorante Sattheit, eine Art süffisante Vernunft, ein ökologisches Besserwissertum und eben eine aversive Einstellung gegen Großprojekte.

Großprojekt Euro, Großprojekt Groko, Großprojekt Bundesrepublik

Ein de facto laufendes und florierendes Großprojekt, nämlich die Groko, ist dabei Demokratie und Denken in der Bundesrepublik abzuschaffen und einen gespenstischen Konsensdruck auszuüben, dem sich selbst die Mini-Opposition aus protestbeseelten Grünen und Linkspartei nicht entziehen können.

Das einzige Großprojekt, an dem sich die Groko aktiv abarbeitet, heißt Eurorettung und vordergründig Griechenlandrettung, und auch hier kann man besichtigen, wie bloßer Aktionismus und bloßes Reagieren das Krisenmanagement beherrschen. Die Wirtschaft braucht Euphorie und Mut und ein gekonntes Risikoverhalten. Die Bundesrepublik ist irgendwie in sich selbst eingeklemmt. Nichts wird mehr entschieden. Alles läuft so vor sich hin und die Dinge werden viel zu häufig ungeeigneten Interessengruppen und Lobbyisten überlassen, die irreversible Fakten schaffen.

Nur wenn sich mal irgendwo Protest regt, und sei er noch so klein, wie im Falle von den Pegida-Aktionen oder, minimal etablierter, in Gestalt der AfD, fühlen sich die Regierenden in ihrem Konsenswahn bedroht und rüsten auf. Da merkt man wenigstens, dass es die Regierung überhaupt gibt. Denn auch das Parlament und die Länderkammer dämmern ansonsten im Groko-Tran vor sich hin.

Die vornehmste Aufgabe der Regierung wäre es jedoch Impulse zu geben und Ideen zu sammeln. Die vornehmste Aufgabe einer Regierung ist das Konstruieren, das Durchrechnen, die Realisierungschancen von Visionen zu ermitteln und den Willen zu erzeugen und zu transportieren das Land im Weltmaßstab voranzubringen. Die Regierung ist zum Regieren da, zum Machen, zum Erfolge produzieren. Stattdessen sammelt die Groko Schulden und weiß, wie man die deutsche Wirtschaft im Inneren wie auch dem Ausland gegenüber belastet. Und sie macht sich Gedanken über Zukunftsinvestitionen in Griechenland und andern Orts. Nur über die Zukunft der Wirtschaft im eigenen Land, die alles bezahlen soll, macht sie sich nach allem Anschein am wenigsten Gedanken.




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