Bayrischer Gesundheitsminister: „Impfen ist freiwillig, aber keine Privatsache“

Klaus Holetschek (CSU) macht klar, was von den Beteuerungen, es gebe keine Impfpflicht, zu halten ist. Wenn etwas keine Privatsache ist, besteht offenbar eine öffentliche Pflicht. So wird die Grenze zwischen Politik und Privatem immer mehr aufgeweicht.

IMAGO / Sven Simon
Klaus Holetschek (CSU), Gesundheitsminister von Bayern

Die Meldung lautet zwar, in Bayern werde es vorerst keine Impfpflicht für Beschäftigte im Pflegebereich geben. Impfen gegen Corona bleibe eine individuelle Entscheidung. Aber viel wichtiger ist, was Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek noch hinzufügte zu seiner Äußerung zu Beginn der Konferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern: „Impfen ist freiwillig, aber keine Privatsache.“ Denn: Wer geimpft sei, leiste der Gesellschaft einen wertvollen Dienst.

Auch Holetschek konnte zwar nicht erklären, warum das so sei. Angesichts der unzähligen Fälle geimpfter Corona-Infizierter, kann das auch niemand. Die bisherigen Impfstoffe nämlich sind ganz offensichtlich nicht in der Lage, Immunität herzustellen und somit das Virus beziehungsweise die Krankheit weitgehend auszurotten (wie etwa die Pocken durch die Pockenschutzimpfung).

Demnach ist die Entscheidung, sich gegen Corona impfen zu lassen oder nicht, genau das, was Holetschek verneint: eine private, persönliche Entscheidung. Selbst wenn die bisher verfügbaren mRNA- und Vector-Impfstoffe absolute Immunität verschaffen könnten, wäre es angesichts der noch nicht ausschließbaren Nebenwirkungsrisiken eine ethisch sehr schwierige Frage, ob die Gemeinschaft, also der Staat, ein Individuum zwingen darf, dieses Risiko für die Gemeinschaft auf sich zu nehmen. In freiheitlichen Staaten sind solche Zwänge eigentlich nur in existenziellen Notlagen, wie dem Verteidigungsfall akzeptabel.

Wer nun angesichts dessen „freiwillig, aber keine Privatsache“ sagt, will offenbar zweierlei: erstens einen wenn schon nicht gesetzlichen, so doch moralischen Zwang ausüben, der Freiwilligkeit zu einer reinen Proforma-Sache macht und Impfverweigerer bewusst dem Odium aussetzt, der Gemeinschaft zu schaden. Und zweitens will er in einem generellen Sinne die Grenze zwischen Privatleben und öffentlich-politischer Sphäre durchlässig machen. Das ist aber genau die Grenze, die die bürgerliche Freiheit vor dem tendenziell immer zu Übergriffen neigenden Staat schützt.

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Kommentare ( 78 )

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78 Comments
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Sting
3 Jahre her

SEHR GUTER BEITRAG !!!!

Sting
3 Jahre her

ZITAT Richard von Weizsäcker

Der ehemalige Bundespräsident war nicht zimperlich, wenn es um Kritik ging. Von ihm stammt auch der Satz: 

„Die Parteien haben sich den Staat zur Beute gemacht“, den er aber auch erst gegen Ende seiner zweiten Amtszeit prägte und der gerade HEUTE VOLL ZUTRIFFT !!

Sting
3 Jahre her

0,2774 Prozent der Einwohner Corona-positiv getestet – https://www.achgut.com/artikel/02774_prozent_der_einwohner_corona_positiv_getestet – Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI am Samstagmorgen mit 277,4 bezogen auf 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen an, meldet faz.net.  – Das bedeute, dass in diesem Zeitraum 0,2774 Prozent der Einwohner positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Am Vortag habe der Wert noch bei 263,7 (0,2637 Prozent) gelegen. – Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Patienten mit einem positiven Corona-Testergebnis je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen habe das RKI am Freitag mit 4,70 angegeben (Donnerstag: 4,65), es betraf also 0,0047 Prozent der Menschen in Deutschland.  – Einen offiziellen… Mehr

KoelnerJeck
3 Jahre her

„Impfen ist freiwillig, aber keine Privatsache.“ Denn: Wer geimpft sei, leiste der Gesellschaft einen wertvollen Dienst.

Prima: Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Hatten wir schonmal: Braune Soße!
Die Gesellschaft gibt es doch gar nicht, sie hat keinen einen Verstand, ist kein handelnder Akteur.
Ich halte mich an die Freuheitsvermutung: Mein Körper, meine Entscheidung. Wäre ich ungeimpft, würde ich den Sozialisten nur entgegnen: Wo ist der Vertrag, der mich dazu verplichtet, mich impfen zu lassen? Ein fiktiver (Gesellschafts-)vertrag ist kein Vertrag, folglich kann auch keine moralische Verpflichtung davon abgeleitet werden.

Last edited 3 Jahre her by KoelnerJeck
Rosenkohl
3 Jahre her

Entschuldigung, das ist logischer Unsinn: „Selbst wenn die bisher verfügbaren mRNA- und Vector-Impfstoffe absolute Immunität verschaffen könnten, wäre es angesichts der noch nicht ausschließbaren Nebenwirkungsrisiken eine ethisch sehr schwierige Frage, ob die Gemeinschaft, also der Staat, ein Individuum zwingen darf, dieses Risiko für die Gemeinschaft auf sich zu nehmen“ Denn im hypothetischen Fall, daß ein Impfstoff absolute Immunität verschafft, könnte sich jeder der möchte selbst sich impfen lassen, und hätte dann kein Risiko einer Infektion mehr. Somit bestünde gar in einer Impfung von Personen, die nicht geimpft werden möchten gar kein Nutzen für die Gemeinschaft. Relevanz hat Impfpflicht nur in… Mehr

Juergen P. Schneider
3 Jahre her

Das Wort „Impfverweigerer“ wird von den Impfpropagandisten gerne verwendet, da es eine Pflicht suggeriert, die es ja eben nicht gibt. Der Herr Holetschek hat einfach ein Problem damit, Informationen zu verarbeiten. Der aktuelle Stand der Forschung zeigt ja, dass der Geimpfte nur sich selbst schützt, wobei die absolute Risikoreduktion bei 0,7% liegt. Am Ende steht letztlich die Erkenntnis, dass die Impfung nur diejenigen schützt, die dieses Schutzes nicht bedurft hätten. Bei der Bekämpfung der Panik-Pandemie sollte unsere Politik vielleicht einfach auf Künstliche Intelligenz setzen, mit der natürlichen ist es ja nicht weit her.

Beobachterin
3 Jahre her

Das Private ist politisch! Die 68er und Parallelen zur Gegenwart.
„Seit den 1970er Jahren lässt sich eine sukzessive Entgrenzung des Politischen beobachten. Die zu der Zeit neu entstandenen oder wieder erstarkten sozialen Bewegungen, allen voran die ‚neue‘ Frauenbewegung, propagierten, dass das Private politisch sei und stellten damit die vermeintlich klare Grenze zwischen dem ‚Privaten‘ und dem ‚Öffentlichen‘ in Frage. Infolgedessen wurden vormals für ‚persönlich‘ bzw. ‚privat‘ erklärte Fragen des Alltags zu einem legitimen Gegenstand von Politik, …“
Quelle: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-322-80977-3_8

Fulbert
3 Jahre her

„Alles Private ist politisch“ – die alte Forderung der Linken wird Realität – mit der CSU.

Last edited 3 Jahre her by Fulbert
StefanZ
3 Jahre her

Der Geimpfte glaubt vielleicht, er leiste einen Dienst für die Gesellschaft. Die Realität scheint dies aber immer weniger zu bestätigen. Ein gesunder Nichtgeimpfter schädigt erstmal nur die Pharmaindustrie und wohl so manche Politiker. Ein Abbau von Intensivbetten in einer epedemischen Lage von galaktischem Ausmaß schädigt ganz sicher die Gesellschaft ebenso wie Tricksereien mit Intensivbetten und die einträglichenMaskendeals unserer Volksvertreter. Ebenso schädlich sind Lockdowns für die Gesellschaft. Wie schädlich die Impfungen und Lockdowns für die Kinder sind, wird sich in Zukunft noch erweisen. Panikmache und Horrorszenarien ala Lauterbach und Co sind ebenfalls schädlich für die Gesellschaft. Vielen Menschen macht dies Angst.… Mehr

Julischka
3 Jahre her
Antworten an  StefanZ

Dieses, „ich machs ja für die Gesellschaft“ ist die größte Heuchlerei, denn den „Alten“ gehts jetzt auch nicht besser, weil die Geimpften fröhlich und mit „gutem Gefühl“ in der Kneipe sitzen, im Gegenteil! Besonders gut sichtbar sind diese „Solidarischen“ an der Kasse im Supermarkt, wenn sie sich ankeifen, weil der hintere 2cm zu dicht dran ist oder die Maske verrutscht ist oder wenn sie sich über die lustig machen, die im Müll nach Flaschen suchen müssen oder wie aktuell Herr Breitner, der nur noch Geimpfte an „seine Tafel“ läßt! Und jetzt werden auch noch die, die sich für einen sozialen… Mehr

Rolfo
3 Jahre her

Nun die Dritt- und Viertimpfung — bis der Körper nicht mehr will — er ist überimmunisiert, „heißgelaufen“, er soll ständig Antikörper gegen diese eine Krankheit mobilisieren — lt. Herrn Lauterbach wohl kaum ein Problem — der sagt dann nachher, das konnte man nicht wissen, war alles auf dem Stand der Wissenschaft etc pp…
Alle sind fein raus, Hände in Unschuld, Akkordimpfen.