Die versteckte Botschaft von Mark Zuckerberg

Die Abschaffung der Faktenchecker bei Facebook und Instagram treibt in Wokistan den Puls nach oben. Doch ein anderer Schritt von Meta-Boss Zuckerberg ist genauso wichtig: Er verlegt seine Plattform-Moderatoren nach Texas, weil ihn das ideologische Klima in Kalifornien nervt.

Screenprint via X

In Kalifornien brennt der Baum. Zum einen buchstäblich: Die Großfeuer in und um Los Angeles haben mindestens fünf Menschen das Leben gekostet. Das ist dem ZDF die Schlagzeile „Promis fliehen vor Bränden nahe Los Angeles“ wert. Jeder halt, wie er kann.

Zum anderen brennt es auch im übertragenden Sinn. Denn was Meta-Chef Mark Zuckerberg für seine riesigen Plattformen Facebook und Instagram sowie für das kleinere Threads angekündigt hat, führt beim grün-linken Zeitgeist zu einer Art Kernschmelze.

"Es ist ein Gang nach Canossa, den Mark Zuckerberg hier praktiziert, ein Kniefall vor Donald Trump, eine Übernahme aller Wünsche und Forderungen der rechtsradikalen Republikaner."

Weiterhin sagt er u.a. 👇 https://t.co/HiHmj9stw2pic.twitter.com/qbo4sQbn3Z

— p3likan (@p3likaan) January 8, 2025

Die hauseigenen „Faktenchecker“ des ZDF haben übrigens weder verhindert noch auch nur irgendwo darauf hingewiesen, dass der „unabhängige Digitalexperte“, der da im ZDF das Prinzip Faktencheck verherrlicht, Mitglied der Grünen ist, Gründungsmitglied der Grünen Jugend NRW war und im Bundesvorstand der Grünen Jugend saß.

Die Leiterin des „Faktencheck“-Teams beim hochumstrittenen Medienunternehmen Correctiv nennt Zuckerbergs Schritt einen „Schlag ins Gesicht“. Der Meta-Chef habe Faktenchecks einst für wichtig gehalten. „Das Verbreiten von Desinformation und Unwahrheiten ist keine Meinung“, sagt Uschi Jonas weiter. Das ist eine beachtliche Aussage angesichts der (faktengecheckten) Tatsache, dass man Correctiv nach Urteilen deutscher Gerichte „dreckige Lügen“ vorwerfen darf.

Möglicherweise ist genau das ein zentraler Grund für Zuckerbergs Schritt. „Wir haben einen Punkt erreicht, an dem es einfach zu viele Fehler und zu viel Zensur gibt“, sagt der Konzernchef.

„Die Faktenchecker waren einfach zu politisch voreingenommen und haben mehr Vertrauen zerstört, als sie geschaffen haben.“

Solange in den USA die Democrats regierten, hatte allerdings auch der bisherige Lieblingsmilliardär der woken Szene eine ganz eigene Beziehung zur Wahrheit und zu nicht-linken Ansichten. Nach dem fulminanten Wahlsieg von Donald Trump sagt er jetzt:

„Wir werden (…) eine Reihe von Beschränkungen zu Themen wie Migration und Geschlechterfragen abschaffen, weil sie einfach nicht mehr im Einklang mit der öffentlichen Meinung stehen. Was als Bewegung für mehr Inklusion begann, wurde zunehmend dazu genutzt, Meinungen zu unterdrücken und Andersdenkende auszuschließen. Das geht zu weit.“

Diese Zuckerberg-Kehrtwende kommentiert das satirische Portal „The Babylon Bee“ unvergleichlich bissig: „Der Typ, der gesagt hat, Facebook würde die Redefreiheit nicht unterdrücken, kündigt an, Facebook werde damit aufhören, die Redefreiheit zu unterdrücken.“

Meta schmeißt in Amerika also die Faktenchecker raus und führt ein System von sogenannten „Community Notes“ ein. Verkürzt gesagt, handelt es sich dabei um inhaltliche Ergänzungen zu einzelnen Beiträgen. In einer Art Abstimmungsmechanismus entscheiden die Nutzer miteinander, ob ein Post mit einem ergänzenden Hinweis versehen wird oder nicht.

Kulturrevolution durch Standortverlagerung

Eine andere Maßnahme ist in all der linken Aufregung um das Ende des liebgewonnenen Zensur-Modells weitgehend unbemerkt geblieben. Doch gerade sie wird noch erhebliche Folgen haben – in den USA und auch bei uns.

Auch weiterhin werden Unterhaltungen auf den Meta-Plattformen moderiert. Das übernehmen Moderationsteams, die angesichts der Unternehmensgröße entsprechend riesig sind. All diese Mitarbeiter sitzen bisher in Kalifornien – dem unangefochtenen Zentrum der extremen US-Linken.

Zuckerberg verlegt jetzt alle Moderationsteams ausgerechnet nach Texas.

Damit wolle er „die freie Meinungsäußerung fördern“, sagt der Meta-Zampano. In Kalifornien sei „die Befangenheit zu groß“. Das ist, fein säuberlich versteckt hinter der Abschaffung der Faktenchecker, nicht weniger als eine Kulturrevolution.

Denn mit zwei kurzen Unterbrechungen wird Texas seit 1979 von Gouverneuren der Republicans regiert (einer von ihnen war der spätere US-Präsident George W. Bush). Der zweitgrößte Bundesstaat der USA hat 29 Millionen Einwohner und ist die wichtigste konservative Bastion des Landes.

Kalifornien ist der exakte Gegenentwurf. Seit 1999 wird der mit 39 Millionen Menschen größte US-Bundesstaat von Gouverneuren der Democrats regiert. Einzige Ausnahme: Arnold Schwarzenegger – und selbst er steht den Linken näher als den Republicans, mehrfach sprach er sich gegen Donald Trump und für Kamala Harris aus. Die kommt, wie passend, übrigens auch aus Kalifornien und war dort Generalstaatsanwältin. Ebenfalls aus Kalifornien kommt die mittlerweile 84-jährige Nancy Pelosi. Sie sitzt seit 1979 für San Francisco im US-Abgeordnetenhaus und gilt als weiblicher Darth Vader der Democrats.

Bei uns verbinden die meisten Menschen Kalifornien mit Sonne, Strand und Surfen. Die Songs der Beach Boys haben in Deutschland eine große Wirkmacht. Und das Bild, das sie erzeugen, hat eine erstaunliche Halbwertszeit. In den USA dagegen hat Kalifornien, jedenfalls außerhalb von Kalifornien, inzwischen einen durchweg miserablen Ruf. Einst hatten das Wetter, die Wellen und die Weine aus dem Napa Valley dafür gesorgt, dass zahllose junge Technikbegeisterte hierher umsiedelten und Firmen gründeten. So entstand das „Silicon Valley“, das Weltzentrum der digitalen Revolution.

Vom einstigen Glanz ist nichts mehr übrig. Massenentlassungen in der Tech-Industrie und Milliarden-Betrügereien in der Krypto-Branche prägen heute das Bild. „Dem Silicon Valley gehen die guten Ideen aus“, schrieb der „Spiegel“ schon vor zwei Jahren: Und der muss es wissen.

Sinnbild des Niedergangs: San Francisco

Im Zentrum der Stadt mit der goldenen Brücke „riecht es überall nach Urin, Kot und Erbrochenem“, berichtete kürzlich – und zutreffend – die „Berliner Zeitung“. Unzählige Obdachlose haben die Bürgersteige ganzer Straßenzüge mit Zelten vollgestellt. Bis vor kurzem gab es eine regelrechte Zeltstadt vor dem Rathaus.

Als eine der ersten Großstädte der USA hatte sich San Francisco zur sogenannten „Zufluchtsstadt“ („Sanctuary City“) erklärt: Man lud illegale Einwanderer, auch solche ohne jedwedes Personaldokument, dazu ein, in die Stadt zu kommen. Dafür bekannte sich San Francisco offen zum Rechtsbruch und kündigte an, Bundesgesetze und Verordnungen zur Festnahme und Abschiebung illegaler Migranten einfach nicht mehr umzusetzen.

Als Donald Trump in seiner ersten Amtszeit San Francisco und den anderen „Zufluchtsstädten“ die Bundesmittel kürzte, klagten sie dagegen. Die Regeln aus Washington wollte man nicht befolgen, das Geld aus Washington wollte man aber schon haben.

Kleinere Verbrechen werden in der Stadt schon längst nicht mehr strafrechtlich verfolgt. Wundersamerweise steigt die Kriminalitätsrate unaufhörlich. San Francisco gilt heute als wichtigster Umschlagplatz für die verheerende Droge Fenthanyl. Überall sieht man am hellichten Tage Süchtige, die Beschaffungskriminalität ist längst außer Kontrolle. Viele Geschäfte in bester Lage stehen leer, oft sind Eingänge und Fenster mit Holzlatten verbarrikadiert. Schilder – auch an vielen geparkten Autos – weisen darauf hin, dass sich ein Einbruch nicht lohnt, weil es hier eh nichts zu holen gibt.

Eine weitgehend fehlende Wohnungsbaupolitik hat (ähnlich wie in Berlin) die Mieten und Kaufpreise in den vergangenen Jahren explodieren lassen. Etwa 35.000 Menschen gelten in und um San Francisco als obdachlos.

Willkommen in Kalifornien.

Natürlich gibt es in dem Bundesstaat nach wie vor auch unermesslichen Reichtum. Die meisten normalen Bürger haben davon aber nichts. Vor allem die Wohlhabenden sind es auch, die die extreme woke Ideologie in Kalifornien etabliert haben – über die selbst eher linke Amerikaner in anderen Bundesstaaten inzwischen oft nur noch den Kopf schütteln.

Es gibt dafür ein kleines, aber sehr anschauliches Beispiel: Die Kalifornier sind dafür bekannt, eine US-weit einzigartige Angst vor Krankheiten zu haben, vor allem vor Krebs. Das wird von Umfragen immer wieder bestätigt. Der Gesundheitswahn wird ausgerechnet von Hollywood enorm angefacht – also von der Filmindustrie und ihren Protagonisten, von denen nicht wenige kiloweise Silikon im Körper mit sich herumtragen und pro Monat öfter beim (plastischen) Chirurgen liegen als andere Menschen im ganzen Leben.

Jedenfalls gibt es in Kalifornien das berüchtigte „Gesetz 65“. Das listet alle Stoffe auf, die man in Kalifornien für krebserregend hält. In den anderen Bundesstaaten hält man viele dieser Stoffe für völlig unbedenklich. Aber in Kalifornien muss vor ihnen gewarnt werden, so lautet das örtliche Gesetz.

Hersteller von, sagen wir, Fernsehern zum Beispiel können sich also entscheiden: Entweder, sie verkaufen ihre Ware nicht in Kalifornien – das ist wirtschaftlich unklug, weil es halt der größte Markt der USA ist. Oder sie bringen nur in Kalifornien besondere Warnhinweise an ihren Produkten an – was die Produktionskosten erhöht und unnütz kompliziert ist. Oder sie machen einen Warnhinweis, der kalifornischem Recht entspricht, an alle Produkte überall in den USA – das ist die betriebswirtschaftlich sinnvollste Lösung.

Und so finden US-Bürger, die in New York einen Fernseher kaufen wollen, dann dieses Schild auf der Verpackung: „Dieses Produkt kann Chemikalien enthalten, von denen man im Bundesstaat Kalifornien weiß, dass sie Krebs, Geburtsschäden oder andere Fortpflanzungsprobleme verursachen.“

Kalifornien ist für immer mehr Amerikaner kein Sehnsuchtsort mehr, sondern nur noch ein abschreckendes Beispiel. Eine realitätsferne Leitkultur mit viel Geld – Hollywood – hat eine unfähige Politikerkaste erzeugt. Die hat ein gesellschaftliches Klima gefördert, in dem die Wirklichkeit verachtet wird, wenn sie den eigenen Wünschen nicht entspricht.

Das ist kein Umfeld, um wirtschaftlich innovativ, produktiv und dauerhaft erfolgreich zu sein. Diese Erkenntnis hatte zuerst Elon Musk – und hat das Tesla-Hauptquartier von Kalifornien nach Texas verlegt.

Jetzt folgt Mark Zuckerberg – und verlegt ebenfalls seine gesamte Moderationsabteilung von Kalifornien nach Texas. Auch er meint: Für Menschen, die gesellschaftliche Diskussionen auf großen Plattformen weltanschaulich neutral moderieren sollen, ist der „Golden State“ kein geeignetes Arbeitsumfeld.

Natürlich werden wohl nicht wenige Meta-Moderatoren lieber kündigen, als vom woken Kalifornien ins konservative Texas umzuziehen. Und vermutlich ist Zuckerberg das ganz recht. So wird er vergleichsweise stressfrei eine ganze Reihe von Mitarbeitern los, die seiner neuen Linie sicher nicht ohne Widerstand gefolgt wären.

Der Baum brennt in Kalifornien.

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