Gleich mehrere Fälle zeigen, dass vom Iran angeheuerte Kriminelle Anschläge gegen Israelis in Europa ausführen sollen. Mehrfach hintereinander gab es solche Attentate in Frankreich – doch die Spur führt auch nach München. Kontaktleute rekrutieren die Mullahs im Drogenmilieu.
Es ist der 2. Januar 2024, 2 Uhr in der Nacht, als in einem Unternehmen nördlich der französischen Stadt Toulouse ein Feuer ausbricht: „Der Brand erreichte ein beeindruckendes Ausmaß, bevor er von der Feuerwehr unter Kontrolle gebracht werden konnte“, schreibt noch am selben Tag eine französische Zeitung. Es gibt Schäden in Verwaltungsräumlichkeiten; die Produktion bleibt von den Flammen aber offenbar unberührt.
Bei der Firma handelt es sich um ein Unternehmen im Bereich der Mikrobewässerung. Gegründet wurde es in Israel, Chef ist ein Israeli. Auffällig: Es ist der dritte Brand innerhalb weniger Tage in Frankreich, der einen Bezug zu Israel aufweist. Nur einen Tag darauf soll noch ein weiterer Folgen. Kann das Zufall sein?
Aus deutscher Sicht alarmierend: S. trieb sich auch in der Bundesrepublik herum. Den gesamten Fall konnte die französische Internet-Zeitung Mediapart aufrollen, die sich dazu auf vertrauliche Dokumente stützt. Mediapart teilte ihre Quellen im Rahmen eines Recherchenetzwerks mit zahlreichen weiteren Publikationen, sodass nun mehrere Medien, darunter auch der Spiegel, über den Vorgang berichten.
Dabei ergibt sich ein beunruhigendes Bild: Denn laut den Recherchen reiste Abdelkarim S. im April dieses Jahres gleich zwei Mal nach München und kundschaftete dort das Unternehmen eines jüdischen Paars mir Israel-Bezügen aus. Ermittler hatten zu diesem Zeitpunkt bereits Hinweise auf den Hintergrund von S. erhalten; die Deutschen waren durch Frankreich über die Einreise informiert worden.
S. konnte daher verfolgt werden. Seine Beschatter beobachteten, wie er zahlreiche Fotos von einem Gebäude in der bayerischen Landeshauptstadt machte, selbst die Klingel abfotografierte. Schon zuvor hatte sich S. demnach auch in Berlin herumgetrieben. Dort soll er einem israelischen Anwalt aus dem Berliner Westen hinterherrecherchiert haben. Mediapart zitiert seine Quellen damit, dass es um eine sehr bekannte Persönlichkeit gehe, deren Ermordung „für internationale Medienberichterstattung gesorgt hätte“.
Wer ist dieser S.? Den Berichten zufolge stammt er aus dem französischen Banden- und Drogenmilieu. 2015 soll er an der Ermordung zweier Mitglieder einer rivalisierenden Gruppe beteiligt gewesen sein. Dafür wanderte er ins Gefängnis. Dort geriet er auch in Kontakt mit Sedat K. Der soll als Kontaktmann zum Kopf der Zelle Ümit B. gedient haben. B. wiederum, ein türkisch-französischer Verbrecher, wird im Iran vermutet – wo er seine Aufträge vermutlich aus den Reihen des islamischen Regimes entgegennimmt.
Das Gesamtkonstrukt basiert möglicherweise auf einem einfachen Deal: Der Iran versteckt den Großverbrecher B. vor den europäischen Fahndern, dafür organisiert dieser für die Mullahs antiisraelischen Terror in Europa. Es ist kein unbekanntes Muster: Mediapart zitiert aus einem Bericht des französischen Inlandsgeheimdienstes, wonach der Einsatz von Stellvertretern aus dem Umfeld der Organisierten Kriminalität „charakteristisch für den iranischen Staatsterrorismus“ sei.
Tatsächlich erinnert der Fall unter anderem an Informationen, mit denen der Mossad im Mai an die Öffentlichkeit gegangen war: Seinerzeit machte der israelische Geheimdienst bekannt, dass die schwedische Verbrecherbande „Foxtrot“ im Dienst des Iran stehe, um Terror gegen Israel zu verbreiten. Demnach war sie verantwortlich für einen Granatenwurf auf das Gelände der israelischen Botschaft in Stockholm im Januar.
Hinter einem versuchten Schussattentat im Mai, ebenfalls auf die israelische Botschaft in Stockholm, stand demnach wiederum eine rivalisierende Bande. Der schwedische Geheimdienst bestätigte seinerzeit die Einschätzung, dass der Iran für Anschläge auf kriminelle Netzwerke zurückgreift. Die kroatische Zeitschrift Nacional zitiert im Kontext der aktuellen Enthüllung einen Mossad-Vertreter mit den Worten, es gebe im Iran „mindestens vier oder fünf große europäische Drogendealer“, die von dort aus kriminelle Aktivitäten in Europa betrieben.
Unterdessen streitet Abdelkarim S. seine Aktivitäten laut den Berichten nicht ab. Aber er behauptet, ein Mithäftling habe ihn für dessen Freund angeheuert. Er habe ihm erzählt, der Freund sei von einer Firma in Deutschland betrogen worden. In diesem Kontext habe er dann in München Informationen sammeln sollen. Vom Hintergrund des iranischen Staatsterrors will er nichts gewusst haben.
Der Vorgang zeigt deutlich die Gefahr auf, die vom iranischen Staatsterror ausgeht. Es ist davon auszugehen, dass vor allem dank ausländischer Hilfe noch nichts Größeres passiert ist. Im aktuellen Fall spielte Deutschland eher eine unrühmliche Rolle: Im Frühjahr stach ein Staatsschützer Informationen über die Umtriebe von Abdelkarim S. an den Focus durch, der daraufhin Ende April einen Bericht veröffentlichte. Der Vorgang sprengte die verdeckten Ermittlungen und zwang die Polizei in Frankreich zum sofortigen Zugriff. Im Juli teilte die bayerische Staatsregierung mit, dass wegen der Durchstecherei strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet worden seien.
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Ca. 135 Tausend Iraner leben in Israel. Ca. 9800 Juden leben im Iran. “Dies ist dennoch die aktuell größte jüdische Gemeinde eines Landes in der islamischen Welt”. Wikipedia. 95000 Juden leben in Deutschland. 304 Tausend Menschen mit iranischen Hintergrund leben in Deutschland. Bisher hat man noch nichts gehört das die Juden im Iran gegängelt werden. Auch in Deutschland gehören Iraner nicht zu denen, die durch Messerattacken auffallen. Haben wir nicht andere Sorgen?
Ich bin immer überrascht, dass französische Nachrichtendienste besser über illegale Vorgänge in Deutschland Bescheid wissen als deutsche Behörden. Man will es wohl hier nicht zur Kenntnis nehmen oder eher unterdrücken.
Unsere Schlapphüte dürfen nicht so wie deren Kollegen in anderen Ländern. Datenschutz nennt man das.
Ach, sie meinen den Staatsterror. Ich dachte erst sie meinen unseren. Puuh. Glück gehabt.