Wie der Kanzler die Kontrolle abgibt

Olaf Scholz weiß, dass „das alles nicht funktioniert“. Ändern will er selbst trotzdem nichts am deutschen Asylwesen. Die CDU in Brandenburg sieht erneut einen „Kontrollverlust“. In Sachsen kommen immer mehr Asylbewerber abhanden. Immer mehr Orte sind derweil im Griff von Kriminalität und Unsicherheit infolge der verfehlten deutschen Asylpolitik.

IMAGO / Manfred Siebinger
Bundeskanzler Olaf Scholz am 18. August 2023 in Salzburg, Österreich

Letztes Jahr waren 75 Prozent der illegalen Migranten in Österreich vorher in keinem anderen EU-Land registriert worden, obwohl sie im Regelfall mindestens eins, meist sogar mehrere Länder durchquert haben müssen. An deutschen Grenzen ist der Zustand seit Jahren kein anderer. Und doch kann das eine Bundesregierung wie diese nicht zu einer Ausweitung der Grenzkontrollen bewegen.

Olaf Scholz verkündete am Samstag aus Salzburg, wo er sich mit dem Österreicher Karl Nehammer traf, dass die Grenzkontrollen zu Österreich natürlich fortgesetzt werden. Er sprach auch davon, dass man „das ganze System auf gute Füße stellen“ müsse und dass „das alles nicht funktioniert“. Das sind so Sprüche, die man sich auch in Osnabrück zwischen Kate und Kneipe zuraunen könnte. Und komplexer wird es bei diesem Bundeskanzler vermutlich auch nicht mehr.

Aber solange das Asylsystem so beschädigt ist, wie Scholz bei weitgehender Untätigkeit immerhin zugibt, verzeiht sich auch der Internationalist im Kanzleramt die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Österreich, die er zufällig geerbt hat und wo man sich eben auch „mal ganz pragmatisch helfen“ müsse. Alles nur eine Ausnahme vom großen Plan.

Für die Grenze zu Polen scheint das gleiche nicht zu gelten, obwohl sie die Grenze zu Österreich als Hotspot illegaler Wanderungsbewegungen abgelöst hat. Wahrscheinlich noch nicht lange genug (erst ein halbes Jahr), als dass ein sozialdemokratischer Kanzler und seine Innenministerin reagieren müssten. Scholz denkt lieber an „Migrationspartnerschaften“, die den deutschen Heißhunger nach möglichst billigen Arbeitskräften sättigen sollen. Niemand weiß, wie lange der Hunger anhält. Die „Arbeitskräfte“ aber werden bleiben. In München sagte Scholz nun laut einer enthusiastischen SPD Bayern: „Die Zukunft ist gut, sie ist demokratisch und frei. Sie besteht aus einem Land, in dem wir unterschiedlich sind und gut und gerne zusammenleben.“ War das nicht das CDU-Programm gewesen?

Scholzens Aussagen dienen nur dem taktischen Ziel, das Thema Migration unter der sozialdemokratischen Wahrnehmungsgrenze zu halten. Bei allen Wahlbürgern wird er dabei keinen Erfolg haben. Primär betroffen von der neuen illegalen Migrationsroute sind die Bundesländer Brandenburg und Sachsen, später auch alle anderen Bundesländer. Migrationsnotizen aus einem Land, das anscheinend nach illegalen Einreisen giert wie nach kaum etwas anderem. Und aus der mitbetroffenen engeren Nachbarschaft.

Sachsen vermisst Asylbewerber

In Sachsen werden 478 Asylbewerber vermisst. Dass musste der sächsische Innenminister Armin Schuster (CDU) nun in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Sebastian Wippel (AfD) einräumen, wie Bild berichtet. Die Zahl der abhandengekommenen Antragsteller hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr (damals 185 Personen) mehr als verdoppelt. Eine erste Vermutung war, dass es sich um Doppelidentitäten handelt, aber das erklärt den Anstieg nicht. Vermutlich werden diese Migranten irgendwann in anderen Bundesländern auftauchen und dort die Laufbahn des Asylbewerbers starten, ohne die sie nur schwer an Leistungen wie Unterkunft und Verpflegung kämen.

Viele im Netz quittierten diese unabsichtliche Vermisstenanzeige mit Ironie und Spott, nach dem Motto: „Bitte nicht suchen!“ Andere gehen davon aus, dass sie sich in die größeren Städte oder die Unterwelt abgesetzt haben.

Brandenburg: Stübgen stöhnt und integriert weiter

In Brandenburg schimpft der CDU-Innenminister derweil wie ein Rohrspatz auf die Ampel. Im uckermärkischen Prenzlau brennt laut Bild die Luft. 300 Migranten sollen dort in ein ausrangiertes Bürohochhaus einquartiert werden. Die Einheimischen, inklusive Bürgermeister, finden es ungeeignet und sagen „Heimkoller“ voraus. Das Gebäude wäre also nicht nett genug gelegen. Ob das wirklich die Politik gegen den allseits befürchteten Rechtsruck ist? Die AfD hatte derweil großen Erfolg bei der Sammlung von Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu dem geplanten Heim: 13.030 unterschrieben in kürzester Zeit im Heimatkreis der einstigen Teflon-Kanzlerin.

Nun sagte Stübgen: „Die Menschen spüren, dass wir die Kontrolle über die illegale Migration verloren haben.“ Man möchte zur Gegenfrage ansetzen: Erst jetzt? Doch Stübgen meint, dass in diesem Jahr eine neue Stufe des Kontrollverlustes erreicht wird. Hatte man sich bisher sieben Jahre lang mit der Asyl-Infrastruktur, die 2015 und 2016 entstand begnügt und damit sein Auskommen gefunden, dann ist dieses Jahr klar, dass diese Infrastruktur nicht mehr reicht – am Ende des Jahrs noch weniger.

Die brandenburgische CDU und mit ihr Innenminister Michael Stübgen rühmen sich derweil, durchgesetzt zu haben, dass chancenlose Flüchtlinge künftig 18 statt nur drei Monate in den Erstaufnahmen des Landes verbleiben müssen. Was der Aufschub an Positivem bewirken soll, bleibt vollkommen schleierhaft, zumal ja auch Stübgen selbst versichert hat, die Migranten sollten in den Landeslagern natürlich auch „integriert“ werden.

Hessen: Drogensüchtige Algerier stehlen und belästigen im ICE

Polizeimeldungen zum Thema „Asylbewerber“ zu finden, ist dabei nicht schwer. Aus dem gesamten Bundesgebiet finden sich tages- bis wochenaktuelle Berichte, aus denen ersichtlich wird, dass Asylbewerber in Deutschland stehlen, sexuell belästigen und unerlaubt Leistungen in Anspruch nehmen.

An einem Montagmorgen im August fielen einer Gießenerin zwei oder drei Autoaufbrecher auf. Festgenommen wurde in der Folge ein 28-jähriger marokkanischer Asylbewerber, bei dem die Beamten auch einen Teil des Diebesguts fanden: Mobiltelefone, ein Navi und weiteres technisches Gerät. Fußnote: In Gießen befindet sich die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen. Ist es da ein Wunder, dass immer mehr Orte sich der Zuweisung von Asylbewerbern verweigern und auf Gefahren für sich und die Ihren verweisen? Erst am 28. Juli war ein 26-jähriges marokkanischer Asylbewerber in eine Wohnung eingebrochen, wo er ein Handy, einen Laptop und ein Tablet stahl. Der Besitzer konnte – Glück im Unglück – die Geräte über sein Zweithandy orten.

Drei Tage später waren zwei algerische Asylbewerber (29 und 32) im ICE von Frankfurt nach Dresden unterwegs, und zwar ohne Fahrschein. Im Zug berührten sie zuerst eine 19-jährige Dresdnerin unsittlich. Weiterhin versuchten sie einem anderen Reisenden die Apple-Airpods zu stehlen. Doch damit gingen die beiden offenbar zu weit. In Fulda griff die Bundespolizei auf sie zu, stellte weiteres Diebesgut sicher, darunter „eine Spiegelreflexkamera, ein Nokia-Handy sowie ein Damenfahrrad“ (!). Weiter im Text der Pressemitteilung: „Im Verlaufe der polizeilichen Maßnahmen zeigten die Männer Entzugserscheinungen, da beide offensichtlich Betäubungsmittel konsumieren. Aufgrund ihres Gesundheitszustandes kam das Duo mit einem Rettungswagen in das Fulda Klinikum.“ Nun läuft ein Strafverfahren wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung, Diebstahls und auch wegen des Erschleichens von Leistungen.

Vom Vorteil des Zurückweisens

Was Zurückweisungen an deutschen Grenzen nützen können, zeigten Bundespolizisten im bayerischen Lindau. Am 19. Juli griffen sie einen 29-jährigen Pakistaner auf, der eine Verlustbescheinigung über seinen abgelaufenen italienischen Aufenthaltstitel dabei hatte. Zudem war er in Deutschland zur Abschiebung ausgeschrieben. Er war im Sommer 2015 nach Deutschland gekommen. Sein Asyl war abgelehnt worden, und so tauchte er in Italien unter und stellte einen neuen Asylantrag. Man dachte eigentlich, in solchen Fällen würden EU-Staaten einmal ihre Daten abgleichen. Offenbar war das zumindest in der Vergangenheit nicht so. Zuvor war der Pakistaner schon in Ungarn als Asylbewerber registriert worden.

Zusammen mit zwei anderen Landsleuten ohne gültige Einreisepapiere wurde der Pakistaner in Zurückweisungshaft gebracht. Nun sei geplant, die Migranten auch wirklich abzuschieben. Ob es passiert ist, weiß man dadurch freilich noch nicht. Die Bundespolizei titelt jedenfalls schon einmal euphorisch: „Mit dem Bus nach Deutschland, mit dem Flugzeug ins Heimatland“. Fehlt nur noch die Lederhose im Gepäck. Und diese Zurückweisung, so viel Zeit sie auch in Anspruch nahm, stellt zumindest eine partielle Erfolgsgeschichte dar, die sich aber die Bundesregierung unter Olaf Scholz chronisch weigert, auf alle betroffenen Grenzen auszudehnen.

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Kommentare ( 100 )

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pcn
1 Jahr her

Scholz weiß, dass die Masseneinwanderung Deutschland nicht nur finanziell destabilisiert, sondern auch noch viele Opfer von Gewalt und Diebstahlsdelikten fordern wird. Unhaltbare Zustände können und wollen wir Bürger nicht tolerieren. Ich wäre dafür, auch unmittelbaren Zwang, sprich Gewalt anzuwenden, und rigoros die Zurückweisung an den Grenzen durchzusetzen. Es geht um das Grundrecht der Bürger, dass sich eine Regierung um die Sicherheit der Bürger kümmert und nicht um das Gefasel von Grünen, Linken, Pro Asyl und der NGOs, dass jeder Einzelfall zählt. Die Menschenwürde steht auch der einheimischen Bevölkerung zu. Schutz vor kriminellen Subjekten steht der Menschenwürde nicht entgegen. Als Politiker… Mehr

Siggi
1 Jahr her

Der hat doch nur den Titel. Der Fred könnte doch nicht einmal eine Bratwurst verkaufen. Was hat die Merkel uns da nur vor dei Nase gesetzt. Nun verstehe ich auch die politischen Entscheidungen der Alleinherrscherin Merkel. Mit dem Vizekanzler, konnte sie alles allein entscheiden. Ich hoffe sehr., dass wir die Merkel noch verurteilt sehen; von wem auch immer.

Bea McL
1 Jahr her

Wie soll man denn die Tausenden Ahmeds, Alis und Mohameds, inklusive zig verschiedener Schreibweisen, auseinanderhalten, geschweige denn wiederfinden, wenn sie erst einmal hier sind? Von den aus der Vergangenheit bekannten Mehrfach-Aliassen ganz abgesehen.
Die Politiker haben komplett die Kontrolle über dieses Land und seine illegalen Migranten verloren. Das einzige was sie noch massiv kontrollieren (und bis auf die Haut schröpfen) sind wir Deutsche!

AlexR
1 Jahr her

Scholz gibt die Kontrolle ab? Ernsthaft jetzt? Er gibt etwas ab, was er noch nie besessen hat!

Siggi
1 Jahr her
Antworten an  AlexR

Scholz ist immer noch der Hermes der Merkel.

Last edited 1 Jahr her by Siggi
Cubus
1 Jahr her

Irre!, aber vielleicht auch nicht irre, wenn man davon ausgeht, dass bald das große Massensterben beginnt, wie der durchaus seriöse Dr, Cholakian, immerhin Mitarbeiter von CERN, ein Quantenphysiker mit Passierschein für das Weiße Haus, für die nächsten Jahre voraussagt. Vielleicht kann Tichy da mal recherchieren.

ketzerlehrling
1 Jahr her

Sollte die Massenmigration nach Deutschland vor allem überhaupt kontrolliert werden, oder gar begrenzt? Ich denke nicht. Also ist es so wie geplant und wenn, dann ist es in der Tat Aufgabe, Kapitulation und das Nachsehen haben die Kartoffeln und nur sie, die so dumm sind und arbeiten und die als Rentner Steuern und Beiträge zahlen für die ganze Welt.

Innere Unruhe
1 Jahr her

Wer war eigentlich der letzte Kanzler, der soetwas wie eine Autorität war und eine echte Kompetenzinstanz mit Führungsqualität darstellte?

DiasporaDeutscher
1 Jahr her

Grenzkontrollen sind Quatsch. Das Asylrecht für Nichteuropäer abzuschaffen und kein Geld zu verschenken würde völlig genügen. Wer in Deutschland ohne gültiges Visum erwischt wird, müsste sofort in Abschiebehaft kommen. So machen das zig andere Länder…

Innere Unruhe
1 Jahr her
Antworten an  DiasporaDeutscher

Richtig. Asylrecht soll es überhaupt nicht geben.
Es gibt die UNO Lager. Dort ist das Recht den Asylanten zu gewähren. Freie Wahl des Ziellandes ist zu unterbinden.

Fatmah
1 Jahr her

Wie lange geht das noch so weiter das jeden Tag um die 1000 Menschen in unser Sozialsystem einziehen? 500.000 Syrer beziehen laut WELT Bürgergeld in Deutschland, dazu kommen noch viele hunderttausend andere „Zuwanderer“ die nur Geld kosten und zum Teil unsere Städte in No-Go Areas verwandeln.
Und das soll Human sein? Ist es Rechtsextrem an sich selbst zu denken und seine eigenen Bürger zu schützen? Diese Politik ist die Asozialste in der Geschichte dieses Landes, den Bürgern gegenüber.

DiasporaDeutscher
1 Jahr her
Antworten an  Fatmah

Deutsche Bürger sind Zwangsarbeiter zur Finanzierung der von Ihnen beschriebenen Zustände ?

Innere Unruhe
1 Jahr her
Antworten an  Fatmah

500.000 Syrer. Was ist mit den Syrerinnen und deren Kindern?
Die Zahl schein mir zu niedrig. Wurden da etwa Haushalte gezählt?
Überhaupt fehlt die kummulierte Zahl. Wieviele Asylanten mit Nachzug sind überhaupt im Land?

jwe
1 Jahr her
Antworten an  Innere Unruhe

Da muss ich Ihnen Recht geben. Wenn ich bei uns in einer Kleinstadt mit 30.000 Einwohner in der Innenstadt heute sehe, wie viele Frauen und Mädchen sich mit Kopftuch und Talar bis auf die Erde und Kinderwagen sowie Kleinkind im Schlepptau dort aufhalten, komme ich mir fast vor wie in Afrika oder Arabien. Gefühlt haben die eingeborenen Europäer schon fast die Minderheit. Das sich weiße Frauen abends in der Innenstadt allein nicht mehr sicher fühlen, kann ich voll und ganz verstehen. Aus meiner Familie traut sich da keine mehr allein „unters Volk“.

Axel Fachtan
1 Jahr her

Bei Honecker und Mielke und Ulbricht hatte der unauffällige Durchschnittsbürger mehr Perspektive als bei Scholz, Habeck und Lindner. Vom Grenzschutz haben die auch deutlich mehr verstanden. Damals gab es noch den großen Systemgegensatz. Die mussten dem Durchschnittsbürger was organisieren, damit er nicht stiften geht. Wo soll er denn heute hingehen der Otto Normalverbraucher ? Der Westen ist nur noch transatlantische Besatzungszone. Die müssen den Deutschen nichts mehr organisieren, was für sie gut ist. Denen reicht es, Nordstream zu sprengen und den Krieg in der Ukraine anzuheizen. Wenn die wirtschaftliche Freiheit der Deutschen aus dem eigenen Lager hinaus ganz und gar… Mehr