Plötzlich kritisiert der russische Außenminister Sergej Lawrow das Regime von Ex-Präsident Baschar al-Assad. Offenbar will Moskau seinen privilegierten Draht nach Damaskus behalten – und damit auch seine Militärbasen. Der russische Bär bleibt auf der Weltbühne.
Dass die geopolitischen Karten derzeit neu gemischt werden, ist auch Laien nicht entgangen. Experten haben in den vergangenen Wochen mehrfach gemutmaßt, dass es bei Syrien und der Ukraine einen Deal geben könnte. Dass Donald Trump sich Frieden wünscht – in welcher Form auch immer – ist bekannt. Dass die Russen Syrien aufgeben, um die Ostukraine zu gewinnen, darüber spekulierten Beobachter auch deswegen, weil der Umsturz in so kurzer Zeit erfolgte, es anders als beim US-Abzug aus Afghanistan aber keine vergleichbaren russischen Bilder gab.
Freilich: Der Verlust des Verbündeten Baschar Al-Assads bedeutet einen Machtverlust für Russland, allerdings erst in zweiter Linie. Eigentlicher Verlierer ist der Iran. Dass Russland offenbar auch mit dem neuen Regime seinen Luftwaffenstützpunkt bei Latakia und seinen Flottenstützpunkt in Tartus behalten kann, ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
So sollte die Ansage von Russlands Außenminister Sergej Lawrow nicht verwundern, wenn er erklärt: „Wir können bereits jetzt sagen, dass einer der Gründe für die Verschlechterung der Lage die Unfähigkeit der damaligen Regierung war, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung im sich hinziehenden Bürgerkrieg zu befriedigen.“
Eine solche harsche Kritik an Assad war man bisher aus Moskaus Mund nicht gewöhnt. Andererseits geht das neue Regime in Damaskus auf Kuschelkurs mit dem Bären. Ahmed al-Scharaa, bisher unter seinem Kampfnamen Abu Muhammad al-Dscholani bekannt und Anführer der Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS), hat erst letzte Woche die historischen Beziehungen zu Russland betont. In einem BBC-Interview räumte er demnach die Möglichkeit ein, dass Russland seine Basen behalten könnte.
Die insbesondere in den EU-Mitgliedsstaaten gehegte Hoffnung, Russland müsste seine Truppen nach Libyen evakuieren, oder würde wenigstens als Einflussmacht in Syrien ausscheiden, dürften damit deutlich getrübt worden sein. Dass Russland sich im Gegenzug von Assad distanziert, erscheint als logischer Schachzug. Die russische Presse ist – ähnlich wie die westliche Presse – dazu übergegangen, von einer „bewaffneten Opposition“ zu sprechen denn von „terroristischen Gruppen“, wenn nun die HTS erwähnt wird.
Mit den Islamisten im einstigen Kernland der Aramäer haben sich demnach wohl Washington, Brüssel, Moskau und damit insgeheim auch Peking arrangiert. Das bedeutet kein Ende des Konfliktes, denn die kurdische Frage ist auch drei Wochen nach dem Umsturz nicht gelöst. Dass das Schicksal der Kurden und Christen in der Region die „global players“ jedoch nie interessiert hat, ist eine genauso wenig neue Erkenntnis wie das pragmatische Handeln der Protagonisten, wenn sich dadurch größere Verluste vermeiden lassen. Im Fall der Ukraine wird das nicht anders aussehen.
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Es könnte durchaus sein das die Türken die Russen in die Aktion eingebunden haben. Eventuell bekam Assad beim letzten Besuch in Moskau sogar reinen Wein eingeschenkt. Die Evakuierung ab Zeit X war bestimmt geplant. Der Verbleib der beiden Stützpunkte gehört zum Gesamtpaket.
Ich glaube nicht an Zufälle auf diesem Pflaster. Und selbst wenn es nicht so war, würde ich sagen: Saladin würde es auch so machen.
„Mit den Islamisten im einstigen Kernland der Aramäer haben sich demnach wohl Washington, Brüssel, Moskau und damit insgeheim auch Peking arrangiert.“
Und Berlin nicht?
Russland hat große, eigene Rohstoffreserven, die es in die ganz Welt verkaufen kann. Man hat auch genug eigenes Land, aber zu wenig Menschen, um sich selbst zu verteidigen. Und er Kaukasus, ist mit 50 Millionen Muslime eigentlich auch verloren. Syrien kann man nur aufgeben und dem Chaos überlassen.
Assad wurde überfallartig gestürzt und mußte flüchten und in dieser Situation kann man nichts mehr retten oder eine Gegenoffensive beginnen, was aber derzeit nicht günstig für die Russen erscheint und dennoch haben sie ihn aufgenommen, mit dem Restrisiko von Auslieferungsbegehren, wobei man derzeit davon ausgehen kann, daß keine der Parteien, das wirklich im eigenen Interesse durchsetzen will, wenn dabei weitere Turbulenzen entstehen könnten. Taktisch betrachtet sind die Russen doch große Meister in der Behandlung von Problemen, was man von den unsrigen nicht behaupten kann, denn sie wollen ihre Pfründe retten und das machen sie sehr geschickt, selbst wenn das Image… Mehr
Das perverse russische Militär rekrutiert die Kämpfer gegen seine orthodoxen Brüder in der UA vor allem aus Gegenden, wo der Muezzin sein Lied singt – da kann es sich keine antimuslimischen Misstöne leisten. Syrien hat jede Menge Überschusskerle … . Ist das was für den Russen? Wir hätten auch so ein, zwei Armeen von der Sorte. Die kann er dann aus Tartus mitschiffen. Die Türken helfen gerne mit, am Bosporus. Soo geht Realpolitik.
EU, gerade Deutschland und Aufrüstung, das Material wird Kosten. Bei 1.4 Kinder im Schnitt, kann sich dieses Land nicht leisten auch nur wenige zu verlieren – das sollte jedem klar sein.
Europa hat ohne einen dauerhaften, die Sicherheitsbedürfnisse beider Seiten berücksichtigenden Frieden mit Russland keine Zukunft. Bzw, eine sehr karge Zukunft ohne Wohlstand.
Noch einmal hat sich der alte Bär erhoben um die Wölfe vor seinen Toren abzuwehren.
Russland hockt mitten in der NATO, in der Oblast Kaliningrad, mit Grenze zu Polen/NATO. Von dort aus ist eine Rakete schneller in Berlin und Warschau als in Moskau. Das war schon so, bevor Polen und andere panisch in die NATO geflohen sind, als dies möglich geworden war. Letzteres wurmt den Bär, Kaliningrad hat er immer noch. Ganz Sicher. Schon gewusst? Ein Russland, das schön seine Tatzen bei sich behält ist in der Tat ideal für Europa – und für Russland. Die Russen sind sich selbst der schlimmste Feind. Den NATO-Russlandrat haben sie selbst verlassen, um die UA ungeniert anzugreifen. China… Mehr