Salvini klein zu reden verfängt bei einer fast Verdreifachung des Lega-Ergebnisses am Ende wohl nicht, der Legachef sitzt der Regierung weiter im Nacken - noch mehr als zuvor.
Dass Matteo Salvini mit seinem Mitterechtsbündnis die Wahl in der Emilia-Romagna gemessen am eigenen Ziel verloren hat, steht fest. Dafür kam mit Kalabrien eine weitere Region zu Salvinis Trophäensammlung seit 2018. Doch das unterschlugen die meisten Medien. Matteo Salvini soll als der Verlierer schlechthin dargestellt werden, obwohl die Lega mit Lucia Borgonzoni einen wahren Achtungserfolg erreichte. Stimmten anno 2016 nur 233.439 Bürger für die Lega, waren es nun knapp 688.000. Fast das Dreifache zugelegt.
Die PD und ihr Amtsinhaber Stefano Bonaccini feierten vor Freude und aus echter Erleichterung, obwohl so viele rote Wechselwähler zur Lega und den Fratelli d’Italia erst einmal verdaut werden müssen. Salvini klein zu reden verfängt bei einer fast Verdreifachung des Lega-Ergebnisses am Ende wohl nicht, der Legachef sitzt der Regierung weiter im Nacken – noch mehr als zuvor.
Was hatte die PD alles versucht, um Salvini zu bekämpfen und die Emilia-Romagna nicht zu verlieren. Und welche „mächtigen“ Unterstützer die PD urplötzlich hatte.
Das Ergebnis war so gesehen insgesamt eher dürftig dafür, dass die linksliberale Tageszeitung La Repubblica sich während des Wahlkampfes so sehr gegen Salvini positioniert und von jeder journalistischen Seriosität verabschiedet hatte.
Nicht nur, dass die Zeitung des linken Establishments vor wenigen Tagen noch in großen Lettern auf der ersten Seite verkündete, „Salvini löschen“, oder tilgen, nein, jetzt am Wochenende noch verglich die einst seriöse La Repubblica Salvini mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-Un.
Da blieb auch manch anderen Journalisten und auch Lesern des Blattes die Spucke weg. Es hagelte viel Kritik. Ist es nun tatsächlich schon so weit, dass Redaktionen ohne Scham und Verstand die absurdesten Vergleiche ziehen, um bloß aktivistisch Politik zu machen und Wahlen auf diese Art zu beeinflussen? (Erinnerungen an den Spiegel, Stern und Co. kommen spontan hoch, wenn es darum geht, den gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten als gigantischen Gorilla King Kong oder als blutrünstigen Kopfabschneider der Freiheitsstatue zu präsentieren.)
Der gesamte Artikel in der La Repubblica baute auf einen plumpen Vergleich anhand zweier Fotos, auf denen einmal Kim Jong-Un zu sehen ist, wie er auf einem Pferd durch den Schnee reitet, auf dem anderen Bild Salvini, kürzlich zu Besuch auf einer Pferdemesse in Verona, ebenfalls hoch zu Ross. Außerdem wurde noch erwähnt, dass sich beide für Waffen interessieren würden.
Dann waren da die Sardinen mit ihrem hohen moralischen Anspruch, die Werte und die Sprache in der Politik neu gestalten zu wollen, ohne Hass und Hetze, und was machten sie stattdessen? Sie selbst führten in der Wortwahl in der von ihnen verbal abgelehnten Weise und diffamierten ständig Salvini und dessen mögliche Wähler.
Urplötzlich war die Sardinen-Aktion sehr präsent so wie zahlreiche andere Bewegungen und Initiativen in westlichen Metropolen, aber offenbar doch nicht so spontan wie dargestellt, mit Unterstützung der PD und von Romano Prodi, die kaum öffentlich wurde. Ferner sagte Giorgia Meloni (Fratelli d‘ Italia) auf der Piazza del Popolo in Ravenna: Die Sardinen gaben sich als soziale Sardinen aus, versteckten aber wahre „Haie“ unter ihren Unterstützern.
Die Sardinen sowie die Linke stellten Salvinis weibliche Spitzenkandidaten ständig als ungeeignet und schwach dar. Hätte sich auch nur ansatzweise ähnliches von der Gegenseite zugetragen, der Vorwurf des Sexismus und der Diskriminierung wäre sofort in Stellung gebracht worden. Es war, das muss man sagen, ein unappetitlicher Wahlkampf von Linksaußen.
Total untergegangen sind die Cinquestelle. Eine Zäsur steht an – Di Maio hatte das sinkende Schiff drei Tage vor der Wahl eilig verlassen; das sagt eigentlich alles, so schnell und raketenmäßig wie die Cinquestelle (M5S) aufgestiegen waren, so schnell sank ihr Stern auch wieder. In Italien gibt es einen Spruch: vom Stall zu den Sternen und wieder zurück.
Italien wird zur Zeit von einer unbeliebten „Verliererregierung“ geführt. Das nagt an vielen Bürgern. Aber auch am Mitterechtsbündnis. Diese Regierung mit der PD und M5S bedeutet Stillstand.
Ein Mandatsträger der Fratelli d‘ Italia von Giorgia Meloni sagte zur Mittagszeit recht offenherzig in die Fernseh-Kameras, Italien werde von „lebenden Toten regiert“. Er wollte beinahe Zombies sagen.
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„Stimmten anno 2016 nur 233.439 Bürger für die Lega, waren es nun knapp 688.000. Fast das Dreifache zugelegt.“
Nach dem vorangegangenen Wahlergebnis hatte ich – erfolglos – recherchiert, nachdem die ÖR-Medien Salvini so demonstrativ als Verlierer dargestellt und das Ergebnis in Kalabrien teilweise ganz ausgeblendet hatten.
Vielen Dank dafür!
… und der Vorwurf „Lückenpresse“ trifft wieder einmal zu.
Nun ja, alles eine Frage des Standpunktes.
Da „verdreifacht“ (!) Salvini in der Emilia-Romagna die Stimmen seines Mitterechtsbündnisses, in Kalabrien gewinnt er sogar die Wahl, …und die deutschen Haltungsmedien bringen die große Schlagzeile „Salvini verliert die Wahlen“ (!).
Deutscher Qualitätsjournalismus anno 2020 !
Die PD ist mit einem blauen Auge davon gekommen und wäre schon dämlich sich in Sicherheit zu wiegen. Die M5S ist so gut wie erledigt und muss aufpassen nicht ganz zwischen PD und Salvini zerrieben zu werden. Dies würde noch weitere Wechselwähler mobilisieren
Und wenn sie jetzt nicht liefern, werden noch mehr den Wechsel wollen. Die Zeit arbeitet für Salvini.
Danke für interessante Fakten Herr Deriu!
Ich finde diese“Niederlage“ für Salvini sehr wichtig und lehrreich.
Es wäre vielleicht ungesund im Durchmarsch eine Region nach der anderen ohne Stolpersteine zu erobern. Jetzt kann Salvini richtige Schlüsse daraus ziehen, ohne zu euphorisch zu werden und mit Bedacht seine Strategie weiter verfolgen.
PD braucht vielleicht eine Esken als Erfolgsmodel wie Spd damit es wieder bergauf geht.?
Das er im „Homeland“ der Roten nicht auf Anhieb gewinnt, ist wenig überraschend. Zumindest für mich. Die Trägheit der Wähler ist erstaunlich. Die meisten sind „Gewohnheitstiere“ der Gattung Lemming. Wie in „Dummland“ …
Wenn ein National-Konservativer sozialpolitisch argumentiert, um unterprivilegierte Wähler zu erreichen, wird man ihn augenblicklich einen Nationalsozialisten schimpfen. Das würden sie heute auch über Adenauer und Erhardt, Brandt und Schmidt sagen. Kann man das solange aushalten, bis sich die Welle totgelaufen hat? Oder wird man dadurch selber radikalisiert? Salvini macht es gut, Meuthen auch. Mit Vernunft kommt man an die Massen m. E. erst heran, wenn sie leiden. Bitter das.
An der Nation ist nix verkehrt. Cf. GB – der Brexit hat schließlich auch geklappt.
Sprechverbote sind Denkverbote.
Ich glaube, daß gar zu viele immer noch unter reichweitenstarken Medien solche verstehen, die einst reichweitenstark waren. Ich vermute, daß die Fixierung auf „Sender“ und „Presse“ irrig ist. Deren Reichweite befindet sich im freien Fall, was bei den Druckerzeugnissen offensichtlich ist, bei den Öffis jedoch unter einer üppigen Zwangsalimentierung verborgen bleiben kann. Wenn jeder Zwangskunde ist, hilft das Zählen der Kunden nicht bei der Reichweitenmessung. Viele, die ich kenne, verfahren nach dem Motto, wenn ich sie schon bezahlen muß, so hilft es mir nicht, die verdorbene Mahlzeit auch noch zu essen. Meine drei Kinder zw. 12 und 22 nutzen den… Mehr
Hab mich eigentlich nicht gewundert, daß in den regierungstreuen Medien nicht viele Fakten zur Italienwahl standen. Insbesondere habe ich keine Gewinn-/ Verlustaufstellung gesehen, wie sonst üblich. Vewrmutlich paßt das gar nicht zum Jubelgeheul. Erinnert mich an eine alten Witz: Rußland und Amerika machen einen Ländervergleichskampf. Die Amis gewinnen. Die Prawda schreibt: Rußland strahlender Zweiter, Amerika zweitletzter.
Perfekter Vergleich, Volltreffer! 🙂
Stimmt schon! Das Problem ist nur, dass Existenzsicherung aus eigenen Kräften und konservative Gesinnung einerseits und staatsalimentiertes Laberbackentum und linxbizarre Gesinnung andererseits jeweils natürliche Paare bilden und daher auf unserer Seite wohl die Vernünftigeren zu finden sind, diese aber einfach nicht die Muße und meist wohl auch nicht den Magen haben, mit den grünverstrahlten Maultaschen auf deren eigenem Territorium in Wettstreit zu treten. So bleibt denn die Diskurshoheit leider bei neomarxistischen Plapperern und Mietmäulern. Der andere Punkt ist natürlich, dass es Kräfte gibt, die nahezu beliebige finanzielle Mittel in die „Volksaufklärung und Propaganda“ stecken können und ihre ganz eigene Agenda… Mehr
La Repubblica macht als italienisches Blatt immerhin noch Propaganda im eigenen Land, während der „Spiegel“ wohl denkt, seine Titelbilder würden in den USA wahrgenommen und dort wahlentscheidend. Passt zur Selbstüberschätzung an der Relotiusspitze. Aber das sind private Blätter, ist ja deren Sache. Weit übler sind da hiesige Staatsfunker einzustufen. Hörte man nach den Wahlen den DLF konnte man zum Schluß kommen, Salvini sei nach verheerender Wahlkatastrophe nunmehr am Ende, politischer Totalabsturz. Man war schon gezwungen dem Deutschlandfunk sehr genau zuzuhören um zu erfahren, daß dem wohl nicht so war und schon gar nicht die Sardinen eine spontane, jugendliche Bewgung sind,… Mehr
Interessanterweise ließ man dann einen Tag nach der Wahl erneut einen NGO-Schlepper mit über 400 Migranten an Bord einlaufen… offenbar befürchtete man den Eindruck, den die fortlaufende Flutung mit illegale Migranten auf das Wahlvolk machen würde.
Das sollten Sie genauer erklären, werter @ impact. Oder diejenigen, die Ihnen achtmal den Daumen hoch geben. Welchen Eindruck hatte denn „die fortlaufende Flutung mit illegalen Migranten“ auf die Italiener gemacht?
Öh, – dass haufenweise illegale Leute zuwandern?
Mittlerweile sind es 19 beim impact und null bei Ihnen. Tja, Wer dürfte hier wohl der Geisterfahrer sein?
Bei Ihnen, @ Epouvantail du Neckar, blüht nun wirklich die Ignoranz.