US-Secret Service unter Feuer – Direktorin Kimberly Cheatle tritt zurück

In der Anhörung zum Attentat auf Donald Trump geriet die Direktorin des United States Secret Service Kimberly Cheatle aus beiden politischen Lagern unter starken Druck. Einen sofortigen Rücktritt lehnte sie zuerst ab. Doch im aufgeheizten Wahlkampfklima war diese Verteidigungslinie nicht zu halten. Von Georg Etscheit

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Rod Lamkey
U.S. Secret Service Director Kimberly Cheatle, 22. Juli 2024.

In den USA überschlagen sich die Ereignisse. Jetzt musste die Direktorin des US-Secret Service, Kimberly Cheatle, in einer fünf Stunden langen Anhörung vor Kongressabgeordneten gravierende Fehler beim Personenschutz für Donald Trump eingestehen. „Dies ist das schwerwiegendste operative Versagen des Secret Service seit Jahrzehnten“, sagte Cheatle. „Ich übernehme dafür die volle Verantwortung.“ Cheatle arbeitet seit 22 Jahren für die Agentur und wurde 2022 zu deren Direktorin ernannt.

Bei dem Attentat auf Donald Trump während einer Wahlkampfveranstaltung hatte ein Zwanzigjähriger aus einem Sturmgewehr vom Dach eines naheliegenden Gebäudes mehrere Schüsse auf Trump abgegeben. Der Ex-Präsident und aktuelle republikanische Präsidentschaftskandidat wurde am Ohr getroffen und überlebte nur knapp. Ein Mann im Publikum starb noch am Ort des Geschehens an den Folgen seiner Verletzungen. Der Attentäter selbst wurde kurz nach der ersten Schussabgabe von einem Scharfschützen des Secret Service getötet. Es war der erste derartige Vorfall seit mehr als vierzig Jahren.

Noch am Tag des fehlgeschlagenen Attentats wurde Kritik an den Sicherheitsbehörden laut. Offenbar hatte es Probleme bei der Abstimmung von Zuständigkeiten zwischen dem Secret Service und lokalen Polizeieinheiten gegeben. Zudem wurde berichtet, dass verschiedene Besucher der Wahlkampfveranstaltung die Polizei schon vor der Tat auf einen verdächtigen jungen Mann aufmerksam gemacht hätten.

In der Anhörung, in der es laut „Washington Post“ hoch herging, geriet Cheatle aus beiden politischen Lagern unter Druck. „Heute haben Sie dabei versagt, entscheidende Antworten bezüglich der unglaublichen operativen Fehler zu geben und dem amerikanische Volk zu versichern, dass der Secret Service seine Lektionen gelernt und begonnen hat, die systematischen Fehler aufzuarbeiten und zu korrigieren“, hieß es in einem nach dem Hearing veröffentlichten Brief der US-Gesetzgeber.

Die Kongressmitglieder wollten von Cheatle unter anderem wissen, warum Trump das Podium besteigen konnte, fünfzehn Minuten nachdem Polizeibeamte auf dem Veranstaltungsareal eine verdächtige Gestalt ausgemacht hatten, die später als der Angreifer identifiziert werden konnte.

Cheatle bestätigte auf wiederholte Nachfragen, dass die Beaver County Emergency Services den Attentäter auf dem nur 140 Meter (150 Yards) von der Bühne entfernt liegenden, ungesicherten Dach fotografiert hätten, zwanzig Minuten, bevor Trump das Podium betrat. Außerdem soll der Mann in auffälliger Weise mit einem Entfernungsmessgerät hantiert haben.

Scharfe Kritik an Cheatle kam gleich zu Beginn der Anhörung aus den Reihen der Republikaner. Der Ausschussvorsitzende James Comer sprach von einer „vermeidbaren Tragödie“ und legte der Direktorin des Secret Service eine Demission nahe. Der Republikaner nannte das Attentat „einen der dunkelsten Tage in der amerikanischen politischen Geschichte“.

Der United States Secret Service (USSS) ist eine dem FBI ähnliche Strafverfolgungsbehörde auf Bundesebene, untersteht dem US-Finanzministerium und bekämpft vor allem Finanzkriminalität. Öffentlich bekannt ist die Behörde, weil ihre in dunkle Zivilkleidung gewandeten Mitarbeiter mit dem berühmten Knopf im Ohr auch für den Personenschutz ehemaliger und amtierender US-Präsidenten zuständig ist.

Die Sicherheitsmaßnahmen des Secret Service etwa bei Auslandsvisiten von US-Präsidenten gelten als extrem penibel. Beim Besuch von George W. Bush im Februar 2005 in Mainz sollen aufgrund massiver Sicherheitsvorkehrungen am Frankfurter Flughafen 150 Starts und Landungen ausgefallen sein.

Jetzt stellt sich wieder einmal die Frage, ob der viel gerühmte USSS nur ein Papiertiger ist. Zudem werden Vermutungen laut, ob der bei der US-Linken regelrecht verhasste Trump vielleicht nur einen „Schutz zweiter Klasse“ genoss. In etwa zwei Monaten soll ein vollständiger, interner Untersuchungsbericht über den Vorfall vorliegen. Erst dann könne sie entsprechende personelle Konsequenzen ziehen, sagte Cheatle. Einen sofortigen Rücktritt lehnte sie indes ab. Ob sie diese Verteidigungslinie im aufgeheizten Wahlkampfklima halten kann, ist ungewiss.

Cheatle ist die zweite Frau in diesem Amt nach Julia Person, die 2013 von Barack Obama zur Direktorin des USSS ernannt worden war. Person trat 2014 nach Sicherheitspannen zurück; sie war nur ein Jahr im Amt. Möglicherweise wird auch Cheatle nur eine sehr kurze Amtszeit beschieden sein.

Aktualisierung von 17 Uhr:
Kimberly Cheatle hat ihren Rücktritt verkündet.

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Kommentare ( 30 )

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stebu
3 Monate her

Zieht man beim Versuch der Beurteiungl dieser Vorgänge „Ockham’s Rasiermesser“ zu Rate, kommt man zum Schluss, daß das gleichzeitige Zusammenfallen dieser Minderleistungen höchst unwahrscheinlich ist. Der Sicherheitsperimeter unter 150 Meter? Ich habe in meiner Heldenzeit (1969 – 1971) mit dem G3 aus 300 m einen Kreis von 30 cm zu über 50% der Schüsse getroffen und war ein durchschnittlicher Schütze. Wer hat zugelassen, daß dieses Dach unbesetzt war? Wer hat zugelassen, daß der spätere Sniper sich dort 20 min. mit Optik und Entfernungsmesser verlustieren konnte ohne überprüft zu werden? Und letztlich – kein Scharfschütze schießt ohne Freigabe – warum hat… Mehr

mediainfo
3 Monate her

Die Umstände dieses Attentats, dass der Attentäter vorher auf dem Dach gesehen wurde und Minuten verstrichen, ehe er dann ungehindert auf Trump schießen konnte, sind für mich so dubios, dass mir „Schlamperei“ als Erklärung nicht plausibel erscheint. Kann sich jemand vorstellen, dass so etwas, mit diesem Ablauf, passiert wäre, wenn der Name der Schutzperson nicht „Trump“ gewesen wäre?

Last edited 3 Monate her by mediainfo
Ombudsmann Wohlgemut
3 Monate her

Ich bin froh, dass in Amerika das Rechtssystem zumindest für solche Dinge noch ordentlich durchgreift.

Unsicher ist weiterhin, ob sie nur eine unfähige Quotenfrau ist oder tatsächlich eine Verschwörung gegen Trump im Gange war, denn es ist schon verdammt schwer, so viele kolossale Fehler in Reihe zu begehen…

Der Name ist jedenfalls passend, Frau Cheatle hat gecheatet.

Kuno.2
3 Monate her

Eine andere Frage, die offenbar noch keiner öffentlich gestellt hat, lautet: wo ist denn die Kugel die Trump am Ohr streifte hingeangen? Hinter Trump waren dessen Anhänger und diese duckten sich nach dem ersten Knall. Aber da wäre die Kugel längst dagewesen. Sehr merkwürdig das Ganze.

Dundee
3 Monate her

Kimberly Cheatle. Ein Name wie aus einem Comic-Heft. Die Dame wurde extra für diesen Insidejob eingestellt. Ein Rücktritt von ihr hätte so oder so statt gefunden, um die wahren Drahtzieher der Angelegenheit zu decken. „Cheat“ heißt täuschen und ein „Beatle“ ist ein Käfer, ein Brummer der sich nach der Labung am Gefallenen davon macht. Die letzte Person für dieser Art Job, doch ohne nennenswerten Auftrag, hieß tatsächlich „Person“, Julia natürlich. Wie einfallsreich. Da lobe ich mir doch James Bond (Klebstoff), mit seiner Misses Moneypenny. Das hat wenigstens Stil. Bedauerlich ist es mit welch mangelhafter Verve Journalisten aus nah und fern… Mehr

Last edited 3 Monate her by Dundee
Ralf Poehling
3 Monate her
Antworten an  Dundee

Der Name ist mir auch aufgefallen. Wenn das wirklich eine Andeutung gewesen sein sollte, fühlen die sich zu sicher. Aber ein Beatle ist ein Musiker, ein Beetle ist ein Käfer. 😉 Man kann den Job in der Tat stilvoll und klassisch patriotisch ausführen oder sich wie ein abgehalftertes Wrack an jeden verkaufen, der das dickste Portemonnaie hat. Manche Dinge ändern sich leider nie…

teanopos
3 Monate her

Diese Frau weiß zum Anschlag mehr als sie zugibt. Die Schützen haben vorsätzlich solange gewartet, bis Trump „sicher“ vom Attentäter getroffen wurde um erst danach den Attentäter zu erledigen, zu dem Zeitpunkt wussten die Schützen jedoch nicht, dass Trump nicht lebensgefährlich verletzt wurde, und selbstverständlich mussten sie schießen um das Attentat wie das eines verwirrten Einzelgängers aussehen zu lassen. Wenn man sich die Videos dazu anschaut und dazu die Berichte dann stinkt dieses angebliche Versagen des Secret Service bis zum Himmel! Das war eine durchgeplante Aktion bei der man sich irgendeinen Lonewolf herausgepickt und kontaktiert hat um ihn mit psychospielchen… Mehr

Last edited 3 Monate her by teanopos
mediainfo
3 Monate her
Antworten an  teanopos

“ … um ihn mit psychospielchen zu solch einer Tat zu befähigen bzw. zu bewegen.“

Ich sage nicht dass es so war, das ist nur eine Überlegung, aber über dieses Thema habe ich auch nachgedacht: Mit dem entsprechenden Wissen (z.B. aus medizinischen Unterlagen oder anderen Datenbanken) ist es natürlich möglich, eine geeignete Person auszuwählen, die dann über mehrere Wochen in ihrem Stammlokal oder am Arbeitsplatz immer wieder zufällig auf Menschen trifft, die sie mit Botschaften versorgen, dass nur das Ende von Trump die USA retten könne, und es einen Helden brauche, der die Größe habe, dies durchzuführen.

Last edited 3 Monate her by mediainfo
Harry Charles
3 Monate her

ERFOLGREICH ABGESCHOSSEN!

Da haben die Konservativen im Repräsentantenhaus mal ganze Arbeit geleistet. Auch der Ton war schön scharf , Cheatle wurde regelrecht gegrillt und hat dann hingeschmissen. Der deep state ist um ein Stück kürzer jetzt.

Dr_Dolittle
3 Monate her

Eine derartige Befragung wird es in unserer Räterepublik selbst nach der kompletten Entschwärzung der RKI Protokolle NICHT geben. Der Deutsche kauft halt lieber eine Bahnsteigkarte…..

ChrK
3 Monate her

„To cheat“ = betrügen. Passt. Und dann noch mit einer schwäbischen Wortendung: ein Betrügerle, sozusagen.

Zu sehen/hören, wie hart diese Person von dem Ausschuß angegangen wurde, war eine Wohltat. Wie sehr ich mir solches hierzulande wünschen, öffentliches Teeren und Federn, gerne nicht nur im sprichwörtlichen Sinne.

Autour
3 Monate her

Also wenn sie dieses Verhör gesehen hätten… das hat nichts aber auch gar nichts mit Ehre zu tun, sie wird wohl für einige Zeit „untertauchen“ da sie nach diesem „Verhör“ nicht mehr einfach so auf die Strasse treten wird können …