Wer ist dieser Michael Bloomberg?

Der demokratische Kandidat Michael Bloomberg gehört mit einem geschätzten Vermögen von 62 Milliarden Dollar zu den reichsten Menschen der Welt. Ein Vielfaches von Trumps Vermögen. Seine Karriere begann mit einem Rauswurf.

Mario Tama/Getty Images
Michael Bloomberg (links) mit Bernie Sanders und Elizabeth Warren

Gestern große TV-Debatte bei den Demokraten: Der Sozialist Bernie Sanders greift Michael Bloomberg scharf an: „Mike Bloomberg has more wealth than the bottom 125 million Americans. That’s wrong and immoral.“ Auch die linke Kandidatin Elizabeth Warren schießt gegen Bloomberg: Er sei ein… Ja, raten Sie mal, natürlich: Sexist und Rassist. Warum? Weil er sich negativ über Feministinnen geäußert habe. Alle gingen gestern auf Bloomberg los – und bald werden wir auch scharfe Attacken von Trump gegen ihn erleben.

„Wer ist der zweite Milliardär?“

Bloomberg hat schon einmal vorgelegt. Auf die Frage des Fernsehsenders CBS News, ob es nicht merkwürdig sei, wenn sich hier zwei Milliardäre bekämpften, antwortete er cool: „Zwei Milliardäre? Wer ist denn der andere?“. Damit spielt er auf die Tatsache an, dass Trump sein Vermögen stets weit übertrieben hat:
Während andere Multimillionäre und Milliardäre oft froh sind, der Aufmerksamkeit von Zeitschriften wie Forbes zu entgehen, die jährlich Listen mit dem Vermögen der reichsten Menschen erstellen, verlangte Trump von diesen Medien, dass sie sein Vermögen noch höher beziffern sollten. Trump lag deshalb im Dauerstreit mit Forbes: „Als Faustregel teilten wir das, was Trump angegeben hat, durch drei“, so Harold Senker von Forbes. 1999 sagte Trump, die Forbes-Schätzung von 1,6 Mrd. Dollar sei fast drei Mrd. Dollar zu niedrig. „Wir lieben Donald“, erklärten die Forbes-Herausgeber. „Er ruft zurück. Er bezahlt normalerweise das Mittagessen. Er schätzt sein Privatvermögen sogar selbst ein (4,5 Mrd. Dollar). Aber sosehr wir uns auch bemühen, wir können das einfach nicht beweisen.“

Trump kam stets zu wesentlich höheren Bewertungen als Außenstehende, weil er den finanziellen Wert seines Namens extrem hoch einschätzte. Einmal erklärte er die Differenz zwischen zwei Angaben zu seinem Vermögen, wovon die eine bei sechs und die andere bei 3,5 Milliarden Dollar lag, mit dem Wert des Markennamens Trump. Demnach war dieser Name seiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt 2,5 Milliarden Dollar wert. Obwohl der Name Trump in den Interbrand-Ranglisten mit wertvollen Namen nicht auftauchte, gab er 2010 in einem Schriftsatz an, eine unabhängige Einschätzung habe dessen Wert auf drei Milliarden Dollar angesetzt. Damit wäre sein Name der wertvollste Einzelposten in seinem Portfolio gewesen, denn keine seiner Immobilien oder anderen Investments war so viel wert.

Bloombergs Karriere begann mit einem Rauswurf

Bloomberg gehört mit einem geschätzten Vermögen von 62 Milliarden Dollar zu den reichsten Männern der Welt – und zudem war er von 2001 bis 2013 Bürgermeister von New York City. Aber alles begann für ihn mit einem Rauswurf. Als das Wertpapierhandelshaus Salomon Brothers 1981 aufgekauft wurde, sagte man ihm, nun sei kein Platz mehr für ihn in dem Unternehmen. „Eines Sommermorgens“, erinnert er sich in seiner Autobiographie, „eröffneten mir John Gutfreund, geschäftsführender Teilhaber der erfolgreichsten Firma an der Wall Street, und Henry Kaufman, der damals einflussreichste Wirtschaftswissenschaftler der Welt, dass meine Zeit bei Salomon Brothers abgelaufen war.“ Gutfreund erklärte ihm: „Es ist Zeit für dich zu gehen.“ Für Bloomberg war das ein regelrechter Schock. Er erinnert sich: „Am Samstag, dem 1. August 1981 verlor ich meinen ersten richtigen Ganztagsjob und damit die ständige Hochspannung, die ich so genossen hatte. Und das nach 15 Jahren, in denen ich sechs Tage die Woche, zwölf Stunden am Tag gearbeitet hatte. Gefeuert!“ Wer weiß, wie Bloombergs weiteres Leben verlaufen wäre, hätte man ihn damals nicht entlassen

„Ich redete lange wirres Zeug mit mir selbst…“

Michael Bloomberg war 15 Jahre bei Salomon Brothers, bevor ihm gekündigt wurde und er sein eigenes Unternehmen aufbaute. In seiner Autobiographie schreibt er: „Gott sei Dank sagte ich jedes Mal nein, wenn mich eine andere Firma abwerben wollte. Ich fand immer wieder etwas, das mich bleiben ließ – eine neue Perspektive, die mir meine Laufbahn bei Salomon bot, und damit einen Grund, der Firma weiterhin treu zu bleiben.“

Dabei wurde Bloombergs Geduld oft über die Grenzen hinaus strapaziert. Nach sechs Jahren bei Salomon lief bei ihm alles bestens. Er war das Wunderkind im Wertpapierhandel und wurde in den Medien als der Wall-Street-Powerbroker gefeiert. Er verdiente hervorragend, aber was ihm noch fehlte, war die Ernennung zum Partner in dem Unternehmen. Das Prestige einer Teilhaberschaft war ihm „wichtiger als sonst irgend etwas in der Welt“, wie er schreibt. „Ich hatte die Teilhaberschaft verdient, und jetzt wollte ich ein für allemal die öffentliche Anerkennung für meine Leistung, Bester unter den Besten zu sein.“

Schließlich kam der Tag im August 1972, als die Liste der neuen Teilhaber veröffentlicht wurde. Bloomberg, der ganz fest damit gerechnet und sich nichts mehr als dies gewünscht hatte, stand nicht auf der Liste! Es standen stattdessen Mitarbeiter auf der Liste, die es aus seiner Sicht überhaupt nicht verdient hatten. „Mich hatte man übergangen, und, da so viele andere aufgenommen worden waren, auch erniedrigt.“ Bloomberg war am Boden zerstört. Er hatte Tränen in den Augen. Und er dachte sich wilde Rachefeldzüge aus. „Ich redete lange wirres Zeug mit mir selbst, sagte mit erstickter Stimme Sachen wie: ‚Dann gehe ich eben’, ‚Die bringe ich um’ oder ‚Ich erschieße mich’.“

Wahrscheinlich hätten die meisten Menschen so oder ähnlich reagiert und die Schuld bei den anderen gesucht, die die eigenen Leistungen nicht erkannten oder sich gegen einen verschworen hatten. Aber Bloomberg besann sich rasch eines Besseren. „Denen werde ich’s zeigen!“ war jetzt seine Devise. Er arbeitete noch härter als sonst, konzentrierte sich noch stärker, gab alles, was er geben konnte. Und immer wieder sagte er sich: „Denen werde ich’s zeigen!“ Drei Monate später wurde er zum Partner ernannt.

„Am ersten Tag feierten wir in der Besenkammer“

Als er einige Jahre später seine eigene Firma gründete, wurde seine Ausdauer ebenfalls auf eine harte Probe gestellt. Er hatte bei seinem Ausscheiden zehn Millionen Dollar bekommen – damit war seine Ausdauer fürstlich belohnt worden. Zusammen mit einigen Kollegen machte er sich selbständig. Er mietete zunächst einen kleinen Büroraum in der Madison Avenue in Manhattan an. Der Raum war ungefähr zehn Quadratmeter groß. „Am ersten Tag feierten wir in der Besenkammer, die unser Büro war, den Neubeginn mit einer Flasche Sekt.“

Bloomberg, der immer schon sehr fleißig war, arbeitete in dieser Phase an sechs Tagen die Woche 14 Stunden. Und dann machte er die gleiche Erfahrung wie der Starbucks-Gründer Howard Schultz: „Ich hatte nicht annähernd genug Geld für die Finanzierung der Neuentwicklungen vorgesehen.“ Die Kosten waren viel höher, als er zunächst erwartet hatte.

Hinzu kam, dass keineswegs klar war, ob die Kunden von dem, was er versuchte – nämlich einen ganz neuartigen Computer-Terminal für Finanzinformationen zu erfinden – angetan sein würden. Er fing an, sich insgeheim Gedanken zu machen, ob es klug war, das Vermögen und seinen guten Ruf aufs Spiel zu setzen. Schließlich waren schon vier von den zehn Millionen Dollar, die er beim Ausscheiden von Salomon erhalten hatte, weg. Und das Unternehmen machte immer noch Verluste. „Glücklicherweise gab es aber, selbst wenn ich gewollt hätte, keine Möglichkeit zum ehrenvollen Rückzug, also legten wir uns (meinem Selbstwertgefühl sei Dank!) weiter ins Zeug.“

„Wir handeln vom ersten Tag an; andere planen – monatelang.“

Wer verbissen einem vorgefertigten Plan folgt, wird auch mit aller Ausdauer nichts bewirken. Michael Bloomberg ist ein erklärter Gegner einer zu rigiden Planung: „Sie werden unweigerlich auf andere Schwierigkeiten stoßen, als Sie eigentlich eingeplant hatten. Und dann heißt es ‚Zick’, obwohl das Reißbrett gerade ‚Zack’ vorsieht. Lassen Sie sich nicht von einer detaillierten, rigiden Planung behindern, wenn Sie sofort reagieren müssen.“

Wer zupackend handelt und aus seinen Fehlern rasch lernt, ist meistens demjenigen überlegen, der immer perfektere Pläne erarbeitet, aber zögert zu beginnen. „Natürlich machten wir Fehler“, erinnert sich Bloomberg. „In den meisten Fällen hatten wir etwas übersehen, als wir anfingen, die Software zu schreiben. Wir behoben die Fehler, indem wir wieder von vorn anfingen, immer und immer wieder. Das machen wir heute noch so.“ Während sich seine Wettbewerber noch den Kopf über den endgültigen Entwurf zerbrachen, arbeitete er schon an der fünften Version des Prototyps. „Letzten Endes heißt die Frage wieder: planen oder handeln? Wir handeln vom ersten Tag an; andere planen – monatelang.“

Wer ein neues Unternehmen gründet, sollte sich nicht sklavisch an einen vorgefertigten Plan halten, sondern offen sein, stets Neues dazuzulernen und zu experimentieren. Bloomberg betonte immer wieder, dass Prognosen, die man über neue Geschäftsvorhaben trifft und die von Banken und anderen Finanzierern so nachdrücklich gefordert werden, meist wertlos und bedeutungslos sind. „Hypothesen enthalten so viele Variablen, und das Wissen, das man über sein neues Geschäft besitzt, ist so begrenzt, dass alle detaillierten Analysen meistens irrelevant sind.“

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Kommentare ( 14 )

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14 Comments
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Magdalena
4 Jahre her

Bloomberg hat sich als Bürgermeister in NYC bei Schwarzen und Latinos unbeliebt gemacht, weil er diese anscheinend auffallend häufig willkürlich von Polizisten kontrollieren bzw. schikanieren ließ. Vergessen haben die Menschen das nicht, ob sie ihm seine jüngst geäußerten Entschuldigungen dafür abnehmen, bezweifle ich.

Milton Friedman
4 Jahre her

Bisher hatte ich für die Dems keine Hoffnung gesehen, gegen Trump gewinnen zu können. Allenfalls Mayor Pete versprühte noch etwas Zuversicht.

Sämtliche anderen DNC-„Frontrunner“ sind komplett entkoppelt von der Lebensrealität der meisten Amerikaner und mehr daran interessiert welche Ehrverletzungen auf US-Campussen gespürt werden, als auf Bankkonten und in Kleinstädten der Arbeiter.

Seit der gestrigen Debatte mit Bloomberg, und wie sehr er seinen Steinzeit-Kommunisten-Kollegen die Leviten las, kann ich mir Bloomberg als äußerst guten Gegenkandidaten vorstellen, der die Mit5e begeistern kann.

Harald Kampffmeyer
4 Jahre her

Der Bloomberg hat tatsächlich gedacht: „Die bringe ich um“??
Man, hat der ein Schwein. Lebte er in Deutschland, so würde der Generalbundesanwalt feststellen, er wäre Begründer eines rechts-terroristischen Netzwerkes und sei im letzten Moment an der Ausführung einer „ersichtlich in’s Auge gefaßten“, schweren, staatsgefährdenden Straftat gehindert worden.

Schwabenwilli
4 Jahre her

Ich glaube das Bloomberg von vielen Unterschätzt wird. Wenn ein Demokrat Trump schlagen kann dann er. Ebenfalls denke ich das er ein sehr guter Präsident für das Land sein würde (reines Bauchgefühl). Sein Problem, er ist reich und alt, das kommt bei den Demokraten – von heute – besonders bei den jungen Wählern nicht gut an.

Alle anderen Präsidentschafts Bewerber der Demokraten können sie in die Tonne treten und Pete Buttigieg ist zu jung.

Marc Hofmann
4 Jahre her
Antworten an  Schwabenwilli


Jeder Kandidat, der gegen Trump antritt, wird eine noch bessere Performance der US Volkswitschaft hinlegen müssen!
Von den Demokraten hat keiner das Zeug dazu, weil keiner die Volkswitschaft so lebt und liebt wie Trump. Gegen das „Great again“ Motto ist nicht anzukommen. Und dieses Motto des Trump Wahlkampf…ist bereits zum Schlachtruf geworden und mobilisiert/steckt immer mehr US Bürger/Wähler an. Ein National Gefühl, dass Berge versetzt und Trump zum erfolgreichsten US Präsident machen wird. Die Wiederwahl wird er mit Bestwerten gewinnen. Einfach Mal einige Vorwahl Kampf Auftritte von Trump auf YouTube anschauen…wie diesen in Arizona z.b.

reiner
4 Jahre her
Antworten an  Marc Hofmann

genau deshalb geht es hier bergab, make germany smaller again …

bkkopp
4 Jahre her

Ich hatte in den 1980ern einen Bloomberg-Terminal am Schreibtisch, weshalb ich in groben Zügen seit damals wusste “ wer Bloomberg ist „. Vom Reichtum sei ihm grundsätzlich jeder Dollar gegönnt. Seine Performance gestern in Las Vegas war leider nicht sehr respektabel. Wer mit Elisabeth Warren und Bernie Sanders in einer Debatte, auch mit fiesen persönlichen Angriffen, nicht schlagfertig überlegen bleiben kann, der könnte auch gegen das Schandmaul der Nation, Donald Trump, Schwierigkeiten haben.

thinkSelf
4 Jahre her

Das Thema des Artikels ist schon interessant, da Bloomberg eine wichtige Rolle in der anstehenden Präsidentschaftswahl spielen könnte. Also zumindest mal ein paar Impressionen zu den Fragen: Wie sieht er die Welt? Was ist ihm wichtig? Welche Poltik will er machen?

Leider kommt davon im Artikel nichts. Dieser ist eine Aneinanderreihung von Anekdoten und Platitüden die deutlich unter dem üblichen Niveau von Herrn Zitelmann liegen. Und dann auch noch der unvermeidlich Hinweis auf das sicherlich nicht gerade unterentwickelte Ego von Donald. Da hätte man mehr drauß machen können.

Mayor Quimby
4 Jahre her

Tja, wer ist dieser Bloomberg – und was will er, außer „Kalif werden an Stelle des Kalifen“? Das weiß eigentlich niemand so recht; weder das Motiv seiner Kandidatur noch seine politischen Ziele sind je so richtig klar geworden – er hat einfach seine Geldschatulle geöffnet und sich „die bankrotte Demokratische Partei gekauft“, wie einige es ausdrücken, und damit eine Präsidentschaftskandidatur; vielleicht ist es ja ein Versuch, wie käuflich die Wahlen in den USA sind. Woanders nennt man das wohl „Oligarchentum“. Andere behaupten, er sei nur da, um Sanders zu verhindern und Clinton (ja, Hillary) zu ermöglichen, in einer raffinierten „Thüringer… Mehr

Silverager
4 Jahre her

Was habe ich hier gelernt? Wie Bloomberg durch viel Arbeit zu Milliarden kam.
Weiterhin weiß ich jetzt, dass er Kandidat der Demokraten ist.
Jetzt überlege ich, wie ich dieses Wissen anwenden könnte.

Marc Hofmann
4 Jahre her

Naja…ich würde mal sagen…der Bloomberg ist in der falschen Partei. Die Demokraten = Linken werden Bloomberg in der Luft zerreißen. Bloombergs Kandidatur bei den Demokraten als nächster US Präsident ist ein Glücksfall für Trump. Die Demokraten werden sich jetzt noch mehr gegenseitig zerfleischen. Trump kann sich so ganz auf seinen Wahlkampf konzentrieren. Ich bringe noch mal in Erinnerung welche hochexplosive Charaktere da bei den Demokraten sind…Bernie Sanders, Nancy Pelosi und jetzt auch noch Michael Bloomberg…. Diese Personen sind wie gemacht für Trump…das sind die Gegner, die Trump liebt. An diesen Charakteren kann sich Trump im Wahlkampf abarbeiten…die sind berechenbar und… Mehr

Martin L
4 Jahre her

Ich wähle Politiker nicht, weil ich sie sympathisch finde, sondern weil ich hoffe, dass ihre Handlungen meinen Interessen nutzen.
Ich weiß nicht, wofür Bloomberg steht und was er will (abgesehen vom eigenen Erfolg).