Tusk-Regierung „setzt brutale Macht statt Recht ein“

In Polen fällt die Maske unter Premier Tusk. Justiz und Polizei gehen gegen kritische Medien vor, zwei oppositionelle Fernsehsender verloren ihre Sendelizenzen mitten im Wahlkampf. Was autoritärer Machtmissbrauch war, ist heute „Staatsraison“ – mit stiller Billigung von Brüssel.

IMAGO

Ein Gericht in Warschau hat den terrestrischen Sendelizenzen zweier unabhängiger Sender – TV Republika und wPolsce 24 – die Zulassung entzogen. Beide Sender zählen derzeit zu den am schnellsten wachsenden Nachrichtenkanälen Polens. Die Entscheidung fiel am 10. April – mitten im Präsidentschaftswahlkampf.

Michał Karnowski, einer der Gründer von wPolsce24, erklärte gegenüber Brussels Signal am 11. April, der Entzug sei eindeutig politisch motiviert und diene dem Zweck, Kritik an der Mitte-Links-Regierung unter Premierminister Donald Tusk zum Schweigen zu bringen. Er sprach von einem weiteren Schritt im „lawfare“ – also der gezielten Instrumentalisierung des Rechtsstaats zur Bekämpfung politischer Gegner. „Sie setzen brutale Macht ein, nicht das Recht“, so Karnowski über die Regierung.

Auf die Frage nach dem Auslöser des Lizenzentzugs verwies Karnowski auf ein kleines Unternehmen, das sich um dieselben Frequenzen beworben hatte, jedoch keine Erfahrung oder ausreichende Mittel zur Ausstrahlung vorweisen konnte. TV Republika und wPolsce24 hingegen seien etablierte Sender, die bereits über Kabel und Online-Plattformen senden.

Das Gericht argumentierte laut Karnowski, es sei keine sicherheitsbehördliche Prüfung erfolgt – obwohl es in all den Jahren nie Beanstandungen gegeben habe. „Das waren nur Vorwände eines politisch motivierten Richters“, so Karnowski. Er behauptete zudem, dass Politiker und Journalisten aus dem Tusk-nahen Lager bereits vorab von dem Urteil wussten. Am Tag der Entscheidung sei der Gerichtssaal voll gewesen mit Journalisten liberaler Medien, die mit dem Richter offen fraternisiert und die Entscheidung bejubelt hätten.

Auf die Frage, ob die beiden Sender nun tatsächlich vom terrestrischen Fernsehen verschwinden, antwortete Karnowski, das sei trotz geplanter Berufung durchaus möglich. „Heute ist alles möglich. Vor zwei Jahren hätte ich gesagt, das geht nicht ohne ein rechtskräftiges Urteil – heute argumentieren Regierungsjuristen, Rundfunk sei sicherheitsrelevant und dürfe sofort gestoppt werden.“

Besonders problematisch sei, dass das Urteil die wirtschaftliche Planung der Sender untergrabe – ein gezielter Schlag, um rechte Medien zu zerschlagen. Dabei seien es gerade diese, so Karnowski, die die Meinungsfreiheit in Polen faktisch noch absicherten.

Die terrestrische Lizenz sei entscheidend, da vor allem ältere Menschen, Menschen mit geringem Einkommen und Bewohner ländlicher Regionen nicht über digitale oder kabelgebundene Alternativen verfügten. „Ziel ist es, konservative Wähler von Informationsquellen und Debatten abzuschneiden, die ihnen zusagen. Sie wollen eine Welt, in der nur noch linke Sender existieren“, so Karnowski.

Was den Umgang der Tusk-Regierung mit konservativen Medien angeht, erklärte er, beide Sender würden regelmäßig von Regierungspressekonferenzen ausgeschlossen. Nur gelegentlich gelinge es, sich „aus Versehen“ Zutritt zu verschaffen – stets verbunden mit dem Hinweis, sie seien „keine echten Journalisten“. Mitunter werde sogar die Polizei gerufen.

Auch staatliche Werbeanzeigen würden systematisch nicht mehr an konservative Medien vergeben. Doch noch besorgniserregender sei, dass private Unternehmen subtil unter Druck gesetzt würden, keine Anzeigen bei konservativen Sendern zu schalten – mit dem klaren Signal, dass dies geschäftsschädigend sei.

Karnowski äußerte tiefe Sorge über die allgemeine Entwicklung im Land. Die Regierung unter Tusk verhalte sich zunehmend autoritär: „Sie haben die öffentlich-rechtlichen Medien mit Polizeieinsatz übernommen, ebenso die Generalstaatsanwaltschaft.“

Er warf der Regierung zudem Verfassungsbruch vor, da sie sich weigere, bestehende Gerichte anzuerkennen – womit „es in Polen de facto keine Rechtsstaatlichkeit mehr gibt“.

Auf die Frage, ob es eine Reaktion von EU-Institutionen gegeben habe, antwortete Karnowski: „Wie zu erwarten: keine.“ Während unter der konservativen Vorgängerregierung (PiS) EU-Delegationen alles in den Medien akribisch überwacht hätten, herrsche heute „dröhnendes Schweigen“. Man wisse in Brüssel, bei westlichen Regierungen, NGOs und Medien, was vor sich gehe – aber niemand spreche es aus.

Er erinnerte an Rumänien, wo im vergangenen Jahr die Wahl annulliert und der aussichtsreichste Kandidat später von einer Neuwahl ausgeschlossen wurde. Karnowski: „Sollte der konservative Kandidat die Präsidentschaftswahl gewinnen, wird bereits angedeutet, dass das Ergebnis ebenfalls annulliert werden könnte.“

Dieser übersetzte Beitrag ist zuerst bei Brussels Signal erschienen.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 31 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

31 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Wilhelm Rommel
10 Tage her

„Denn wer viel hat,/ hat auch die Macht,/ und wer die Macht hat,/ hat das Recht, /und wer das Recht hat,/ beugt es auch, /denn über allem herrscht Gewalt.“ (Carl Orff, Die Kluge, 1943).
Also: Nichts Neues dort, wohin anstelle der Sonne das düstere Höllenfeuer aus Davos seine giftigen Strahlen aussendet…

Irene Engel
10 Tage her

Schaut hin, liebe deutsche Landsleute, genau das würde auch einem AfD nahen Sender passieren

Brauer
10 Tage her

Tusk ist ein WEF Zögling und Untergebener von vdL. Somit logische Folge. Polen will es anscheinend so.

Mausi
10 Tage her

Aber Putin und auch Orban verteufeln, weil beide den Import von Woke aus dem Westen zu verhindern suchen.

stebu
10 Tage her

Linke Opposition hat schon immer, egal wann oder wo, ihren rechtskonservativen Regierungen nichtdemokratische Umtriebe vorgeworfen, um dann – nach einem linken Wahlsieg – genau das gleiche zu tun, nur in einem erheblich größeren Umfang. Siehe PIS Regierung und jetzt der Gutmensch Tusk.

Irene Engel
10 Tage her
Antworten an  stebu

Es war in dem Sinne kein Wahlsieg,sondern dasselbe wie bei uns-Alle gegen einen. Ich habe blau gewählt und, unter dem Zepter von Baldkanzler Merz, werde ich rot-grün bekommen.

Britsch
10 Tage her

„mit stiller Billigung aus Brüssel“
Zutreffender ist, daß es das ist was „Brüssel“ will und anstrebt, überall in der EU

Diogenes
10 Tage her

Die Brüsseler EU: Eine Kadettenanstalt für schwache Charaktere!

Man lernt dort nicht „herrsche und teile“ sondern wer je dieses Selbstbedienungs-Schlaraffenland nach ein paar Jahren „Ausbildung“ wieder verläßt, hat das Prinzip: „Sähe Zwietracht, werde starrsinnig und narzisstisch!“ verinnerlicht und hat diese Tugenden bis zur zur Perfektion entwickelt.
Nicht selten entwickelt sich daraus ein Hang zur Tyrannei.

F. Hoffmann
10 Tage her

Bei Leuten wie Tusk frage ich mich immer mehr, ob sie nicht Langzeitprojekte Putins sind. Er schafft es zum einen durch Abschaffung des Rechts zugunsten woker Prinzipien andererseits durch diktatorische Maßnahmen, natürlich nur zum Besten der EU und Polens, sowie Einführung des ganzen woken Krams wie Gender, Zivilgesellschaften etc. das Land nachhaltig zu spalten. Das ist voll und ganz im Sinne Putins. Der Vorgängerregierung kann man mit Sicherheit eines nicht vorwerfen: im Sinne Putins gehandelt zu haben. Natürlich sitzt der Herr gut geschützt unter Uschis Rock. Die merkt nix.

Haba Orwell
10 Tage her
Antworten an  F. Hoffmann

> Das ist voll und ganz im Sinne Putins. Definitiv nicht – Russland wurde wieder streng konservativ und führt gerade einen Krieg gegen die Woke Herrschaft. Einen russischen Tuskijskij möchte man auf gar keinen Fall haben – den würde der Westen aber gerne aufzwingen. Mittlerweile der Westen ohne die USA, seit Trump 2.0. Böses Medium zitiert im Artikel „Europa kann im Bereich Sicherheit nicht auf Dauer Vasall der USA sein“ JD Vance: „… „Ich denke nicht, dass ein eigenständiges Europa schlecht für die Vereinigten Staaten ist. Es ist gut für die USA.“ …“ – Als Vorbild wird de Gaulle empfohlen.… Mehr

Michael Palusch
10 Tage her
Antworten an  F. Hoffmann

Das wird ja immer absurder. Jetzt ist schon der Mann, der bei jeder Gelegenheit seine Abneigung gegenüber Russland zum Besten gibt und den Ukrainekonflikt am liebsten eskaliert sehen würde, eine Marionette Putins.
Offenbar gibt es für manche kaum etwas, was man Putin nicht doch noch in die Schuhe schieben könnte.

Diogenes
9 Tage her
Antworten an  Michael Palusch

Einer, der durch die Schule der Brüsseler Unionisten, sogar mit „summa com laude“ und ein höchstes Amt gegangen ist, hat auf sehr lange Zeit jeglichen Respekt vor einem nur noch lästigen Souverän, egal ob in seinem Heimatland oder in der beschützenden Brüsseler Werkstätte in der die Gemeinheiten gegen 500 Millionen abhängige, entmachtete, unpolitische Völker entworfen werden, per se und auf Dauer für eine menschengerechte Führungsposition, wo auch und über wen auch immer, verloren. Unter diesem Gesichtspunkt ist eine wahre oder nachgesagte Beziehung zu Russland entbehrlich.

Last edited 9 Tage her by Diogenes
Mausi
10 Tage her
Antworten an  F. Hoffmann

Woke kommt aus den USA. Warum sollte Herr Putin etwas verhindern wollen, wenn es zu seinen Gunsten läuft. Aktives Eingreifen hat er aktuell gar nicht nötig.Er muss nur verhindern, dass Woke auf Rußland übergreift. Die Richtung in der EU geben, nach dem Überschwappen der US Welle, m. E. schon D und die EU vor.

schwarzseher
10 Tage her

Brüssel schaut nicht nur zu, wie im Text formuliert, Brüssel weist an. Die EU kritische Opposition zum Schweigen zu bringen wird doch in ganz Europa verfolgt und bis auf Ungarn, Slovakei und eventuell Italien mit Erfolg. Es ist gar nicht so lange her, da überwies die EU der Türkei hunderte Millionen Euro, um sie an Europa heranzuführen. Das hat man aufgegeben und führt sich nun lieber selber an die Türkei heran.

eifelerjong
10 Tage her

Willfährige Vollstrecker der ach so demokratischen EUdSSR!
Werte Polen, erinnert Euch Eurer jüngeren Geschichte und räumt erneut auf. Diesmal aber komplett!!

Last edited 10 Tage her by eifelerjong