Nach Trumps Triumph: die Schockstarre der Selbstgerechten

Am Tag danach versuchen die deutschen Besserwisser, ihr Weltbild zu retten. Angesichts der Ergebnisse ist das eine „Mission impossible“. Trump hat einen Erdrutschsieg errungen, Harris hat sich als Luftnummer erwiesen und krachend verloren. Der Schuldige ist schon gefunden: der dumme Wähler.

Screenprints SZ, Stern, ZEIT - Collage: TE

„Trump erklärt sich selbst zum Wahlsieger“: Das blendet das ARD-Morgenmagazin in seiner Sondersendung „Wie lief die Wahl in den USA?“ dauerhaft ein. Noch um 10.30 Uhr unserer Zeit. Ganz so, als ob der Sieg des 78-Jährigen bei der Präsidentschaftswahl ja noch keinesfalls sicher wäre.

Ist er aber. Schon längst. Um dieselbe Zeit tauschen selbst die berüchtigt linken Polit-Analysten bei CNN bereits seit über zwei Stunden ihre Fassungslosigkeit darüber aus, dass Kamala Harris krachend verloren hat. Die berüchtigt Harris-freundliche BBC berichtet unter geradezu spürbaren Schmerzen darüber, dass Bundeskanzler Olaf Scholz, Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán und NATO-Generalsekretär Mark Rutte dem neuen Präsidenten bereits gratuliert haben.

Da hat Trump 266 von 270 benötigen Wahlmänner sicher, führt in allen sieben sogenannten „Swing States“ mit uneinholbarem Vorsprung und hat landesweit über zwei Millionen Stimmen mehr als Harris. Aber bei der ARD heißt es trotzig und in angewidertem Tonfall:

„Trump erklärt sich selbst zum Wahlsieger“.

Insgesamt haben Deutschlands selbsternannte Leitjournalisten heute schlimme Probleme damit, das demokratische Wahlergebnis in den Vereinigten Staaten von Amerika anzuerkennen. Einen neuerlichen Erfolg des Milliardärs hatte man für ausgeschlossen erklärt, seit Kamala Harris ins Rennen eingestiegen war. Dass es jetzt doch so kam, muss man zwar zugeben – will es aber im Grunde nicht.

Vor allem will man nicht einräumen, wie monumental man in der Einschätzung der USA danebengelegen hat. Hat man aber. Doch in grenzenloser Selbstgerechtigkeit stellt man nun nicht etwa den eigenen Analyse-Ansatz in Frage, sondern sucht die Schuld bei anderen – vorzugsweise beim dummen amerikanischen Wähler.

Das treibt geradezu kabarettistische Blüten.

„Der Trump-Kult war zu mächtig“, schreibt ausgerechnet die „Zeit“. Das ist jene Hamburger Wochenzeitung, die sich über Monate hinweg am zum Schluss offen religiösen Kamala-Harris-Kult beteiligt hat. Der fand vor knapp zwei Wochen in dieser Titelgeschichte der „Süddeutschen Zeitung“ seinen Höhepunkt:

Die der Süddeutschen Zeitung inhaltlich nahestehenden Kollegen der ZEIT mit gleichen politischen Ansichten haben ihre Unabhängigkeit und Neutralität, also ihr journalistisches Berufsverständnis, dann am 6. November sehr eindrucksvoll dokumentiert – und das obendrein in einem außerordentlichen elaborierten Sprachcode:

Wenn einem nix mehr einfällt, wird man halt vulgär.

Es ist schon eine eigene Wunschwelt, in der unsere Medien und die von ihnen beschäftigten „Experten“ leben. Der Politologe Tobias Endler ist so einer: bestens bezahlt und maximal bodenhaftungsfrei. Er sei mit den US-Wählern unzufrieden, klagt er näselnd. Es hätte den USA gerade jetzt doch „so gut zu Gesicht gestanden, eine Frau ins Weiße Haus zu wählen“.

Leuten wie ihm kommt gar nicht mehr in den Sinn, dass sich normale Amerikaner mit echten Berufen herzlich wenig dafür interessieren, was ihrem Land nach Ansicht eines deutschen Amerikanisten angeblich „gut zu Gesicht steht“. Die Menschen wollen ein Dach über dem Kopf und einen Job, der es ihnen ermöglicht, halbwegs kommod ihre Familie zu ernähren.

Die fürchterliche Politik der Biden-Harris-Administration hat das diesen Menschen kontinuierlich erschwert, also haben sie Trump gewählt. So einfach ist das. Genau so soll es übrigens auch sein. Nennt man „Demokratie“.

CNN nähert sich dieser einfachen Wahrheit zumindest an. Der US-Sender zeigt in (übrigens recht beeindruckenden) Grafiken, dass in den Wahlbezirken, die USA-weit die höchste Preissteigerung zu verzeichnen haben, Donald Trump die besten – und Kamala Harris die schlechtesten Ergebnisse erzielt hat.

Doch dass Wähler eine Regierung abwählen, die sie immer ärmer gemacht hat, kann man in der zwangsgebührenfinanzierten ARD nicht verstehen. Den Luxusbediensteten im „Ersten“ fällt insgesamt nichts Besseres zu dem Wahlergebnis ein, als 135 Millionen US-Wähler schlicht für doof zu erklären:

Wem das zu plump ist, der versucht die Methode „Gaslighting“: Dabei wird dann die Realität einfach aggressiv verleugnet, um das eigene Weltbild nicht zu gefährden. Um nicht die woken und linken Inhalte von Harris für die Niederlage verantwortlich machen zu müssen, macht man aus der Vizepräsidentin flugs eine nicht-woke und nicht-linke Kandidatin:

Diese gedankliche Verrenkung von Fräulein Brockschmidt ist ein geradezu putziger Täuschungsversuch. Denn noch nie in der US-Geschichte ist eine Präsidentschaftskandidatin der Democrats mit einem so woken und so linken Programm angetreten wie Kamala Harris. Bezeichnenderweise sah das die Kandidatin selbst so:

Brockschmidt erinnert an den Großinquisitor in Brechts „Leben des Galilei“. Der wird von dem Astronomen gefragt, was er denn dazu sagen würde, wenn er mit eigenen Augen bei einem Blick durch das Fernrohr sähe, dass die Erde um die Sonne kreist.

Antwort des Großinquisitors: Das müsse dann ein furchtbar schlechtes Fernrohr sein.

Zur grenzenlosen Selbstgerechtigkeit kommt dann noch, wie immer bei den deutschen Gutmenschen, das grenzenlose Selbstmitleid. Taz-Chefredakteurin Barbara Junge war eigens selbst nach Washington gereist, um mit Deutschlands bekanntester Vielfliegerin Luisa Neubauer einen Sieg von Kamala Harris zu feiern. Stattdessen mussten die Damen jetzt ihren Kummer in Alkohol ertränken, und das taten sie selbstverständlich nicht still und leise:

Deutschlands unbelehrbare Kaste hat alle möglichen Ideen an diesem Tag nach der Wahl, nur eine nicht: dass das Problem womöglich gar nicht beim US-Wähler liegen könnte, sondern bei den ideologisch verblendeten (und den wählenden Normalbürger verachtenden) Journalisten.

Das kommt unseren hochbezahlten Welterklärern keine Sekunde in den Sinn.

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