Allein schon die Ankündigung des nächsten US-Präsidenten, hohe Strafzölle zu verhängen, sorgt bei Deutschlands Exportwirtschaft für eine mittlere Panikattacke. Doch Druck erhöht bekanntlich Drehzahl. Und so werden viele Unternehmen unerwartet kreativ.
Hamsterkäufe kennt man ja: Wenn Verbraucher sich aus Angst vor kommenden Lieferengpässen mit ganz viel Ware eindecken. Donald Trump hat der Wirtschaftswelt ein neues Phänomen geschenkt: Hamsterlager.
Seit Wochen füllen Unternehmen aus Deutschland – und aus dem Rest Europas – ihre Lagerbestände in den USA massiv auf. Die Customs Support Group (CSG) bietet international Zoll-Lösungen an und verrät: „Industrieunternehmen geben an, dass sie seit den 80er-Jahren keine so großen Lagerbestände an Ersatzteilen mehr in den USA gesehen haben.“
Nicht nur Hersteller von LKW-Teilen, von Baukränen und von Baggern verschiffen auf Teufel komm’ raus Ware in die USA und lagern sie dort ein. Auch italienische Feinkost-Produzenten stapeln ihre Edel-Schinken in eilig angemieteten Kühlhallen. „Ein Drittel unserer europäischen US-Exporteure setzt aktuell auf eine Extra-Lagerhaltung in den USA“, berichtet CSG im „Handelsblatt“.
Also bringen viele Unternehmen, die vom Export in die USA abhängig sind, jetzt so viele Waren wie möglich über den Großen Teich. Das treibt die Transportkosten in die Höhe: Vor einem Jahr kostete ein 40-Fuß-Container auf dem Spotmarkt im Schnitt umgerechnet 1.315 Euro. Derzeit muss man dafür umgerechnet satte 3.145 Euro hinblättern.
Reeder müsste man sein.
Zusätzlich bindet die Haldenbildung natürlich auch massiv Kapital, was ebenfalls viel Geld kostet. Doch das erscheint den Unternehmen immer noch günstiger als die Alternative: Wenn Trump seine Drohungen wahrmacht und Waren aus der EU mit Strafzöllen in Höhe von zehn Prozent belegt, würde Deutschland nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (Ifo) wohl 15 Prozent weniger in die USA exportieren.
Die deutsche Pharma-Industrie zum Beispiel liefert etwa ein Viertel ihrer gesamten Exporte nach Amerika. Deutsche Maschinenbauer schicken 13 Prozent ihrer gesamten Produktion in die USA, ungefähr genauso viel ist es bei der Auto- und Zuliefererbranche. Und so geht es munter weiter: Elektrotechnik, Datenverarbeitung, optische Industrie – alle enorm abhängig vom Export in die USA. Waren für 158 Milliarden Euro hat Deutschland 2023 über den Atlantik geschickt. Mit einem Exportanteil von 9,9 Prozent sind die USA unser größter Auslandsmarkt.
Denn auch für das Riesen-Reich China wird der Export – angesichts der anhaltenden Immobilienkrise und einer chronisch schwachen Binnennachfrage – immer wichtiger. Britische Bank-Analysten haben jüngst errechnet, dass im Falle von US-Strafzöllen Chinas Wirtschaftswachstum um zwei Prozentpunkte niedriger wäre.
Die Ankündigung von Zöllen schafft sozusagen ein virtuelles Damokles-Schwert – das sehr reale Reaktionen erzeugt. Ende Oktober hat die EU ja selbst Strafzölle in Höhe von bis zu 35 Prozent gegen Elektrofahrzeuge aus China verhängt: Weil die Regierung in Peking ihre heimische E-Auto-Branche massiv subventioniert. Im Vorgriff auf diese angekündigten Zölle haben schon im Juni und Juli chinesische Anbieter von Elektrofahrzeugen die deutschen und europäischen Übersee-Häfen geradezu geflutet.
Das war bares Geld wert: Für die vor Oktober angelandeten Autos wurden satte 3.000 Euro weniger Zoll fällig als für die Ware, die erst danach ankam.
Durch Trumps Zoll-Politik werden Deutschland und Europa nach Ansicht von Branchenfachleuten in eine Art Zangengriff geraten: Einerseits werden die europäischen Exporte in die USA teurer – manchmal bis an den Rand der Unwirtschaftlichkeit. Andererseits wird China, dem Trump Strafzölle von 60 Prozent angedroht hat, dann versuchen, noch mehr seiner Waren in den EU-Markt zu drücken.
In jedem Fall hat das Thema Zölle die Chefetagen erreicht: Das berichtet die Beratungsfirma Zollcoaching aus Braunschweig. Selbst in Großkonzernen waren bisher selten mehr als eine Handvoll Mitarbeiter mit der Zollabwicklung befasst. Mittlerweile ist der Bereich sehr oft direkt bei der Geschäftsführung bzw. beim Vorstand angesiedelt.
Und, so hat Zollcoaching erfahren: Anfang Januar führen fast alle Zollabteilungen Krisensitzungen durch.
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Dieser Zollkrieg wird nur Verlierer kennen. Ausser die Staatsapparate, denen die Zölle zufliessen. Weltweit wird der Wohlstand sinken und die drangsalierenden Staatsapparate wachsen. Dies gilt für die USA, wie auch die EU. China ist als gigantischer Binnenmarkt mit viel eigener Grundstoffproduktion und billigem Kohlestrom möglicherweise weniger betroffen als die Gutmenschensiedlungsgebiete.
Ist halt die Frage was die Trump-Administration mit den Zolleinnahmen macht. Wenn sie dafür in gleicher Höhe die Verbrauchssteuern senkt, wird es erstmal ein Nullsummenspiel für die Verbraucher, aber die einheimische Industrieproduktion wird massiv gestärkt, weil die inländisch produzierten Waren dann günstiger im Vergleich zu den Ausländischen werden. In Europa dagegen gehen die Zolleinnahmen direkt an die EU, die sie für ihren eigenen Wasserkopf und Uschis neue Ponyherde verplempert. Da wird nix günstiger.
Der Außenzoll der EU für Importe aus Drittländern einschließlich der USA beträgt heute bereits genau die 10 Prozent, auf die der „böse“ Donald zum Entsetzen der Europäer den Importzoll der USA erhöhen will. Für günstige und technisch sicher hochwertige Elektroautos aus China hat die EU gerade den Gesamtzoll auf über 45 Prozent angehoben, wahrscheinlich für den Klimaschutz. Lautes Mimimi ist also nicht angebracht und nicht zielführend.
Die EU und damit auch D sind Vorreiter dieses Zollirrsinns. Schon lange vor Donald.
Die Folge wird sein, dass immer mehr deutsche Unternehmen in die USA abwandern. Und das ist von Trump auch so gewollt, nicht vergessen: er war es, der Nord Stream 2 sanktioniert und ein US-amerikanisches Gesetz zum Schutz der deutschen Energieversorgung veranlasst hat.
Möglicherweise besteht die Antwort darin, dass China und die EU ihrerseits die Einfuhrzölle auf USA- Importe erhöhen?
Der Mann ist noch nicht einmal amtierender Präsident und macht schon vor seiner Amtsübernahme der ganzen Welt Beine. Indes gilt, besonders bei Trump, welcher ein gewitzter Geschäftsmann und kein Politiker (bzw. wie unser Kinderbuchautor, ohne die geringste ökonomische Kompetenz und fern jedes Sachverstandes) ist: „Keine Suppe wird so heiss gegessen, wie sie gekocht wird.“ Eine Geschäftsstrategie ist eben etwas anderes als eine politische Strategie, was wir derzeit in einem im ökonomischen Niedergang befindlichen Europa bitter lernen müssen. Wenn Bürokraten für die Wirtschaft Entscheidungen treffen, so braucht man sich über den ökonomischen Selbstmord in Europa und anderswo nicht zu wundern. Ein… Mehr
China wird einfach seine Währung abwerten und das wars. Die US-Verbraucher werden ihre Trumpflation erhalten und alle werde glücklich sein 🙂
Haben Sie doch etwas Nachsicht mit den Menschen und Politikern in anderen Ländern! Die haben nicht seit 2005 Regierende die unfehlbar sind und paradiesische Zustände in ihren Ländern geschaffen haben, so wie bei uns in Deutschland!
Was Trump macht ist richtig: die anderen Länder leben auf dem Rücken der USA. Kaum ein Land ist in der Lage sich selbst zu verteidigen. 2% NATO Ziel wird kaum eingehalten.
Kaum ein anderes westliches Land entwickelt noch führende Industrie. In Sachen Computertechnik und Software würden wir ohne die Amis wieder in der Steinzeit leben.
Wir verlassen uns zu sehr auf Washington. Das muss sich ändern und Trump kann ruhig Strafzölle verhängen. Vielleicht wachen die Schlaf-Michel und andere Dummy-Länder dann endlich auf.
Da vergessen Sie den USD. Warum wohl droht Trump Ländern, die sich von der absteigenden Weltleitwährung lösen möchten, mit 100% Strafzöllen? Weil der USD für den Rest der Welt so vorteilhaft ist? Wohl kaum. Sondern weil die USA sich auf Kosten des Rests der Welt bis über beide Ohren verschulden. Schauen Sie sich den S&P 500 seit 1995 in logsrithmischer Skalierung an und Sie werden sehen, dass es seit 2003 und 2009 keine echten Aktienkrisen mehr gab. Das ist so, weil die FED indirekt, über Liquidität, Aktien kauft, wann immer sie zu fallen drohen. Weil der Aussenhandelskurs des USD mittlerweile… Mehr
> Kaum ein Land ist in der Lage sich selbst zu verteidigen. 2% NATO Ziel wird kaum eingehalten.
Die „Welt“ brachte neulich ein Interview mit Tino Chrupalla, der meinte, die NATO sei kein Verteidigungsbündnis, sondern ein Ami-Werkzeug. Richtige Formulierung wäre: Kaum ein Land gibt so behämmert wie Polen ganzes Geld aus (fast 5% BIP!), um Ami-Rüstungsindustrie zu füttern und dann in Ami-Kolonialkriege zu rennen.
Deutschland zahlte 2023 per Saldo gut 17,4 Milliarden Euro in den EU-Haushalt – unser Steuergeld. Der weitaus größte Nettoempfänger von EU-Geldern war im vergangenen Jahr Polen mit annähernd 8,2 Milliarden Euro, Da kann man sich die 5% leisten.
Tja. Sie tun wohl gut daran, sich zu beeilen, die Unternehmer. Denn Steve Bannon soll wohl den Ablaufplan für die ersten beiden Arbeitstage nach der Inauguration bereits ausgearbeitet haben – so dass es mit dem ersten Schritt ins Oval Office mit den Anweisungen losgehen wird: „STEVE BANNON LAYS OUT PLAN FOR DONALD TRUMP’S FIRST 48 HOURS AS PRESIDENT (Newsweek) Steve Bannon, ex-adviser to President-elect Donald Trump, has laid out an aggressive plan for his former boss’s first 48 hours back in the Oval Office. Speaking with Donald Trump Jr. on his Triggered podcast, Bannon described a blitz of executive orders,… Mehr
Biden trat an seinem ersten Tag dem Pariser Klimaschwindel-Pakt wieder bei – aus dem Trump am 20.01 hoffentlich wieder austreten wird. Hoffentlich diesmal nachhaltig – ein gerade so gerne verwendetes Wort.