Trump-Attentat: Scharfe Kritik an Geheimdienst

Ist der Secret Service woke geworden? Direktorin Kimberly Cheatle steht auf dem Prüfstand. Ihr wird vorgeworfen, für die mangelnde Sicherheit bei Trumps Wahlveranstaltung verantwortlich zu sein. 

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Evan Vucci

Stimmen, die nach dem Attentat auf Donald Trump den Rücktritt von Secret-Service-Direktorin Kimberly Cheatle fordern, werden lauter. Cheatle hätte für die Trump-Kundgebung viel zu laxe Sicherheitsmaßnahmen vorgegeben. Sie hätte sich zu sehr auf die woke Politik Washingtons eingelassen. DEI – Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion – wären ihr wichtiger gewesen als gute, alte Agentenarbeit.

Cheatle wollte den Secret Service modernisieren. Bis 2030 sollte der Frauenanteil der Agenten 30 Prozent betragen. Außerdem wollte man sich neu positionieren. Im vergangenen Jahr hatte sie einem YouTube-Influencer erlaubt, mit Agenten zu trainieren. Nicht gerade das, was man unter „secret“ versteht.

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Cheatle war 28 Jahre im Secret Service und Teil des Teams, das den damaligen Vizepräsidenten Dick Cheney bewachte. Anschließend wurde sie Leiterin der Sicherheit bei PepsiCo. 2022 holte Biden sie in die Agentur zurück und machte sie zur Direktorin. „Sie hat mein volles Vertrauen, und ich freue mich darauf, mit ihr zusammenzuarbeiten“, sagte der Präsident damals.

Aber zwei ehemalige hochrangige FBI-Beamte sagen, dass der Geheimdienst unter Cheatle es am Freitag völlig vermasselt hätte. „Ein totaler Sicherheitsausfall von Anfang bis Ende“, sagte der ehemalige stellvertretende Direktor des FBI, Chris Swecker. „Vom Gesamtsicherheitsplan für den Auftritt bis zur Reaktion, sobald die Schüsse fielen. Stellen Sie sich vor, der Schütze wäre nicht dieser Jugendliche, sondern ein gut ausgebildeter Scharfschütze gewesen? Unsere Feinde könnten auf die Idee kommen, dass sie Trump oder irgendjemanden ohne Probleme exekutieren können“, sagte der Experte.

Swecker kritisierte insbesondere einige der Schutzdetails rund um den ehemaligen Präsidenten Trump. „Was ich dort sah, war DEI (diversity, equity and inclusion)“, sagte Swecker über die Agenten, unter ihnen drei Frauen. „Ich bin nicht gegen Frauen. Ich habe drei Töchter und drei Enkelinnen, und sie wären großartige Geheimdienstagenten.“ „Aber die Frauen, die ich dort oben mit dem Präsidenten gesehen habe – sie sahen aus, als würden sie im Kreis laufen. Eine duckte sich weg, die nächste schien nicht zu wissen, was sie tun sollte, und eine dritte schien nicht in der Lage zu sein, ihr Holster zu finden. DEI ist eine Sache, Kompetenz und Effektivität sind eine andere, und ich habe DEI da draußen gesehen.“ Harte Worte. Handelt es sich bei Swecker einfach um einen alten, weißen Mann der alten Garde, der Frauen nichts zutraut?

„Ich habe die Zeit gestoppt – es waren über zwei Minuten, bis sie Trump vom Podium geholt haben“, sagte Swecker der New York Post. „Die Aufgaben des Secret Service sind klar definiert, erstens, jeden Angriff zu verhindern, und zweitens, den Schutzbefohlenen in Sekundenschnelle aus der Gefahrenzone zu holen. Zwei Minuten sind ein Leben lang. Wäre da ein zweiter Schütze gewesen, hätte der Trump erwischt.“

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Swecker kritisierte auch, dass die Agenten Trump seine Schuhe holen und seine mittlerweile ikonische Faust haben machen ließen. „Erinnern Sie sich an das Reagan-Attentat. Damals haben die Agenten ihn kurzerhand in die Limousine geworfen und ihn verdammt noch mal da rausgeholt“, poltert Swecker. „Sie hätten ihn nicht seine Schuhe holen, geschweige denn für ein Foto posieren lassen.“

Sweckers wichtigester Punkt aber ist rein körperlicher Natur. Donald Trump ist 1,90 Meter groß, die Agentin, die ihn mit ihrem Körper vor weiteren Schüssen schützen sollte, war wesentlich kleiner. „Der einzige Grund, warum das ikonische Foto entstehen konnte ist, dass die Agentin vor ihm so klein war. Traditionell hatte der Geheimdienst große, breite Jungs da draußen, die den Präsidenten blockieren und einen Angriff mit ihrem Körper abblocken konnten.“ Das war der Agentin aufgrund ihrer Körpergröße nicht möglich. Zwar ist das nicht ihre Schuld, aber einem Schutzbefohlenen wäre zu wünschen, dass seine Brust nicht frei in der Schusslinie liegt, wenn die Agentin mit ihrem Körper „Manndeckung“ macht.

Fox-Moderator Jesse Waters kritisierte am Sonntagabend zudem: „Warum hat das Publikum den Schützen gesehen und die Sicherheitskräfte nicht?“ Zuvor hatte er mehrere Besucher der Veranstaltung interviewt, die den Schützen mit seinem Gewehr auf dem Dach deutlich gesehen hatten. Angeblich warteten die Secret-Service-Schützen fast drei Minuten, den Attentäter fest im Blick, bis sie endlich schossen. Zuvor war ein lokaler Polizist auf das Dach geklettert, um zu prüfen, ob sich dort wirklich ein Attentäter befindet, wie die Zuschauer es behaupteten. Hätten die Secret-Service-Scharfschützen die Waffe nicht durch ihre Zielfernrohre und die Absicht des Schützen erkennen müssen?

Tim Miller, ehemaliger Agent, war fassungslos, als er die Aufnahmen des Attentats sah. Auch er war der Meinung, dass man den Attentäter früher hätte sehen müssen. „Warum gab es keine Drohnen, warum konnte der Mann unbemerkt von Sicherheitskräften auf das Gebäude kommen?“, fragte er.

 

Dan Bongino, erfolgreicher Podcaster und Ex-Agent kritisierte die Vorbereitung des Events. Sein Leitfaden für die Zukunft des Geheimdienstes fordert unter anderem gleiche Qualifikationskriterien für männliche und weibliche Agenten. Die Größe und das Gewicht des Schutzobjektes ändere sich ja nicht, nur weil ein männlicher oder weiblicher Agent zuständig sei. Also sollten es die Standards auch nicht. Außerdem fordert Bongino die sofortige Beendigung aller in seinen Augen krebsartigen DEI-Initiativen. Fachwissen und Expertise sollten die EINZIGEN Leitprinzipien sein, wenn es um das Leben öffentlicher Persönlichkeiten geht.“

Der Secret Service sagte gestern in einer Pressekonferenz, man wolle derzeit nichts sagen. Nur, dass nach dem Attentat auf Trump keine Änderungen an den Sicherheitsvorkehrungen auf dem republikanischen Parteitag vorgenommen werden, der heute beginnt. „Wir haben Vertrauen in unsere Sicherheitsvorkehrungen und Pläne“, sagte Audrey Gibson-Cicchino, die zuständige Koordinatorin des Secret Service für den Parteitag.

Wie gut, dass jeder Parteitag mit einem Gebet begonnen wird. Möge der Herrgott seine schützende Hand über die Arbeit des Secret Service halten.

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Kommentare ( 128 )

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GefanzerterAloholiker
5 Monate her

1 Monate vor dem Attentat auf den ehemaligen Präsidenten Trump, brachte der demokratische Abgeordnete Bennie Thompson aus Mississippi im April einen Gesetzentwurf ein, der Trumps Secret-Service-Mitarbeiter entfernt hätte. Es ist der “ Disgraced Former Protectees Act „. Seine Wirkung würde für den ehemaligen Präsidenten Trump gelten. Sie würde auch für alle Secret-Service-Schutzpersonen gelten, die wegen eines Verbrechens verurteilt und verurteilt wurden“, heißt es in einem Informationsblatt dazu. 2 Alejandro Mayorías wurde vom Repräsentantenhaus angeklagt, weil er sich weigerte, die Grenzen der Vereinigten Staaten vor illegaler Einreise zu schützen. Die Demokraten im Senat schützten ihn vor seiner Amtsenthebung. Es ist eine… Mehr

the ministry of silly walks
5 Monate her

Machen wir uns nichts vor. Gäbe es in D nicht strengere Waffengesetze als in den USA hätten wir längst die ersten Toten – bei der AfD. Wenn alles rechts der Grünen als Nazi diffamiert wird müsste man sich darüber auch nicht wundern. „Nazis töten“ heißt es doch. Den Punkt dahinter können wir gerne als Propaganda beiseitelegen. Heute morgen meinte die Verkäuferin in meiner Stammbäckerei, der Attentäter hätte mal besser gescheit Schießen gelernt – liebe nette Frau, zwei kleine Töchter, mit Sicherheit nicht bei der Antifa, wählt eine „demokratische“ Partei. Wenn Verfechter von Demokratie, Menschenrechten, Vielfalt die Ermordung mißliebiger Andersdenkender in… Mehr

Last edited 5 Monate her by the ministry of silly walks
Dr. Rehmstack
5 Monate her

Und, gehen Sie dort noch einkaufen?

Wolfgang Schuckmann
5 Monate her

Was da geschehen ist wird in die Geschichte eingehen. Man hat den Schützen direkt liquidiert und somit wird es zwar eine Weile Gerüchte geben aber keinen Lee Harvey Oswald, auf den dann der Barbetreiber Ruby das Siegel des Schweigens geklebt hat und den man anschließend an „Krebs“ erkranken ließ, und die Kette endgültig abrupt zu Ende ging. Wen hätte man noch fragen können? Das Leben von Trump hing am seidenen Faden und vorher ließ man einen Sniper mit Wumme aufs Dach steigen damit er seinen Auftrag erfülle. Nach den Worten eines „Wertedeutschen“ vom ZDF, schade dass nicht besser getroffen wurde.… Mehr

Raul Gutmann
5 Monate her

Neben der zweifellos vorhandenen Inkompetenz stehen Varianten eines sog. „Inside“-Jobs, was auch das „Rieck’sche Rasiermesser“ nahe legt: »Gehe von Vorsatz aus, auch wenn Dummheit die bequemere Erklärung darstellt.«
Insofern stehen dem der Einzeltäter-These mindestens zwei Möglichkeiten:
LIHOP: „Let it happen on purpose“ („Lasse es absichtlich geschehen“). Konkret hätte in diesem Fall der Secret Service von den Plänen des Täters gewußt, ihn gewähren lassen und das Dach von den Sicherheitsmaßnahmen ausgenommen.
Steigert man dies, erhält man MIHOP: „Make it happen on purpose“ („Mache es absichtlich“). In dieser Version wären die US-Sicherheitsdienste aktiv beteiligt.

Ralf Poehling
5 Monate her

Wenn die Kommentare der unwissenden Actionfilmkonsumenten hier lese, geht mir echt die Hutschnur hoch…
Profis lassen es gar nicht erst zu einem Attentat kommen, weil jede Abwehr eines bereits laufenden Attentats mit viel höheren Risiken verbunden ist, als es gar nicht erst zum Attentat kommen zu lassen.
Man muss nicht jeden Mist als selbstverständlich hinnehmen, den man in irgendwelchen Hollywoodschmachtfetzen am laufenden Meter unter die Nase gerieben bekommt.

Guggema
5 Monate her
Antworten an  Ralf Poehling

Herr Poehling, ich kanns mir trotzdem nicht verkneifen – weil: es passt so gut: „Shooter“ mit Marc Wahlberg könnte doch glatt die Vorlage gewesen sein, oder? Übrigens: nichts gegen die Genauigkeit eines AR-15, speziell von Schmeisser.

Ralf Poehling
5 Monate her
Antworten an  Guggema

Ich muss zugestehen, dass ich den Streifen nicht kenne. Ich kenne nur American Sniper von Clint Eastwood…
Aber die 5.56 bzw. .223 ist schon ziemlich genau, da haben Sie recht. Insbesondere auf die geringe Entfernung.

Hosenmatz
5 Monate her

Erste Regel bei Attentaten: Töte den Attentäter! – Wurde vom SecretService vorbildlich ausgeführt.
Hilft bei der Verschleierung ungemein.

tobilinooo
5 Monate her

Man sollte hier etwas fairer sein. Die Frauen hatten hier offensichtlich die Aufgabe ihre männlichen Kollegen zu decken, was sie auf dem Weg zum Wagen auch getan haben. Die Männer waren sehr offensichtlich dafür da Trump zu decken. Das nennt man klare Aufgabenverteilung. Ob das auf Schnappschüssen der Fotografen toll aussieht, oder nicht, ist unerheblich. Und dass man Trump erst nach zwei Minuten weggebracht hat, lag daran, dass die Jungs ihren Job gemacht haben. Sie haben ihn mit ihren Körpern vollständig bedeckt (sieht man auf etlichen Fotos sehr gut), und erst nach dem (auch in den Videos zu hörenden) Ruf… Mehr

Last edited 5 Monate her by tobilinooo
imapact
5 Monate her

Auch bei ZON ist man um Aufklärung bemüht. Das Antifa-Organ hat deshalb ein Interview zum mutmaßlichen Versagen des Sicherheitsdienstes geführt mit einem gewissen Robert A. Sanders, ehemaliger Lehrstuhlinhaber des Programms für nationale Sicherheit. (Wichtig: der Mann ist schwarz!!). Dieser akademische Theoretiker trifft im Interview folgende Aussage:
„Aus dem Attentat auf Trump wird der Geheimdienst lernen, dass ein hoher Punkt außerhalb der Umzäunung, mit einer direkten Sichtverbindung hin zur schützenden Person, kontrolliert werden muss.“
Hört sich so an, als würde jemand sagen, ein Berufskraftfahrer müßte irgendwann lernen, vor der Abfahrt die Handbremse zu lösen.

Ralf Poehling
5 Monate her

Hier laufen wieder Ablenkungsmanöver in die falsch Richtung. Redet euch nicht mit Unfähigkeit raus, oder dass hier Frauen im Dienst waren. Das ist alles Bullshit. Erst mal vorweg aus Praxiserfahrung: Wenn ich einen Auftrittsort sichern will, gehe ich als Bodyguard im Vorfeld selbst die Strecke ab, die die zu schützende Person absolvieren wird. Dabei schaue ich mich genau um und nehme alle potentiellen Punkte in den Blick, von wo aus ein Täter angreifen könnte. Was ich von meiner Position aus dann selbst sehen kann, kann mich als bedrohte Person ebenso sehen und von dort aus ins Visier nehmen und attackieren.… Mehr

Rolfo
5 Monate her

Schauen Sie sich an, wie in Deutschland im Umfeld eines AfD-Parteitages Politiker wie flüchtige Wildtiere an Antifa-Gewalttätern vorbeihetzen.
Warum erlaubt man Demonstrationen in solch unmittelbarer Nähe, nachdem durch jahrelange Erfahrung bekannt ist, dass es nur darum geht, Politiker „Spießrutenlaufen“ zu lassen. Das ist Deutschland.
Anschläge und Übergriffe auf rechte Politiker sind mittlerweile nichts verwunderliches mehr.