Soros investiert in eine polnische Verlagsgruppe – Medieneinfluss auf die Wahl?

Wenige Wochen vor den Parlamentswahlen in Polen hat ein von George Soros gestütztes Unternehmen die Kontrolle über die einflussreiche Tageszeitung „Rzeczpospolita“ übernommen. Diese Transaktion hat eine längere Vorgeschichte, die im öffentlichen Leben an der Weichsel bereits viel Gift freigesetzt hat.

IMAGO

Die Rede ist vom niederländischen Unternehmen Pluralis, das vom „Economic Development Fund“ finanziert wird. Nun wurde bekannt, dass der Soros-Fonds die Mehrheitsanteile der polnischen Verlagsgruppe Gremi Media erworben hat, der die „Rzeczpospolita“ und die Finanztageszeitung „Parkiet“ gehören. Eigentlich ist es schwierig, diesen Ankauf als herkömmliche „Geschäftstransaktion“ zu bezeichnen, nicht nur, weil sie anderthalb Monate vor der polnischen Parlamentswahl vollzogen wurde. Pluralis ist keine normale Firma, die sich um das Wohl der Aktionäre kümmert, geschweige denn auf Gewinngenerierung bedacht ist. Das Geld von George Soros fließt bekanntermaßen immer dann, wenn zum nächsten Schlag gegen die Säulen der europäischen Zivilisation ausgeholt wird.

Der in Budapest geborene US-Milliardär ist in Polen kein Unbekannter. Er verfügt bereits über beträchtliche Anteile an der Agora-Mediengruppe, die unter anderem die regierungskritische Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ herausgibt und die Radiosender TOK FM sowie Radio Zet finanziert, wo täglich rund um die Uhr deklarierte PiS-Gegner Unrat wittern, ja den nächsten „Skandal“ erspürt zu haben glauben. Es bedarf jedoch keiner Geistesblitze, um vorausschauend festzustellen, dass durch den Aufkauf sämtlicher PO-Bulletins Soros‘ Vermögen kaum anwachsen wird. Welches Ziel verfolgt er?

Pressefreiheit in Polen

Im Grunde genommen wollte sich Soros mit seinen Open Society Foundations aus Europa zurückziehen. Seine letzten Investitionen in Polen zeigen, dass die Botschaft vom Rückzug eine Nebelkerze war. Andererseits ist dies eine vortreffliche Gelegenheit, einen Blick auf die Situation der Pressefreiheit in Polen zu werfen, die nach der Ansicht des PO-Vorsitzenden Donald Tusk seit Jahren in Gefahr sei. Das ist sie tatsächlich, allerdings ganz anders, als es sich der Oppositionsführer vorstellt. Ihn selbst wird die Präsenz des Soros-Clans an der Weichsel keinesfalls stören. In diesem Zusammenhang wäre es sinnvoll, auf einschneidende Ereignisse in der jüngeren Mediengeschichte einzugehen, um aufzuzeigen, wie Tusks Regierung in den Jahren 2007 bis 2011 mit der polnischen Presse- und Rundfunklandschaft umging.

Die Firma Pluralis B.V. hat im Dezember 2021 erstmals ihr Interesse an der Übernahme von Gremi Media bekundet. Zu dieser Zeit wollte auch der polnische Mineralölkonzern Orlen die Mehrheitsanteile erwerben, der bereits zuvor in einem mühsamen Prozess die Verlagsgruppe Polska Press aus den Fängen ausländischer Zeitungsinhaber befreit hatte. Der Unternehmer und Filmproduzent Grzegorz Hajdarowicz, der bis vor kurzem noch Mehrheitsaktionär bei Gremi Media war und aus seiner Nähe zu Donald Tusk nie einen Hehl machte, hat sich unterdessen für Soros als Investor entschieden.

Sein Entschluss ist eigentlich nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs, für Branchenkenner war er nicht allzu überraschend. Bereits 2011 hatte er den Rauswurf mehrerer Journalisten veranlasst, darunter des Chefredakteurs der „Rzeczpospolita“ Paweł Lisicki. Vorher hatte Hajdarowicz unter ominösen Umstanden einen hohen Kredit aufgenommen, um die Mehrheitsanteile an Gremi Media zu erwerben. Die weitere Ereignisabfolge sorgte zwar für Enthusiasmus in der PO-Parteizentrale, ließ aber jeden halbwegs neutralen Beobachter erschaudern: Die Kündigungswelle war mitnichten das Ergebnis erforderlicher Einsparungen, sondern ein perfider, beinahe schon autoritärer politischer Schwenk, den viele Leser sofort erkannten.

Einige Monate früher haben die später entlassenen „Rzeczpospolita“-Redakteure das liberal-konservative Wochenmagazin „Uważam Rze“ gegründet, das sich wachsender Popularität erfreute. Die Sache hatte nur einen Haken: Dem damals amtierenden Premier Donald Tusk gefielen die darin abgedruckten Artikel nicht. So haben die Journalisten unter anderem eine Gesetzesvorlage der PO-PSL-Regierung kritisiert, wonach ein Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der Luftfahrtlinie LOT möglich gewesen wäre. Dieser leichtsinnige Plan, der allen Ernstes den Verkauf der größten nationalen Fluggesellschaft vorsah, die übrigens heute – abermals in polnischer Hand – Rekordgewinne erzielt, war sinnbildlich für die gesamte Wirtschaftspolitik des Kabinetts Tusk, die immer schon dessen politische Achillesferse war.

Die dereinst einträgliche Wochenzeitung „Uważam Rze“ ist nach der Intervention von Hajdarowicz, der bis heute in einem selbstbezüglichen Mikrokosmos verharrt und seine Geschäftspartner durch abstruse Gestaltungsillusionen vergrault, zu einem Nischenblatt verkommen. Auch die renommierte „Rzeczpospolita“ konnte seitdem nicht mehr zum alten Glanz finden, trotz der Bemühungen des neuen Chefredakteurs Bogusław Chrabota. An der Prosta-Straße sind nach wie vor fähige Autoren am Werk, doch die sinkenden Verkaufs- und Leserzahlen sprechen für sich. Aus dem Inneren der Leserschaft hört man ein verdrossenes Grummeln und Zweifeln an den investigativen Eigenleistungen mancher Journalisten, die lediglich die Nachfrage nach einfachen Antworten auf simple Fragen befriedigen.

Woke Methoden

Für Hajdarowicz, der offenbar immer noch nicht begriffen hat, dass eigennützige Profilierung auf Kosten des Verlagshauses allenfalls kurzfristige finanzielle Vorteile mit sich bringt, kam die jüngste Offerte der Soros-Familie also wie gerufen. Das Problem ist nur, dass vorher „lediglich“ einzelne Tusk-Kritiker zum Schweigen gebracht werden sollten. Jetzt aber könnten fatalerweise Methoden zum Einsatz kommen, die weitere Cancel-Praktiken nach sich zögen. Zwar werden solche derweil schon in einigen polnischen Redaktionen betrieben, wie zum Beispiel in der „Gazeta Wyborcza“ oder „Newsweek Polska“, die „Rzepa“ jedoch hatte sich stets bemüht, einen etwas anderen Eindruck zu erwecken. Bald also dürfte dieses ehemals respektheischende Blatt auf der Ansehensskala polnischer Medien noch weiter unten stehen.

In Deutschland hingegen wird weiterhin behauptet, Hajdarowicz habe durch seine Transaktionen die „Unabhängigkeit“ der „Rzeczpospolita“ bewahrt. Wer – wie die meisten Deutschen – die jüngste polnische Mediengeschichte nicht kennt, wird auch kaum zu einem anderen Urteil kommen können.

Als im Juni dieses Jahres George Soros verkündete, er würde die Kontrolle über seine milliardenschwerden Stiftungen an seinen Sohn Alexander übergeben, haben in Polen nur die Naivsten aufgeatmet. Die jeder Alltagsdimension entrückte Selektions- und Darstellungslogik des Soros-Imperiums dauert an und wird demnächst gewiss eine neue Dynamik erfahren. Der Soros-Sprößling ist ebenso wenig ein „Philanthrop“ wie sein Vater. Philanthropie umfasst bekanntlich jede private freiwillige Handlung für einen gemeinnützigen Zweck. Die Soros-Familie konzentriert sich indes weniger auf die Obdachlosen- oder Kinderkrebshilfe als auf einen woken „Marsch durch die Institutionen“.

Die Soros-Millionen landen immer dort, wo Menschen ideologisch gefügig gemacht werden sollen. Unterstützt werden unter anderem linke Demonstranten, die auf den Straßen eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die fliegenden Pflastersteine sind nur die Ouvertüre, die eine Destruktion der christlichen Werteordnung ankündigt. Im Namen des naturgemäß diffusen Begriffs der „sozialen Gerechtigkeit“ huldigt der Soros-Clan einer Ideologie, die jegliche Gerechtigkeit untergräbt und kommende Generationen belastet. Man muss im Übrigen schon sehr viel Fantasie aufbringen, um einen Großspekulanten, der unter anderem den Zusammenbruch der malaysischen Währung herbeigeführt und damit die Asienkrise ausgelöst haben soll, als „Philanthropen“ zu bezeichnen.

Finanzielle Übermacht

Der von dem „Gesellschaftserneuerer“ Soros in Gang gebrachte Prozess würde in seiner unkontrollierbaren Dynamik irgendwann ins Stocken geraten, wäre da nicht all das Geld, welches die Maschinerie am Laufen hielte. Es ist zweifelsfrei eine neue Variante der totalitären Machtausübung, die durch eine scheinbar unversiegbare Quelle, ja eine stete finanzielle Überlegenheit abgesichert wird.

Ihren Rückzug von der Geldgeber-Tätigkeit innerhalb der EU begründete die Soros-Stiftung unter Führung von Alexander Soros interessanterweise damit, dass viele der von der Open Society Foundation mitfinanzierte Organisationen heute ausreichend Mittel aus staatlichen Quellen bekämen. Das trifft auch zu: Allein das millionenschwere Bundesprogramm „Demokratie leben“ übernimmt heute die Funktion der Finanzierung unzähliger NGOs in Deutschland, die ursprünglich auch vom OSF unterstützt wurden. Auch aus der EU-Kasse fließt Geld an ähnliche Projekte.

Die Soros-Stiftung kann sich deshalb mit ihren Zuwendungen auf andere Regionen konzentrieren – und in EU-Europa auf eine Investorenrolle, etwa, indem sie sich in polnische Medien einkauft. Polen ist für Soros gewiss nur ein Zwischenspiel in einer weiter ausgreifenden Revolution. Noch ist nicht abzusehen, welche Veränderungen der neue Mehrheitsaktionär bei Gremi Media an der redaktionellen Linie der „Rzeczpospolita“ vornehmen bzw. in welchem Ausmaß er die Parlamentswahl beeinflussen wird.

Die Redakteure der ungarischen Tageszeitung „Magyar Nemzet“ sind jedenfalls alarmiert und warnen: „Das Soros-Netzwerk rüstet sich für die Schlacht von Warschau“ („A varsói csatára készül a Soros-hálózat“). Das alles vor Augen, führt wohl kein Weg an folgender Einsicht vorbei: Die jüngsten Ereignisse sichern George Soros einen Platz in den polnischen Geschichtsbüchern. Allerdings nicht als Philanthrop, sondern als eine unsensible, ideologische Planierer, der zumeist nur deswegen fremde Baustellen befährt, um Instabilität zu schaffen sowie den letzten Rest an Souveränität und Würde zu zermahlen.

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Kommentare ( 22 )

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Ralf Poehling
1 Jahr her

Ich weiß, dass die Polen ein Problem mit den Russen haben. Aber in diesem Fall sollten sie die Russen vielleicht mal zum Vorbild nehmen. Die Russen haben derartige Vorgehensweisen ausländischer Investoren mit geheimdienstlicher Agententätigkeit gleichgesetzt und damit die rechtliche Handhabe geschaffen, so etwas zu unterbinden. Entgegen der hier in der EU vorherrschenden Darstellung, dass es sich dabei um einen Missbrauch des Rechtssstaates handeln würde, wenn die Russen so etwas tun, ist die russische Einschätzung, was Soros da seit Jahren macht, keineswegs so falsch. Unabhängig davon, ist es auch letztlich egal, ob Soros wirklich ein Agent ist oder nicht. Wenn er… Mehr

MeHere
1 Jahr her

Das GROSSBONZENTUM auf dem Wege zur globalen Weltherrschaft, oder was sonst bringt mehr CASH in die Kasse der westlichen Oligarchen ?

Waldorf
1 Jahr her

Was machen Hedgefonds typischerweise? Sie shorten, also wetten auf fallende Kurse Wofür sorgt die Soros OSF primär, wo sie „eingesetzt“ wird? Für Instabilität, Spaltung und Zerschlagung funktionierender, alter Strukturen, in deren Folge Kurse fallen, sei es von Konzernen, sei es von Währungen oder Staatsanleihen, egal, worauf sich halt spekulieren läßt. Und dass Soros „groß“ also Big denkt, dürfte nach seinem Angriff auf den britischen Pfund niemand bei Verstand bezweifeln. In meinen Augen ist er das, was er unternehmerisch schon immer war: ein Großspekulant der Destruktion und natürlich kein Philanthrop. Er verdient Milliarden damit, dass irgendwo, irgendwas die Wupper runter geht… Mehr

hoho
1 Jahr her

Also meine Freunde in Polen lesen das Zeug noch. Einige Gazeta die andere RP. Vertreter beiden Gruppen behaupten nach Anfrage (hab gerade schnell gemacht) dass jeweils die Zeitung ihrer Wahl ganz objektiv bleibe.
Sie meinten das auch ganz ernst, als ich sie gefragt habe. Ich habe das auch nicht vertiefen wollen. Da ich ja jetzt ein Deutscher bin, bleiben manche Fragen selbst bei den nicht nationalistisch gesinnten besser nicht gestellt.

Last edited 1 Jahr her by hoho
Max und Moritz
1 Jahr her

Polen ist so ein Land, an dem man verzweifeln könnte. Es mag alles richtig sein, was hier steht. Die regierende PIS mit Radio Maria und ihrem Antikurs gegenüber jedem anderen europäischem Land – Deutschland ganz besonders gerne – ist aber keinen Deut besser. Das man auch vernünftig von rechts regieren kann, zeigen gerade Meloni und die Skandinavier.

w.k.
1 Jahr her

Um die kommenden Wahlen in Polen mache ich mir keine Sorgen, da entscheidet noch die Generation, die wie ich, in der Solidarnosc Zeit „Fernseher lügt“ auf die Mauer geschrieben hat. Anders als in Deutschland, schaute, lies man Nachrichten um Ausmaß der Lüge festzustellen und sich darüber lustig zu machen. Über den Wahlausgang in Polen entscheidet noch die Straße und deren Realität. Wenn mediale Berichte wahr genommen werden, dann als Negativ-Beispiele. Da die Medienlandschaft in Polen nicht gleichgeschaltet, sondern in verschiedene politischen Blöcke aufgeteilt ist, erwarte ich nicht, dass die Soros-Zeitung irgendeine Rolle spielen wird. Erzählungen über Vorteile der ungebremsten Migration,… Mehr

Timur Andre
1 Jahr her

Soros, Bezos, Gates, sind Schlüsselfiguren des Great Reset, und haben sich seit langem in Medien eingekauft. Die Journalistenschulung hat Generationen von Hörigen sichergestellt.
Alle gehören auf die Most Wanted Liste.

Del. Delos
1 Jahr her
Antworten an  Timur Andre

Es sind ja nicht „die“ Polen, die das tun. Es ist bezeichnenderweise die polnische Regierung, das das tut. Und sie tut es vermutlich aus den gleichen Gründen, aus denen sich auch andere europäische Regime kaufen lassen. Mit Sicherheit ist hier SEHR viel Geld im Spiel sowie diverse Zusageen, im Falles des angeblich total sicheren Erfolgs der korrupten + kriminellen Machenschaften eine Wahnsinns-Karriere mit irre viel Kohle hinzulegen… Diesen Leuten mit dem riesigen Einfluss und der irrsinnigen, nie endenden Geldmenge glauben die Politiker leider MEHR als uns, den Bürgern oder den Wirtschaftswissenschaftlern. Die Versprechungen sind halt sehr attraktiv und verlockend. Ich… Mehr

Oneiroi
1 Jahr her

Die Propagandisten wissen wie wichtig es ist die Medien zu kontrollieren. Es ist schon enttäuschend, dass die meisten Menschen recht leicht beeinflussbar sind, allerdings sollte man diese Schwäche nicht ignorieren, weil es der politische Gegner eben auch nicht tut. Daher ist es auch so wichtig für rechte Strömungen die Medien zu allererst aus der Kontrolle der Linken zu entfernen und selbst eigenes Programm zu erstellen. Das mit den neutralen Medien gehört der Vergangenheit an und wird auch nicht wiederkommen, da sich offensichtlich gezeigt hat, dass das ein Instrument ist, das man nicht ungenutzt dem Gegner überlassen kann, weil der sonst… Mehr

Biskaborn
1 Jahr her

Hoffentlich sind die Polen weitaus klüger als die meisten Deutschen und wählen eine konservative Regierung!

alter weisser Mann
1 Jahr her

Ein interessantes Geschäftsmodell, man päppelt seine Lobby- und Pressure-Groups so lange, bis sie es geschafft haben, von der öffentlichen Hand weitergefüttert zu werden. Dann wird Geld frei für die nächsten Aktionen. Das klappt z.B. im Deutschland von heute prima. In Ländern mit etwas widerspenstiger Regierung muss man allerdings härter ran und investiert direkt in Medien.

Last edited 1 Jahr her by alter weisser Mann