Emmanuel Macron, der in seiner ersten Amtszeit mit einer bequemen Mehrheit „durchregieren“ konnte, braucht nach der letzten Parlamentswahl Partner. Er kann sich diese entweder fallweise suchen oder eine stabile Parteienkoalition bilden.
Die Wahlen zur französischen Nationalversammlung (Assemblée Nationale) vom 12. und 19. Juni fanden sechs Wochen nach der Präsidentschaftswahl statt, die der Amtsinhaber Emmanuel Macron gewonnen hatte. Sein Parteienbündnis gewann auch die Parlamentswahl, allerdings nicht mehr – wie 2017 – mit absoluter Mehrheit. Hingegen konnten die Parteien der bei der Präsidentschaftswahl unterlegenen Kandidaten Marine Le Pen und Jean-Luc Mélenchon ihre Sitzzahl im Parlament gegenüber 2017 vervielfachen. Das Wahlergebnis enthält eine „Botschaft des Zorns“ (un message de colère).
Die Nationalversammlung besteht aus 577 Abgeordneten, die jeweils in einem Wahlkreis nach dem Mehrheitsprinzip direkt gewählt werden. Es finden zwei Wahlgänge statt: Im ersten Wahlgang ist gewählt, wer die Stimmen von mindestens 50 Prozent der Wähler und 25 Prozent der Wahlberechtigten erhält. Dies gelingt wegen der Vielzahl der Parteien und einer Wahlbeteiligung von knapp unter 50 Prozent nur selten – 2022 fünfmal. Im Normalfall gibt es einen zweiten Wahlgang, nämlich eine Stichwahl zwischen den beiden Erstplazierten des ersten Wahlgangs.
Einen noch stärkeren Zuwachs erreichte Marine Le Pen mit ihrer nationalpopulistischen Protestpartei „Rassemblement National“ (Nationale Sammlungsbewegung); sie konnte ihre Sitzzahl von 8 auf 89 steigern, also das Elffache – laut Le Monde „ein geschichtlicher Durchbruch“ (une percée historique).
Wie bei der Präsidentschaftswahl 2022 erreichte Macron auch bei der Parlamentswahl nur einen „herben Sieg“: Seine Allianz ist weiter stärkste Partei, verlor aber fast ein Drittel der Wähler und liegt nun mit 245 Sitzen deutlich unter der absoluten Mehrheit im Parlament (289 Sitze). Noch stärker waren übrigens die Verluste der „alten“ Regierungspartei „Les Républicains“ (Republikaner), die mehrere Staatspräsidenten stellte, zuletzt Nicolas Sarkozy (2007–2012), und von 112 auf 61 Sitze schrumpfte.
Macron, der in seiner ersten Amtszeit mit einer bequemen Mehrheit von 350 Sitzen „durchregieren“ konnte, braucht nun Partner. Er kann sich diese entweder fallweise suchen oder eine stabile Parteienkoalition bilden. Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche empfing er die Vertreter aller in der neuen Nationalversammlung vertretenen Parteien (auch Marine Le Pen). On verra, „mal sehen“.
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Ein Schritt in die richtige Richtung. Ohne eine Festung Europa und ohne den Erhalt der Nationalstaaten droht einfach nur Chaos. Insofern war die Wahl nicht schlecht, aber natürlich nur ein erster Schritt.
Zitat: „Einen noch stärkeren Zuwachs erreichte Marine Le Pen mit ihrer nationalpopulistischen Protestpartei „Rassemblement National“ (Nationale Sammlungsbewegung); sie konnte ihre Sitzzahl von 8 auf 89 steigern, also das Elffache“
> Na, was das mal kein politischer Erfolg ist: „konnte ihre Sitzzahl von 8 auf 89 steigern“! Da sollte sich die AfD doch nal bei Le Pen melden und um Gespräche und Ratschläge bitten wie sie es zu diesem -wohl grandiosen- Wahl-Erfolg gebracht haben.
Die haben in F. keinen Dominion-Server und keine Briefwahl.
In dem Moment, wo Le Pen die Macht in Frankreich übernimmt, kippt die EU mit ihrem rein auf Geld ausgelegten System. Und das ist gut so.
Wenn es mittels Überzeugung und Vorwarnung nicht funktioniert, dann eben mit der Keule. Der Laden wird unweigerlich an die Wand fahren und dann in die andere Richtung schlagen. Das ist nur eine Frage der Zeit.
Die Franzosen stehen kurz davor. In den USA kippt es bereits.
Man kann eine Gesellschaft eben nicht nur auf Geld aufbauen.
Und das werden auch die Deutschen alsbald lernen.
So hart und so unangenehm wie nötig.