Der Prozess gegen das Rassemblement national und Marine Le Pen gewinnt politische Brisanz. Die französische Staatsanwaltschaft hat hohe Geld- und Haftstrafen vorgeschlagen, will Le Pen zudem auf gewisse Zeit von politischen Ämtern ausschließen. Selbst das Recht auf Berufung soll ihr genommen werden.
Korruption im EU-Parlament ist eigentlich nichts Besonderes mehr, sicher nicht mehr, seit die Katar- und Marokko-Deals zentraler Mitglieder der sozialdemokratischen S&D-Fraktion aufgeflogen sind und die Vize-Parlamentspräsidentin Eva Kaili hinter Gitter wanderte. Doch dieser Prozess ist schon besonders. Er geht nämlich gegen Marine Le Pen und ihre Delegationskollegen vom Rassemblement national (RN). Und die Staatsanwaltschaft will hier keinen Spaß mehr verstehen. Es geht um parlamentarische Mitarbeiter, die aber alles andere gewesen sein sollen, nur nicht Mitarbeiter der betreffenden EU-Abgeordneten. Die Partei, das RN, habe die Mittel folglich zweckentfremdet, habe unrechtmäßig Parteizwecke mit Fraktionszwecken vermischt.
Auch das EU-Parlament hat sich zu der Sache geäußert und den Schaden für die Steuerzahler auf 4,5 Millionen Euro geschätzt. Die zu zahlende Strafe will man aber sogar auf 4,8 Millionen Euro taxieren. Alle beteiligten Abgeordneten müssten verurteilt werden. Das ist bei Fehlverhalten, vor allem gravierendem, eine berechtigte Forderung. Nur wird die Forderung nicht in allen Fällen von Fehlverhalten gleichermaßen gestellt. Wie ist es etwa mit den ‚Fehlern‘ der Ursula von der Leyen, dem EU-Parlament gegenüber eigentlich zur Rechenschaft verpflichtet? Weder aus dem Impfstoff-Skandal noch aus anderen Geschäften der Kommissionspräsidentin folgten bisher Prozesse, die ihre politische Karriere beeinträchtigen könnten. Die CDU-Politikerin scheint immun, inzwischen sind drei Jahre vergangen, ohne dass sich Belgien und EU-Staatsanwaltschaft zur Anklage-Erhebung entschließen konnten. Der Schaden geht in die Milliarden Euro.
So weit die vom Parlament angedachten Strafen. Aber auch die Staatsanwaltschaft forderte nun, gute sechs Wochen nach Prozessbeginn, ein Strafmaß, das sich gewaschen hat. Satte zwei Millionen Euro Strafe wollen die französischen Staatsanwälte dem Rassemblement aufdrücken. Außerdem soll es allen Angeklagten zeitweilig untersagt werden, für öffentliche Ämter zu kandidieren.
Ein durch und durch politischer Prozess
Die letztere Vorschrift wäre in der Tat ein GAU für das RN, aber im Grunde auch für das politische System Frankreichs und der EU insgesamt. Von Bedeutung wäre vor allem das Antrittsverbot für Marine Le Pen. Der Ausschluss einer so gewichtigen Kandidatin wäre eine Coupierung des politischen Prozesses in Frankreich und EU gleichermaßen. Mit gewissem Recht sagte Le Pen, dass „Millionen von Franzosen ihres Präsidentschaftskandidaten beraubt würden“, wenn sie 2027 nicht mehr antreten könnte. Denn fünf Jahre lang soll das Kandidaturverbot für Le Pen gelten.
Darüber hinaus stellt sich allerdings die Frage, ob Le Pen vielleicht sogar ins Gefängnis muss. Denn auch eine Haftzeit haben die Staatsanwälte sich für sie ausgedacht: eine fünfjährige Haftstrafe, davon zwei Jahre ohne Bewährung. Hinzu kommen 300.000 Euro persönliche Strafzahlung. Die politische Karriere Le Pens wäre mutmaßlich zu Ende.
Das Originellste an den Forderungen der Staatsanwaltschaft ist aber: Die Strafen gegen Le Pen sollen sofort vollstreckt werden, unabhängig davon, ob die Verteidigung Einspruch einlegt und in Revision geht. Normalerweise werden Urteile erst rechtskräftig, wenn die letzte angerufene Instanz entschieden hat. In diesem Fall soll es anders sein. Wie soll man das anders als politisch deuten? Nach der Vertagung sagte Le Pen der Presse: „Es ist klar, dass das Einzige, was die Staatsanwälte wollen, der Ausschluss Marine Le Pens vom politischen Leben ist.“ Es ist bezeichnend, dass Le Pen hier von sich selbst in der dritten Person spricht. Sie hat über den Tellerrand geschaut und das politische Nichts gesehen.
Korruption in der EU ist weder etwas Neues noch Altes
Zu Beginn des Prozesses hatte sich Le Pen siegesgewiss gegeben. „Wir haben keine Regel verletzt, weder eine politische noch eine regulatorische“, sagte sie Ende September. Aber selbst wenn das Rassemblement und Le Pen persönlich hier in den Jahren 2004 bis 2016 Fehler gemacht haben sollten, wären die nun vorgeschlagenen Strafen ziemlich unerhört im eigentlichen Wortsinne. Dass Politiker für ihr Handeln auch vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden, ist äußerst selten. Hier sollen nun in gewisser Hinsicht lässliche Verfehlungen des Rassemblement – inwiefern ist nun wirklich die Partei etwas von der Fraktion Verschiedenes? – zu einer Höchststrafe herangezogen werden, mit wie gesagt durchsichtiger Motivation.
Und dabei ist Korruption – wie gesagt – nichts Neues und auch nichts Altes im EU-Parlament. Erst vor zwei Wochen wurden Büros der EVP-Fraktion auf Anfrage der Europäischen Staatsanwaltschaft durchsucht, und auch hier geht es um den möglichen Missbrauch von EU-Geldern. Aber auf die eine Nachricht folgte kein Nachklapp. Die „europäischen“ EU-Staatsanwälte hüllen sich in Schweigen, wollen nicht einmal die Namen der Verdächtigen nennen. Und so kann die EVP-Fraktion ihre Hände in Unschuld waschen: Kein Strafverfolgungsbehörde sei an die Fraktion herangetreten – bis auf jene winzige Durchsuchung in einigen EVP-Büros scheint nichts passiert zu sein. Man darf nun auf die juristische Verwertung der Erkenntnisse warten – vielleicht noch sehr lange. Aber vielleicht kommt auch hier der Tag, an dem eine interessierte Justiz es der EVP-Fraktion heimzahlen will. Man weiß es nicht vorher.
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Es wird wirklich allerhöchste Zeit, einen Asylantrag wegen politischer Verfolgung in Amerika zu stellen.
Was hier in Deutschland und im Moloch „EU-Bürokratismus“ abgeht, wenn man nicht der linksgrünwoken Blase angehört, wird zunehmend unerträglicher.
Hier meine VT zu Eva Kaili: Das Schwarzgeld stammte aus dem Umpumpen von Öl von russischen Tankern auf griechische Tanker im Golf von Korinth. Die Durchsuchung fand statt am 09.12.22. Anfang 12/22 stand in der FAZ ein Interview mit einem griech. Fischer, der von dem Ölschmuggel berichtete. Weshalb sollte Quatar, welches sich zeitgleich mit der WM einen guten Ruf geschaffen hatte, diesen mit dem Überschütten von Bargeld an eine unbedeutende Person ruinieren? – Das Motto „Bares gegen Leistung“ passt eher zu rauen Geschäften auf See, vor allem wenn eh Bargeld fließt wie beim Ölschmuggel.
Dies gegenüber dem Fall, wo Christine Lagarde als IWF-Chefin im Vorgang Tapies/ Crédit Lyonnais 400 Mio EUR Steuergelder an Tapies auskehrte und deshalb wg. Untreue verurteilt wurde. Das Gericht sah „aufgrund ihrer Reputation“ von einer Strafe ab.
Das Justizwesen überwacht und reguliert sich selbst.
Ich habe mich andauernd gefragt, wieso es Zustände und Sachverhalte gibt, die eine Regierung lähmt oder handlungsunfähig macht.
Es ist tatsächlich mangelndes Wissen und fehlende Intelligenz bei den Entscheidungsträgern .
Einige der letzten amerikanischen Präsidenten haben solche Gesetze nicht ratifiziert oder sind erst gar nicht beigetreten.
Man kann Fehler korrigieren aber nicht in Deutschland.
Trump macht das gut.
Ich lach mir einen Ast über seine angebliche Chaostruppe, wie deutsche Medien meinen.
Hochmut kommt vor dem Fall.
Wir machen beides.
Tja, das Imperium schlägt zurück.
Auch in Deutschland gerade zu beobachten.
Das Schicksal wird seinen Lauf nehmen.
Da hat das Distanzieren von der AfD, Marine Le Pen wohl doch nicht allzu viel genutzt. Ein Lehrbeispiel für alle die glauben, sie kämen mit ab und zu mal Männchen machen, bei den Linken durch.
Der Tatbestand als solcher scheint unstrittig. Das Strafmaß ist grotesk überzogen und der Versuch, Le Pen juristisch aus dem Rennen zu nehmen. Ähnlich wie bei Trump hofft man dabei, sie schon durch die bloße Anklage oder Bilder, wo sie vor Gericht erscheinen muß, zu beschädigen. Nun kenne ich französische Innenpolitik zu wenig, um beurteilen zu können, ob Le Pen tatsächlich unersetzlich ist. Man darf auch nicht vergessen, daß sie sich nicht nur im linksliberalen Milieu, sondern auch in den anderen rechten Parteien viele Feinde gemacht hat. Würde sie tatsächlich aus dem Rennen genommen, wird sich zeigen, ob die Wähler des… Mehr
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren dass man, analog zu Trump, mit den Mitteln der Justiz versucht, Personen und Parteien von der politischen Macht auszuschließen. Und wenn das der Fall ist geht man auf die Suche, um einen Hebel zu finden.
Ob die Vorwürfe Substanz haben kann ich nicht sagen, aber im Falle von Trump bin ich der Ansicht, dass wegen solcher Lappalien, niemals ein ehemaliger US-Präsident angeklagt worden wäre, wenn es nicht ein gewichtiges politisches Motiv dafür gäbe. Eine Mehrheit der Wähler in den USA bewertet das anscheinend genauso.
„Wer die Macht hat das Recht,, so alt und so wahr. Eigentlich liegt die Staatsgewalt ,da beim Staatsvolk,aber das gibt sie ja alle paar Jahre bzw. eigentlich immer ab und muss dann damit leben.Es ginge natürlich auch anders,gerade in Frankreich wo der Präsident eine Machtbefugniss innehält, von der die Faeser wahrscheinlich träumen tut. Die wievielte Republik haben die ,glaube die 5te und wie haben sie früher gegen Regierungen,welche es auf die Spitze trieben gehandelt. Tja, die Guillotine aufgefahren,die Herschaft aus dem Haus gezerrt und fertig.Kein Gelaber von Gesetzen ,Menschenrechten oder Demokratie. Politik die Folgen hatte ,das waren noch Zeiten !… Mehr
Schein europaweit Methode zu sein. Kriminelle Regierende und regierungsfreundliche Politiker genießen Immunität ( Schäuble, Merkel, v.d. Leyen, Scholz, Roth u.a.m. ), wirklich oppositionelle Parteien und Politiker und deren Anhänger werden juristisch verfolgt, verboten, durch endlose Prozesse finanziell ruiniert und sozial und medial erlegigt ( AfD, Le Pen, Höcke, Ballweg, Orban u.a.m.).