Wie bei jeder Unwetterkatastrophe wird der Klimawandel als Ursache ins Feld geführt – obwohl Extremwetterlagen die Menschen in vielen Regionen der Erde regelmäßig heimsuchen, und obwohl nicht selten vor allem menschliches Versagen für hohe Opferzahlen verantwortlich ist.
Wieder ein „Jahrhundert-Unwetter“, wieder Bilder wie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal und bei vielen anderen Überschwemmungen: Wassermassen schnitten Schneisen der Zerstörung quer durch besiedelte Gebiete.
Menschen suchten Schutz in Lastwagen, auf Dächern von Geschäften oder Tankstellen sowie auf Brücken, so die Zeitung El País. In der Sendung Hora 25 berichtet ein anderer Betroffener: „Wir sind zu neunt auf dem Dach eines Tanklastwagens. Wir mussten von einem Lastwagen zum anderen springen, sind völlig durchnässt und haben weder Essen noch Wasser und es ist eisig kalt.“
Rund 100 Tote soll es geben, noch sind nicht alle geborgen. Bilder am Tag danach zeigen, wie sich Autos in engen städtischen Gassen stapeln, die Fluten hinterlassen Autowracks und Müll auf Eisenbahnschienen, Bäume wurden weggeschwemmt. Die Aufräumarbeiten gehen bei wieder blauem Himmel heute weiter, das Unwetter ist nach Norden abgezogen. Die Guardia Civil schützt Einkaufszentren in den Unwettergebieten vor Plünderern. In der Region Valencia waren am Donnerstagmorgen noch rund 155.000 Haushalte ohne Strom.
Dabei ist eine solche Wetterkonstellation in dieser Jahreszeit und Gegend nicht ungewöhnlich: Ein ausgeprägtes feststehendes Höhentief über dem Süden und Osten Spaniens hat in den vergangenen Tagen in der Region Valencia für Überschwemmungen und Sturzfluten mit erheblichen Schäden gesorgt. Es hat vom sehr warmen Mittelmeer feuchte Luftmassen richtiggehend angesogen und dort massive Verwüstungen hinterlassen, wo diese Wassermassen wieder vom Himmel fielen.
Schließlich wisse man, so heißt es, dass das Wetterphänomen der „Dana“ oder des „kalten Tropfens“ gefährlich sei. Es tritt verstärkt zum Herbstbeginn im Süden und Osten Spaniens auf, wenn sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben. So schossen auch aus den Bergen Fluten hinunter in die Täler und nach Valencia. Verstärkt wurde dieser Effekt, weil sich das Höhentief über der iberischen Halbinsel sehr ortsfest zeigte – ähnlich wie bei der Ahrtal-Katastrophe, bei der sich ein Tief über der Eifel lange ausregnen konnte.
Zu einer der massivsten Überschwemmungskatastrophen der Neuzeit kam es am 14. Oktober 1957. Bereits in den frühen Morgenstunden jenes Montags trat der Turia in der Stadt Valencia, die damals noch nicht so dicht besiedelt war wie heute, über die Ufer. Vor allem die Seesiedlungen und andere niedrig gelegene Gebiete der Stadt waren betroffen. Das nächtliche Hochwasser forderte einundachtzig Todesopfer.
Der Gouverneur, Jesús Posada Cacho, und der Bürgermeister der Stadt, Tomás Trénor Azcárraga, leiteten gerade eine Sitzung in der Zivilverwaltung, als die Confederación Hidrográfica del Júcar vor einer neuen Überschwemmung warnte.
Mit Hilfe von Lastwagen, die mit Lautsprechern durch die Straßen fuhren, wurde die gesamte Bevölkerung über eine neue Flut informiert, die gegen zwei Uhr nachmittags eintraf. Ein Teil der Stadtbewohner verfügte nicht über einen Stromanschluss und konnte die Warnungen über das Radio nicht hören.
Die erdfarbenen Wassermassen brachen Brücken, sprangen über die Flussbrüstungen und überfluteten die Stadt, liest man in einer alten Chronik. Dank der Alarmbereitschaft gab es bei dieser zweiten Überschwemmung keine Todesopfer, aber der Schaden war unermesslich. „Tausend Straßen und Plätze verwandelten sich in Seen aus Schlamm und Müll“; an manchen Stellen erreichte der Wasserstand drei Meter.
Der Generaldirektor des Wohnungswesens, Vicente Mortes Alfonso, wurde vom Wohnungsbauminister Arrese beauftragt, direkt der Regierung Bericht zu erstatten, die eine Ministerratssitzung in Barcelona abhalten sollte. Nach der Sitzung beauftragte Carrero Blanco Mortes persönlich mit der Unterbringung der 1.200 obdachlos gewordenen Familien.
Radio Juventud de Murcia koordinierte die Sammlung von Kleidung und Lebensmitteln, und es kamen 208,5 Millionen Peseten zusammen, die über eine ad hoc eingerichtete Verteilertafel an die Opfer verteilt wurden. Besonders hervorgehoben werden weitere Hilfen, die über die mit dem erzbischöflichen Ordinariat gegründete Caritas abgewickelt wurden: „Eines der herausragendsten Merkmale der staatlichen Hilfe für die Opfer in Valencia ist die außerordentliche Rolle, die die offiziellen Stellen der Kirche bei der Überprüfung und Klassifizierung der Schäden an Einzelpersonen sowie bei der Kontrolle und Überwachung der anschließenden Hilfe und Entschädigung zugewiesen haben.“
Am 19. Oktober traf der Generaldirektor für Wohltätigkeit und soziale Werke in der Stadt Valencia ein und ernannte José Izquierdo Santonja zu seinem Delegierten. Der beendete sein Amt am 28. Januar 1958, als alle Notfallziele – vor allem die Unterbringung der obdachlos gewordenen Familien – erfüllt waren, heißt es. Die Armee befreite unter dem Kommando von General de Ingenieros Gómez-Guillamón die Stadt vom Schlamm; sie schloss ihre Aufgabe am 29. November dank des Einsatzes von Maschinen, die beim Bau des Stützpunktes Rota im Einsatz waren und von der US-Armee geliehen wurden, recht zügig ab.
Franco nutzte seine Befugnisse und erließ ein Annahmedekret, das die Bereitstellung von 300 Millionen Peseten für Investitionen in der Stadt Valencia vorsah. Ebenso wurde eine technische Kommission eingesetzt, um eine endgültige Lösung für die Überschwemmungen des Turia zu finden. Den Vorsitz führte der Minister ohne Geschäftsbereich Gual Villalbí, ein Katalane und langjähriger Sekretär des Arbeitgeberverbands Fomento del Trabajo Nacional in Barcelona.
Der Zensur zum Opfer fiel der damalige Redakteur der größten Zeitung „Las Provincias“, Martín Domínguez. Der prangerte am 18. Juni 1958 unter dem Titel „Worte?“ in seiner Zeitung an, dass die technische Kommission, die für die Kanalisierung der vorgesehenen Gelder zuständig war, noch keine Mittel freigegeben hatte, obwohl Franco selbst entsprechende Vorschriften erlassen hatte. Auch der Bürgermeister von Valencia, Tomás Trénor, hatte dies kritisiert.
Domínguez veröffentlichte seine Kritik, ohne die Zustimmung der Zensur einzuholen. Daraufhin ließ der Generaldirektor der Presse, Adolfo Muñoz Alonso, die Zeitung „Las Provincias“ sanktionieren, was darin bestand, die Zeitungsquote auszusetzen. Dies kam der Schließung der Zeitung gleich; Domínguez wurde zum Rücktritt gezwungen.
Heute hingegen kann jeder allen möglich Unfug posten – wenn er nur von der „richtigen“ Seite kommt. Dabei gibt es in Spanien bereits ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen und Tempo 30 in Städten; das Klima hat es offenkundig nicht gerettet.
Mehr als 500 Dämme und Wehren wurden abgebaut, angeblich, um den Flüssen wieder ihre „Natürlichkeit“ zurückzugeben. Sogenannte „Umweltschützer“ haben den Abriss dieser Dämme unterstützt und gewarnt, dass das Vorhandensein von Hindernissen in den Flüssen eine ernsthafte Bedrohung für Arten wie Aal und Lachs darstellt. Die könnten sich dann nicht mehr frei in den Gewässern bewegen.
Auch dies kennen wir aus dem Ahrtal: Auch hier haben Grüne in langen Programmen („Lachs 2000“) dafür gesorgt, dass die Schutzeinrichtungen zerstört wurden, die Vorgänger gebaut hatten, um den Wassermassen der Ahr die zerstörerische Wucht zu nehmen.
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