Es könnte alles so schön sein: Nur wenige Tage nach der gewonnen Wahl scheint Joe Biden medial der entscheidende Durchbruch beim Corona-Impfstoff gelungen – das, wozu Trump fast ein Jahr lang nicht in der Lage war. Und schon wirkt das Virus wie verschwunden: Errechneten schlaue Professoren noch die unfassbare Menge an Corona-Toten, die Trumps Wahlkampfrallies verursacht haben sollen, können Biden-Anhänger jetzt auf den Straßen feiern und tanzen – ganz ohne Infektionsrisiko.
Manch einem Beobachter fällt auf, dass der Zeitpunkt der Bekanntgabe des Impfstoff-Durchbruchs so unmittelbar nach den Wahlen lag. Ein paar Tage vorher hätte die Nachricht, so könnte man im Nachhinein vermuten, durchaus auch dem Ansehen des Amtsinhabers zugute kommen können.
Während der lächerliche Orange Man im weißen Haus die Gesellschaft spaltet, indem er Spitznamen wie „Sleepy Joe“ vergibt, ist auf allen Straßen der Vereinigten Staaten die Stimmung der Versöhnung zu spüren – Menschen prügeln abwechselnd auf Trump-Puppen ein, erste Demokraten wollen ein Register aller Trump-Unterstützer erstellen. Alles wäre wunderbar, Corona ist verschwunden, der Krieg im Nahen und Mittleren Osten wird bald von alleine enden, und selbst in Deutschland hört man wieder positive Töne über die USA. Wären da nicht diese zwei hollywoodreifen Ganoven.
Wie ist der Stand? Die Auszählung ist immer noch im vollen Gange. In Alaska steht man schon bei sagenhaften 52% Auszählungsstand. Ein offizielles Ergebnis gibt es noch lange nicht, und juristisch gesehen ist Joe Biden nichts weiter als ein Kandidat. Allein die Medien haben Joe Biden zum Präsidenten gekürt. Das ist zwar sowas wie eine Tradition in den USA: Medien rufen den „President elect“ aus – letztendlich ist das aber nichts weiter als eine Meinung mit Blick auf den Ergebnis- und (abgeschätzten) Auszählungsstand. Zwar ist die Wahrscheinlichhkeit sehr hoch, dass Biden, so wie es jetzt aussieht, gewinnen wird, dennoch: Die Medien verkündeten vor gut einer Woche auch noch, Biden läge in Umfragen über 10 Prozentpunkte vorne und uns erwarte ein blauer Erdrutschsieg. Würden Medien den Präsidenten ernennen, so würde es wohl nie wieder einen Republikaner im Weißen Haus geben.
Der Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten, Barr, ordnete in einer Memo an, Wahlunregelmäßigkeiten zu überprüfen, und ermächtigte die Bundesanwaltschaft dazu, Abstimmungsunregelmäßigkeiten bei den Wahlen zu verfolgen, bevor die Ergebnisse bestätigt werden. Barr sagte, dass das Justizministerium (DOJ) verpflichtet sei, dafür zu sorgen, dass die Präsidentschaftswahlen so durchgeführt werden, dass die Wähler „volles Vertrauen in ihren Wahlprozess und ihre Regierung“ haben können.
Die Weltpresse neben einen Porno-Shop
Auf Seiten von Trump versucht nun dessen legendärer Anwalt Rudy Giuliani, Wahlbetrug nachzuweisen. Der ehemalige Bürgermeister von New York ist einer der meist karikiertesten Politiker der USA: Das kann man der Linken aber wirklich nicht verdenken: Er ist der geborene Mafia-Pate, dicke goldene Ringe an den Fingern, breite Armbanduhr, windige Deals. Sein Blick könnte astrein von Robert De Niro stammen: „Komissar, ich weise von nix Leiche in Betonfundament“.
Er ist 76 Jahre alt und kämpft wie ein Löwe für Trumps Sieg. Täglich finden sich neue Indizien, Tote, die gewählt haben, Altenheime, bei denen komischerweise alle Bewohner gleichzeitig Briefwahlunterlagen angefragt haben, Auszählungsfehler bei Maschinen etc. etc.. Nur die Hälfte stellt sich hinterher als wahr heraus, aber so funktioniert das halt.
Vor wenigen Tage sollte Trumps Team eine Ankündigung machen, die im renommierten Four Seasons Hotel in Philadelphia angesetzt war. Trump vertwitterte sich allerdings und gab einen Parkplatz außerhalb der Stadt als Lokalität an. Rüpel-Rudy machte kurzen Prozess und bestellte die versammelte Weltpresse auf diesen entlegenen Platz zwischen einem Krematorium und einem Porno-Shop, um die wichtige Ankündigung im Rennen um den wichtigsten Posten der Welt zu verkünden. Rudy Giuliani ist auf jeden Fall eine Type, der einem auf zweifelhafte Art sofort symphatisch ist.
Fast vier Jahre lang haben sie Trump wegen seiner angeblichen Russland-Verbindungen gejagt und alle zwei Wochen seine Präsidentschaft in Frage gestellt – welches Verhalten will man da erwarten?
Und das historische Novum des schlechten Verlierers Trump ist ein Mythos. 2016 hat Hillary auch mehrere Auszählungen angefochten, in einem CBS-Interview bezeichnete sie Trump als „illegitimen Präsidenten“. „Er wisse“, dass er die Wahl gestohlen habe. (Zitiert nach der Washington Post).
Es zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie bei der Wahl 2000. Damals riefen erste Medien auch den Demokraten Gore als Wahlsieger aus. Nach wochenlangem Prozessieren wurde es dann aber eben genannter George W. Bush. Und der zuvor amtierende Clinton nahm es alles andere als gelassen.
Mitarbeiter richteten im Weißen Haus kurz vor Bushs Einzug einen Schaden von rund 15.000 Dollar an. Es wurden Telefonkabel von den Wänden gerissen, obszöne Voicemail-Nachrichten hinterlassen und Badezimmer unkenntlich gemacht. Eine Reihe von Gegenständen, darunter ein 12-Zoll-Siegel des Präsidenten und mehrere antike Türklinken, wurden als gestohlen gemeldet. Außerdem rissen sie aus fast allen Tastaturen im Haus die „W“-Taste heraus – um George W. Zu ärgern.
Rudy und Donald kämpfen jedenfalls weiter im Einklang mit dem Gesetz. Sie werden die Wahrheit schon ans Licht bringen und wenn nicht, erleben wir gutes, amerikanisches Show-Business at its best.