400 Polizisten zeitgleich in sieben Bundesländern im Einsatz, 23 Hausdurchsuchungen, 17 Festnahmen: Die Operation „Venator“ der österreichischen Exekutive ist eine der größten seit 1945 – sie zielte auf die Zerschlagung einer Bande, die im Web gezielt Homosexuelle in Fallen lockte, diese folterte und erniedrigte. Von Richard Schmitt

„Venatores“ nannten die Römer jene Gladiatoren, die in der Arena gegen wilde Tiere kämpften. Unter diesem martialischen Titel operierten nun auch Dutzende Ermittler der österreichischen Polizei gegen eine Gruppe, die sich zur Selbstjustiz radikalisiert haben – obwohl die von den Tätern ausgewählten Zielpersonen nie als straffällig aufgefallen sind, sondern einfach homosexuell sind.
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) fasst diesen Großeinsatz zusammen: „Der österreichischen Polizei ist unter Federführung des Landeskriminalamtes Steiermark ein schwerer Schlag gegen ein nationales Verbrecher-Netzwerk gelungen. Eine, nach derzeitigem Ermittlungsstand, überaus brutale und menschenverachtende Tätergruppe wurde damit aus dem Verkehr gezogen. Bei diesen Verbrechen, international ‚Hate-Crime‘ genannt, werden oft homosexuelle Menschen bedroht, gefoltert, erniedrigt und auch ausgeraubt. Die Ermittlungen werden mit Hochdruck weitergeführt, um auch mögliche weitere Täter schnellstmöglich aus dem Verkehr zu ziehen.“
17 Personen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren wurden bei der Operation „Venator“ festgenommen: 13 mit österreichischer, eine mit kroatischer, eine mit rumänischer, eine mit slowakischer und eine mit deutscher Staatsbürgerschaft. Unter den Tatverdächtigen sind auch drei Frauen. Eine Festnahme erfolgte in der Slowakei, die anderen in Österreich. Derzeit liegen den Ermittlern 17 strafrechtlich relevante Vorfälle vor, es wird aber damit gerechnet, dass sich nun noch mehr Opfer melden.
Michael Lohnegger, Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, berichtete zum Tatverlauf: „Die Tätergruppen erstellten in sozialen Medien und auf diversen Kontaktplattformen Fake-Accounts, um damit potenzielle Opfer heranzulocken. Bei der Kontaktaufnahme mit den Opfern wurden teilweise sexuelle Handlungen an abgeschiedenen Plätzchen vereinbart.“
Und Lohnegger weiter: „Es erwartete sie dort aber nicht das angekündigte Treffen, sondern eine Gruppe von vier bis acht maskierte Personen, die das Opfer schwerst misshandelte. Wir haben schwere absichtliche Körperverletzungen, in einem Fall sogar einen versuchten Mord, zu verzeichnen.“ Es ging der Tätergruppe laut den Ermittlern nicht nur darum, die Opfer zu verletzen, sondern sie auch zu berauben und zu erniedrigen und das Ganze zu filmen. Der Kripo-Chef: „Die Opfer mussten etwa mit den maskierten Tätern tanzen, und diese Videos wurden dann in entsprechenden privaten Gruppen hochgeladen.“
In den Sozialen Medien wurde dieser Großeinsatz emotional diskutiert. So wurde zwar positiv kommentiert, dass die österreichische Polizei gegen diese Bande vorging – doch oft folgte der Zusatz: „Diese Personalstärke würde ich mir auch bei einem Einsatz gegen islamistische Terrorgefährder oder gegen Pädophile wünschen.“
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Das ist krank. Von Tätern wie von Opfern. Gottseidank nur Wenige. Richtig ist, dass diese kranken Auswüchse beseitigt werden.
Andere Auswüchse von Kriminalität sollte allerdings auch so energisch beseitigt werden.
Das ist zwar ein abscheuliches Verbrechen, aber ich bin trotzdem überrascht davon, daß T.E. das zum Thema macht. Und tatsächlich dachte ich bei der Vokabel Selbstjustiz sofort an die sog. Hammerbande, die ja auch immer noch sehr unrühmliche Schlagzeilen macht.
Ohne dass da Vornamen gedruckt werden nutzt doch das ganze Aufzählen von Staatsbürgerschaften niemandem mehr – oder?
Doch, doch. Als Argument, im Sinne von:“Siehst‘e, das machen X auch !“.
In X jetzt jeden genuinen Bürger des Landes – wie Deutsche, Österreicher, Schweden, oder auch der berüchtigte Australische Austauschstudent – einsetzen, wo diese Delikte dann stattfinden.
Jetzt nur mal rein hypothetisch gefragt.
Wäre die Staatsmacht auch so motiviert gewesen, wenn sagen wir mal, ein Tätergruppe vorwiegend pakistanischer Herkunft das gleiche oder noch übleres mit jungen Mädchen aus der weisen Unterschicht ihres aktuellen Gastlands gemacht hätte.