Österreich bereitet sich auf einen Blackout vor – Deutschland wiegt sich in Sicherheit

Während in Deutschland die Blackout-Gefahr kleingeredet wird, bereitet sich Österreich vor. Das Bundesheer nennt einen Blackout ein „realistisches und gleichzeitig unterschätztes Risiko”. Innenminister Karl Nehammer unterzeichnete eine Vereinbarung zur Blackout-Vorsorge.

Screenprint: Youtube/Österreichs Bundesheer

Österreich trifft Vorkehrungen gegen einen länger andauernden, länderübergreifenden Stromausfall. Gerade hat das österreichische Bundesheer ein Blackout-Kurzvideo veröffentlicht. Der Film zeigt, wie die Behörden im Falle eines dreitägigen Blackouts reagieren würden, und gibt den Bürgern Tipps zur Krisenvorsorge. Ein weiträumiger, eventuell gar europaweiter Strom- und Infrastrukturausfall sei ein „realistisches und gleichzeitig unterschätztes Risiko“, schreibt das Bundesheer zu dem Video.

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Der Film war der Öffentlichkeit auf einer Veranstaltung in der Stadt Tulln präsentiert worden. Laut dem Luftfahrtmagazin Austrian Wings sprach auch die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner vor den rund 2500 Gästen. Erst Ende September hatten das Innenministerium und der österreichische Netzbetreiber Austrian Power Grid (APG) eine Vereinbarung zur Blackout-Vorsorge unterzeichnet. „Ein Blackout ist eine der größten Bedrohungen für moderne Staaten“, sagte damals Innenminister Karl Nehammer bei der Vertragsunterzeichnung. „Unsere Planungen sehen vor, dass die Polizei 72 Stunden durchhaltefähig ist und vier weitere Tage einen Notbetrieb gewährleisten kann.“

Nehammer kündigte auch an, 100 Polizeistandorte für einen Blackout auszurüsten. Die Dienststellen müssten auch bei einem großen Stromausfall einsatzfähig sein, etwa durch Notstromversorgung, eine reduzierte Haustechnik und Spritreserven für Notstromaggregate und den Fuhrpark. Außerdem werde es einen eigenen Kommunikationskanal zwischen den Betreibern von kritischen Infrastrukturen und Behörden geben. „Das ist eine Funkverbindung, die wir im Krisenfall zusätzlich zu Satellitentelefonen benutzen“, sagte der APG-Vorstand Gerhard Christiner.

In Deutschland dagegen spielt das Blackout-Risiko öffentlich kaum eine Rolle. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe beruhigt auf seiner Internetseite: „Die Stromversorgung in Deutschland zählt europaweit zu den sichersten; wie auch die Jahresberichte des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. belegen.” In dem Abschnitt „Was macht das BBK?” verweist die Behörde auf eine Krisenübung aus dem Jahr 2004, bei der ein mehrwöchiger Stromausfall in zwei Bundesländern aufgrund eines Wintersturms trainiert wurde.

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Auch die Bundesregierung sieht die deutsche Stromversorgung als gesichert an – trotz der geplanten Abschaltung aller Kohle- und Atomkraftwerke. Erst im Frühjahr hatte der Bundesrechnungshof gerügt, dass die Bundesregierung die sich abzeichnenden, realen Gefahren für die Versorgungssicherheit nicht ausreichend im Blick habe (TE berichtete). Unter anderem kritisierte der Chef des Bundesrechnungshofs Kay Scheller, dass in den Analysen des Bundeswirtschaftsministeriums ein Worst-Case-Szenario fehle: Was passiert, wenn mehrere schon jetzt sich abzeichnende Risiken zusammentreffen, die sich auf die Versorgungssicherheit auswirken?

Abgeordnete der FDP-Bundestagsfraktion fragten daraufhin die Bundesregierung in einer kleinen Anfrage an, warum man auf die Analyse eines Worst-Case-Szenarios verzichte. Die Antwort: Alle bekannten und nach dem Stand der Wissenschaft durchgeführten Analysen stimmten darin überein, „dass die sichere Stromversorgung in Deutschland absehbar auf dem heutigen hohen Niveau gewährleistet bleibt“. Diese Analysen berücksichtigten auch den Kohle- und Atomausstieg.

Dabei mehren sich die Fachstimmen, die in den kommenden Jahren einen Blackout für wahrscheinlich halten – etwa die Professoren und Energieexperten Jürgen Kuck und Harald Schwarz. In der Sendung Tichys Ausblick warnten Fritz Vahrenholt, Frank Hennig und Albert Duin vor einer unsicheren Stromversorgung durch die Abschaltung von Atom und Kohle. Der österreichische Blackout-Experte Herbert Saurugg rechnete im TE-Interview mit einem europaweiten Blackout binnen der kommenden fünf Jahre.

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Kommentare ( 95 )

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Entenhuegel
3 Jahre her

Gerade waren BT-Wahlen, und ca. 80% haben „weiter so“ gewählt, also den konsequenten Marsch in den Verlust an Energieversorgungssicherheit und in regelmäßige Blackouts.

Wenn man so die „Diskussionen“ zum Thema Energie verfolgt und feststellt, dass das Stichwort „Grundlast“ meist keine Rolle spielt, gibt es nur einen Schluss: Merkel-Schland sehnt Blackouts geradezu herbei – oder ist so degeneriert, dass es einfach nichts mehr kapiert …

Ralf Poehling
3 Jahre her

Man muss nur eins und eins zusammenzählen:

  • Stetige Zunahme der EU Bevölkerung durch illegale Massenzuwanderung (also mehr Verbraucher)
  • Stetige Abnahme der Energieproduktion durch Verteufelung bisheriger Energieträger und Abschaltung essenzieller Kraftwerke (weniger produzierte Energie)

Der Blackout ist nur eine Frage der Zeit. Und in Deutschland wird nicht nur schneller das Licht ausgehen, als in Österreich, es wird auch härter durchschlagen, weil die Deutschen Untertanen sind und meinen, der Staat solle es richten. Also genau der Staat, der es gerade völlig falsch macht.
Wer nicht hören will, muss fühlen…

Ben Goldstein
3 Jahre her

Ich rechne auch nicht mit länger andauernden Blackouts. Wir haben ein europäisches Verbundnetz. Franzosen, Tschechen und Polen werden schon das Ding wieder zum Laufen bringen. Der eigentlich Punkt dringt zu den linksverbl*deten nicht durch: Es wird teuer und Kosten spielen eine Rolle für alles und auch der „Reiche“ muss Geld locker machen können für Unternehmensinvestitionen etc. Die EnergiePREISE fressen die Wirtschaft. Es wird keine längere Flaute geben und erst recht keine, bei der Leute ideologisch aufwachen.

Politkaetzchen
3 Jahre her
Antworten an  Ben Goldstein

Ich würde mich nicht so sehr drauf verlassen. Vielleicht wird es so paar Jahre laufen bis die anderen Länder irgendwann doch beschließen ihren Strombedarf lieber ihren eigenen Völker zukommen zu lassen als der grünen Ökozecke Deutschland.

Abhängigkeit bringt auch so seine Nachteile…

Ben Goldstein
3 Jahre her
Antworten an  Politkaetzchen

In den USA haben sie in den vergangenen Jahren dauernd Stromausfälle gehabt. Die anderen Staaten bewegen Himmel und Hölle, wenn Kalifornien wieder dunkel wird, oder auch schon mal New York. Aber das ist immer nur eine Unannehmlichkeit wegen der man in New York oder Kalifornien doch nicht anfängt, mal nachzudenken. Warum sollte es hier passieren? Die Polen haben Kohle und wollen ihre Energie verkaufen. Sie werden einfach die Preise in Rechnung stellen. Man wird in Frankreich schon die Atomkraftwerke an der Grenze bauen. Und die Rechnung stellen. Warum sollte der Frosch aufwachen, wenn das Wasser sich doch langsam erwärmt? Und… Mehr

Kampfkater1969
3 Jahre her
Antworten an  Ben Goldstein

Das ist ja kein Blackout, sondern ein Brownout. Das Netz in den USA ist nicht vergleichbar mit dem von Europa!
Aber jeder, wie im wolle! Hier muss ich sagen, so, wie man mit den Ungeimpften verfährt: Wer sich nicht vorbereitet, wird von den anderen keine Hilfe erwarten können!

Kampfkater1969
3 Jahre her
Antworten an  Ben Goldstein

Wer glaubt, dass nach einem Blackout man einfach nur den Schalter umzulegen braucht, um wieder Strom zu haben, der irrt gewaltig! Es dauert mindestens ein paar Tage, um Deutschland wieder hochzufahren und könnte durchaus auch zwei Wochen dauern! Schon nach einem Tag fällt ein Großteil der Lebensmittelversorgung aus, da Kühlketten nicht mehr funktionieren und Nachschub auch nicht möglich ist, da auch die Hersteller erst resetten und neu konfigurieren müssen. Treibhäuser, die nicht mehr geheizt werden können, Hochregalkühllager, die zu warm werden, unterbrochene Lebenmittelproduktionsstraßen, die erst gesäubert, gereinigt und dann desinfiziert werden müssen, um eine neue Charge zu produzieren. Dann eventuell… Mehr

W aus der Diaspora
3 Jahre her
Antworten an  Kampfkater1969

Da liegen Sie schon sehr richtig! Dazu kommt aber noch, dass den Bauern das Vieh schlicht wegstirbt, Kühe die nicht gemolken werden, sterben an der Euterentzündung und bei Massentierhaltung kann niemand mal eben zum Melken aushelfen! Schweine, Hühner werden bei Massenhaltung automatisch gefüttert – auch das entfällt und kann nicht mal eben händisch ersetzt werden. Bei einem europaweiten Blackout gibt es hinterher nicht mal Kälbr und Ferkel zu kaufen um wieder neu anzufangen, da wird Fleisch für etliche Jahre kostbar! Sollte der Blackout in die Säzeit fallen oder gar in die Ernteperiode so könnte eine komplette Ernte ausfallen, weil auch… Mehr

Ben Goldstein
3 Jahre her
Antworten an  Kampfkater1969

So einen Blackout wird es aber so schnell nicht geben. Sie sagen es ja selbst, dass dafür schon alle Länder drumrum nicht die Energie liefern können müssten. Dafür müssten die die gleiche Energiewende hinlegen. Die EU will das so, aber das wird dauern. Die Franzosen werden nicht einfach alle Kernkraftwerke runterfahren, nur weil Ursula von der Leyen geifert. In zehn Jahren sind wir vielleicht an so einem Punkt, an dem das möglich wird, aber bis es auch wahrscheinlich wird, ist doch längst die Wirtschaft am Ar***. Die Inflation fängt ja jetzt schon an, in die Höhe zu schießen, gerade in… Mehr

Ben Goldstein
3 Jahre her
Antworten an  Ben Goldstein

Ich muss zugeben, dass ich mehr von der Hoffnung getragen werde als von Wissen. Ein oder zwei Tage ohne Strom können die Menschen aushalten. Danach wird es sehr kritisch. Wir leben nicht mehr mit einer stromunabhängigen Versorgungsinfrastruktur und Benzin/Diesel wird sich nicht in Rauen Mengen bereitstellen lassen. Im Gegenteil. Es würde konfisziert. Das Schlimme ist, dass ich es nicht weiß. Der Afghanistanabzug hat uns ja allen wieder vor Augen geführt, dass unsere Eliten zwei Jahrzehnte am Stück lügen können, wohl wissend dass die heillos verkifften afghanischen Regierungstruppen den Taliban nichts entgegensetzen werden. Und dann lässt man die ganzen Leute, denen… Mehr

Wuehlmaus
3 Jahre her

Richtig. Selbst wenn der Strom dann wieder zur Verfügung steht, was hilft es, wenn die Leitungen geborsten sind? Bis die in der Masse dann repariert sind dauert es Monate, wenn nicht Jahre. Sieht man doch im kleinen Ahrtal, wo die BRD in der Hilfe überlastet ist.

Wuehlmaus
3 Jahre her

Schießt der Gaspreis nicht in die Höhe? Dann werden aber die E-Gaswerke teuer im Unterhalt werden.

Wuehlmaus
3 Jahre her

Ich freue mich schon drauf wenn die Grüninnen beim Blackout auf die sich drehenden Windräder schauen und trotzdem kein Strom bei ihnen ankommt. Weil der nicht eingespeist werden kann!

Milton Friedman
3 Jahre her

„Aber, aber, aber wir sind doch Strom-Exportweltmeister!?!!“ (nein, wir „exportieren“ nur überschüssigen Windstrom, damit uns das Stromnetz nicht um die Ohren fliegt und BEZAHLEN dafür noch die Abnehmerländer).

Anscheinend glaubt die deutsche Elite ihre eigenen Lügen.

Lizzard04
3 Jahre her
Antworten an  Milton Friedman

Schlimm, das sich sowas für Elite halten darf, anstatt gnadenlos „in die Wüste“ geschickt zu werden! Wobei selbst der Vergleich mit der Wüste wohl den aktuellen Meinungsmachern bereits ein Dorn im korrekten „Polit-Sprech-Auge“ sein dürfte!

Wuehlmaus
3 Jahre her

Gibt es gegen den Blackout eigentlich auch eine Risikoanalyse, oder wie kommt man zur Aussage, die Stromversorgung sei gesichert?
Ich erinnere nur an die Bundesdrucksache 17/12051 von 2012 zur Ausbreitung eines SARS Coronavirus sowie eines Hochwassers in den Mittelgebirgen. In beiden Fällen hatte die Regierung trotz Warnungen voll versagt.

Dunkelsachse
3 Jahre her
Antworten an  Wuehlmaus

Gibt es

https://dipbt.bundestag.de › btdPDF
Drucksache 17/5672 17. Wahlperiode – DIP – Deutscher Bundestag

BimmelBommel
3 Jahre her

Der bundesweite SIRENENWARNTAG war auch ein voller Erfolg. : )

BimmelBommel
3 Jahre her

Ich mag diese deutsche Realsatire. Bundesamt für Kassandraschutz. #Sirenenwarntag #Flutkatastrophe ……. ?‍♂️??