Migration im Oktober: Türken an der Spitze der Asylstatistik

Im Oktober waren es 9.000, im gesamten Jahr 40.000: Türkische Asylbewerber haben sich an die Spitze der deutschen Statistik gesetzt. Was bedeutet das in Bezug auf den Antisemitismus und die deutsche „Staatsräson“? Heute lässt Erdogan in Istanbul die Hamas hochleben. Die Bundesregierung reagiert weder auf das eine noch das andere.

IMAGO / Jochen Eckel
Eine türkische Flagge hängt aus dem Fenster eines Hauses in Berlin. Recep Tayyip Erdogan hat die Wahl in der Türkei gewonnen, Berlin, 01.06.2023

Allmählich muss man auch hier von einer demographischen Waffe ausgehen, und die könnte durchaus bewusst eingesetzt werden. „Immer mehr Türken zieht es nach Deutschland“, heißt es bei der Nachrichtenagentur dts, einem Bericht der Welt am Sonntag folgend, der sich wiederum auf Nachrichten aus „Kreisen“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) stützt.

Im Oktober bilden türkische Staatsbürger demnach erstmals die größte Asylbewerbergruppe und lösten damit die Syrer ab, die seit dem Jahr 2014 stets den ersten Platz einnahmen. Im Oktober gab es nun über 9.000 Asylanträge von türkischen Staatsbürgern. Im laufenden Jahr summieren sich die türkischen Schutzanträge bereits auf über 40.000. Das entspricht einem Anstieg um rund 200 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die geringe Anerkennungschance von 15 Prozent kann den Zuwanderern dabei kaum etwas anhaben. Gemäß Berichten wird in die Türkei praktisch nicht abgeschoben. Und man fragt sich: Warum eigentlich nicht? Wird auch das Urlaubsland Türkei von feuerspeienden Drachen und anderen Ungeheuern heimgesucht?

Deutsche Landesbeamte schätzen die neue Zuwanderung aus der Türkei anders ein. Es kämen häufig ganze Familien, die entweder mit dem neuen Sieg der Erdogan-AKP unzufrieden sind oder vor der türkischen Wirtschaftskrise nach Deutschland fliehen. Wie verträgt sich das eigentlich mit Zuwächsen von 162 Prozent innerhalb eines Jahres an den türkischen Börsen? Die Antwort: gar nicht oder auch ganz gut. Die auswandernden Türken werden wohl selten an der Börse investiert sein, obwohl sie es sein könnten, wenn sie zum städtischen Anti-Erdogan-Milieu gehören. Aber das tun sie vielleicht nicht.

Untätige Fachkenner in interministeriellen „Migrationslagen“

Nun sollen bereits 60.000 Türken (nennen wir sie provisorisch so, auch wenn Kurden, Zaza und andere darunter sein mögen) nach Serbien geflogen sein. Das wissen die Teilnehmer einer internen Migrationslagebesprechung, die regelmäßig zwischen verschiedenen Bundesministerien stattfindet. Die Einreise nach Serbien ist für türkische Staatsbürger visafrei möglich. Da möchte man fast nach dem österreichischen Bundeskanzler Nehammer rufen, der Serbien zuletzt die visa-freie Einreise von Indern und Marokkanern ausredete. Hätte er nicht auch gleich an die Türken denken können, 340 Jahre nach der Schlacht am Kahlenberg? Aber vielleicht könnte man auch diesen internen „Lagebesprechern“ unserer Bundesregierung einmal eine dahingehenden Initiative zumuten.

Es gibt noch ein anderes Jubiläum dieses Jahr. Nicht nur die Türkenschlacht vor Wien, die dank einer Truppe polnischer Husaren gewonnen wurde, liegt eine runde Zahl von Jahren zurück. Daneben wurde die „moderne“ Türkei vor genau 100 Jahren gegründet. Das hybride säkular-republikanisch-nationalistische Erbe Mustafa Kemals („Atatürk“) schlägt der Präsident und Muslimbruder Recep Tayyip Erdogan allerdings zunehmend aus. Das zeigt sich auch und besonders in der aktuellen Krise um den Terror-Angriff der Hamas auf Israel.

Erdogan hat seit Tagen klar gemacht, auf welcher Seite er steht: Es ist die Seite der brutalen Terroristen aus dem Gazastreifen, die keineswegs arme „Opfer“ einer Siedlungs- oder Besatzungspolitik sind, sondern Handelnde in einem totalen Krieg gegen die Juden der Region, einem Krieg, der auf die Räumung des heutigen Israels abzielt, nicht auf einen Kompromiss mit den dort lebenden Juden.

Heute Großkundgebung für die Hamas in Istanbul

Für Erdogan ist die Hamas „keine Terrororganisation“, vielmehr „eine Befreiungs- und Mudschaheddin-Gruppe“, wobei das letztgenannte Wort Kämpfer für die Sache des Islam meint. So kämpfen sie aus Erdogans Sicht „für den Schutz ihres Landes und ihrer Bürger“. Sein Chef-Imam Ali Erbaş sekundierte dem Staatspräsidenten und warnte alle „Mörder und Invasoren“ mit seinen Worten: Wie alle Unterdrücker würden sie vernichtet und zur Rechenschaft gezogen werden. Palästina aber werde befreit werden, und nun komme es darauf an, wer wo stehe bei der angehenden „Prüfung von Glaube, Gewissen, Moral und Recht“. Derzeit finde ein „Genozid“ in Palästina statt, wer hier still bleibe, dessen Aufrichtigkeit werde unter den Trümmern mitbegraben.

Und auch in Deutschland gelangen die Botschaften Erdogans durch den Staatssender TRT Deutsch an das hier lebende türkische Publikum. Kaum verwunderlich handelt es sich um einen AKP-Propagandakanal. Und so ist es auch kein Wunder, dass auch die Berliner Zeitung keine Türken in der Bundeshauptstadt findet, die Israel unterstützen.

In Istanbul hat Erdogan derweil eine Großkundgebung geplant. Für diesen Sonnabend erwartet man über eine Millionen Zuhörer. Auch der Hamas-Anführer Ismail Haniyya, der für gewöhnlich in Katar lebt, könnte daran teilnehmen, vielleicht sogar eine Rede halten, wie Beobachter vermuten. Tatsächlich haben auch die türkischen Behörden bestätigt, dass Haniyya nach den Geschehnissen des 7. Oktobers keineswegs aus der Türkei ausgewiesen worden sei. Die Türkei gilt allgemein als sicherer Hafen für die Funktionäre der Hamas, wie auch der Merkur bemerkt.

Geladen sind zu dem Großereignis um 15 Uhr auf jeden Fall: der saudi-arabische Thronfolger Mohammed bin Salman, der ägyptische Präsident Abdel Fatah El-Sisi, der jordanische König Abdullah II. und der Präsident der Autonomiebehörde in Ramallah, Mahmud Abbas.

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Kommentare ( 39 )

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ketzerlehrling
1 Jahr her

Ein toller Erfolg. Germanistan ist bereits so gut wie eine türkische Provinz.

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Die Muslime haben dazu gelernt, das muss man anerkennen. So offensichtlich wie 1683 machen sie es nicht mehr. Wir hingegen sind verblödet, und das hat die Welt erkannt.

Richy
1 Jahr her

Wir dürfen nicht nur auf -die- Politiker schauen, sondern auch auf uns Bürger. Ich/wir hatten einen Bekannten/Freund in der Türkei, den wir in der Vergangenheit mehrfach besucht haben. Und dann kam Erdogan bzw. zeigte dieser sein wahres Gesicht. Ich für meinen Teil habe die Konsequenzen daraus gezogen und bin nie wieder in die Türkei gereist. Viele andere, auch einige aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis, sehen zwar das Problem Erdogan, fliegen aber teilweise mehrfach im Jahr in die Türkei, weil es dort so schön günstig ist. Also leider nicht nur die Politiker, sondern auch (viel schlimmer) viele unserer Bürger haben eine… Mehr

Peter Pascht
1 Jahr her

„Eine türkische Flagge hängt aus dem Fenster eines Hauses in Berlin.“ Das ist lt. Gesetz verboten und eine Straftat. Noch! „Allmählich muss man auch hier von einer demographischen Waffe ausgehen, und die könnte durchaus bewusst eingesetzt werden.“ „demographischen Waffe“ – das wurde so schon verkündet und ist geschichtlich als Waffe bekannt (sh. Bosnien, Zypern, Balkan), wurde in der Geschichte schon immer vom Islam eingesetzt, „Im Oktober gab es nun über 9.000 Asylanträge von türkischen Staatsbürgern.“ ? Asylanträge von Bürgern aus einem NATO Land? Offentsichtlicher geht dieser kriminelle Betrug der „Asylgewährung“ nicht mehr. Eroberung durch Einwanderung !!! Schon erfindet man die… Mehr

Moses
1 Jahr her

Nun, was wird passieren, nachdem er gestern mit seiner abscheulichen Aussage sein muslimbrudersches Wesen völlig offenbart hat? Werden wir etwas von der EU darüber hören? Ich bezweifle es.

Cart
1 Jahr her

Hamas und Israel sind nicht unser Problem, sondern Allah. Die Christen werden nämlich auch nicht geschont ab einer bestimmten Kippmenge.

Egooktamuck
1 Jahr her

Türken und Asyl ist schon ein schlechter Treppenwitz, ein Land das in die EU will, ein NATO Land?! Davon mal abgesehen, ein besseren Beweis als diesen gibt es nicht – Der Islam gehört nicht zu Deutschland!

Rob Roy
1 Jahr her

Erdogan ist ein Islamist im Nadelstreifenanzug. Für seine islamische Agenda bekam er sogar Haftstrafe und Politikverbot, leider wurde letzteres wieder aufgehoben.
Beschämend, dass wir mit so einem Geschäfte machen und uns von ihm dabei erpressen lassen.

na sowas
1 Jahr her

Was so viele Menschen, sei es Politiker, Zugereiste, illegale Eindringlinge und sonstige, vergessen, ist die Tatsache, das alles, aber wirklich alles vom Schuh, bis Schmuck, Kleidung, Immobilie, Auto, Grundstück und vieles mehr, nur geliehen ist, für die Zeit ihres Lebens, mitnehmen kann keiner etwas, also, nicht so gierig oder versessen auf das Eigentum anderer sein. Liegt der Mensch in der „Grube“, bekommt ein anderer dessen Sachen, oder ein Teil wird entsorgt, das war‘s dann

na sowas
1 Jahr her

Wenn Erdogan so „toll“ ist und uns, den „Westen“ kritisiert, schlage ich vor, er holt seine Landsleute in‘s gelobte Land zurück, oder ist die Türkei, für Mill. von Türken doch nicht so lebenswert, wie Deutschland, dann Erdogan, streng dich an. Deutschland ist das weltweit beste Land, alle wollen zu uns, von den Deutschen wollen alle lernen