Land der Freien: Floridas erfolgreicher Corona-Sonderweg

Gouverneur Ron DeSantis riskierte die schwedische Strategie: viel Eigenverantwortung, wenige staatliche Einschränkungen. Mittlerweile herrscht im Sunshine State wieder Normalität. Der republikanische Gouverneur gilt schon als möglicher Präsidentschaftsanwärter für 2024. Von Susanne Heger

IMAGO / ZUMA Wire

Ron DeSantis, der republikanische Gouverneur von Florida, könnte auch auf nationaler Ebene zu einem der wichtigsten Politiker aufsteigen. Denn er riskierte in der Covid-Phase einen Kurs, der sich von vielen anderen Regionen unterschied, vor allem von den politisch blau gefärbten, also von Demokraten regierten Staaten. Während die Gouverneure dort meist auf Lockdowns, Schulschließungen und möglichst flächendeckende Maskenpflicht setzten, hob er die Maßnahmen sehr früh wieder auf, und vertraute vor allem der Eigenverantwortung. Florida wurde in der Covid-Politik gewissermaßen zum Schweden der USA. Mittlerweile herrscht in dem Südstaat fast völlige Normalität. Ende Februar verfügte de Santis sogar, dass Arbeitgeber ihre Angestellten nicht mehr zum Maskentragen zwingen dürfen.

Anders, als es viele seiner Gegner voraussagten, führte sein Kurs im Vergleich zu den Staaten mit einem rigiden Maßnahmenregime nicht zu mehr Infektionen und Covid-Toten – obwohl das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Florida höher liegt als überall sonst in den USA. Bei der Zahl der Corona-Erkrankungen gehört der Sunshine State zu den vergleichsweise wenig belasteten Regionen der USA.

„Es war ein Fehler, die Schulen zu schließen. Schulschließungen bringen nichts, um Covid einzudämmen, aber sie verursachen einen katastrophalen Schaden an der mentalen, physischen und sozialen Gesundheit unserer Jugend. Wir werden diesen Fehler nicht wiederholen“, erklärte Ron DeSantis schon im Herbst 2020. Ein halbes Jahr vorher, am 13. März, einen Tag nachdem die WHO Covid zur Pandemie erklärte, hatte er die Schulen vorsorglich noch schließen lassen. Insgesamt dauerte diese Eindämmungspolitik in Florida aber nur drei Monate. Schon ab Juni 2020 ließ er stufenweise wieder öffnen. DeSantis drohte Schulen, die nach den Sommerferien geschlossen bleiben wollten, sogar mit Kürzung der Haushaltsmittel.

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Aus den Nordstaaten und auch aus Deutschland schlugen ihm heftige Proteste entgegen. Erst seit 2019 im Amt, riskierte DeSantis mit seiner Strategie politisch Kopf und Kragen. Aber er ließ sich nicht von seinem Kurs abbringen. Schulen, Restaurants, Bars und Stadien blieben seitdem geöffnet. Florida entwickelte sich unter seiner Regierung zum State of the Free. Nach einer Umfrage vom Februar 2022 könnte er bei den Wahlen mit 55 Prozent der Stimmen rechnen – sein demokratischer Herausforderer läge abgeschlagen bei 34 Prozent. Noch interessanter ist das Ergebnis einer Harvard/Harris-Umfrage von Ende 2021 nach den Präferenzen für die Präsidentschaftswahl 2024. Demnach läge DeSantis mit 36 Prozent nur knapp hinter Präsident Biden mit 43 Prozent – und das, obwohl DeSantis bisher noch keine Absicht geäußert hatte, ins Weiße Haus einzuziehen.

Wie sieht Floridas Normalität im Vergleich mit anderen US-Staates heute aus? Während derzeit noch in 13 US-Staaten an den Schulen staatliche Maskenpflicht gilt, 30 weitere Staaten die Maskenpflicht den lokalen Behörden überlassen und vier Staaten Maskenmandate für spezielle Schuldistrikte haben, existieren an Schulen in Florida keine Auflagen. In Staaten wie Washington DC, Illinois, Connecticut oder Kalifornien herrscht immer noch eine allgemeines Maskenpflicht für Innenräume – in Florida nur an Flughäfen, weil es sich um Bundesgebäude handelt. Die Angestellten interpretieren das allerdings meist sehr frei, sie tragen die Maske locker unterhalb der Nase.

MDR rechnet nach:
Fast genau so viele Geboosterte wie Ungeimpfte auf Intensivstationen
Floridas Bevölkerung ist, wie schon erwähnt, die älteste in den USA. Die Serie „Golden Girls“ wurde nicht umsonst in Miami angesiedelt. In Naples an der Westküste liegt der Altersdurchschnitt bei 65 Jahren. Trotzdem erklärte DeSantis schon im Frühjahr 2021, als jedem Einwohner Floridas ein Impfangebot gemacht wurde und es ausreichend Medikamente zur Behandlung gab (Monoclonal antibody treatment), dass sein staatlicher Auftrag, Gefahr vom Bürger abzuwenden, damit erfüllt sei. Es blieb die freie Entscheidung jedes Einzelnen, wie er mit Covid, Impfungen und Masken umgehe. Als Krankenhäuser teilweise eine Masken- und Impfpflicht für ihre Mitarbeiter verordneten, erklärte DeSantis, er werde dagegen vorgehen.

Viele Amerikaner, auch aus den Bundesstaaten, die ähnlich wie Deutschland deutlich restriktiver im Umgang mit Covid handeln, halten Floridas Weg für den richtigen. „Jeder soll selbst entscheiden, ob er Maske trägt oder sich impfen lässt. Wer sich schützen will, soll das tun aber nicht andere dazu zwingen“ – diese Auffassung hört man in dem Südstaat von vielen Bürgern. Jeder kann Maske tragen, keiner muss. Es gibt regionale Unterschiede: In Miami etwa sieht man deutlich mehr Maskenträger als in Naples an der Westküste. Dafür ist die Impfquote an der Westküste höher. Es gibt Partys, Sportevents, Gottesdienste, Theateraufführungen, Konzerte, voll besetzte Restaurants und Bars. Touristen in Naples erkennt man nicht mehr an der fehlenden Gesichtsbräune, sondern daran, dass sie Restaurants mit Maske betreten – und sich erstaunt umschauen. Covid App, einchecken mit Luca? Gibt es nirgends.

Im vergangenen Jahr reisten 118 Millionen Amerikaner ins sonnige Florida. Das ist Rekord seit Bestehen des Bundesstaates. Hotels und Ferienhäuser waren auch in der sonst eher leeren Hurrikansaison von Juni bis Oktober voll gebucht. Die hier herrschende Freiheit spricht sich herum. Viele Nordstaatler wollen deshalb auch dauerhaft in den südlichsten Bundesstaat ziehen, koste es, was es wolle. Immobilienpreise und Mieten verdoppelten sich im vergangenen Jahr fast. Neu auf den Markt kommende Objekte sind oft schon nach einem Tag verkauft.

Mittlerweile fürchten manche Floridians schon um ihre Art ihres Lebens, weil immer mehr Amerikaner aus den „blauen“, den traditionell demokratisch wählenden Staaten herziehen. „Sie kommen her, weil sie es hier besser finden. Aber wenn sie hier sind, wollen sie, dass es hier genauso wird wie daheim“, hört man bereits Kritik an den neuen Nachbarn. „Jeder ist willkommen in Florida, aber niemand sollte versuchen, uns hier zu verändern.“

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Kommentare ( 15 )

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Sonny
2 Jahre her

Hört sich an wie ein Traum.
Warum gibt es solche Politiker nicht in Deutschland? In 16 Bundesländern muss es doch möglich sein einen noch amtierenden Politiker zu finden, der sich eines gesunden Menschenverstands erfreut.
Aber wohin man auch schaut, nur Parteienfilz, Unterdrückung und Ausbeutung.

Texel
2 Jahre her

DeSantis macht grundsätzlich nicht das, was Biden erzwingen wollte, angefangen von einer Impfpflicht bis hin zu alternativen Behandlungen. Zwar wird freiwillig auch geimpft was das Zeug hält, aber sowas wie 3G kann es nicht geben, weil er durch Rechtsverordnung (Bußgeld bewehrt) geregelt hat, dass niemand nach seinem Impfstatus gefragt werden darf. Die Restaurants sind jeden Abend brechend voll, Maske nur vereinzelt. Er hat nicht nur Impfzentren geschaffen, sondern über 20 Stellen, die Behandlung mit „Monoclonal Antibodies“ anbieten, wenn man mit Positiven „exposed“ war oder selbst positiv ist. Und zwar unabhängig vom Impfstatus. Ich habe mir im Dezember diese Behandlung geben… Mehr

Texel
2 Jahre her
Antworten an  Texel

Ja ich bin unsterblich. Damals war ich nicht positiv, habe nach 6 Wochen meine Corona Antikörper bestimmen lassen und die waren über 2.400 pro ml. Positiv war ich weitere 4 Wochen später, hätte es aber gar nicht bemerkt, wenn ich nicht getestet hätte. Ich bin also genesen, aber nicht geimpft, aber mit monoclonalen Antikörpern behandelt (4 Spritzchen)

Deutscher
2 Jahre her

Nun, Florida als Sunshine-State verfügt auch nicht über das Erkältungsklima von Nebraska. So ehrlich muß man sein.

Trotzdem muß endlich Schluss sein mit dem Coronawahn der deutschen Politiker!

Jeder Bundesbürger sollte inzwischen gelernt haben, wie er sich und andere am besten schützen kann! Eigenverantwortung ist das Zauberwort!

reiner
2 Jahre her
Antworten an  Deutscher

professor ionanidis aus stanfort hat schon im letzten jahr mehrere studien zu masken und lockdown veröffentlicht und kam zu dem ergebnis,bringt nichts-.danach wurde einer der am meisten zitierten wissenschatler diffamiert. er war dann ja auch bei servus tv zu sehen und hat da mit verlaub gesagt milde geurteilt gegen seine feinde. aber er hatte recht. sie nennen nebraska ,aber was ist in north und süd dakota,da waren auch völlig unterschiedliche konzepte am werke und??

Bernd Simonis
2 Jahre her

Corona interessiert mich nicht mehr. Wir stehen oder Fallen mit der Energieversorgungsfrage.

andreas donath
2 Jahre her
Antworten an  Bernd Simonis

Mit Verlaub, es interessiert mich schon noch, und zwar vital. Man hat mir zwei Jahre lang die Freiheit gestohlen und meine Rechte als freier Mensch mit Füßen getreten. Zudem hat man mir den Job durch abartige Maßnahmen zerschmettert, der für mich nicht Beruf, sondern Herzensangelegenheit war. Solange der Terror nicht restlos beendet ist und die Schuldigen nicht bestraft sind, werde ich keine Sekunde Ruhe geben. Ich will auch keine Versöhnung und dass wir uns plötzlich wieder alle lieb haben, ich will Rache und Sühne. Nicht mehr und nicht weniger.

Wolfgang Reschke
2 Jahre her

Gibt es eine – wie auch immer geartete – Möglichkeit, in Florida politisches Asyl zu beantragen? Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal denken würde, aber ich wäre heute lieber auf den Keys oder in den Everglades als irgendwo sonst auf diesem Planeten! Früher war das der Staat der lila gefärbten Rentner und ihrer rosa Pudel, ich war mal kurz dort und wollte nie wieder dahin. Die Westküste, natürlich California – das war immer mein Sehnsuchtsziel. Wie schnell sich die Sachlage doch ändert. In CA möchte ich heute nicht mehr tot über dem Zaun hängen, bei den Dolphins und… Mehr

gobst
2 Jahre her

Hier wird der ideologische Hintergrund deutlich. Die eine Gruppe setzt auf Bevormundung wogegen die andere den Menschen die Entscheidung für sein eigenes Leben überläßt.

Lars Baecker
2 Jahre her
Antworten an  gobst

Das ist auch der Grund, warum sich die Mehrheit in den USA gegen eine Zwangs-Krankenversicherung wehrt. Das will man hierzulande nicht verstehen und verteufelt das Sozialsystem der USA, weil es nicht dem Pamperstaat entspricht, an den wir uns hier alle so gewöhnt haben, das wir immer noch auf jenen Staat vertrauen, der seinen Bürgern mittlerweile das größte Misstrauen entgegenbringt.

Last edited 2 Jahre her by Lars Baecker
Deutscher
2 Jahre her
Antworten an  Lars Baecker

Eine gesetzliche Krankenversicherung ist durchaus sinnvoll, so lange sie mit dem ihr anvertrauten Geld vernünftig umgeht, jedem eine medizinsche Versorgung garantieren kann und die Beiträge moderat sind. Wenn ich aber als Existenzgründer von der KV gleich mal um 900,- € / Monat angehauen werde, ohne überhaupt schon einen Cent verdient zu haben und wenn ich dann trotzdem noch überall zuzahlen muß, trotzdem Krankenhäuser aus Kostengründen geschlossen werden, trotzdem Pflegenotstand herrscht, dann läuft da etwas gründlich schief. Aber auch hier stinkt der Fisch wieder mal vom (Wasser-) Kopf her. Die Landesregierung von Ba-Wü etwa reagiert auf den Notstand lieber mit der… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Deutscher
Lars Baecker
2 Jahre her
Antworten an  Deutscher

Ich habe ja auch nichts dagegen, finde das sogar gut. Aber ich muss doch akzeptieren, dass es in anderen Regionen der Welt, eine andere Auffassung gibt, und ich dieser meine eigene nicht aufoktroyieren darf. Die USA hat nun einmal eine andere Geschichte, als wir. Es ist ein klassisches Einwanderungsland, in dem jeder seines eigenen Glückes Schmied war, sein Leben also selbst in die Hand genommen hat. Und das wirkt durch bis heute. Sozialismus ist den US-Amerikanern verhasst.

Jens Frisch
2 Jahre her
Antworten an  gobst

Genau das ist der Unterschied zwischen
(echtem!) Liberalismus und Sozialismus.

Fieselsteinchen
2 Jahre her

100 %ige Zustimmung. Nachdem ich Anfang Februar in Frankfurt landete (Start Miami), schlug mir die Maskerade schon auf den Magen. Vor allem mit welcher Unverschämtheit man von beliebigen Passanten gemaßregelt wurde, als seien sie die Polizei persönlich. Bei vielen Deutschen wäre eine Psychotherapie äußerst angebracht, völlig geistig fertig. Dezember/Januar trugen in Miami Leute in Supermärkten, Malls Masken, natürlich alles absolut freiwillig, oft wiederum unter der Nase, viele Hispanics, natürlich sinnbefreit, aber jeder, wie er es gern hätte. Teststationen und Impfmöglichkeiten gab es auch, oft auf Parkplätzen an Parkeingängen usw., beide immer sehr leer. Partys, Konzerte, Kino alles normal im Sunshine… Mehr

thinkSelf
2 Jahre her

Das war kein „Corona-Sonderweg“ sondern lediglich eine geringere Faschismusanfälligkeit.
Und die Bewohner der republikanischen Staaten sollten tatsächlich alles daran setzen das Gesogs aus den „demokratischen“ Notstandsgebieten aus ihren Staaten rauszuhalten.
Wobei eine Sezession ist diesmal noch schwieriger als im 19. Jahrhundert ist. Denn die regionalen Mentalitäten lassen sich inzwischen nicht mehr regional auseinanderdividieren.