Gibt es in einer grünen und links dominierten Republik eine freie, oppositionelle Kunst? Nein, heute ist auch die Kultur von der herrschenden politisch korrekten Leitkultur geprägt. Aufmüpfigkeit war gestern, als Kunst noch Opposition war.
„Eine festgelegte Leitkultur richtet sich nur an unmündige Menschen, die der Leitung bedürfen.“ Sagt Jörg Scheller in seinem ZEIT-Artikel. Und genau so ist es, deshalb brauchen wir weder Belehrungspresse noch Belehrungskunst, die uns sagen, wo der moralische Barthel den grünroten Most zu holen hat. Wir brauchen keine Leitmedien, die in ihrer einheitlichen Beurteilung von Politik und Kunst öde Felder einer medialen Monokultur beackern, deren Früchte höchstens durch eine unterschiedliche Intensität von rot, grün und violett zu unterscheiden sind.
Wenn sich also „eine festgelegte Leitkultur nur an unmündige Menschen, die der Leitung bedürfen“ richtet, warum nur, warum installiert die politisch korrekte Klasse dann eine Leitkultur und setzt diese rigoros durch? Gender Mainstream, Multi-Kulti-Ideologie sind solche von oben verordneten Leitkulturelemente. Und offensichtlich sieht die Kaste, die dies in der öffentlichen Meinung bestimmt, die Bürger als unmündig, als „unmündige Menschen, die der Leitung bedürfen.“
Scheller weiter: „Die Erfahrung mit autoritären und totalitären Staaten hat doch gelehrt, dass der Respekt für eine solche Kultur ein Gradmesser für freie Gesellschaften ist.“
Sehr richtig, so stellt sich also die Frage, wie frei unsere Gesellschaft wirklich ist, wenn nur politische Kunst existiert, die sich als links sieht. Wie frei ist unsere Gesellschaft, wenn Stände und Lesungen „rechtskonservativer Schriftsteller“ und Verlage auf der Frankfurter Buchmesse gestört und gesprengt werden ?
Wie frei ist unsere Gesellschaft, die von einer rigide durchgesetzten ökolinken Leitkultur geprägt ist, die von der PC-Klasse vorgegeben wird? Wie frei ist sie, wenn der Widersprechende mit Mobbing oder seiner medialen Hinrichtung rechnen muss?
Ähnlichkeiten mit der DDR sind durchaus zu betrachten. So blöd waren die DDR-Ideologen nicht: Natürlich haben sie nur solche Journalisten eingestellt, die auf Linie waren. Und die durften dann mehr oder weniger schreiben, was sie wollten, eben auf Linie. Natürlich wurden an die Künstler Preise vergeben, die der vorgegebenen Linie zumindest nicht widersprochen haben.
Es gibt übrigens eine weitere Parallele zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Auch heute gibt es oppositionelle Medien. Dort waren die wirkungsmächtigen BRD-Medien die mediale Opposition. Heute tummelt sich die Opposition im Internet. Erste Zeichen, auch dies zu kontrollieren gibt es aber mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) des ehemaligen Justizministers Maas.
In den USA und in Deutschland gibt es den Vorwurf: Zensur bei facebook unter linkem Vorzeichen. Bei der Senatsanhörung entlockte Senator Ted Cruz dem facebook-Chef Zuckerberg die Aussage, Silicon-Valley ein „extremly left-leaning place“. Zuckerberg gab in seiner Anhörung vor dem US-Senat gegenüber Senator Ted Cruz zu, dass die meisten seiner Mitarbeiter extrem links eingestellt seien. So ist es keine Wunder, wenn vor allem „rechte“ Beiträge gelöscht und Journalisten und Künstler gesperrt werden.
Das machte sich Maas zunutze. Er lagerte die Zuständigkeit darüber, ob Inhalte rechtens seien, einfach an die „linke“ Privatfirma facebook aus und drohte ihr, falls sie nicht spurt, noch mit finanziellen Sanktionen. Im Kampf gegen rechts kommt also die Zensur von links. Selbstverständlich als Mittel im Kampf für das Gute. Die Freiheit von Meinung und Kunst ist dann plötzlich nicht mehr gefragt.
Wenn in Polen, wie Scheller schreibt, die Regierung einen nationalkonservativen kulturpolitischen Kurs eingeschlagen hat, dann hat das vielleicht einen Grund. Könnte der Grund darin liegen, die Kunst nicht mehr ausschließlich linken Kräften zu überlassen?
Musealisierte Leit-Kunst
Was macht die politisch korrekte Linke, wenn nun plötzlich wie beim Echo–Preis unerwünschte Kunst vom Publikum einen Preis verliehen bekommt? Richtig man schafft den Preis einfach ab. Könnte ja noch einmal passieren, dass das Publikum das Falsche wählt. Und auch hier haben wir die Parallele zur DDR, in der Brecht sagte: Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?
Wenn Scheller schreibt „Der Philosoph John Rawls schrieb in seiner Theorie der Gerechtigkeit (1971) zutreffend: „Die Extremität der Lehren von einem übergeordneten Ziel wird oft durch die Undeutlichkeit dieses Ziels verdeckt.“ So hat er auch hier unfreiwillig recht. Denn das politisch korrekte grüne und linke Meinungsestablishment verfügt ja über keine einheitliche Ideologie, wie dies im Kommunismus der Fall war. Sie ist vielmehr zersplittert in eine Unzahl von Unterideologien, es eint sie nur der quasireligiöse Heiligenschein des Gutseinwollens, der Anspruch des Rechthabens und der Wille zur Macht.
Scheller schreibt auch ganz richtig über verordnete Leitkultur: „Anstelle lebendiger, zivilgesellschaftlicher Kultur setzt sie auf staatlich flankierte Musealisierung und Reglementierung.“ Bravo, das ist genau die Situation der Kunst in Deutschland. Nachdem sie reglementierend auf die richtige, nichtrechte Gesinnung überprüft wurde, wird sie nach bestandenem Test vom Steuerzahler bezahlt und musealisiert.
Wenn Scheller schreibt, die moderne Kunst sei dynamisch und hätte einen „Hang zu Selbstbefragung und Selbstkritik“, dann frage ich mich, in welchem Bild von der Kunst er gefangen ist. Die heutige Kunst ist absolut beliebig und hat sich meilenweit vom Bürger entfernt. Die Konzeptkunst hat sich in vollkommen abseitige Theorien versponnen und nichts liegt ihr ferner als Selbstkritik.
„Kunst und Kultur sind das, was nicht wehtut und nicht anstrengt. Nicht Kritiker, sondern Schmeichler. Nicht Sparringspartner, sondern Pflegekräfte. Nicht Hofnarren, sondern Höflinge.“ Das ist die Lage der Kunst heute in der p. c. Gesellschaft. Sie ist nicht Opposition zur grünen/linken Meinungsdominanz, sie ist nur noch deren Höfling.
Irgendwie kommt dann Scheller doch nicht umhin, rechtkonservative Meinungen in Verbindung mit „kritisch“, „unangepasst“ und „avantgardistisch“ in Verbindung zu bringen. Aber das sind für ihn keine neuen interessanten Sichtweisen. Die herrschende Leitkultur ist jenseits ihrer routinierten Langeweile nur noch insoweit Kunst, als sie andere zum Schweigen bringt.
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Für mich war es ein Schlüsselerlebnis, als Navid Kermani anläßlich der Verleihung des Friedenspreises in der Paulskirche (2015) an ihn am Ende seiner Rede zu beten anfing – und nicht einer ist schreiend aus dem Kirchlein gegangen und keiner hat gesagt: Es reicht jetzt, Kermani. Ich sah’s mit ungläubigem Staunen.
Alles Schöne und Erhabene in der Kunst soll keine Bedeutung mehr haben Gleichmacherei strebt eine linke Gesellschaftspolitik an. Doch wenn alles nivelliert und relativiert ist, bleibt Durchschnitt übrig. Und:Wenn man alle Farben miteinander mischt, kommt grau heraus! Mit Hilmar Hoffmans Motto seinerzeit „Kunst ist für alle da“, begann der Siegeszug der Mittelmäßigkeit. Denn nun ging auch der Bürger ans Werk. Wer es sich leisten konnte, besuchte private Kunstakademien oder die Spätberufenen strömten in die VHS. Demokratisierung der Kunst hörte sich doch total vernünftig an, schließlich sei „jeder Mensch ein Künstler“.Dass diese Einstellung der Kunst nicht immer weitergeholfen hat, ist am… Mehr
…und wenn man eine rot-grüne Regierung zusammenfügt mit einem hysterischen Pseudo-Feminismus, flankiert von vorauseilendem Gehorsam gegenüber muslimischen Befindlichkeiten, dann landet man ganz schnell da: https://www.tagesspiegel.de/berlin/streit-um-kunstfreiheit-rathaus-koepenick-haengt-nacktfotos-ab/13483788.html Das fiel mir ganz spontan zum Artikel von Herrn Gadamer ein. Ich gehe davon aus, dass nur noch ‚politisch korrekte Kunst‘ (und damit ‚links‘) im Stadtbild genehm sein dürfte. Erinnert sich übrigens noch jemand an die Werbeplakate von H&M in den 90ern? Anna-Nicole Smith lag da mit ihren prallen Rundungen auf Plakaten in jedem Verkehrskreisel. Das war natürlich keine ‚Kunst‘, dennoch Fotokunst. Man stelle sich das im Jahr 2018 vor – was für ein Skandal!… Mehr
Kunst spricht für sich selbst. Ihre vornehmliche Kraft ist es Grenzen zu überbrücken, die durch Dogmen errichtet wurden. Persönlich und Gemeinschaftlich. Sie tut dies in der Regel auf eine inspirierende Art und Weise. Nicht auf eine zynisch, provozierende Art.
Die heutige, linke Kunst ist vor allem hässlich, absurd und teuer. Teuer, um den mangelden Inhalt mit zwanghafter Wichtigtuerei zu übertünchen. Stichwort: Des Kaisers unsichtbare Kleider.
Sehr guter Artikel.
Die Leitkultur ist längst installiert. Allerdings keine nationalkapitalistische, wie zu seligen Friedenszeiten, sondern eine globalsozialistische, die gerade massenhaft Kollateralschäden im eigenen Lager produziert.
Die komplette Internetkultur ist stramm „for the lulz“ bis rechts. Da ändern auch die albernen Versuche eines Böhmermanns nichts dran. Wir alle wissen „the left can’t meme.“
Nun kann man das als im Leben stehender Mensch bewerten wie man möchte, aber so zu tun, als gäbe es keine Gegenbewegung ist falsch. 😉
Die komplette Internetkultur ist stramm „for the lulz“ bis rechts. Da ändern auch die albernen Versuche eines Böhmermanns nichts dran. Wir alle wissen „the left can’t meme.“
Nun kann man das ales im Leben stehender Mensch bewerten wie man möchte, aber so zu tun, als gäbe es keine Gegenbewegung ist falsch. 😉
Danke. Auslassungen der Art, eine Leitkultur oder auch eine spezifisch deutsche Kultur seien „nicht zu definieren“, verraten eine ininnige Denkferne und glücklich erwiderte Liebe zur Oberflächlichkeit. Es geht ja um einen historisch gewachsenen Kern unzähliger miteinander verwobener Erfahrungen und Traditionen, der sich dem Kundigen sozusagen zeigt oder erweist, ohne dass man ihn „definieren“ könnte (vgl. Wittgensteins klassische Diskussion der Spiele). Genau das macht „Integration“ so schwierig; man muss (a) bereit und (b) intellektuell in der Lage sein, sich mit mehr als dem GG zu „identifizieren“, und da sieht es bekanntlich eher düster aus, ex oriente nox. Selbstverständlich wird man, um… Mehr
„Es gibt keinen redlichen rechten Schriftsteller“
Da sorgt Zaimoglu dafür, dass vorm ersten geschriebenen Wort die Schere im Kopf allzeit bewusst ist. Wie kann auch nur ein redlich freier Satz aus einem Schriftsteller kommen, der so etwas in der Eröffnungsrede zum Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt von seinem Skript abliest.
Bin bei den Klassikern gelandet. Kästners „Fabian“, geschrieben 1930. Im Vorwort zur Neuauflage 1950 schreibt Kästner, dass sich an seinen Beschreibungen nichts geändert hätte.
Schlimm.
„Es gibt keine redlichen rechten Schriftsteller.“ Dieser Satz von Zaimoglu ist nach Stegners Muster (anlässlich der linken Gewalt bei G20 in Hamburg) konstruiert: „Es gibt keine linke Gewalt.“ Beides so verlogen wie falsch. Wahr daran ist: Redliche rechte Schriftsteller werden in Publikumsverlagen nicht mehr veröffentlicht, weil in den Verlagen Angst vor grünen und roten Hetzern herrscht, die mitunter auch ihre Schlägerbanden vor Ort schicken. Ursächlich beteiligt an dieser Entdemokratisierung von Deutschland sind linke Regierungen wie die in Kiel/SH, die einen Zaimoglu hochgepäppelt haben, und Medien gleicher Gesinnung.
Die DDR hat etwas anders funktioniert: Nur wer auf Linie (der Partei) ist, der kann entsprechende Ausbildungen machen. Das fing teilweise mit dem Abitur an, die erste Bewährung für Männer war der „Ehrendienst“ in der NVA. (3 Jahre und Grenzdienst waren wichtige Stolpersteine auf dem Weg zur „Kaderschmiede“) Sie nächste große Selektion gab es bei der Studienplatzvergabe und während des Studiums. Wer also einen Abschluss bekommen hatte, der war auf Linie und wußte, dass und wie er dort bleiben sollte. Wer später im Berufsleben von der Linie abwich, wurde erst in „Gesprächen“ bearbeitet und es gab berufliche Konsequenzen wie Benachteiligungen… Mehr
Aus eigener Erfahrung: Als mein Vater in den Westen „abgehauen“ war, wurde ich zum Direktor meiner Oberschule zitiert, und er eröffnete mir, daß ich mir das Studium aus den Kopf schlagen könne, wenn ich mich nicht bewähre.. Meine Frage, wie ich mich bewähren könne, wurde mir gesagt: entweder auf dem Bau oder am besten bei der NVA. Zum Vergleich: die Diplomphysikerin konnte sogar in Moskau studieren, was ein unglaubliches Privileg seinerzeit war („Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen!“), das können sich die heutigen Bürger gar nicht vorstellen; die CDU-Führung offensichtlich auch nicht. Einige scherzen wohl ganz richtig „von IM… Mehr