Kommunalwahlen in Italien: Der Kampf um Rom wird noch ausgetragen

Dafür, dass das politische und mediale linksliberale Milieu nichts unversucht ließ, die Listen der Mitte-rechts-Parteien zu diskreditieren, haben sich die Kandidaten der Lega, Forza Italia und Fratelli d'Italia bei den Kommunalwahlen in Italien, die von Sonntag bis Montag stattfanden, gut geschlagen. Aber es wäre sicher mehr drin gewesen.

IMAGO / Insidefoto
Virginia Raggi beim Wahlkampfabschluss am 01.10.2021. Nun wurde sie als Bürgermeisterin von Rom abgewählt.

Selbst Lega-Chef Matteo Salvini übte Selbstkritik, die aber auf alle Mitte-rechts-Bündnispartner gemünzt war. „Wir haben unsere Kandidaten viel zu spät berufen“, und auf die Bühne geschickt, so Salvini. Überall seien die Gegenkandidaten um die Bürgermeisterposten früher berufen worden. Die meist links gerichteten Listen mit der PD (Partito Democratico) oder der Fünf-Sterne-Bewegung (Movimento 5 Stelle) wurden schon im vergangenen Jahr bekannt, die von Mitte-rechts für die bekanntesten Städte quasi erst im Mai und Juni dieses Jahres.

Georgia Meloni überzeugt mit der Fratelli d’Italia

So kam es dann auch, dass das Linksbündnis und dessen Kandidaten, wie es auch die Nachrichtenagentur ANSA beschreibt, in den Metropolstädten wie Mailand, Bologna und Neapel gleich nach der ersten Runde vorne lagen. Ausgerechnet in Mailand, der Heimat von Matteo Salvini, aber auch der des ehemaligen Premiers, nunmehr 85-jährigen Silvio Berlusconi. Berlusconi jedoch sah seine Kandidaten, die ‚Forzisti‘, auf einem guten Weg; an Forza Italia, so Berlusconi, käme man nicht vorbei. Seine Forza Italia gilt als moderate Kraft unter den Rechtsliberalen.

In der Hauptstadt Rom jedoch geht es ins Stechen. Eine Niederlage erlitten die amtierende Bürgermeisterin von der Fünf-Sterne-Bewegung, Virginia Raggi, genauso wie die Partei von Giuseppe Conte selbst, der über die Fünf-Sterne-Partei politisch wieder groß herauskommen wollte. Dagegen haben sich die Sozialisten Italiens, die PD, quasi die Wähler von Raggi und der Cinque Stelle einverleibt.

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Die Bürgermeisterin bekam die schwelenden Probleme der Ewigen Stadt einfach nicht in den Griff, verhedderte sich selbst in Affären und Vetternwirtschaft, der Müll auf den Straßen und der Schmutz blieben liegen. Und als selbst eine Horde Wildschweine durch Roms Straßen pflügten und im Müll stöberten, sprach die Römerin Giorgia Meloni bereits von einer Schande und einem neuen Symbol Roms, den Wildschweinen. Die Probleme blieben ungelöst, also wurde Raggi abgewählt. Nun kämpft links gegen rechts um den Sitz: der Anwalt Enrico Michetti, unterstützt von Fratelli d’Italia, gegen Roberto Gualtieri, unterstützt von PD.

Für die Lega wäre mehr drin gewesen

Dagegen glänzten die Lega und ihre Partner ausgerechnet in Kalabrien, also im Süden, mit dem Unbekannten, Roberto Occhiuto, der jedoch stark von Salvini und Berlusconi unterstützt wurde. Immerhin waren das Kommunalwahlen.

In den Ländern und Regionen stellen Lega und Mitte-rechts immer noch 16 Regional-Präsidenten. Es wäre mehr drin gewesen, doch dann wurden Nachrichten durchgesteckt, wonach Salvinis langjähriger Pressesprecher und Spindoctor (eher Social-Media-Manager) Luca Morisi über Drogen stolperte. Bereits im August wurde bei ihm bei einer Fahrzeugkontrolle eine erhebliche Menge Kokain gefunden. Morisi trat zurück, wollte eine Pause, auch um Salvini zu schützen.

Salvini wehrte sich gegen Anschuldigungen, er sei nur bei anderen ein Moralist: „Ich verurteile nie einen Freund, und lasse ihn nie hängen. Drogen bedeuten immer Elend und Tod. Wer sie verkauft, auch an Kinder, muss bestraft werden.“ Und wer Drogen konsumiere, dem müsse geholfen werden; er sei gegen jede Legalisierung, anders als die Linke. Deshalb sei das Morisis Fehler gewesen und nicht seiner.

Und den Fratelli d’Italia wurden plötzlich schwarze Kassen und Rassismus unterstellt – etwas bleibt da immer hängen: zeitlich terminierte Dreckschleudern vor der Wahl. Es geht um Macht, links-sozialistische gegen die liberale Rechte. Auch Macht wirkt wie eine Droge.

https://www.ilgiornale.it/news/cronache/risultato-pesante-non-draghi-1979296.html

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Kommentare ( 11 )

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Iso
3 Jahre her

Die Italiener verstehen es recht gut am Wind zu segeln, und das Beste der EU zu nutzen. Für mich ist das kein Trost.

Kraichgau
3 Jahre her

ich habe gestern auf „Welt“ einen Artikel über vdl’s „green deal“ gelesen und dabei nebenher mitbekommen,wie I/F/G/ES mittels Subventionen Ihren Bürgern (in Italien 35 Milliarden jährlich!) die Energie/Stromkosten niedrig halten.
Das aus der klaren Furcht vor Protesten.
Wer so etwas liest und unsere Irren einerseits die CO2 Steuer jährlich hochschrauben sieht und andererseits die Schuldenvergemeinschaftung pushen sieht, verliert den Glauben daran,das diese EU etwas anderes als ein Aderlass der Deutschen zu Lasten aller Schwerenöter ist.
Und da,liebe Fraternisti oder Salvinisti, gebt Ihr Euch auch nix, denn Salvini sitzt in der aktuellen Regierung und nimmt die Milliarden vom „Wiederaufbaufond“ gerne entgegen

Last edited 3 Jahre her by Kraichgau
Bernd Schulze sen.
3 Jahre her

Die Italiener scheinen nicht besser zu sein als die Deutschen. Fragen die sich nicht, wer Schuld an den Zuständen im Lande ist. Glauben die ernsthaft an die kommunistischen Parolen, was hat ihnen das bisher gebracht oder zum besseren geführt. Nun wählte man genau , die Mitschuld an den Zuständen in Städten und Dörfern und die Situation durch weitere Masseneinwanderung noch verschärfen werden. Neue Arbeitsplätze, Fehlanzeige. Die Linken sind wie die Mafia, eine Hand wäscht die andere. Zudem Können sie auch nur die Hand aufhalten und nach Brüssel ausstrecken. Nun wählt man ein weiter so.

Kraichgau
3 Jahre her

tja,ehrlicherweise bewundere ich ja Ihre Ausdauer,uns hier den inner-italienischen Wahlkampf zu schildern. Wenn Sie mir noch erklären könnten,worin für das favorisierte Team die Regierungsbeteiligung bestehen soll, waere ich Ihnen dankbar. Beim deutschen konservativen Wähler kommt naemlich nur an, das Salvini und co genauso unverschämt deutsches Steuergeld abgreifen wollen wie die roten und es auch tun. Waehrend dessen sind unter Beteiligung der konservativen Italiens die Häfen sperrangelweit offen und die „Beladenen der Welt“ tingeln quer durch Italien gen Deutschland, waehrend wir deutschen die höchsten Strom/Heizkosten Europas zahlen und die italienischen Strom-Sbuventionen (35 Milliarden im Jahr) bezahlen,damit die Italiener geringere Stromkosten haben… Mehr

Alexis de Tocqueville
3 Jahre her
Antworten an  Kraichgau

Wenn sie fremde Interessen über die ihres eigenen Volkes stellten, wären es keine Rechten.
Das macht einen Rechten in erster Linie aus. Loyalität zu den Seinen.
Natürlich ist es für uns nicht unmittelbar positiv, wenn andere Länder rechts drehen. Ein Putin legt sich auch nicht winselnd vor uns in den Staub.
Aber ich kann solche Leute respektieren, Verräter nicht. Ich kann mit ihnen vernünftig und rational mit Blick auf beiderseitige Interessen verhandeln, mit Linken Ideologen geht das kaum.

Kraichgau
3 Jahre her

Fast meiner Meinung:
ich bin selbst „Rechter“ im deutschen Sinne, will aber weder etwas von den Italienern, noch,das diese etwas von uns wollen.
Gemeinsam in einem Wirtschaftsmarkt zu sein,ist für beide von Vorteil. den Rest der EU nach dem Maastrichtvertrag(dem elenden „Verfassungsersatz“,als diese gescheitert war)können wir vergessen, der bringt nur Ärger.
Und nein,ich fände es andersrum ebenso falsch,hier zu subventionieren,waehrend dort geplündert wird über Steuern für uns.

Last edited 3 Jahre her by Kraichgau
Henni
3 Jahre her

Die italienischen Rechten bezeichnen die Linken ALLE als Kommunisten. Anders als in Deutschland, empfinde ich die Politikkultur in Italien zwischen Rechts und Links eher nicht so brutal festgefahren, so spaltend. Ich kann mich als Matteo Salvini Wähler ganz normal mit Cinque (5) Stelle Wähler oder PD Wähler unterhalten. Ja sogar einige meiner besten Freunde wählen Cinque Stelle und sie wiederum akzeptieren meine Meinung. Man diskutiert zusammen beim Essen und Trinken. Das geht so in Deutschland nicht.

haasel
3 Jahre her
Antworten an  Henni

Das liegt an der Gelassenheit der Italiener, die prinzipiell Menschenfreunde sind, sie rasseln lauter, haben aber nicht das Aggressionspotenzial der Deutschen, „bist du nicht für mich bist du gegen mich“.

Roland Mueller
3 Jahre her
Antworten an  haasel

Die Italiener sind vor allem keine Freunde von Rechthaberei und nachtragend sind sie auch nicht. Wenn den Italienern etwas nicht passt, sagen sie es gerade heraus und sie werden niemals auf die Idee kommen, jemandem etwas auf das Brot zu schmieren, was er vor zehn oder zwanzig Jahren gesagt hat. Genau deshalb überlege ich schon die ganze Zeit, ob ich nicht ein zweites Mal nach Italien auswandern sollte.

Kraichgau
3 Jahre her
Antworten an  Roland Mueller

und Sie sind bewiesenermassen „wendig“ in Ihren Grundüberzeugungen…so,wie gerade Salvini in der Regierung des Draghi’s, den er damals in der Vorgängerregierung robust kritisiert hatte,als dieser noch bei der EZB war

Kraichgau
3 Jahre her
Antworten an  haasel

ich denke eher,das es daran liegt,das ALLE Parteien sich bewusst sind,das zuförderst eine gewisse materielle Grundzufriedenheit der Bevölkerung bestehen muss,um anschliessend Politik zu spielen…demgemaess schachern die Italiener jedenfalls seit Generationen EU-Geld gen Heimat

Last edited 3 Jahre her by Kraichgau