Die heiße Phase des Wahlkampfs in Italien hat begonnen. Vor dem Duell am Montagabend liegt Giorgia Meloni mit dem rechten Bündnis fast 20 Punkte vor dem linken. Rivale Enrico Letta kämpft dagegen nicht nur mit Umfragewerten, sondern auch mit seinem E-Auto, das vor einer Veranstaltung schlappmacht.
Es hatte eine besondere Veranstaltung werden sollen. Enrico Letta, der Spitzenkandidat des linken Partito Democratico (PD), wollte mit einem blauen Van auftrumpfen. Das Elektrofahrzeug sollte an die ökologischen Ideale im Rest Europas anknüpfen. Der 56 Jahre alte Ex-Premier wollte zu einer Kundgebung am Wochenende nach Turin fahren und damit den Slogan bekräftigen, dass die Rechte nur in die Vergangenheit, die Linke in die Zukunft schaut. Letta kündigte auf Twitter seine „Öko-Wahltour“ an. Zitat: „Für ein demokratisches und progressives Italien. Und ein ökologisches!“
Doch daraus wurde nichts. Denn der Mercedes-Sprinter hatte seine Tücken. Auf dem Weg von der Lombardei ins Piemont stellte sich heraus, dass die Batterie nicht ausreichte. Für eine Hin- und Rückfahrt fehlte der Saft. Letta musste mit einem anderen Auto abgeholt werden. Natürlich bestand der Parteichef auf ein weiteres Elektro-Auto. Letta kam zu seiner eigenen Veranstaltung in Turin mit deutlicher Verspätung. Italiens Linke blieb auf der Strecke – buchstäblich.
Bedenkt man, dass Lettas eigene Partei seit 2011 jeder italienischen Regierung – sieht man vom kurzen Intermezzo aus Lega und Fünf Sternen zwischen 2018 und 2019 ab – angehört hat, muss man den Vorwurf allerdings als Selbstanklage werten. Doch so weit muss man gar nicht denken. Für Spott war in den sozialen Medien schon genügend gesorgt. Auch der linksliberale Spitzenkandidat Carlo Calenda, der früher noch mit Letta koalieren wollte, machte sich über das „hässliche“ Fahrzeug lustig, dass so aussähe, als hätte man ihm die „Felgen gestohlen“.
Symbolischer kann man nicht ausdrücken, was gerade im italienischen Wahlkampf passiert. Die Linken und ihre Ideen erweisen sich als Rohrkrepierer. Letta hofft auf die rund 40 Prozent der italienischen Wähler, die sich bisher noch unentschlossen zeigen, welcher Partei sie am 25. September ihre Stimme geben wollen. In dem Zusammenhang macht eine andere Ansage Lettas hellhörig. Es fehlten „nur 4 Prozent“ mehr für das linke Lager, dann könnte man es dem rechten Lager schwerer machen – weil es dann weniger als 55 Prozent erreiche. Damit hätte man einen wichtigen Erfolg verbucht.
Zwei Wochen vor der Wahl ist die Veröffentlichung von Umfragen untersagt. Am Freitag durften Zeitungen und Institute daher ein letztes Mal die Stimmung in der italienischen Wählerschaft abbilden. Im rechten Lager hat dabei die Lega von Matteo Salvini leicht verloren, die Fratelli d’Italia von Giorgia Meloni dazugewonnen. Im linken Lager gab Lettas PD Prozentpunkte ab, die Fünf Sterne/Movimento 5 Stelle (M5S) gewannen hinzu.
Es sind Schwankungen, die am Gesamtbild wenig ändern: Seit mehr als einem Monat zeichnet sich der Trend ab, dass die Fratelli d’Italia rund 25 Prozent erreichen, der PD bei 21 bis 22 Prozent schwankt. Lega und M5S erreichen beide rund 13 Prozent, mit leichtem Vorteil für den M5S. Die Forza Italia von Berlusconi hat sich bei etwa 8 Prozent eingependelt, die Linksgrünen bei 3,5 Prozent. Dazu kommt eine Vielzahl von Kleinparteien, die in den großen Wahlbündnissen die Endergebnisse leicht verbessern.
Das Menetekel der Schweden-Wahl steht auf der Wand der italienischen Linken. Statt eines knappen Kopf-an-Kopf-Rennens steht jedoch eine krachende Niederlage bevor, von der sich Lettas Partei so schnell nicht erholen dürfte. Auch die Fünf Sterne würden auf eine Art und Weise dezimiert, dass ihnen nur noch ein Drittel bis Viertel der einstigen Sitze zusteht. Aufseiten der Rechten steht die Lega unter Druck, die an die populäre Meloni verliert, die im Soge des zu erwartenden Sieges mehr Wähler denn je anzieht. Heute um 18 Uhr steht das direkte Duell zwischen Meloni und Letta an. Es könnte die letzte Chance für Letta sein, um den erwarteten Knock-Out in ein blaues Auge mit schweren Blessuren abzumildern.
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Es zeigt, dass Linke, die von ihnen verursachten Probleme, nicht lösen können. Oft sind sie an einer Lösung gar nicht interessiert, und meist sind sie einfach nur inkompetent.
Soll man der Rechten in Italien tatsächlich einen Wahlsieg wünschen? Die Probleme dieser heruntergewirtschafteten Nation sind derart gewaltig, dass nicht einmal ein rechtsradikaler Herkules den Augiasstall ausmisten könnte. Der Garant für das Durchwursteln der letzten Jahre war die EZB, die nun unter zweistelligen Inflationszahlen in die Knie geht. Mit Dolce Vita wird es nichts mehr werden, eher zeigen die Griechen, wohin die Reise zwischen Skylla und Carybdis gehen wird.
Ja, ich finde das sollte man. Es ist ja in Italien wie in Deutschland dasselbe: alle Medien warnen davor, die Rechten an die Macht zu wählen. Aber wir wissen ja noch nicht mal, wie sie regieren würden, da man ihnen keine Chance gibt. Daß die Sozen und Grünen aber nicht regieren können, stellt sich doch jetzt in Deutschland bereits nach kurzer Zeit ganz klar heraus. Genau so in Italien: Warum sollte man Meloni nicht die Chance geben, es besser zu machen? Vermutlich bekommt sie auch Rückendeckung von Berlusconi und Salvini. In Österreich hatte man vor der „Ibiza-Affäre“ die Koalition ÖVP/… Mehr
Stimmt schon, nur ist Österreich im Vergleich zu Italien ein solider Fels in der Brandung. Meine Befürchtung: Eine rechte Regierung wird an den Problemen Italiens grausam scheitern, weil das Wahlvolk den unabwendbaren wirtschaftlichen Niedergang eben einer Regierung Meloni anlasten wird.
„EXPLODIERENDE STROMKOSTEN:Italiens Gastwirte hängen Stromrechnungen ins SchaufensterAuch in Italien bangen viele Menschen wegen der steigenden Strom- und Gaskosten. Mit Stromrechnungen in Schaufenstern machen sie auf ihr Leid aufmerksam. Weitere Hilfe vom Staat ist gefragt – doch ob die kommt, steht dahin.“ (…)“Mit der Verfügung, die seit Oktober 2021 erzielten Übergewinne von Energieunternehmen mit zusätzlich 25 Prozent zu besteuern, wollte die Regierung unter Ministerpräsident Mario Draghi zehn Milliarden Euro zusätzlich einnehmen – die dann mittels eines weiteren Hilfsdekrets an notleidende Familien und Kleinunternehmer hätten verteilt werden sollen. Bisher ist aber kaum eine Milliarde Euro zusätzlich beim Fiskus eingegangen. Denn die meisten… Mehr
Ich finde es bewundernswert das Länder wie Italien und Schweden eine funktionierende Demokratie haben. Die sozialistischen Parteien können sich weder den Inlandsgeheimdienst noch die Gerichte oder die Fernsehsender zu Nutze machen. Was sich durchsetzt wenn Wahlkampf fair und offen ausgetragen wird zeigt Sicht dort. Wie ich unsere europäischen Nachbarn beneide.
Es wäre zu schön, wenn in Schweden die „Rechten“ das Ruder übernähmen und in Italien ebenfalls. Dann würde Deutschland immer mehr umzingelt und möglicherweise, oder hoffentlich, diese EU bald Geschichte sein.
Diese EU ist bald Geschichte. Die Frage ist nur noch was der „Black Swan“ ist, denn wir stehen „einen Schritt vor dem Abgrund“ und haben Traumtänzer (wie Habeck an der Regierung).
Da reicht ein „Arschtritt des Schicksal“ wie ein heftiger Blackout, der die Wirtschaft beschädigt und milliardenschwere Folgekosten hat …
In Italien gibt es von Seiten Salvinis und Berlusconis überhaupt keine Bedenken mit den Fratelli d´Italia ein Bündnis zu schließen. Die Partei von Giorgia Meloni würde nach ihrem Zuschnitt und ihrer Vergangenheit in Deutschland, – gäbe es hier etwa eine Partei „Die Brüder Deutschlands“ sofort als hochgradig „faschistisch“ und Fall des Verfassungsschutzes eingeordnet werden.
Man darf wirklich gespannt sein, wie etwa die femistische Außenministerin Baerbock auf die erste Ministerpräsidentin Italiens, Fau Meloni, reagieren wird.
Richtig. Und vor allem kann Meloni reden, und das exzellent. Überhaupt ist ihr ganzes Auftreten himmelweit von dem entfernt, was man von deutschen Politikerinnen kennt. Des Italienischen mächtig, beobachte ich ihre Auftritte im Internet.