60 Tage kein Schuss im Norden Israels: Wird der Waffenstillstand halten? Und was soll danach kommen? Schon mehrfach sind Versuche, Israel vor Attacken aus dem Südlibanon zu schützen, gescheitert. Nun entsteht mit dem Wiederaufflammen des Bürgerkriegs in Syrien eine neue Quelle von Unsicherheit und Instabilität in der Region.
Israels Militär (IDF) hat dieser Tage eine eindrucksvolle Bilanz vorgelegt, wie sie die Hisbollah im Libanon niedergerungen hat, was alles an Waffen erbeutet wurde. Aber die entscheidende Frage lautet: Was geschieht, was muss noch erreicht werden, damit dem 60-tägigen Waffenstillstand, ausgehandelt von den USA und Frankreich, zumindest eine längere, kriegsfreie Phase folgt? Viele der 80.000 Rückkehrer im Norden Israels haben Zweifel.
Eigenen Angaben zufolge beförderten die IDF an 416 Kriegstagen in 14.000 Flugstunden mittels 11.000 Luftschläge 2500 Hisbollah-Terroristen ins Jenseits. Sie waren drauf und dran, den Norden Israels zu überfallen. Unter den Eliminierten ist auch der langjährige Hisbollah-Ober-Terrorist Hassan Nasrallah. Mehr als 12.500 Ziele wurden ins Visier genommen, 1600 Kampfzentren der Hisbollah sind zerstört und 1000 Waffenlager gesprengt. 155.000 Waffen und militärische Ausrüstungs-Teile konnte das israelische Militär beschlagnahmen, darunter 12.000 Granaten, 13.000 Anti-Panzer-Raketen und 121.000 Geräte für die militärische Kommunikation.
Horrende Zahlen. Wäre es der Hisbollah gelungen, all diese Waffen konzentriert und militärisch zielsicher, geordnet gegen Israel einzusetzen, der Judenstaat würde nicht mehr existieren. Da sind sich Experten einig. Waffen und Mannschaften, die im Süden des Libanons über ein Jahrzehnt aufgebaut wurden, in Privathäusern und Tunnels lagerten, sind um ein Vielfaches wirkungsvoller als die Schlagkraft der Hamas, die am 7. Oktober 2023 von Gaza aus losbrach.
Dem aktuellen Waffenstillstandsabkommen zufolge soll die libanesiche Armee und die UNIFIL (United Nations Interim Force in Libanon) – ziemlich unmotivierte Soldaten aus Ländern wie Österreich oder Sri Lanka – dafür sorgen, dass der Norden Israels wieder bewohnbar ist. Berechtigte Zweifel sind angebracht. Denn diese Absichten gab es schon mal. So lange ist es noch nicht her.
Die Oslo-Verträge Anfang der 90er Jahre versprachen vieles. Länger gehalten hat fast nichts. Nach dem Auszug Israels aus dem Gaza-Streifen 2005 war großspurig von einer Null-Toleranz gegenüber Terror die Rede, die die USA garantieren wollten. Es dauerte nur wenige Jahre, da flogen wieder Raketen aus Gaza in Richtung Israel. 2006 musste Israel wieder militärisch im Libanon gegen die Hisbollah intervenieren. Sechs Jahre zuvor hatte die IDF den Süden des nördlichen Nachbars verlassen. Die UN-Resolution 1701 versprach damals genau das, was jetzt wieder gefordert wird: eine Garantie der libanesichen Armee und der UNIFIL. Wie schaute die Realität aus? PLO, Hamas und Hisbollah kümmern Verträge keinen Deut. Sie schlagen zu, wenn sie auch nur eine geringe Chance sehen, Israel zu vernichten oder zumindest schweren Schaden zuzufügen. Am 7. Oktober 2023 war es soweit.
Wen kann es da wundern, dass es in Israel frivol denkende Machtpolitiker gibt, die von einem Groß-Israel träumen, das den Süden des Libanons besetzt, in Gaza wieder breit siedelt und Judäa und Samaria, besser bekannt als „Westbank“, annektiert. Wie und mit wem das gehen soll, kann keiner von ihnen überzeugend darlegen. Außer den Religiös-Orthodoxen, die bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten gerne darauf verweisen: Gott hat vor 3000 Jahren das Meer gespalten und das Volk der Juden vor der ägyptischen Übermacht gerettet. Er wird wieder Wunder vollbringen.
Wunder gab es tatsächlich immer wieder. Aber Juden mussten zuvor als Sklaven über 200 Jahre Pyramiden bauen, bevor ein Moses auftauchte. Staatsgründer David Ben Gurion konnte am 14. Mai 1948 den Staat Israel erst ausrufen, nachdem sechs Millionen seiner Glaubensgeschwister ermordet wurden. Der Preis für Wunder ist historisch belegt zu hoch.
Im digitalen 21. Jahrhundert, in dem vielleicht schon bald eine „Künstliche Intelligenz“ herrschen wird, hätten die überwiegende Mehrheit der Israeli und die friedfertigen Abraham-Accord-Araber gerne eine etwas konkret-handfestere Zukunftsgestaltung. Umso mehr, als im strategisch wichtigen Syrien der brutale Bürgerkrieg unübersichtlicher denn je wieder losgebrochen ist. Überlebt die Dikatoren-Familie Assad, ist die entscheidende Frage. Fällt Assad dieses Mal, weil Putins Russland in der Ukraine eigene Probleme hat? Wer folgt ihm? Im Nahost-Jargon lautet die Antwort: Schlimmer geht immer.
Die Hoffnungen liegen bei „President elect“ Donald Trump, der bereits wilde Drohungen ausstößt – „there will be all hell to pay“ (es wird die Hölle los sein) –, wenn die Geiseln bis zu seinem Amtsantritt nicht frei sind. Das ist die Sprache, die in der Region verstanden, in Europa weitgehend gebrandmarkt wird. Allerdings müssen Taten folgen.
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Ganz interessant das Gespräch initiiert von der Atlasinitiative zwischen Herrn Tichy, Dr. M. Krall und einem Herrn aus BaWü. War sehr deutlich, gleichzeitig aber auch erschreckend.
Hat der Iran beim Regimewechsel in Syrien seine Finger mit im Spiel gehabt? Die Türkei? Wenn ja, könnte es der Plan sein, Syrien zu übernehmen, aufzurüsten und dann Israel anzugreifen, also dort einzufallen.
Und Herr Rosenberg schreibt von (israelischen) Geiseln, deren Zahl vielleicht einige Dutzend beträgt, während Zehntausende Palästinenser, meist Zivilisten, wahllos von der israelischen Armee abgeschlachtet wurden und werden. Man merkt, wie unterschiedlich hier Leben gewichtet werden – und ist entsetzt.
So, so, entsetzt also und wegen was denn bitte?!
Wahllos abgeschlachtet (einfach mal informieren würde helfen) wurden letztes Jahre über 1000 zumeist sehr junge Menschen in Israel und jeder, der hier immer noch die palästinensischen Narrative (wer die veröffentlichten Opferzahlen auf Palästinenser-Seite glaubt, der ist wirklich verloren) verbreitet, der sollte sich einfach nur in Grund und Boden schämen und nicht Entsetzen/Empörtheit, über was auch immer, heucheln.
Israel hat den Krieg gegen Hisbollah und Hamas praktisch gewonnen.
Netanyahu sitzt fester im Sattel als je zuvor, was natürlich den linken Medien sauer aufstößt.
Die Langfristige Lösung könnte sein endlich die Araber rauszuwerfen aus Gaza wie auch aus Judäa und Samaria. Mit Trump als Präsident könnte sowas auch gelingen. Die Nachbarländer sollten ihre Brüder aufnehmen. Oder wie Netanyahu schon gesagt: Sollen Sie eben nach Kanada gehen.
Das Land ist ja bereit mindestens 100.000 aufzunehmen.
Wenn man sich die Lagen im Nahen Osten Anschaut, dann kann man trotz der katastrophalen Lage in Syrien zumindest eine positive Sache daraus ziehen.
Dem Islam niemals gelingen Militärisch den Westen zu schlagen!!! Da nutzt auch eine Übermacht an Soldaten nichts! Denn wie sich IMMER wieder zeigt gibt es zum Glück keine Disziplin. Sobald der Gegner auf Augenhöhe ist zieht man den Schwanz ein und läuft davon! Wie im richtigen Leben da gibt es auch IMMER nur ein mind. 5:1….
Isreal sollte dort unten mit Hilfe der USA Umsiedlungen beginnen und schon ist da Ruhe!
Die Frage ist , wo kommt das Geld her ?
Israel mit einem Bruttosozialprodukt , das geringer ist als die Ausgaben für Rüstung und Militär.
Über ein Jahr Krieg und Mobilmachung ,das öffentliche Leben steht weitgehend still.
Der Nato , gingen nach drei Tagen im Feldzug gegen Gaddafi die Bomben aus.
Das Bruttoinlandsprodukt Israels liegt bei über 500 Milliarden USD. Israel hat dieses Jahr ca. 30 Milliarden Dollar in sein Militär investiert.
Bei dem derzeitigen Vormarsch der islamischen Terroristen scheint es nur eine Frage der Zeit, bis Assad fällt. Dann stehen an Israels Nordgrenze Al-Kaida-Kämpfer (auch wenn zwischenzeitlich mehrfach umbenannt), mit der Türkei als militärischen und Katar als finanziellen Backup.
Dann hätte Israels Sieg über die Hisbollah eine für Israel deutlich größere Gefahr geschaffen.
Ich erinnere daran, dass die Gründung der Hamas damals von der israelischen Militärverwaltung der Westbank genehmigt wurde, um die PLO zu schwächen. Jetzt wird das laizistische Assad Regime, das immerhin am Golan jahrzehntelang die Ruhe bewahrt hat, gestürzt.
@TichysEinblick:
Die Hoffnungen richten sich immer noch „auf“ und nicht „in“ D.T.
Ich würde mir bezüglich Syrien eine genauere Analyse wünschen, wer dabei genau die Finger im Spiel hat. Irgendwie mussten die Islamisten ja wieder ausgerüstet und trainiert werden. Erdogan scheint dabei ein primärer Faktor zu sein, mit dem Ziel, mehr Land abzugreifen. Allerdings glaube ich nicht, dass er ohne den Segen oder die Hilfe der NATO, bzw. USA dies umsetzen konnte. Auch scheinen dabei die Israelis die Finger mit im Spiel zu haben. Das Ziel: Kappen der Materiallieferungen an die Hisbollah, Schwächung des Einflusses von Iran in Syrien. Für die NATO wäre der Gewinn, dass die Russen die Basis in Syrien… Mehr
Sowohl Erdogan als auch die iranischen Mullahs könnten Pläne verfolgen, ein islamistisches Regime zu installieren oder zu unterstützen, welches dann als direkter Nachbar in Israel einfällt.
Die Trump-Administration wird keine besseren Ideen haben als die Gedanken und Vorschläge aus Israel, die, wie und von wem auch immer aufbereitet, auf dem Tisch des Präsidenten landen. Vorteilhaft für Israel dürfte sein, dass die Trump-Administration keine Rücksicht auf emotional-kurzsichtigen Araberfreunde in den USA nehmen wird. Wenn man die Zwei-Staatenlösung als tot betrachtet, dann würde es an Israel liegen eine Alternative auszudenken und vorzuschlagen. Die ca. 5 Millionen palästinesischen Araber in der Westbank und in Gaza lösen sich nicht in Luft auf. M.E. könnte eine Lösung nur mit Israel und dem Westen auf der einen Seite, und Jordanien, Ägypten, Saudi… Mehr