Winston Churchill, überzeugter Unterstützer des werdenden Judenstaates in den 30er Jahren und Freund des Staatsgründers und ersten Präsidenten Israels, Chaim Weizmann, definierte Erfolg als eine Wanderung von Fehlleistung zu Fehlleistung, ohne den Enthusiasmus zu verlieren.
Der gerade zu Ende gegangene Yom Kippur, Israels Versöhnungstag 2021, zeigt noch immer zu wenig gegenseitiges Verständnis im Nahen Osten. Aber 9,3 Millionen Menschen im Land wünschen sich wegen steigender Coronazahlen zumeist digital gegenseitig den Eintrag in das Buch des Lebens. 5782, das jetzt beginnende jüdische Jahr, kündet von einem Generationenwechsel.
Die 50jährigen übernehmen Verantwortung, die 70+Jährigen nehmen auf der Zuschauertribüne Platz oder rücken auf die Oppositionsbank, allen voran Benjamin Netanyahu, Israels abgelöster dienstältester Ministerpräsident seit Staatsgründung 1948. Der neue, Naftali Bennett (49), noch nicht mal 100 Tage im Amt hat es bereits in die TIMES-Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten weltweit geschafft. Nicht zu Unrecht. Obwohl seine Partei nur sechs von 120 Sitzen im Parlament hat, fügte er eine Koalition von acht Parteien von ganz Links bis Rechtsaussen zusammen und holte den 47jährigen Mansour Abbas, Chef der „Vereinigten Arabischen Liste“ in Israel an den Koalitionstisch. Mansour, nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter, PLO-Chef Mahmoud Abbas, sagt für alle hörbar Sätze, auf die Israel und alle, die seit mindestens zwei Generationen am Nahostfrieden arbeiten, aus arabischem Munde warten: „Ich stehe hier und zeige Solidarität mit dem jüdischen Volk, heute und für immer“.
Es mag eine Ironie der Geschichte sein, aber Bennett sammelt die Früchte ein, die sein Vorgänger und Konkurrent im rechten Lager, Netanyahu gesät hat. Was macht den Unterschied: Bennett zeigt jugendlichen Elan, hat weniger Feinde im eigenen Lager und keine bekannten politischen Leichen im Keller. Mit dieser Ausgangslage erreichte er quasi im Handumdrehen, was Netanyahu über zwei Jahre nicht gelang. Er verabschiedete einen Doppelhaushalt am Kabinettstisch – und wenn das aufwendige Zahlenwerk die parlamentarischen Lesungen bis Anfang November übersteht – hat diese Extrem-Koalition etwas, was ihr niemand wirklich zutraute: eine nachhaltige Überlebenschance.
Deshalb kann Israel, geplagt von steigenden Covid-Todesfällen und -Erkrankungen trotz frühzeitiger doppelter Impfung der Mehrheit der Bevölkerung, täglich bedroht von messerstechenden Terroristen und Jihad-Raketen und -Brandballone aus Gaza, zuversichtlich ins neue Jahr blicken. Es beginnt das zweite Jahr der „Abraham Accords“, der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit den einst feindlich-gesinnten vier muslimischen Ländern, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Bahrein, Sudan und Marokko. Die Feierlichkeiten halten sich wegen der Pandemie in Grenzen, die Fakten sind dennoch beeindruckend.
Botschafter haben in den jeweiligen Hauptstädten und Wirtschaftszentren ihre Büros eröffnet, dutzende von Verträgen zwischen Unternehmen, Universitäten und Sicherheitseinrichtungen sind unterzeichnet. 200 000 Israeli haben im vergangenen Jahr VAE besucht, regelmäßige Flüge zwischen dem Flughafen Ben-Gurion-Tel Aviv und den arabischen Neu-Partnern gehören zur Tagesordnung. Hätte der israelische Flughafen-Namensgeber das erlebt, er würde sich ungläubig die Augen reiben.
All das ist ohnehin nur möglich geworden, weil die Saudis offiziell zwar noch nicht dabei sind, aber innerhalb der Golfstaaten grünes Licht gegeben haben. Und niemand unter den führenden Golf-Arabern, die jetzt Wandel durch Handel mit Israel propagieren, stört sich am Palästina-Konflikt. Die Zwei-Staaten-Lösung gibt es nur noch in EU-Köpfen, die ein schlechtes Gewissen haben. Dabei liegt die Ursache für das schlechte Gewissen in Europa und nicht im Nahen Osten. Die „Times of Israel“ veröffentlicht aktuell ein Gespräch mit Sheikh Mohammed bin Zayed al Nahyan, dem einflussreichsten Mann in VAE vom Oktober 2018, in dem er bereits damals von einem Frieden mit Israel in allen Details redet.
Dennoch, wer hätte das noch vor kurzem für möglich gehalten: der Handel zwischen VAE und Israel im ersten Halbjahr 2021 beläuft sich auf über 600 Millionen USD, dabei sind die Sicherheitsdienstleistung wie Cyber-Security nicht einberechnet. Vieles gerade in diesem Bereich findet noch unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.
Bekannt wurde allerdings in diesen Tagen, dass die „Mubadala Petroleum“ aus VAE für eine Milliarde US-Dollar 22 Prozent der Tamar-Gasfelder vor der Küste Israels erworben hat, wo Milliarden an Kubikmetern des wertvollen Energiespenders tief unter der Meeresoberfläche lagern. Ein nicht genanntes Asia-Pazifik-Land bestellt bei Israels Elektronik-Firma Elbit für 56 Millionen US-Dollar ein unbemanntes U-Boot-Abwehr-System, Sri Lanka, mit einer immerhin 10-prozentigen islamischen Bevölkerung lässt sich für 50 Millionen US-Dollar von Israel die Luftwaffe aufpeppen und in Griechenland hat Israels IAI eine Ausschreibung im Wert von über einer Milliarde US-Dollar gewonnen. Der Auftrag an die Israeli lautet: die hellenistische Luftwaffe in den nächsten 20 Jahren auf Vordermann zu bringen. Es fällt fast niemandem auf und nur wenige sprechen darüber: wenn Leistung im Bereich Sicherheit gefragt wird, kennen Kunden weltweit die Telefonnummern mit der Vorwahl 972 – und das ist Israel.
Es hat sich auch herumgesprochen, dass Israel, dessen Staatsgebiet fast zur Hälfte aus Wüste besteht kein Trinkwasser-Problem mehr kennt. Fünf Mehrwasser-Entsalzungsanlagen – die Ausschreibung für die sechste läuft – werden ab 2025 fast 90 Prozent des Nutzwasser-Bedarf abdecken. Und schon jetzt liefert Israel an den Nachbarn Jordanien das lebenswichtige Nass. Innovation heisst die israelische Antwort auf dringende lokale und regionale Umweltprobleme.
In Berlin und Brüssel mag man die Fakten kennen, aber sie werden nicht goutiert, weil die positiven Veränderungen im Nahen Osten quasi ohne das Bundeskanzleramt, vorbei am Auswärtigen Amt und ohne Beteiligung des Aussenbeauftragten der EU stattfinden. Berlin ist mit der Bundestagswahl und dem Hauptthema „Klimarettung“ ausgelastet und leckt im Nahen Osten gemeinsam mit Brüssel die Wunden der Afghanistan-Niederlage.
Erfolg hat bekanntlich viele Väter. Winston Churchill, der große Brite des 20. Jahrhunderts, ein überzeugter Unterstützer des werdenden Judenstaates in den 30er Jahren und Freund des Staatsgründers und ersten Präsidenten Israels, Chaim Weizmann, definierte Erfolg auf seine Art: eine Wanderung von Fehlleistung zu Fehlleistung, ohne den Enthusiasmus zu verlieren. Hört sich irgendwie israelisch an.
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Kann fast schon als Label durchgehen: „Mehrwasser-Entsalzungsanlagen“ :-)) Das „h“ zeigt auf, was gute Innovation erreichen kann: sie erreicht mehr! Das gilt natürlich nur für eine Innovation, die einen sinnvollen Zweck erfüllt und nicht für eine solche, die nur aus dem Umgehen von Verboten genährt ist …
Die Guten dürfen die Atombombe haben, die Bösen nicht. Wenn da nicht ein Irrtum in dieser Aussage liegt, denn mittlerweile gleicht es einem Gemischtwarenladen, wo man zuerst noch feststellen müßte, wer der Gute oder der Böse ist. Man sollte Hiroshima und Nagasakti nicht ganz vergessen, wo man ohne Not, bzw. ohne Rücksicht auf Verluste den Gegner zur Aufgabe zwingen wollte und solche Typen kann man ja nicht zu den Guten zählen und wenn man das alles so aufaddiert, auch desen Bombenwerfern eingeschlossen, dann könnte man derzeit nur von einem Bösen sprechen, weil die anderen noch nicht bewiesen haben ob sie… Mehr
„eine Koalition von acht Parteien von ganz Links bis Rechtsaussen“- das ist ein Albtraum! Es bedeutet, daß es keine Demokratie mehr gibt, weil, wie bei uns in den Merkel-Jahren und anhaltend, der Bürger wählen kann, was immer er will, die Politik, die er bekommt, immer die gleiche ist. Alternativlos eben.
In Kindertagen hörte ich im Vorfeld der Bundestagswahlen einen Erwachsenen sagen: „Der Trog bleibt derselbe, nur die Schweine wechseln!“ Dabei waren die Unterschiede zwischen CDU, FDP und SPD damals noch deutlich erkennbar.
Stärke (militärische Macht, Wissen oder Geld) macht es uns möglich, effektiv in Richtung Frieden großzügig zu sein. Natürlich kann ich mein letztes Brot teilen. Das ist Zusammenhalt unter Armen, und er ist bewundernswert, lebenserhaltend.
Es freut mich für Israel, dass diesem Land ein solcher Durchbruch gelungen ist. An der Einstellung der Mohamedaner zu Juden wird es im ersten Moment nichts ändern. Aber vielleicht langfristig doch etwas bewirken in Richtung Zusammenleben.
D ist m. E. fantasie- und ziellos. Geld weg, Macht weg, Wissen weg. Und dann?
Eine Wanderung von Fehlleistung zu Fehlleistung kann man wunderbar seit 15 Jahren in der deutschen Politik beobachten und die Feststellung von Churchill mag ja aus seiner Sicht richtig sein, nur bringt sie den Deutschen nichts und dem Staat Israel auch nichts, weil seit der Gründung nur Hass und Zwietracht mit den Nachbarn besteht und dann solche Erkenntnisse nicht weiterhelfen, weil sie von anfang an kontraproduktiv waren.
Ich wäre so gern in Israel, einem stolzen Land, das um sein Überleben kämpft, einem Land, dass darum weiß, nur durch eigene und ausdauernde Stärke sein Überleben sichern zu können.
Warum sind sind Sie nicht dort? Nicht genug geimpft?
Im Hintergrund all der neuen jüdisch-arabischen Beflissenheiten steht wohl das überragende Begehren der Saudis nach der Atombombe – esgeht darum vor dem Iran ins Ziel zu gelangen! Und genau dort schneiden sich die Interessen Israels mit denen der Araber. Dass sich Israel damit einen gefräßigen Löwen im eigenen Hinterhof großzieht, wen interessiert das, solange er heute an die Fleischtöpfe der Macht gelangen kann. Waren die Alten noch geerdet und mit dem Überleben und dem nationalen Interesse des Volkes befasst, geht es den Jungen nur noch um Macht! Da ist Israel keinen Schekel besser als Deutschland!
Die arabischen Nachbarn wissen, dass sie das Ölzeitalter nicht ohne Hilfe von außen überwinden können. Da liegt Israel nahe, geographisch und ökonomisch. Israel wird aber kaum die Kundschaft in Massen ins eigene Land lassen, bei Kaffee und Kuchen. DAS ist unser Fehler.
ENDLICH, endlich dämmert es mir langsam. A. M. muß zweifelsfrei Winston Churchill gelesen und verinnerlicht haben: Erfolg ist „eine Wanderung von Fehlleistung zu Fehlleistung, ohne den Enthusiasmus zu verlieren.“, wobei sie diese Wanderung sehr wörtlich nahm, wie die Bilanz ausweist.
„Obwohl seine (Bennett) Partei nur sechs von 120 Sitzen im Parlament hat, fügte er eine Koalition von acht Parteien von ganz Links bis Rechtsaussen zusammen, …“, zweifelsfrei sehr beachtlich. Für D-Land wäre dieses israelische Modell eher ungeeignet, oder?
Herr Rosenberg, schön Sie hier zu lesen! Aber konfrontieren Sie uns hier in Deutschland bitte nicht mit soviel Fakten und scharfen Beobachtungen. Das passt so gar nicht in unsere Welt 🙂