Iranisches Regime reicherte heimlich mehr Uran an als erlaubt

Westliche Diplomaten versuchen, einen neuen Atom-Deal mit dem Iran auszuhandeln – wohlwissend, dass sich das Land schon nicht an das alte Abkommen gehalten hat. Der Iran steht vermutlich näher an einer Atombombe als gedacht.

IMAGO / ZUMA Wire

Ein neuer Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zeigt, dass das iranische Regime 18-mal mehr angereichertes Uran hortet als unter dem Iran-Deal von 2015 erlaubt. Das ist besorgniserregend, da der Iran damit näher an einer möglichen Atombombe steht als zuvor gedacht. Gleichzeitig ist es ein weiteres Indiz dafür, wie das Regime den gegenüber Teheran oft naiv agierenden Westen täuscht. Laut IAEA hat der Iran nicht erklärt, weshalb Spuren von Uran an mehreren Orten gefunden wurden, die eigentlich nicht offiziell als Atomeinrichtungen ausgewiesen worden waren. Iran habe dafür „keine technisch glaubhaften Erklärungen geliefert“, heißt es von der IAEA.

Das Absurde ist nun, dass westliche Diplomaten händeringend versuchen, einen neuen Atom-Deal auszuhandeln, wohlwissend, dass der Iran sich schon nicht an den alten gehalten hat. In den letzten Monaten haben europäische und amerikanische Diplomaten mit Russland, China und Iran in Wien über so ein Abkommen verhandelt. Und nachdem jeder weiß, dass die Zeit tickt, lässt Teheran die westlichen Länder zappeln, stellt gegenüber den USA, mit denen man nur über Mittelsmänner verhandelt, Maximalforderungen, die oft nichts mit dem Atomprogramm und westlichen Sanktionen dagegen zu tun haben.

Der Westen lernt nicht
EU klammert sich an neuen Iran-Deal – während Teheran Europäer einsperrt
Die iranischen Revolutionsgarden, hauptverantwortlich für den staatlichen Terrorexport Teherans in der Region, hätte das Regime gerne von der US-Terrorliste gestrichen, aber im US-Senat gibt es überparteilichen Widerstand, da hilft es auch nichts, dass die Biden-Regierung dem Regime in anderen Punkten ganz besonders entgegenkommen will. Das Mullah-Regime kann sich so etwas erlauben, weil es weiß, dass am Ende der Westen seine Diplomaten bettelnd zu den Atom-Verhandlungen schicken wird.

Nicht jedes Land verfolgt allerdings eine solche Linie; gerade im Nahen Osten und am Golf gibt es im Zweifel auch andere Optionen, mit den Mullahs umzugehen. Israel etwa sieht sich aufgrund der offenen, antisemitischen Genozid-Fantasien Teherans gegen die jüdische Demokratie zurecht besonders von einer möglichen iranischen Atomwaffe bedroht. Sollte der Iran kurz davor stehen, die Schwelle zur Atommacht zu erreichen, wäre ein präventiver Militärschlag gegen das iranische Atomprogramm denkbar.

Bisher hat sich Israel darauf fokussiert, verdeckt gegen die iranischen Atombestrebungen vorzugehen, etwa durch ausgefeilte Cyberattacken und das Ausschalten hochrangiger Atomwissenschaftler. Die Regierung in Jerusalem hat in der Vergangenheit allerdings klar gemacht, dass die militärische Option auch auf dem Tisch liegt. Und auch in manchen Golfstaaten ist man sich der iranischen Bedrohung bewusst. Dort mag die Bedrohung nicht ganz so existenziell sein, trotzdem wird man auch da über Möglichkeiten fernab des in Europa so beliebten Wiener Verhandlungstisches nachdenken.

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Kommentare ( 15 )

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Der Person
2 Jahre her

Letzlich ist das nur die moderne Varainte des Melierdialogs: „Die Atommächte tun, was sie wollen, und die Atomwaffenlosen ertragen, was sie müssen.“ Siehe auf der einen Seite die USA, Russland, Israel, Pakistan, China, Nordkorea und auf der anderen z.B. Iran, Jugoslawien, Libyen, Syrien oder Irak. Wobei die letzten drei ja jahrelang beste Freunde, Handelspartner und Foltersubunternehmer der USA waren. Jedes ´Regime´ MUSS also aus Selbstschutz den Status einer Atommacht anstreben. Oder sich wie Saudi Arabien so tief in den Wertewesten einkaufen, dass man dazugehört. Angesichts der Auflösung des Petrodollars und der westlichen Nonchalance, Fremdvermögen zu konfiszieren, ist aber fraglich, ob… Mehr

ludwig67
2 Jahre her

Israel hat soeben nicht nur den Angriff auf die iranischen Atomanlagen mittels einer raffinierten Mischung aus F15/F16/F35 und U-Boot-gestützten Marschflugkörpern simuliert, sondern auch einen Bodenkampf an mehreren Fronten mit der Hizbollah.

Iran sollte das als letzte Warnung verstehen. Der Russenschrott, den sie für ihre Luftabwehr gekauft haben, wird sie nicht retten. Und Allah wird es auch nicht richten.

Hier zerplatzt erneut ein westlicher Illusionsballon, so wie mit Putin und den Chinesen.

Israel wird deren Bombe nicht zulassen und ich wünsche ihnen viel Glück und Erfolg!

Kuno.2
2 Jahre her

Der Iran hat den Atomwaffensperrvertrag von vor 20 Jahren zwar unterzeichnet, aber nie ratifiziert. Egal. In den nachfolgenden Jahren wurde immer wieder vom Mullah-Regime beteuert, man wolle nur die friedliche Nutzung der Atomenergie. Das war von Anfang an gelogen, weil unwirtschaftlich.
Der Iran hat genug eigenes Öl um damit normale Kraftwerke zu betreiben.
Außerdem benötigt man kein über das notwendige Maß hin angereichertes Uran. Das braucht man nur für die Bombe.

November Man
2 Jahre her

Nicht der Iran, sondern die USA haben den Atomvertrag von 2015 mit dem Iran ohne Not 2018 einseitig gekündigt. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat dem Iran mehrfach bescheinigt, sich trotz des Ausstiegs der USA weiterhin an das Atomabkommen von 2015 zu halten. Der Iran beachte die Beschränkungen für seine Atomanlagen, die in dem Abkommen mit den UN-Vetomächten und Deutschland festgeschrieben worden seien, heißt es in einem IAEA-Bericht. Die Europäische Union will trotz der US-amerikanischen Entscheidung an den bisherigen Vereinbarungen festhalten. „So lange sich Iran an seine nuklearen Verpflichtungen hält – was er bislang tut – wird die EU der vollen… Mehr

alter weisser Mann
2 Jahre her

Wer hat den 2015er Vertrag gekündigt und wer hat dabei brav zugeschaut? Wenn man jetzt händeringend um einen neuen Vertrag erreichen will, heißt das nur, dass es keinen gültigen Vertrag gibt. Da muss sich der Iran auch an keinen halten.
Und wenn Israel hochrangige Atomwissenschaftler ausschaltet, dann ist das auch nicht legaler als wenn Russland missliebige Personen im Ausland tötet.
Man darf gern große Werte propagieren, aber kann diese doch nicht selektiv anwenden.

Last edited 2 Jahre her by alter weisser Mann
Lars Baecker
2 Jahre her

Na, wer hätte das gedacht? Und dann auch noch heimlich. Die Schlingel.

Konradin
2 Jahre her

Letztendes hat jeder Staat und jede Nation das Recht für sich zu entscheiden ob er bzw. sie Nuklearmacht werden will oder nicht. Das US-Regime hat der Regierung in Teheran bzw. dem Iran hier sicher keine Vorgaben zu erteilen. Allerdings sollte keine Atommacht dieser Welt diese Bomben gegen ein anderes Land einsetzen. Dies wäre die rote Linie, die sicher und zu Recht zu einem staatlichen bzw. politische Ende bzw. zu einer dauerhaften Isolation dieses Staates in der Weltgemeinschaft führen würde und sollte – unabhängig ob dieser Staat nun Israel, USA, Frankreich, Russland, China, Nordkorea, Pakistan, UK, Iran oder wie auch immer… Mehr

luxlimbus
2 Jahre her
Antworten an  Konradin

Nope! Ihr zelebrierter Idealismus ist genau der Grund dafür, dass es soweit kommen kann.
Das beste und ebenso einzige Vorbild für einen Muslim ist nun einmal der großartigste „Listenschmied“, den die Welt kennen lernen durfte, namens Mohammed. Insofern betreibt ein jeder in der westlichen Welt Verrat, der glaubt diese Menschen wie Seinesgleichen werten zu dürfen.

Alrik
2 Jahre her
Antworten an  Konradin

Was passiert wenn man auf seine Atombomben verzichtet und sich auf die Sicherheitsgarantien von Russland und den USA verlässt zeigt das Beispiel der Ukraine.

EinBuerger
2 Jahre her
Antworten an  Konradin

Jedes Land dieser Welt hat genau die „Rechte“, welche ihm von den starken Mitspielern in seiner Weltregion zugebilligt werden oder welche es sich selbst erkämpfen kann. Sonst keine.

Maria Jolantos
2 Jahre her

War das nicht der vorherige US-Päsident, der dafür von der estlichen politischen und mediale Welt verteufelttrumpt wurde, weil er genau dies behauptet hat, nämlich dass der Iran heimlich an der Atombombe weiterbaut?

alter weisser Mann
2 Jahre her
Antworten an  Maria Jolantos

Und dann hat das „stabile Genie“ den Vertrag 2018 gekündigt, womit die Anspruchsgrundlage auf Einhaltung durch den Iran entfällt. Der Westen Europas hat dabei brav zugeschaut und bestenfalls versucht zu flickschustern.

horrex
2 Jahre her
Antworten an  alter weisser Mann

Tja,
unsere „kindlichen“ Politiker sind in ihrer Naivität nur äusserst schwer zu toppen!
Wie wusste schon Schiller:
„Gefährlich ist’s den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste derSchrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.“
Was den Wahn angeht so trifft der auf die Mullahs so gut zu wie auf unsere grün eingefärbten sozialistisch-pazifistischen Traumtänzer die gerade im Namen des Guten zu Bellizisten mutieren als auch auf die europäischen Traumtänzer. –

Chris.K
2 Jahre her

Die Frage wäre auch, wenn Iran Atommacht würde, würde sich die Türkei dann mit dem Status als Nicht-Atommacht begnügen? Ich bezweifle das.

EinBuerger
2 Jahre her
Antworten an  Chris.K

Grundsätzlich gilt natürlich auch im Nahen Osten das Gleichgewichtsprinzip: Wird ein Akteur stärker, versuchen andere irgendwie gleichzuziehen. Das kann mittels Aufrüstung geschehen. Das kann aber auch mittels Bündnisse geschehen. Die Türkei und Saudi-Arabien (welches sich auch von Iran bedroht fühlt), könnte ein stärkeres Bündnis mit einer Nuklearmacht eingehen.