In der Opferrolle: Wenn sich Kinder von Migranten nicht als Deutsche fühlen

In einem Artikel beschwert sich eine junge Deutsch-Türkin darüber, dass sie sich hier als Ausländerin fühle. Wer hat Schuld? Natürlich die deutsche Gesellschaft. Wer sonst?

Auf Bento, dem Girly-Portal von Spiegel-Online, beklagt die Deutsch-Türkin Hatice Ince, dass sie sich hier nicht akzeptiert fühle. Auf Partys und in der Uni empfindet Frau Ince die Frage, woher sie käme, als herabsetzend.

Schon Fragen sind böse

Aber wer anders aussieht als der Normalbürger, muss in jedem Land mit Nachfragen rechnen. Das ist menschlich und bekundet Interesse am Anderen. Hatice Ince aber begreift bereits die Frage nach ihrer Herkunft als Abwertung. Sie antwortet darauf aber nicht: Ich bin Deutsche. Vielmehr weicht sie aus und sagt, sie sei Bremerin. Als ob sie nicht wüsste, dass dies neue Fragen provoziert und sie sich damit nur einen weiteren Grund verschafft, sich diskriminiert zu fühlen. In typischer Opferhaltung bemitleidet sie sich, und empfindet gut gemeintes Lob über ihr gutes Deutsch als Vorwurf. Wer hat Schuld daran, dass sie sich nicht angenommen fühlt? Natürlich die Deutschen. Wer sonst?

In jedem Land, in das Deutsche eingewandert sind, und dort aufgrund ihrer Hautfarbe fremd aussehen, ob in Thailand, China oder Ghana, überall habe ich die Frage nach der Herkunft und dem Lob über die guten Kenntnisse der einheimischen Sprache und Sitte als Standard erlebt. Das ist einfach normal und positiv gemeint. Nur in Deutschland wird dies zur Diskriminierung umgedeutet. Leider sind Frau Inces Aussagen für eine große Zahl von Muslimen typisch. Im Gegensatz zu Ostasiaten, die auf die gleichen Fragen treffen, sehen sich Muslime oft als Opfer von Diskriminierung.  Fragt man Deutsch-Asiaten, deren Eltern aus China, Thailand oder Vietnam sind, werden diese Ihnen mit großer Geduld ihre Herkunft erklären.

Frau Ince wundert sich allen Ernstes darüber, wenn sie als bekennende Muslimin nach ihrer Meinung zu Islamisten gefragt wird. Ja selbstverständlich. In den Kreisen, in denen sie verkehrt, scheint der Kontakt zu Muslimen gering zu sein. Wenn man dann schon einen vor sich hat, fragt man eben. Das ist sicher besser als eine verkniffen politisch korrekte Tabuisierung eines virulenten Themas. Immer empörungsbereit in der eigenen Opferrolle zu verharren, ist vielleicht typisch muslimisch.

Interesse ist keine Diskriminierung

Deutsche sind es gewöhnt, dass sie nach dem Zweiten Weltkrieg in anderen Ländern nach Hitler und dem Krieg gefragt wurden. Von der Bevölkerung der Siegermächte war das meist negativ gemeint. Im arabischen und asiatischen Raum wird Hitler dagegen oft sehr positiv gesehen. In Indien ist Hitler bei vielen ein Star. Mit beidem muss man gelassen umgehen. Wirklich böse gemeint ist es selten. Und das sind die Fragen an Frau Ince offensichtlich auch nicht. Trotzdem reagiert sie beleidigt. Dass Menschen nach Dingen, die aus dem Rahmen fallen, fragen, gehört eben dazu.

Frau Inces Artikel gipfelt in der der Aussage: Ich fühle mich nicht als Deutsche, weil ich von vielen nicht als Deutsche angesehen werde. Ja, Madame, das erinnert mich an die unselige Merkel-Aussage, wenn sich die Deutschen nicht an der Kanzlerin Denken anpassten, dann sei das nicht mehr ihr Land. Da kann ich den Damen nur empfehlen, sich ihr Land zu suchen. Ich wünsche Ihnen dabei viel Glück.

Laut einer Emnid-Umfrage für die Universität Münster hält die junge Generation der Türken kulturelle Anpassung für noch weniger wichtig als die Älteren. Und jeder Zweite bejaht, dass die Gesetze des Islams über den deutschen Gesetzen stehen. Das heißt, es gibt von seiten der deutschen Gesellschaft deutlichen Klärungsbedarf und Fragen sind mehr als berechtigt. Das ist für die Befragten vielleicht unbequem, die Fragen aber zu tabuisieren, wäre ein schlechter Rat.

Gleichzeitig gilt die Empfehlung des Forscherteams: „So wichtig es ist, eine Wohnung und Arbeit zu haben, so wichtig ist es, dass die Bevölkerung den Zugewanderten mit Wertschätzung begegnet.“ Tatsächlich vertieft alles andere die Gräben.

Betrachten wir die unterschiedlichen Denkweisen von Orient und Okzident, sehen wir, dass sich Moslems vor allem von dem von Allah zugeteilten Schicksal (Kismet) bestimmt sehen. Deshalb empfinden sie Misserfolg oft nicht als Ergebnis eigener Unzulänglichkeiten. Zur Erklärung für eine negative Entwicklung werden Verschwörungstheorien entwickelt. Entweder die Umstände oder die Anderen sind schuld.

So wird in türkischen Medien das Ausscheiden der eigenen Mannschaft bei der EM nicht ihrem schlechten Spiel zugeschrieben, sondern es wird darüber spekuliert, dass Italien absichtlich verloren hat, um der einzigen muslimischen Mannschaft der EM zu schaden.

Im Allgemeinen sind meist die Kuffar, die Ungläubigen, schuld am Elend der Muslime. Und wenn diese dann noch freiwillig die Rolle des Täters übernehmen, dann wird dies als Bestätigung der muslimischen Opfer-Haltung begriffen.

Die kapitalistischen USA sind an allem Schuld

Spricht man in arabischen Ländern mit muslimischen Intellektuellen, so tragen vorzugsweise die USA die Verantwortung für die Misere des jeweiligen Landes. Das deckt sich interessanterweise mit den Vorstellungen der atheistischen westlichen Linken, für die die kapitalistischen USA an allem Unheil der Welt Schuld ist.

Der Grund dafür, dass das „christliche“ Abendland gerne die Täterrolle übernimmt, wurzelt in der religiösen Vorstellung der Erbsünde. Dies christliche Schulddenken hat sich allerdings inzwischen zu einem allgemeinen säkularisierten Schuldkult entwickelt. Nicht umsonst sind die Pfarrerstochter Merkel und Pastor Gauck Speerspitzen einer Haltung, die darauf ausgerichtet ist, zu moralisieren. Viele ausländische Medien gehen kopfschüttelnd davon aus, dass die Flüchtlingspolitik Merkels dazu dient, deutsche Schuld zu tilgen. Gut und Böse, Hell- und Dunkeldeutschland, Täter-Opfer-Denken sind Merkmale eines moralisierenden Denkens, dem die Medien gerne folgen.

Die Schuldgefühle der bildungsnahen Schichten im Abendland gehen inzwischen so weit, dass die Solidarität mit der eigenen offenen säkularen Kultur bis zur Selbstverleugnung verweigert wird. Selbst größte Unzulänglichkeiten anderer Kulturen werden mit einer westlichen Täterschaft erklärt.

Die ursprünglich aufklärerische Linke, die immer auch religionskritisch war (Religion ist Opium des Volkes!), hat inzwischen eine Kehrtwendung vollzogen und tabuisiert ausgerechnet Kritik an einer antiaufklärerischen, mittelalterlichen, frauenfeindlichen Religion. Religionskritik am Islam wird von der Linken als „Rechts“ abqualifiziert oder denunziatorisch als krank, als Phobie, bezeichnet. Die Revolution frisst ihre Kinder, die ehemals basisdemokratische Linke wird autoritär.

Während im Westen also eine Schuldkultur (guilt society) exisitiert, ist der Osten von einer Schuldzuweisungskultur (blame society) geprägt. Prallen wie in Deutschland oder Frankreich diese unterschiedliche Empfindungsweisen aufeinander, entsteht ein Spannungsfeld in der Gesellschaft: Eine ritualisierte Täterhaltung trifft auf eine ritualisierte Opferhaltung, und beide verstärken sich in destruktiver Weise. Besonders negativ wirkt sich dies aber auf die „Opfer“ aus, da diese in Passivität verharren. Sind sie doch im muslimischen Verständnis über das das von Allah vorbestimmte Schicksal als Opfer den Tätern ausgeliefert.

Eine radikale Überhöhung des religiösen Opferdenkens ist das Menschenopfer, das mit den Selbstmordattentätern Einzug in muslimisch geprägtes Denken gehalten hat.

Die westliche Seite, die sich schuld-bewusst als Täter begreift, lehnt dies natürlich ab, da jetzt sie plötzlich Opfer ist. Sie hat aber für das muslimische Opferdenken trotzdem großes Verständnis und vertieft mit ihrem mea culpa die Probleme weiter.

Dies ist sicher eine Erklärung, warum muslimische Kulturen in ihrer Entwicklung um Lichtjahre der westlichen Entwicklung zurückgeblieben sind, der es eben seit der Aufklärung gelungen ist, ein kritisches Denken zu kultivieren und damit ihr Entwicklungspotenzial zu entfalten.

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Kommentare ( 2 )

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2 Comments
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gast
7 Jahre her

Wenn Sie die Retterrolle der Linken meinen stimme ich Ihnen zu.

gast
7 Jahre her

Der Wohlstand der westlichen Welt rührt meiner Ansicht nach gerade aus dem fehlenden Gottvertrauen ihrer Bürger. Stressiges „Höher-Schneller-Weiter“ hat nichts mit Gottvertrauen zu tun, sondern dem Gegenteil. Da darf nichts höheres über den Menschen sein, der Narzisst habe die Oberhand, die Kontrolle, DEN Überblick.