Auch nach der WM-Niederlage wieder Ausschreitungen durch marokkanische Fans

Wegen des Halbfinalspiels Frankreich gegen Marokko hatte es schon im Vorhinein Besorgnis vor Krawallen gegeben. Das sollte sich bestätigen. In Montpellier kam dabei ein 14-Jähriger ums Leben, der von einem Auto überfahren wurde.

IMAGO / ANP
Marokkanische Fußballfans während des Halbfinalspiels zwischen Marokko und Frankreich bei der Weltmeisterschaft in Katar, 14.12.2022, Den Haag, Niederlande

Frankreich konnte sich am Ende freuen über einen Sieg im Halbfinale gegen Marokko. In vielen Städten feierten die Franzosen ausgelassen. Aber zugleich hatte man den Ausgang dieser Partie mit Agonie und Unsicherheit erwartet, nachdem es erst am 6. und 10. Dezember nach Spielen unter Beteiligung Marokkos zu Ausschreitungen gekommen war. Was man von einem Live-Broadcast aus Paris und vielen Video-Ausschnitten aus dem Land mitnimmt, ist vor allem die Spannung, die in der Luft liegt und sich auch in einem gewaltigen Polizeiaufgebot mitteilt.

Auf den Champs-Élysées schützten Geschäftsbesitzer ihre Schaufenster präventiv mit Holzbrettern. Die Bürgermeisterin des achten Arrondissements hatte gar eine Sperrung des Boulevards gefordert, der für Franzosen „schönsten Straße der Welt“, die eine Art Nationalheiligtum ist. Die Polizei war mit zahlreichen Mannschaftsbussen und 2.200 Beamten vor Ort und patrouillierte engmaschig.

— Jerome Riviere (@jerome_riviere) December 14, 2022

Gegen 22 Uhr eilten weitere Mannschaftswagen zu den Champs-Élysées. Bald waren die weihnachtlich geschmückten Champs-Élysées übersät von Polizeiwagen.

Zugleich entwickelte sich in Sichtweite des Arc de Triomphe reges, durchaus buntes Festtreiben. Auch Marokkaner strömten in großen Mengen auf den Prachtboulevard – in manchmal anderer Stimmung.

Es kam zu ersten Scharmützeln zwischen marokkanischen Fußballfans und der Polizei. Wieder dabei auch die im öffentlichen Raum meist nicht erlaubten Feuerwerkskörper und Knaller. Laut Berichten warfen Marokkaner an vielen Stellen Feuerwerkskörper auf feiernde Franzosen, so etwa in Lens.

In Paris und Montpellier nahmen die Spannungen bald zu. In der Mittelmeerstadt kam es zum Handgemenge zwischen Marokkanern und Franzosen, die Polizei greift mit Tränengas ein.

In Brüssel und Montpellier wurden französische Fans daran gehindert, die Trikolore zu zeigen. Einmal an einem Balkon, dann am eigenen Auto. Vermutlich in Folge dieses Ereignisses kam es zu einem tödlichen Vorfall. Auf Videos in sozialen Netzwerken ist zu sehen, dass aus einer Gruppe Jugendlicher heraus zunächst eine Fahne des Autofahrers abgerissen wurde. Daraufhin wendete dieser und erfasste bei seiner fluchtartigen Beschleunigung einen Jungen. Wie die Präfektur in Montpellier laut Presseberichten mitteilte, ist er mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik gebracht worden, wo er starb. Das Auto sei in der Nähe des Unfallorts verlassen aufgefunden und beschlagnahmt worden.

In mehreren Fällen wurden Autos gestoppt, die Besitzer vertrieben und die Wagen vandalisiert, so auch in Avignon, wo es daneben 14 Festnahmen gab, meist wegen des Abschießens von Feuerwerkskörpern.

Aus Nizza berichtet der Korrespondent des Figaro von Straßenschlachten zwischen Marokkanern und erbosten Franzosen, die er als verschiedene „Clans“ beschreibt; auch die Parole „Fick Frankreich“ sei zu hören gewesen. Ein älterer Einheimischer erkennt sein Viertel nicht wieder.

Auch in Montpellier standen sich Franzosen und Marokkaner gegenüber. In Paris wurden laut Figaro 40 junge Menschen aus dem Umfeld der Ultrarechten festgenommen, die auf dem Weg zu den Champs-Élysées waren. Sie hätten ungenannte Waffen dabei gehabt und sich auf dem Boulevard schlagen wollen, so die Polizei.

Auch in der belgischen Hauptstadt Brüssel hatte man sich vor dem Spiel gegen neue Ausschreitungen gerüstet. Es kam auch hier erneut zu Scharmützeln mit der Polizei und zur Brandstiftung auf offener Straße. Die belgische Polizei reagierte mit einem massiven Einsatz.

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