Evros: Migranten wegen Brandstiftung festgenommen – und ihre Fänger

In Griechenland setzt sich die Unruhe angesichts der vielen Waldbrände fort, die nun besonders am Evros toben. Die Bevölkerung ist seit zwölf Tagen in Alarmbereitschaft und versucht zunehmend, die Schuldigen zu finden. Welche Rolle spielen illegale Migranten?

IMAGO / ANE Edition

„Wir schlafen!“, beginnt der Mann seinen Video-Monolog, in dem er sich seinem Geländewagen nähert. Der Mann ist ein Grieche mit Wurzeln in Albanien, und das hört man noch ein bisschen an seiner Aussprache. Er lebt seit Jahren in der Nähe der Evros-Grenze, hat dort ein eigenes Unternehmen. Das Feuer hat seinen Bürgersinn geweckt. Gerade habe er eine kleine Tour um die Hafenstadt Alexandroupoli herum gemacht und dabei „25 Stück“ eingesammelt, die jetzt in seinem Anhänger seien. „Die werden uns alle verbrennen“, es seien „geschworene“ Feinde des Landes. Im Anhänger sieht man auch einen jungen Mann mit moderner Frisur und Designerbrille kauern. Angst vor Schlägen scheinen die beiden sichtbaren Männer nicht zu haben. Sie wurden trotz allem menschlich behandelt.

Zuvor hatte der Mann direkt hinter einem Lidl-Supermarkt eine Apparatur gefilmt, die zum Anzünden geeignet scheint: Autoreifen sind um einige Holzscheite aufgeschichtet, ein wenig Stroh kommt dazu. Im Inneren des Apparates brennt schon eine Flamme. „Guck dir an, was sie für eine Organisation haben! Guck dir das an!“, ruft der Albaner. Darum herum, lässt er später durch seinen Anwalt mitteilen, seien 13 Personen gestanden, die gerade einen der Brandsätze anzuzünden versuchten. Benzin und einige Messer hatten sie dabei. Sogleich habe er zwei Mitbürger herbeigerufen, und gemeinsam hätten sie die 13 entwaffnet und daran gehindert, Feuer im städtischen Gebiet von Alexandroupoli zu legen. Danach habe man die Polizei gerufen, die auch umgehend kam, um die mutmaßlichen Brandstifter (angeblich Syrer und Pakistaner) festzunehmen. Gegen sie wird nun wegen versuchter Brandstiftung ermittelt.

In den Büschen will der Albaner weitere solcher Brandsätze gefunden haben. Zum Abschluss ruft er die anderen Evros-Bewohner auf, sich ihm anzuschließen, um die Brandstifter aufzuspüren. In der griechischen Öffentlichkeit ist eine Debatte über diese Aktion entbrannt, die einige als normale Festnahme in flagranti, die jedem Bürger gestattet ist, erklären.

Dem Fänger werden „rassistische Motive“ zur Last gelegt

Der eifrige Albaner stellte sich der Polizei, nachdem er von den Ermittlungen gegen ihn hörte. Seine Tat wird von links bis zur Mitte verurteilt: Es sei allein Aufgabe der Polizei, illegale Migranten festzunehmen, heißt es. Dies aber sei Selbstjustiz oder Rechtsanmaßung gewesen. Griechenland sei ein starker Rechtsstaat, heißt es aus dem Bürgerschutzministerium, ein Staat mit demokratischen Regeln und einer humanitären Tradition. Niemand dürfe den Staat und seine Behörden ersetzen. Man könne die Gesetze nicht nach Belieben auslegen. Wieder andere – nicht von der linken Seite des Spektrums – vermuten gar, der Albaner sei mit seinem großen Trailer und seiner guten Vernetzung eigentlich ein Schleuser. Aber dafür gibt es im Moment keine Anhaltspunkte.

Gegen den Fänger der Migranten und seine beiden Helfer wird nun wegen „Aufstachlung zu Verbrechen, Anwendung körperlicher Gewalt“ und „rassistisch motivierten Säens von Zwietracht“ beziehungsweise „rassistisch motivierter Freiheitsberaubung“ ermittelt. Auch „Gefährdung im Sinne der Datenschutzgesetzgebung“ gehört zu den Vorwürfen, wegen des veröffentlichten Videos.

Man muss es auch einmal so sehen: Am Evros brennt es nun den zwölften Tag, das wütende Feuer um Alexandroupoli und am oberen Evroslauf gilt als das größte in der Geschichte der EU. Zahllose Menschen wurden evakuiert und haben alles, was sie besaßen, verloren. Und die Medien reden über Festnahmen von Verdächtigen durch einige Bürger, die Migranten in den brennenden Wäldern finden und sie der Polizei zuführen?

Die privaten Aufgriffe gingen allerdings weiter und stellen ein Problem aus, das die Bewohner der Evros-Region in anderen Zeiten murrend ertragen haben mögen: Die Grenze zur Türkei ist noch keineswegs versiegelt, noch immer dringen Migranten widerrechtlich nach Griechenland und hausen im Zuge ihrer Schleusung irgendwo zwischen Feld und Wald. Ein Grieche hat vier von ihnen neben sein Auto gesetzt und ruft empört: „Noch vier Investoren für unser Land! Wo sind jetzt die Behörden?“ Die griechischen ‚Investoren‘ entsprechen etwa den deutschen ‚Fachkräften‘.

„Was sollen wir denn machen? Uns ergeben?“

Andere private (aber leider oft gekaufte) Medien drehen die Sache noch weiter und machen die illegalen Migranten in den Wäldern zu hervorhebenswerten Opfern der Brände – während noch immer Dörfer evakuiert werden und Menschen ihr Hab und Gut verloren haben. Die Einheimischen lassen diese „Reporter“ nicht immer ausreden. Während die Reporterin des Fernsehsenders Alpha noch über die Anzahl der von Flammen „eingeschlossenen“ Migranten rätselt, hört ein daneben stehender Mann nicht auf, ihr in die Aufnahme zu quatschen: „Die geschmuggelten Migranten interessieren uns eigentlich nicht…“ Der Journalist hinter der Kamera erwidert: „Ich will hier nur meine Arbeit tun.“ Der einfache Grieche erwidert: „Das ist keine Arbeit. Hier brennen die Häuser der kleinen Leute, und ihr beschäftigt euch mit den Migranten?“ Ein anderer, der etwas ruhiger bleibt, springt dem Mann bei: „Hier wird alles gef…t, und ihr…“ Das wird mit einer Mimik unterstrichen, die etwa besagt: „Gut, jetzt kenne ich eure Logik.“

Journalist und Reporterin vor der Kamera werden in zwei streitige Dialoge verstrickt. Die Website e-evros.gr hat das Ganze der Außenwelt übermittelt. Man sieht die mediale Maschine am Werk – und die Antwort einfacher Bürger darauf, live im Internet.

Indes sind sich viele Bürger sicher, zum Opfer eines Angriffs geworden zu sein, ohne dass sie freilich wissen, von wem: „Das ist kein natürliches Phänomen, weder Klimawandel noch irgendwas anderes. Das ist ein Angriff. Ich weiß nicht, von wem, ich kann nicht sagen, es kam aus der Türkei oder von irgendwem sonst. … Und nun kommt die Regierung und spricht von zwei Migranten. Aber die brennen uns hier doch unser Griechenland ab. Was sollen wir denn machen? Uns ergeben?“

In der Tat, wenn man sieht, dass Menschen ihre in Jahrzehnten aufgebaute Existenz – Traktoren, Maschinen, Häuser, Kleidungs- und Erinnerungsstücke, Tiere – durch das Feuer verloren haben, kommt es einem so vor, als seien nun sie auf der Flucht, arm und mittellos geworden. Es ist so, und dass nun staatliche Entschädigungen fließen werden, ist alles andere als sicher. „Und da kommen diese Pakistanis, um mein Land zu übernehmen. Was soll ich denn machen? Soll ich es übergeben, ohne zu kämpfen? Was soll ich tun?“ Und wenn er etwas täte, würde man ihn einen Rassisten nennen, so der Mann.

Ein anderer fragt einen Fernsehmoderator entgeistert, wie sein 70-jähriger Vater sich von neuem eine Existenz aufbauen soll. Premierminister Mitsotakis ist unterdessen entschwunden. Eine Unterstützung erwartet sich kaum einer vom Staat. Die Brände hat man jedenfalls mit Eimern gelöscht (wenn das gelang). Den unbequemen Interviewten versuchte man natürlich, rasch aus der Leitung zu kicken (etwa nach dem ersten Drittel des Videos).

Auf der Peloponnes fand verbranntes Land von 2016 nun einen Käufer

Bürger, die sich so verhielten wie der Albaner sind Gegenstand von Ermittlungen der Strafbehörden. Und man darf sich in der Tat fragen, welchen Sinn das hat, da man doch in der Tat 13 Migranten mit Brandsätzen, Messer und Benzin ertappt hatte. Einer Nachrichten-Website sagte der festgenommene Mann: „Die Stelle, an der ich mich befand, liegt etwa 200 Meter von meinem Geschäft entfernt. In dem Gebiet wurden mehrere improvisierte Sprengsätze gefunden. In den Tagen zuvor waren die Vororte und Siedlungen von Alexandroupoli sowie das Allgemeine Universitätsklinikum evakuiert worden. Naturgemäß hatten alle Bewohner den Schlaf verloren und waren alarmiert, da das Feuer uns in der Nacht finden könnte.“

Was ist nun die Rolle der illegalen Migranten? Sind sie nur unvorsichtig? Ist ihnen der Schaden an Wald und Land egal? Arbeiten sie vielleicht sogar im Dienst von Auftraggebern? Und welche wären das? Schleuser, die sich das Chaos wünschen? Feindliche Mächte? Investoren? So weit muss man sicher nicht gehen. Es reicht, dass es Chaos gibt. Irgendjemand wird davon profitieren.

Etwas kraftlos klagt nun die regierungsnahe Kathimerini, dass im peloponnesischen Ferienort Porto Cheli nunmehr 378 Hektar für 100 Millionen Euro verkauft worden seien – obwohl sie aus 2016 abgebranntem Waldland bestehen. Eine Taverne am Meer sei derweil 20 Millionen wert, ein Grundstück ohne Bebauungsplan 50 Millionen. Alle diese Verkäufe scheinen nur eines zu belegen: dass der linke Politiker Stefanos Tzoumakas Recht hatte und die Aufforstungsgesetze des Landes schlicht nicht eingehalten werden. Dahinter soll ein irischer (und ganz realer) Investor stehen, dem auf Umwegen wohl auch das Recht eingeräumt werden könnte, dort zu bauen.

So könnten auch noch andere „Faktoren“ ihre Hände im Spiel haben bei den heftigen Waldbränden dieser Tage, die man ganz leicht – europa- und weltweit – dem Klimawandel in die Schuhe schieben kann. Hier erweist sich, wie fahrlässig das Gerede von zunehmenden Naturkatastrophen, extremen Wetterlagen und dergleichen sein kann, wenn dieselben in dieser auszunutzen sind, wie das mit der Wartezeit von nur einigen Jahren möglich scheint.

All die wohlbarbierten, gutgekleideten „Kriegsflüchtlinge“

Abschließend muss gesagt sein, dass diese mutmaßlichen Brandstifter, die der Albaner in seinem Anhänger einsperrte, mit ihren modischen Haarschnitten und Brillenmodellen sicher keine echten Flüchtlinge sind. Diesen Eindruck geben dieser Tage aber viele der neu Ankommenden, etwa Mitte August direkt vor Rhodos.

Oder auch vor England, im Ärmelkanal, oder auf einem anderen Meer.

„Zufällige“ Feuer hatten „Flüchtlinge“ schon einmal in Griechenland entzündet (hier 2019 in Diavata).

Schon vor Zeiten war es auch Frauen aufgefallen, dass die „Flüchtlinge“ außergewöhnlich sauber, wohlbarbiert und gutgekleidet an der polnischen Ostgrenze ankämen. Es nützt aber alles nichts, denn wo immer sie auch hinkommen, werden diese Migranten zu kaum etwas zu gebrauchen sein und sich eben daher nur destruktiv auswirken.

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