Wie eine Rede die Lage im US-Kongress aufdeckt – Freiheitsglocke mit rotem Hamas-Dreieck beschmiert

In Washington gab es wegen der Rede Netanjahus vor dem Kongress heftige Proteste vor dem Kapitol, bis hin zum Tränengas-Einsatz. Ein Denkmal und die Replik der historischen Freiheitsglocke wurden beschmiert – ganz wie einst im BLM-Sommer, als es schon einmal der US-Leitkultur an den Kragen gehen sollte.

picture alliance / NurPhoto | Aashish Kiphayet
Pro-Palästinenser während Netanjahus Besuch in den USA, Washington DC, USA, 24. Juli 2024

„Hamas is coming“ steht groß auf dem Kolumbus-Brunnen an der Union Station in Washington D.C. Wie darf man das übersetzen? Die Hamas kommt auch zu dir? Die Hamas kommt groß heraus, ist im Kommen? In allen Fällen bedeutet das nichts Gutes für liberale Gesellschaften westlicher Prägung. Das sollten auch die herrschenden Kreise und linken Studenten wissen. Weiter unter sieht man schräg die Abkürzung „AZAB“, offenbar: „All Zionists are bastards“ – „Alle Zionisten sind Bastarde“, eine Übertragung von „All cops are bastards“ („alle Polizisten…“). Angeblich waren die Demonstranten in großen Bussen teils aus entfernten Bundesstaaten gebracht worden. Wer hatte die Busse bezahlt?

Daneben wurden US-Flaggen herabgerissen und durch Palästina-Fahnen ersetzt. Zwei US-Banner und eine Netanjahu-Puppe wurden gar am Kapitol feierlich verbrannt. Dort hatten sich Demonstranten versammelt, keineswegs immer friedlich. Benjamin Netanjahu sprach zur gleichen Zeit vor dem US-Kongress. Es war eine feierliche und zum Teil ziemlich wirkungsvolle Rede.

Aber wer mag sich heute noch mit Argumenten auseinandersetzen? Die Demonstranten auf den Straßen und Plätzen nicht. Sie bevorzugten den Ausschluss, die symbolische Vernichtung des Feindes. Auch einige Demokraten gingen vergleichbar vor und verweigerten Netanjahu ihre Anwesenheit. Anscheinend waren das wahre Sirenengesänge, denen man sich nur mit verstopften Ohren oder an einen Mast festgebunden aussetzen darf.

Netanjahu sagte unter anderem den Satz, dass die Pro-Hamas-Demonstranten vor dem Gebäude eigentlich Scham über sich selbst empfinden sollten, weil sie an der Seite „des Bösen“ stünden und die „nützlichen Idioten“ des Irans seien, der Homosexuelle an Kränen aufhängt und Frauen wegen falsch sitzender Kopftücher verfolgt. Applaus kam vorwiegend von konservativ-republikanischer Seite.

Darüber hinaus entschieden die Demonstranten, dass sie die Freedom Bell, eine Kopie der Liberty Bell von 1752 im Maßstab 2:1, mit nun wirklich unzähligen Graffiti beschmieren wollten – ganz wie einst im großen Sommer 2020 von „Black Lives Matter“, als es ebenfalls der amerikanischen Leitkultur an den Kragen gehen sollte. Jetzt, da Trump wieder vor den Toren der Macht steht, scheint einigen die Zeit für ein Revival dieser rechtlosen Phase in der US-Geschichte gekommen zu sein.

Netanjahu-Rede ohne Harris und Pelosi

Und wäre das Versäumnis des Secret Service beim Attentat auf Donald Trump nicht um vieles größer gewesen, dann müsste Amerika jetzt über die Versäumnisse der verschiedenen Polizeien streiten, die das alles geschehen ließen. Alle Kräfte schienen vor dem Kapitol konzentriert zu sein. Zum Schutz der nationalen Denkmäler gab es angesichts dessen wohl keine Kapazitäten mehr.

Vizepräsidentin Kamala Harris und Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, hatten die Rede Netanjahus boykottiert, was man nicht so recht als parlamentarischen Brauch ansehen kann, zumal nicht von den beiden ranghöchsten Mitgliedern des Kongresses, die wohl hinter Netanjahu hätten Platz nehmen müssen. Das war zumindest Pelosi schon einmal schlecht bekommen – bei Donald Trump, dessen Rede sie mit nervösem Wimperngeklimper und dem Zerreißen ihrer Kopie begleitete. Es war das klassische Trump-Derangement-Syndrom, von dem auch der Ex-Präsident dieser Tage gewohnt selbstsicher sprach.

Daneben trat die Repräsentantin Rashida Tlaib mit Palästinensertuch und „Schuldig des Völkermords“-Schild auf. Anscheinend durfte Tlaib diese Parole als Schild vor sich in die Luft halten. Die T-Shirts von sechs Verwandten von Geiseln waren dagegen der Anlass für eine Verhaftung und erst spätere Freilassung der Geisel-Angehörigen. Auf ihren T-Shirts stand, an Netanjahu gerichtet: „Unterschreiben Sie das Abkommen jetzt.“

Plötzlich sprechen auch Democrats vom Terror und seinen Unterstützern

Erst am Tag danach waren plötzlich auch die Stimmen der Demokraten zu hören. Verkehrsminister Pete Buttigieg kritisierte die Sachbeschädigungen an öffentlichem Eigentum. Sorgen um den Krieg in Gaza könnten keine „Unterstützung des Terrorismus“ rechtfertigen, natürlich auch nicht die „Entstellung von Bundeseigentum mit Hamas-Slogans“. Der Minderheitsführer im Repräsentantenhaus Hakeem Jeffries (Dem., New York) sprach davon, dass Juden Gewalt angedroht worden sei.

Vizepräsidentin Kamala Harris sprach von „verabscheuungswürdigen Handlungen unpatriotischer Demonstranten“. Natürlich ist Harris sehr für „friedliche Proteste“, aber „Antisemitismus, Hass und Gewalt jeder Art“ haben laut ihr keinen Platz in den USA. Am Tag nach seiner Rede traf auch Harris auf Netanjahu und wusste offenbar nicht recht, wie freundlich sie sein sollte. Zuvor hatte Harris geprahlt, solche Typen wie Donald Tump kenne sie noch aus ihrer Laufbahn als Staatsanwältin im wilden San Francisco. Doch das diplomatische Ritual machte diesen ziemlich populären Twist – Kamala gegen die Kriminellen – in Netanjahus Fall schon wieder zunichte, auch wenn Harris das sicher so hätte spielen wollen

Besonders ikonisch bleibt die Beschmierung der Freiheitsglocke, die zwar erst 1975 als Replik des Originals gegossen wurde, aber auch schon ein halbes Jahrhundert alt ist und damit ehrwürdig genug scheint. Auf Glocke wie Kolumbus-Brunnen (errichtet 1912 aus weiß-grauem Marmor) fanden sich zudem die auf der Spitze stehenden roten Dreiecke, die aktuell in aller Welt für die Hamas-Verherrlichung gewisser „links-progressiver“ Kreise stehen, die allerdings heute weitgehend als woke und offen neomarxistisch anzusehen sind. Die Hamas nutzt das rote Dreieck auch selbst, um von ihr zum Tode verurteilte israelische Soldaten zu kennzeichnen, schreibt die New York Post dazu. Am Donnerstagmorgen wurden die beschmierten Denkmäler sandgestrahlt, wobei wiederum nicht klar ist, ob Überreste der Schmierereien verbleiben, ähnlich wie beim Brandenburger Tor in Berlin.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 25 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

25 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Kassandra
4 Monate her

Ist eigentlich allgemein bekannt, dass sie Glocken jedweder Art und ihren Klang nicht gutheißen? https://islamfatwa.net/soziale-angelegenheiten/66-bilder-medien-musik/180-musik/1874-glocken-klingeln-benutzen

89-erlebt
4 Monate her

Diese widerlichen Mörder Claqueure machen es der Polizei doch sehr leicht … alle einsammeln und in ihrer Wunschheimat Gaza per Fallschirm absetzen – Wunsch erfüllt!!

Deutscher
4 Monate her
Antworten an  89-erlebt

Bitte Umweg über Berlin fliegen und Chebli mitnehmen!

Kassandra
4 Monate her
Antworten an  89-erlebt

Russland scheint welche wieder nach Hause zu bringen: https://x.com/WallStreetSilv/status/1816866427757822357

pcn
4 Monate her

Gott bewahre uns vor Kamala Harris. Wir können nur hoffen, dass Trump wieder Präsident wird. Im Interesse der einzigen Demokratie im Nahen Osten, Israel. Der Islam ist eine ständige Gefahr für uns alle im Westen. Solange er in der Minderheit ist, wird er sich ruhig verhalten. Aber irgendwann rechnen Muslime auch mit einer Mehrheit im Westen. Und dann wird es gefährlich für uns, und unsere freiheitliche Grundordnung in Kultur und Gesellschaft, wenn der Clash of Culture zu Konflikten führt, wie jetzt schon in Frankreich zu sehen, und sich der Islam politisch organisieren wird. Aus einem jetzt noch friedlichen Islam kann… Mehr

Fieselsteinchen
4 Monate her

Man könnte schreien vor Wut! Amerika hat sie alle aufgenommen, hat ihnen Chancen geboten, die sie in ihren verrotteten Heimatländern nie im Leben bekommen hätten: Tlaib u.a. Was wäre aus ihr geworden? Hausfrau mit 6 Kindern? Und jetzt zeigen sie ihren wahren Charakter! Bläst der Wind von der Gegenseite ins Gesicht, wird zerstört, offener Hass gezeigt. (Nicht vergessen: wie vielen bot/bietet Deutschland ebenfalls eine neue Heimat, unter Aufbietung massiver Steuergelder, und diese Leute treten alles mit Füßen.) Amerika steuert auf heiße Zeiten zu, diese Marxismus- und Islamismusauswüchse müssen radikal beschnitten werden. Sei es mit einer sofortigen Exmatrikulation aller Beteiligten oder… Mehr

Kassandra
4 Monate her
Antworten an  Fieselsteinchen

Es ist die Dummheit des Westens, anzunehmen, dass sie mit Geburt Unterworfene integrieren könnten.
Die Ideologie schreibt ihnen vor, das niemals zu tun – um nicht selbst durch die Glaubensbrüder zum Tode verurteilt zu sein.
Hamed Abdel Samad braucht wie Ates oder Mansour hier in Deutschland seit Jahren 24/7 Polizeischutz.

P. Pauquet
4 Monate her

Beiträge zu „Baerbock … Feinde Israels“ und „Frankreich … TGV“ lese ich schon gar nicht mehr. Und das ist schlimm. Es ist zu „Business as ususal“ verkommenen.

Das hier ist noch ein anderes Kaliber! Die Aufschrift „Hamas ist coming“ ist auch bei Weitem nicht die wirkliche Wahrheit.

Sie ist längst da! Und Keiner hat’s bemerkt oder will es wahrhaben. … Überall, hier und eben auch drüben.

Brauer
4 Monate her

Der Islam muss weltweit zurückgedrängt werden.
Wann wollt ihr Journalisten aufwachen!?

„Eines Tages werden Millionen von Männern die südliche Hemisphäre verlassen, um in die nördliche Hemisphäre zu gelangen. Und sie werden nicht als Freunde dorthin gehen. Sie werden dort vielmehr eindringen, um diese Länder in Besitz zu nehmen. Und sie werden diese mit ihren Söhnen erobern. Die Gebärmutter unserer Frauen werden uns den Sieg geben.“ — Houari Boumedienne UN Vollversammlung 1974

Ananda
4 Monate her

Was haben diese „arabischen“ Schmierfinken, Flaggen und Symbolpuppen Verbrenner, und Randalebrüder eigentlich dem Westen zu bieten?
Alles kaputt machen was ihrem beschränktem Denken nicht passt. Und hinterher sitzen sie auf dem „Ergebnis ihrer Arbeit“, einem weiteren trostlosen Müllhaufen.
In solchen Fällen ist „Toleranz“ gleich Akzeptanz der eigenen Zerstörung.

Klaus Kabel
4 Monate her

Der Islam bedrohen den Weltfrieden. Sie wittern die Macht um mit Hilfe linksgrüner Wokness die Schranken zu brechen. Ob in USA oder Europa die Welt, wie wir sie kannten ist vorbei. Wir erleben nun die Zerstörung der westlichen Welt und deren Werte. Der Islam und seine Fanstiker haben ihre eigene Welt zerstört, nun sind sie weiter auf dem Vormarsch.

bkkopp
4 Monate her

Die Geschichte von Liberty Bell steht richtig bei Wikipedia. Ich nehme an, dass Herr Nikolaidis nicht dabei war als Harris Netanjahu traf, und deshalb nicht wissen konnte, ob sie “ nicht wußte wie freundlich sie sein sollte „. Viele in Israel, Juden in Europa und den USA, sogar Angehörige von israelischen Geiseln kritisieren Netanjahu heftig dafür, dass er sich zu einseitig auf das Draufhauen, und nicht simultan auf Lösungsmöglichkeiten konzentriert. Der extreme Krawall auf den Straßen und symbolträchtigen Orten von Washington zeigt, dass der Wahlkampf um die Stimmen der Linksradikalen für die Demokraten nicht einfach ist. Diese würden zwar kaum… Mehr

Memphrite
4 Monate her

Schon lustig, zu der Zeit als die orginale Freiheitsglocke läutete hätte man diese auch „Terroristenglocke“ nennen können, jeden Falls die Engländer häten sie so genannt.
Aus sicht der Engländer waren die Siedler die gegen den Rechtmässigen König rebellierten gefährliche Terroristen, Beandschatzer und Mörder :).
So ändern sich die Zeiten.
Terrorist ist immer der der der herrschenden Ordnung nicht passt.

P.S. Gut das in Saudi-Arabien und den Golfmonatchien (Verbündete von USA&Istael) die Frauen und Homosexuellenrechte geachtet werden und diese sich frei bewegen dürfen, nicht so im im bösen bösen Iran 🙂