Eurotrash holt Olympia ein: Eröffnungsfeier als Diversity-Lektion

Paris bot ein meistenteils blamables Bild in einer verregneten Eröffnungsfeier. Flaggen hingen falsch herum, Transgender-Charaktere (und gesichtslose Fantasy-Ritter) übernahmen die Bühne und inszenierten sich übersexualisiert. Aus der Stadt des Lichts ist die Stadt der Liederlichkeit geworden.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Cameron Spencer

Zum Teil war es ein Schauspiel von atemberaubender Verrücktheit und Hässlichkeit. Eine sehr verrückte Schauspielerin stellte die letzte Königin des Ancien Régime, Marie Antoinette, dar, die ihren Kopf allerdings auf geradezu burleske Weise schon unter dem Arm trug, so wie es gelegentlich in Karnevalskostümen der Fall ist. Paradoxerweise sang sie das revolutionäre Kampflied „Ah! Ça ira“. Und die ganze Aufführung darum herum glich auch einem Karneval. Es war durchaus beeindruckend, wie eine nachgebaute Bastille von Kanonaden aus Feuer und Blut (!) eingehüllt wurde. War es eine Idee der Musiker? Man weiß es nicht. Jedenfalls wurde der Kunstfreiheit offener Lauf gelassen – bis einige nicht mehr mitkamen.

Danach sang eine Opernsängerin die Habanera aus „Carmen“ („Die Liebe ist ein rebellischer Vogel“) auf einem stilisierten Segelboot (kein Bezug zur Opernhandlung möglich), wozu recht unglückselige Frauen in langen Röcken auf langen Stecken im Pariser Stadtraum herumschwankten. Es war trotz ansprechenden Gesangs ein Abbild der geistig-körperlichen Zerrüttung. Nicht vorzustellen, wie einflussreich diese Bilder bei Sonnenschein geworden wären. Der trübe Pariser Himmel verhinderte das.

Diversität und eine Einfahrt wie auf der Love-Parade

Sehr aufmerksam war man auf die Ausgeglichenheit im Sinne der Diversität. So durfte der afroamerikanische Sänger Snoop Dogg als Fackelträger am letzten Tag nicht fehlen – einigen kam seine Grazie allerdings bekifft vor. Der algerischstämmige Fußballer Zinédine Zidane war da eher eine klassische Wahl, ebenso der Spanier Rafael Nadal, die aber bald von Serena Williams ergänzt wurden, dann von einigen Paralympics-Sportlern. Im musikalischen Programm sorgte vor allem die malisch-französische Sängerin Aya Nakamura für Buntheit. Ihr Engagement hatte schon im Vorhinein für viele Diskussionen gesorgt. Nun ließ sie die Nationalgarde zu ihrem Hiphop-Gesang tanzen. Und das sah wirklich comedyreif aus. Viele Franzosen empfanden es aber als Entweihung dieser hochheiligen Truppe in den schönen Uniformen.

Daneben durften auch die Nicht-Französinnen Lady Gaga und Céline Dion auftreten, die letztere immerhin eine Frankophone aus dem kanadischen Québec. Dions Piaf-Chanson „Hymne à l’amour“, wenn auch mit etwas stahlharter Stimme vorgetragen, bildete dabei einen der unzweifelhaften Höhepunkte der Zeremonie. Lady Gagas Auftritt war dagegen eher durch Latin-Rhythmen geprägt und erinnerte nur durch die Kostüme an das Paris der 1920er-Jahre.

Nicht ganz schön war der getrennte „Einmarsch“ der Athleten auf verschiedenen Booten, wobei Deutschland (Allemagne) sich gemäß dem Alphabet ein Gefährt mit Afghanistan und Albanien teilte. Das Ganze erinnerte eher an eine dieser Pride-Paraden oder Love-Parades, in der privilegierte Gäste auf Trucks einfahren und nichts anderes zu tun haben, als zu tanzen und der Menge unter ihnen zuzuwinken. Nichts anderes taten die Athleten nun. Von einem echten Fahnenträger keine Spur, das scheint den Sportlern zu anstrengend geworden zu sein. Auch später, als die Fahnen über die Brücke von Jena (in Erinnerung an eine napoleonische Schlacht so genannt) getragen wurden, taten das Freiwillige, was irgendwie unfeierlich war.

Parodie auf Letztes Abendmahl: Trans herzt dich

Richtig merkwürdig wurde es abseits der Seine auf einem Laufsteg, der irgendwann auch rettungslos vom Pariser Dauerregen geflutet wurde. Noch am Morgen hatte Sportministerin Oudéa-Castéra beschworen, der vorhergesagte Regen werde die „Qualität des Spektakels“ nicht mindern. Was hätte sie auch sonst sagen sollen. Vorbereitungen für einen solchen Fall gab es offenbar nicht. Gérald Darmanin teilte mit, nicht an der Zeremonie teilzunehmen, sondern in seinem Ministerium deren Sicherheit zu überwachen.

Die Mode als Ausweis Frankreichs, das war vielleicht keine schlechte Idee. Aber Haute-Couture ist inzwischen zum Gegenteil eines elitären, vornehmen Kleidungsstils geworden. Was hier zu sehen war, glich meist eher einem Kult der Hässlichkeit. Und gänzlich absurd war, bei aller Toleranz für sogar karnevalesk abweichende Geschlechterrollen, die fast absolute Vorherrschaft des Trans-Themas. Männer im Kleid zuhauf, egal ob Transe, Crossdresser oder (anscheinend) Transfrau, Die zusätzliche Sexualisierung der Mini-Aktionen war zudem eher abstoßend. Nun ja, es ging um Emanzipation von alten Rollen und Vorstellungen – vielleicht auch vom Anstand? Paris als die Stadt der Liebe, sollte das wohl sagen, eher Stadt der Liederlichkeit.

Wirklich gespalten wurde Frankreich aber durch einen blasphemischen Akt inklusive Drag und Wokisierung. 13 Dragqueens, wenn man richtig sah, also als Frauen verkleidete Männer, stellten das „Letzte Abendmahl“ Leonardo da Vincis nach. Ein übergewichtiger Damendarsteller im Strahlenkranz durfte an die Stelle von Jesus rücken. Die beißende Ironie gegenüber dem Christentum wurde durch keinen ähnlichen Spott über andere Religionen flankiert. Würde man sich über die Symbole des Islam so erheben, könnte das wohl sogar tödlich enden.

— Cillian (@CilComLFC) July 26, 2024

Gleich darauf philosophierte ein blau angemalter Herr mit Blätterkrone über die gleichmachende Wirkung der Nacktheit und einen darin „versteckten grünen Traum“? Ein fast nackter Dionysos auf dem Tisch des Letzten Abendmahls? Das galt den Organisatoren anscheinend als sportiv und mehrheitsfähig. Nur, was ging es das Publikum an?

Daneben erinnerten auch bärtige Dragqueens mit behaarter Brust an die neuen Freiheiten des Genres, in Anspruch genommen vor einem internationalen Millionenpublikum. Es war ein Triumph für diese mikroskopisch kleine Szene, die das Programm offenbar hatten kapern können. Das wirkte so, als solle sich nun ganz Frankreich, ja die ganze Welt mit dem „dritten Geschlecht“ identifizieren. Tatsächlich war es Transgender-Propaganda vom Gröbsten. Beobachter stellten fest, dass es um eine manifeste Politisierung der Olympischen Spiele ging.

„Flüchtlingsteam“ als Vision – Vertreibungen als Realität

In den Tagen zuvor war die Seine zur neuen „Impfung“ (oder doch einem Taufbecken?) der Pariser Politikszene geworden: Bürgermeisterin Anne Hidalgo ebenso wie die Sportministerin wagten den Sprung in den zweifelhaften Strom, dessen Bakteriengehalt ihn für professionelle Wettkämpfe nur mit Fragezeichen verwendbar macht. Präsident Macron hatte ein Hinausschwimmen noch vor Spielbeginn versprochen, ließ aber keine Taten folgen.

Dann die Absurdität des „Flüchtlingsteams“ unter der Schirmherrschaft den UNHCR-Chefs Filippo Grandi. Offenbar ist es gar nicht die Absicht dieser „Flüchtlinge“, sich in ihren neuen Heimatländern zu integrieren, könnte man nun annehmen. Aber vor allem ist die Präsentation als „Refugee Olympic Team“ selbst eine Propagandatat, die an die greifbare Realität Flucht erinnern soll. Es ist damit offiziell: Einige Menschen sind anders als andere und offenbar schlechthin als Migranten zu definieren. Derweil werden obdachlose Zuwanderer offenbar zunehmend aus der Innenstadt hinausgefahren und in andere Bezirke und Städte verfrachtet.

Erste Straftaten haben die Sicherheitsbehörden vermutlich nochmals alarmiert, darunter die Vergewaltigung einer Australierin durch eine Gruppe von Afrikanern. Zudem wurde sowohl die argentinische Delegation in ihrem Trainingscamp als auch die brasilianische Fußballlegende Zico beraubt. Der Sicherheitskordon für die Stadt hält doch nicht ganz das, was vorab versprochen wurde.

Könnte man den Sport aus dieser Polit-Show heraushalten?

Ebenfalls irgendwie absurd waren die verhüllten Gestalten, die immer wieder auftauchten und irgendwo zwischen Mittelalter und SciFi-Fantasy angesiedelt schienen. Eine von diesen düsteren Figuren ritt schließlich ein klappriges Roboterpferd über die Seine. Eine gespenstische Szene, die von einigen als „unvergesslich“ beschrieben wurde. Andere fanden sie nur düster und hielten das Ganze für ein Abbild eines der Reiter der Apokalypse.

Es war irgendwie ein beruhigender Moment, als der merkwürdige, gesichtslose Sci-Fi-Ritter die olympische Fahne an ganz gewöhnliche französische Gendarmen übergab. Allerdings hissten sie die Fahne mit den fünf Ringen prompt falsch herum. Das war der letzte Anlass zum Spott über diese Einweihungsfeier, die oft eher einer Entweihung glich. Eurotrash, ein giftiges Wort anglo-amerikanischer Opernfans zur Bühnenkunst und den Theaterinszenierungen auf dem alten Kontinent, ist damit in der Welt des Sports angekommen. Man möchte nur um einen Gefallen bitten: Könnten die Organisatoren den Sport aus ihrer ideologischen Polit-Show heraushalten?

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