Aber wo bleibt: Merkel-Wie, Merkel-Wo, Merkel-Wahn - fragt Klaus-Jürgen Gadamer aus der Ferne.
Dass Erdogan im eigenen Land Medien über verfügt, die fast ausschließlich dessen Meinung wiedergeben, ist bekannt. Dass er auch andere Regierungen gegen deren Willen auf seine Linie zu bringen versucht, unterstreicht die größenwahnsinnige Dimension seines Machtstrebens. Recht und Gesetz spielt für den Regierungschef eine untergeordnete Rolle und wird bei Bedarf übertreten.
In diesem Land wäre Meinungsvielfalt in den Medien gefragt. Ist Meinungseinfalt demokratiefeindlich? Erdogan im Erdowahn, so spricht die Satire im NDR und die gesamten deutschen Medien fordern mit dem Timbre der Entrüstung Meinungsvielfalt in der Türkei. Sehr schön. So muss es sein! Dummerweise überzeugt das nur, wenn ich ähnliche Satire über den eigenen Regierungschef auch im Fernsehen finde.
Beginnen wir noch einmal im Text und überlegen, ob wir in unseren radikal-demokratischen öffentlichen Medien auch Folgendes über Deutschland hören könnten:
Dass Merkel im eigenen Land Medien hat, die fast ausschließlich deren Meinung wiedergeben, ist bekannt. Dass sie auch andere Regierungen gegen deren Willen auf ihre Linie zu bringen versucht, unterstreicht die größenwahnsinnige Dimension ihres Machtstrebens. Recht und Gesetz spielt für die Regierungschefin eine untergeordnete Rolle und wird bei Bedarf übertreten.
In diesem Land wäre Meinungsvielfalt in den Medien gefragt. Ist Meinungseinfalt demokratiefeindlich? Angela im Angel-Wahn, so spricht die Satire im ARD. Merkel-Wie, Merkel-Wo, Merkel-Wahn!
Nun ließe sich satirisch das Versagen des deutschen Regierungsoberhauptes abarbeiten. Themen gäbe es wie Sand am Meer: Energiewende, Bundeswehr, Euro, Europapolitik, völliges Versagen in der Nahostpolitik, illegale Einwanderung usw. usf.
Gibt es diese Satire oder beschleicht Sie, liebe Leser, nicht auch automatisch das Gefühl: So eine Majestätsbeleidigung wäre über Angela, die Heilige, im öffentlichen Fernsehen natürlich nicht möglich?
Anne Will (will) in ihrer Talkshow der Kanzlerin offensichtlich ein Podest zur Selbstdarstellung bieten. Mit glänzenden Augen liefert sie Merkel Stichworte zur Selbstdarstellung, wofür sie dann auch umgehend von dieser gelobt wird. Die Show erinnert an devote Hofberichterstattung in unseligen Zeiten, kritischer Journalismus ist das Gegenteil.
Wo ist sie denn, die Merkel-Wie, Merkel-Wo, Merkel-Wahn-Satire? Nirgends in den steuerfinanzierten Medien. So trieft die Erdgogan-Kritik vor Schein-Heiligkeit.
In Anlehnung an M. Haferburg bei achgut.com ließe sich folgender Vorschlag zur Lösung des Satiriker-Gates machen: Das Lied „Erdowie, Erdowo, Erdowahn“ wird als Deutsch-Österreichischer Beitrag zum „Eurovision Song Contest 2016 – Unser Lied für Stockholm“ nominiert und von Conchita Wurst vorgetragen.
Glaubhafter ware es allerdings, wenn das Lied Merkel-Wie, Merkel-Wo, Merkel-Wahn! hieße und es von allen öffentlichen Medien zur in Mode gekommenen Volkserziehung regelmäßig ausgestrahlt würde.
Frage an Radio Erdogan: „Kann der NDR wegen Majestätsbeleidigung verklagt werden?“ Antwort: „Im Prinzip nein. Aber für jede weitere ausgestrahlte Satire werden 100.000 Flüchtlinge nach Deutschland geschickt“. Merkel-Wie, Merkel-Wo, Merkel-Wahn!
Claudia Grün von den Roten sagte, die fatale Abhängigkeit, in die sich die Bundesregierung gegenüber der Türkei begeben hat, müsse sofort beendet werden. Muss dann eigentlich auch die fatale Abhängigkeit, in die sich das deutsche öffentliche Fernsehen gegenüber der “schwarz-rot-grünen” Bundesregierung begeben hat, sofort beendet werden? Darüber hört man leider nichts. Nicht mal eine Satire in der ARD.
Im deutschen Journalismus hat die Arroganz des Pädagogisierens und die Unterdrückung und Aburteilung von Meinungen, die gerade politisch unkorrekt sind, Tradition. Merkels „Das ist nicht hilfreich!“ gilt auch als Grund für nicht veröffentlichte Meinungen in den Medien.
So scheint es bei den öffentlich-rechtlichen Medien seit vielen Jahren eine Verpflichtung zur freiwilligen Selbstkontrolle über alles, was mit entschiedener Merkelkritik zu tun hat, zu geben. Die Latrinen-Parole der sogenannten Konsens-Medien ist: Gib uns auch heute unseren Kampf gegen Rechts! Merkel-Satire würde der AfD in die Hände spielen, also unterlassen wir das.
Es gute alte Tradition in Deutschland, sich im Zweifel gegen die Freiheit und für Anpassung auszusprechen. Als Problem wird dies aber nur bei Anderen gesehen, vorzugsweise bei anderen Völkern. So werden Amerikaner oder Türken seit Jahren in aller Überheblichkeit oft mehr oder weniger als ein Volk von Halbidioten dargestellt, das so blöd ist, Erdowahn oder seit Neuestem Trump-Halbnazi zu wählen. Die Mühe, die Volksmeinung fundiert zu erkunden und zu verstehen, diese Mühe macht sich kaum jemand.
Wird in den Qualitäts-Mainstream-Medien ausnahmsweise doch einmal die Meinung rechter, anarchistischer oder sonstiger Außerirdischer (und deren Blick ist bekanntlich besonders interessant) veröffentlicht, ist dies in aller Überheblichkeit Anlass zur Häme und Abwertung, anstatt Grund zur Freude.
In unserer Gesellschaft wird die Illusion von Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit in den Medien gepflegt. In Wirklichkeit wird aber bei scheinbar heiklen Themen auf die ideologische Belehrung des Volkes hingearbeitet. Deren Grundlage in Deutschland ist einerseits das traditionelle Misstrauen gegenüber dem Volk, also gegenüber der Demokratie andererseits die Illusion des Besserwissens. Der Unterschied zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung ist riesig. Darin ein Demokratiedefizit zu sehen, liegt den Medien aber fern.
In den Zeiten des Internets ist diese Steuerung aber nicht mehr ganz so einfach, weder in der Türkei, noch in Deutschland. Es wird spannend sein, in welche Richtung der Karren weiterfährt. Bleiben die alten Meinungsführer an der Macht, oder setzt sich demokratisch Neues durch. Das wird den alten Meinungsmachthabern nicht gefallen, weder hier noch anderswo.
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