Elon Musk: US-Verfassung verlangt Abbau von Behörden und Ausgaben

Als einer der beiden Leiter der neuen Abteilung für Effizienz beim Regieren (DOGE) erklärt Elon Musk mit Vivek Ramaswamy, wie er das US-Behördenwesen umgestalten will. Die Sparliste reicht vom öffentlichen TV über internationale Organisationen bis hin zum Budget des Pentagon.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Allison Robbert

Oft wurde Donald Trump vorgeworfen, die amerikanische Demokratie aushebeln zu wollen oder gar dafür sorgen zu wollen, dass nie wieder Wahlen um das Präsidentenamt stattfinden. Das war immer schon ziemlicher Unsinn, wie Trumps erste Amtszeit und seine zweite Kampagne um das Präsidentenamt jedem Interessierten zeigen mochten. Was die von ihm bestellten Leiter der neuen Abteilung für Regierungseffizienz – der Tesla-, SpaceX- und X-Eigentümer Elon Musk und der Geschäftsmann und Ex-Konkurrent Trumps um die republikanische Kandidatur Vivek Ramaswamy – nun in einem Gastbeitrag für das Wall Street Journal schreiben, widerspricht dieser Erzählung diametral.

Musk und Ramaswamy beginnen ihren Beitrag mit dem verfassungsmäßigem Aufbau von Legislative und Regierung in den Vereinigten Staaten und kommen zu dem Schluss, dass „ungewählte Bürokraten“ auf gar keinen Fall das Recht haben, zu bestimmen, wie die Amerikaner leben. „Unser Land wurde auf dem Grundgedanken begründet, dass die von uns gewählten Personen die Regierung führen“, lautet der erste Satz dieses Manifests. Und nicht ungewählte Behördenchefs und ihre Mitarbeiter.

Das beleuchtet ein Grundproblem jedes Staates, jeder Regierung, und mag sie noch so sehr demokratische Grundsätze vor sich her tragen: Der Regierungsapparat, den gewählte Präsidenten angelegt haben, den Minister pflegten und Abgeordnete aus verschiedenen Interessenlagen heraus wachsen ließen, überwuchert irgendwann mit an Notwendigkeit grenzender Konsequenz die demokratischen Institutionen eines jeden Landes. Dagegen hilft offenbar nur die wiederholte Erinnerung, wer der wirkliche Souverän ist und wem all diese neuen Institutionen, Behörden und „Bundesanstalten“ (angeblich) dienen sollen – den US-Bürgern, die für sie bezahlen. Von diesem vernachlässigten bis verachteten Zusammenhang kann man auch in Deutschland ein Lied singen, so wie in jedem anderen Staatswesen westlicher oder nicht-westlicher Prägung, vermutlich sogar aller Zeiten.

Keine neuen Gesetze, sondern Anwendung der bekannten

Für die Vereinigten Staaten stellen die beiden Regierungs-Aufräumer fest, dass die Mehrheit der staatlich durchgesetzten Entscheidungen (und der verbundenen Ausgaben) „nicht vom demokratisch gewählten Präsidenten oder seinen politischen Vertretern getroffen“ werden, sondern von „Millionen nicht gewählter, nicht ernannter [!] Beamter in den Regierungsbehörden, die sich dank des Beamtenschutzes als immun gegen Entlassungen betrachten“. Die Staatsdiener wurden also nicht einmal von einer demokratischen Institution (Präsident oder Kongress) ernannt, sie kommen durch die Parthenogenese und die Inzucht der Bürokratie selbst ins Spiel. Das, finden Musk und Ramaswamy, sei „antidemokratisch“ und stehe im Gegensatz zur „Vision der Gründerväter“.

Das ist schon einmal starker Tobak und gut gebrüllt für zwei Politikneulinge. Werden sie dazu kommen, diesem lauten Ausatmen Taten folgen zu lassen? Das angeblich von Trump ihnen aufgegebene Ziel ist die Bundesregierung auf ihre angemessene Größe zu verkleinern. Ein „schlankes Team von Small-Government-Aktivisten, darunter einige der scharfsinnigsten technischen und juristischen Köpfe Amerikas“ soll dabei helfen und eng mit dem Haushaltsbüro des Weißen Hauses zusammenarbeiten. Das Ergebnis soll dreierlei umfassen: „Aufhebung von Vorschriften, Verringerung der Verwaltung und Kosteneinsparungen“.

Musk und Ramaswamy streben keine neuen Gesetze an, sondern wollen Trump und seiner Regierung von Fall zu Fall vorschlagen, exekutive Maßnahmen entsprechend bestehenden Gesetzen anzuordnen. Präsident Trump soll überflüssige Bundesverordnungen durch eigene Verfügungen („executive orders“) außer Kraft setzt. Er hätte als direkt gewählter US-Präsident freilich jedes Recht zu dieser Beschneidung der illegitimen Vorrechte von Ministerialbürokraten und ungewählten Bundesbehörden.

Bundesbehörden gründlich aus dem Spiel nehmen

Dabei verweisen die beiden Unternehmer vor allem auf zwei Urteile des Obersten Gerichtshof (Supreme Court), die während der zu Ende gehenden Amtszeit von Joe Biden gefällt wurden. In der Rechtssache West Virginia gegen die US-Umweltschutzbehörde (2022) wurde entschieden, dass staatliche Behörden keine Vorschriften erlassen dürfen, die wichtige wirtschaftliche oder politische Fragen betreffen, es sei denn, der Kongress ermächtigt sie ausdrücklich dazu“.

Ein weiteres Urteil (Loper Bright v. Raimondo, 2024) des Supreme Courts besagt, dass Bundesgerichte sich nicht länger auf die Rechtsauslegung von Bundesbehörden oder eine diesen angeblich verliehene „Befugnis zur Regelsetzung“ stützen sollen. Das Urteil nimmt die Bundes- und andere staatliche Behörden gründlicher aus dem Spiel als vieles andere. Es stellt klar, dass sie nicht selbst begründen können, warum es sie in der Form, die sie selbst sich gegeben haben, geben muss. Man denkt unwillkürlich an den öffentlichen Rundfunk hierzulande und die KEF, die regelmäßig seine Wünsche erfüllt.

Was sich Musk und Ramaswamy zudem wünschen: Die Zurückschneidung der Bundesverordnungen soll den Personalbedarf der Bundesbürokratie begrenzen und drastisch zurückfahren. Anteilig sollen so viele Bundesangestellte entlassen werden, wie Bundesverordnungen gekappt werden. Es heißt aber auch: „Mitarbeiter, deren Stellen gestrichen werden, verdienen es, mit Respekt behandelt zu werden. Das Ziel der Abteilung für Regierungseffizienz ist es, ihnen den Übergang in die Privatwirtschaft zu erleichtern.“ Man darf das nicht mit der Versorgung von abgehalfterten Politikern in Bundesämtern verwechseln, wie sie hierzulande üblich ist.

Beitragen sollen hier auch „eingebettete“ DOGE-Beauftragte, die jene minimale Zahl von Mitarbeitern feststellen sollen, welche nötig sind, damit eine Bundesbehörde ihre „verfassungsmäßig zulässigen und gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben erfüllen“ kann. Das System soll mit seinen eigenen Waffen geschlagen werden. Die Supervision für die Supervisoren soll kommen.

Auf der Sparliste ÖRR, internationale Organisationen, Pentagon?

Gleichzeitig wollen die beiden Unternehmer – sie selbst heben hervor, dass sie keine Politiker sind – damit Kosten einsparen. Das sagt ja schon der Name der „Department of Government Efficieny“, deren Abkürzung DOGE zufällig auch der Name eines Internet-Memes sowie einer Bitcoin-Marke ist. Aber das sind Oberflächlichkeiten, die vielleicht dem angestrebten Hype aufhelfen sollen, aber nichts an der Sache ändern.

Mehr als 500 Milliarden Dollar, die vom Kongress nicht autorisiert sind, wollen Musk und Ramaswamy pro Jahr einsparen. Auf der Einsparliste stehen etwa 535 Millionen Dollar für die Public-Broadcasting-Körperschaft (das öffentliche Fernsehen) der USA, daneben 1,5 Billionen Dollar, die jährlich an „internationale Organisationen“ gespendet werden, daneben fließen auch an nationale ‚NGOs‘ Milliardenbeträge. Doch im nationalen wie im internationalen Maßstab dienen solche querfinanzierten „Neben-Regierungs-Organisationen“ offenbar der Vertretung von mehr oder minder eingängigen ‚Interessen‘ einer gegebenen US-Regierung.

Sogar das Pentagon hat laut den Gastbeiträgern des WSJ „wenig Ahnung“ davon, was durch seinen Haushalt von mehr als 800 Milliarden US-Dollar finanziert wird. Gerade habe das US-Verteidigungsministerium seine siebente Haushaltsprüfung in Folge versemmelt. Davon hatte man bisher wenig gehört. Dass Trump bei der Verteidigung nationaler Interessen im In- wie Ausland den Rotstift ansetzen könnte, überrascht, aber Effizienz hat noch keiner Bundesbehörde geschadet.

Unkartiertes Terrain: Darf Trump auch dem Kongress Ausgaben streichen?

Musk und Ramaswamy wagen sich aber auch auf (noch?) umstrittenes Gebiet vor, wenn sie ein historisches US-Gesetz, den sogenannten Impoundment Control Act (deutsch etwa „Gesetz zur Kontrolle der Blockade“), in Zweifel ziehen und eine Aufhebung durch den Obersten Gerichtshof in Aussicht stellen. Das Gesetz von 1974 verbietet es dem Präsidenten, Ausgaben zu kürzen und zu blockieren, die der Kongress beschlossen hat. Die Aufhebung des Kontrollgesetzes durch das Supreme Court würde die Macht des Präsidenten ausweiten. Donald Trump hält das Gesetz selbst für nicht verfassungsmäßig.

Insgesamt legen Musk und Ramaswamy ein ehrgeiziges Programm vor, das – wie sie selbst vorwegnehmen – mit großer Sicherheit zum Aufschrei und Widerstand der „etablierten Interessen in Washington“ führen wird, die eben von der bisherigen Unordnung profitieren. Mit Gefechten vor und hinter den Kulissen ist zu rechnen. Die Effizienz-Apostel geben sich aber vorbereitet auf alles, was da kommen möge: „Wir erwarten, dass wir uns durchsetzen werden. Jetzt ist der Moment für entschlossenes Handeln gekommen.“

Bis zum 4. Juli 2026 wollen Musk und Ramaswamy die neue Effizienz-Abteilung der US-Regierung selbst überflüssig gemacht haben – als Geschenk zum 250. Geburtstag der Vereinigten Staaten. Ob sie aber alle Ziele bis dahin alle erreicht haben werden, ist unklar. Aber man soll den Ehrgeiz der beiden Effizienz-Apostel auch nicht unterschätzen. Im Grunde schlagen sie eine Rückbesinnung auf die US-Verfassung vor, das könnte ein kraftvolles Instrument in ihren Händen werden, das auch über eine DOGE hinaus wirkt.

Einen Schlachtplan für die neue Effizienzabteilung DOGE entwarf schon vor einigen Jahrzehnten der US-Ökonom Milton Friedman – einen Plan, der allerdings ziemlich an die Vorhaben eines Javier Milei in Argentinien erinnert und noch erheblich über die Ankündigungen von Musk und Ramaswamy hinausgeht, Aber vielleicht ergibt ihre „Überprüfung“ der US-Behörden ja tatsächlich, dass auch zwei Drittel der Ministerien überflüssig sind und nur ihr eigenes Wirken reproduzieren.


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Kommentare ( 30 )

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Sting
1 Monat her

Putins Ankündigungen sollte der Westen endlich ernst nehmen und jetzt sofort FRIEDEN anstreben !!

Sonst eine von seinen neuen Raketen auf LONDON, eine auf PARIS, und eine auf BERLIN.

Dann ist erst mal guter Rat teuer und die Blöden wachen endlich auf !!

Kein Atom, einfach eine Rakete auf die europäischen Städte,
so wie sie jetzt aus der dummen Ukraine abgeschossen auf Russische Städte fallen !!

Sting
1 Monat her

1.000 Tage nach Eintritt Russlands in den Krieg im Donbas
Mehrheit der Ukrainer will Ende des Krieges durch Friedensverhandlungen
Eine Mehrheit der Ukrainer wünscht sich ein schnelles Ende des Krieges im Land durch Friedensverhandlungen.
Selenskij gerät an der Heimatfront immer stärker unter politischen Druck.
Laut einer neuen Gallup-Umfrage, die im August und Oktober 2024 in der Ukraine durchgeführt wurde, befürworten 52 Prozent der Befragten eine schnelle Verhandlungslösung für den Krieg »so schnell wie möglich«
Übrigens; Selenskij wurde bei seiner erstmaligen Wahl NUR deshalb gewählt weil er FRIEDEN mit RUSSLAND versprochen hatte !!!

Sting
1 Monat her

Die Ukraine gibt also diesen Krieg offiziell für verloren, plant aber schon den nächsten Schritt, die Wiederbewaffnung bis an die Zähne !? Da die Ukraine pleite ist, wird die USA gegen Lieferung dieser Waffen, in großem Umfang Bodenschätze und landwirtschaftliche Flächen an sich reißen (teilweise schon gemacht). Den Wiederaufbau sollen hingegen Deutschland und die EU (also nicht die USA) bezahlen !? Interessant wäre eine Volksbefragung in DE, wieviel jeder Einzelne persönlich während der nächsten 20 Jahre dann Jahr für Jahr für diesen “Soli” abzugeben bereit wäre. Seit 2014 nach dem US-MAIDAN-PUTSCH haben sich die USA vorgenommen Russland zu betrügen und… Mehr

Sting
1 Monat her

Amerikaner drin und Russen draußen
Niemand hat das Konzept der Nato in ihren Anfangsjahren so einfach und treffend beschrieben wie der britische General Hastings Ismay:

Ziel sei es, „die Amerikaner drin zu halten, die Russen draußen und die Deutschen unten“, sagte der erste Generalsekretär des 1949 gegründeten transatlantischen Bündnisses !!!

Ich sage: Deutschland und Russland wären zusammen viel erfolgreicher und könnten friedlich zusammen leben wenn es die NATO-USA-MAFIA nicht gäbe !

Teiresias
1 Monat her

„daneben 1,5 Billionen Dollar, die jährlich an „internationale Organisationen“ gespendet werden“ – Hier sind wohl Milliarden gemeint, was nicht sehr viel für US-Relationen ist, das viel kleinere Deutschland verschwendet deutlich mehr Geld für solchen NGO-Unfug. Das Pentagon hat schon verschiedentlich wissen lassen, daß es sich nicht imstande sieht, ein ordentliches Audit durchzuführen. Mit allen indirekten Zuwendungen summiert sich der Verteidigungsetat auf weit mehr als 1 Billion Dollar, und das Pentagon kann nicht nachvollziehen, wo das ganze Geld bleibt. In den anderen Ministerien sieht es vermutlich kaum besser aus. Das dürfte die grösste Herausforderung sein, die sich Musk bisher zugetraut hat.… Mehr

NochNicht2022
1 Monat her

Morgan wer?, wird da viel zu hoch aufgehängt. Das ist ja ein Zwerg gegenüber Titanen. … Mit dem Einladen wäre das gut. Aber wer sollte die beiden Herren einladen? – Mir fällt niemand ein. – Vielleicht aber dann doch ein Maximilian Krah, Dr. Bernd Baumann, Peter Boehringer oder Dr. Alice Weidel. – Noch eine Bemerkung: Es ist erschütternd, daß bislang nur 24 Personen diesen TE-Beitrag kommentiert haben. Ist das Thema zu „hoch“? Fühlen sich manche „ertappt“? Denken zu viele im „Kleinklein“? Sind sie zu alt und wollen von solchen großen Dinge „ihre Ruhe haben“? Oder warum?

h.milde
1 Monat her

Chapeau.
Genau das ist, iüS. eine ->“Wanja-AN602″ gegen eine weltweit schmarotziernde & kafkaeske 1984er-Bürokrateska.
Möge es gelingen
„Socialismo, afuera!“

Sting
1 Monat her

Laut Spiegel war die Sprengung der Nord Streams „gut für Deutschland“

Nachdem der Spiegel eine weitere Folge des Märchens über die ukrainischen Hobbytaucher veröffentlicht hat, die angeblich die Nord Streams gesprengt haben, fühlt sich der Spiegel berufen, seinen Lesern zu erklären, dass man denen sogar dankbar dafür sein müsse, denn das sei „gut für Deutschland“ gewesen !?!?

Noch mehr Verlogenheit und Blödheit kann man wirklich nicht mehr schreiben !

Unsere Wirtschaft ist nur deshalb fast kaputt und weil wie nicht mehr mit Russland handeln (Autos, Maschinen, etc. verkaufen) !!!

Jan Frisch
1 Monat her

Wenn sie das Wahlrecht dann wieder an den Wehrpflicht (genauer gesagt die Meldung zum Select Service) knüpfen, könnte dieses Land noch ein paar Generationen überleben.

Ali Mente
1 Monat her

Ob bei dem Einsparungsprogramm wohl auch persönliche Fotografen, Friseureund Visagisten gestrichen, sowie Flüge mit der Flugbereitschaft zu Fußballspielen o.ä. Veranstaltungen? In Deutschland wäre Musk sicher schon im Kerker oder am öffentlichen Pranger, wegen Delegitimierung der Regierung oder Zersetzung des Staates.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Ali Mente

Trump hat in der letzten Amtszeit auf jegliches Salär verzichtet.
Und Musk sucht mit Ramaswamy ehrenamtliche Patrioten, die in einer 80 Stunden+ Woche beim Aufräumen helfen wollen: „We are very grateful to the thousands of Americans who have expressed interest in helping us at DOGE. We don’t need more part-time idea generators. We need super high-IQ small-government revolutionaries willing to work 80+ hours per week on unglamorous cost-cutting. If that’s you, DM this account with your CV. Elon & Vivek will review the top 1% of applicants.“ https://x.com/DOGE/status/1857076831104434289