Ein Komet namens Trump rast auf die Ampel zu

Wie gut ist Deutschland auf eine zweite Amtszeit von Donald Trump vorbereitet? Die Ampel duckt sich weg. Die Medien igeln sich ein. Das Unabwendbare wird als Horrorvorstellung zelebriert, statt sich realistisch vorzubereiten.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Mike Stewart

Ein Spiegel-Cover hat bis heute seinen Wert behalten. Es zeigte den überdimensionalen Kopf des neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump, wie er kometengleich auf die Erde zurast. Darunter der Satz: Das Ende der Welt (wie wir sie kennen). Dabei sagte das Cover mehr über die Politik- und Medienwelt aus denn über Trump. Die allgegenwärtige Hysterie kehrt wieder zurück.

Vieles ähnelt derzeit den Zuständen im Jahr 2016. Vieles aber ist auch grundlegend anders. Denn der Wahlabend 2016 traumatisierte Journalisten und linke Politiker. Sie hatten sich in ihrer eigenen Echokammer isoliert und felsenfest mit der Wahl von Hillary Clinton gerechnet. Die Plattform Correctiv hatte sich sogar so auf den Wahlsieg der US-Demokratin gefreut, dass der Chefredakteur am Morgen genau diesen Triumph über Trump feierte. Niemand hatte diesen Wahlausgang für möglich gehalten – zumindest unter denjenigen, die längst jede Bodenhaftung verloren hatten.

Kalt erwischen – und das ist der Unterschied zu 2016 – dürfte diese Wahl nun niemanden mehr. Die Katerstimmung setzte nicht erst in der Wahlnacht ein, sondern bereits beim ersten TV-Duell. Ähnlich wie 2016 hatten US-Demokraten, ihre Unterstützer und die ihnen gewogenen Medien die Realität ausgeblendet. Vor dem Duell war es ein Tabu, über den Gesundheitszustand des Präsidenten zu spekulieren, und wer es tat, war ein Verschwörungstheoretiker. Wer danach nicht wenigstens in Erwägung zog, Biden aus Gesundheitsgründen auszuwechseln, brachte das Land in Gefahr, weil er es Trump ausliefere.

2016 konnte man noch abwiegeln, dass ein Wahlsieg Trumps unwahrscheinlich sei. 2024 muss man sich darauf einstellen, dass, wenn die Demokraten kein Kaninchen aus dem Hut zaubern, Ende des Jahres wieder Donald J. Trump ins Weiße Haus einzieht. Es gibt dieses Mal keine Ausreden. Konsequenzen zieht jedoch so gut wie niemand. Mit Ausnahme Italiens und Ungarns dürfte sich derzeit kein europäisches Land auf die Amtsübernahme vorbereiten und Strategien bereitlegen – insbesondere nicht Deutschland, das davon besonders betroffen wäre.

Dabei treibt die Deutschen das Thema Trump um. Laut Forsa machte ein baldiger Wahlsieg Trumps 66 Prozent der Deutschen Angst. Nur unter AfD- und BSW-Anhängern (74 Prozent bzw. 59 Prozent) hat eine Mehrheit keine Angst vor der Rückkehr des Immobilienmoguls ins Präsidentenamt. Die mediale Berichterstattung wie politische Dämonisierung zeigt also ihre Wirkung, wenn immer wiederholt wird, ein Quasi-Diktator würde bald die Nato abschaffen und globale Instabilität bringen. Dagegen fallen in die „stabile“ Phase Bidens der Abzug der USA aus Afghanistan, der Ukraine-Krieg und der Hamas-Angriff vom 7. Oktober. Trump lügt nicht, wenn er sagt, dass die Welt in seiner Amtszeit friedlicher war.

Dabei mehren sich auch Trump-kritische Stimmen in Deutschland, die prognostizieren, dass die Ampel sehenden Auges gegen die Trump-Mauer fährt. Der Ökonom Rüdiger Bachmann, ein Berater der Bundesregierung, unterstellt Trump autokratisches Gebaren, nennt ihn einen Lügner und warnt davor, er könne die Stellung der USA in der Welt bedrohen. Zugleich sagt er gegenüber der Wirtschaftswoche: „Wenn sich Deutschland nicht spätestens jetzt auf eine zweite Amtszeit von Trump vorbereitet, wäre das eine absolut unverantwortliche Politik. Bisher scheint sich die Bundesregierung im Tiefschlaf zu befinden, was eine zweite Amtszeit von Trump angeht.“ Selbst Martin Schulz, Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung, warnt, man müsse sich auf eine zweite Amtszeit vorbereiten.

In der Analyse liegen diese Stimmen richtig. Die Ampel konnte sich bisher im Windschatten der USA ausruhen. Die Waffenlieferungen an die Ukraine waren eher ein europäisches denn ein transatlantisches Thema – ansonsten war Bidens Präsidentschaft für die Europäer eine unaufgeregte Phase. Dagegen hatte Trump von Anfang an gefordert, dass, wenn die Europäer die Nato in ihrer bisherigen Form behalten wollten, sie dafür zahlen müssten. Er hat diese Forderung im US-Duell betont. Dabei stellt sich nicht so sehr die Frage, ob Trump einen Frieden verhandeln kann. Es stellt sich eher die Frage, ob die Europäer, allen voran Deutschland als einer der größten Waffenlieferer, diesen Krieg weiter unterstützen wollen, wenn Washington sein Engagement zurückfährt.

Ein Wechsel im Weißen Haus bedeutete auch ökonomische Veränderungen, etwa, wenn die USA sich mehr denn je als konkurrierende Wirtschaft zur europäischen interpretieren – ebenfalls ein Punkt, den Trump im Duell andeutete. Den Gegner verortet Trump eher in Peking als in Moskau, was eine Stärkung der Interessen im Pazifik zulasten der im Atlantik bedeutet. Klimaschutz und Klimagipfel dürften zum europäischen Schaulaufen degradiert werden.

Zu befürchten ist allerdings, dass Berlin nicht die Konsequenz daraus zieht, sich tatsächlich auf die Wahl Trumps vorzubereiten, sondern es als Sprungbrett versteht. Bachmann rief dazu auf, dass Deutschland nun seine Führungsrolle einnehmen sollte. Schulz gab das Rezept „Mehr Europa“ heraus. Es droht vielmehr, dass Deutschland neuerlich zum außenpolitischen Irrlicht wird wie schon in der Endphase der Merkel-Ära. Jedes Manöver wurde darauf abgeklopft, ob es auch in Kontrast zum US-Präsidenten stand. Selbstbehauptung gegen Trump, um jeden Preis, und war es noch so falsch.

Solche „Selbstbehauptungsprojekte“ waren etwa der Iran-Deal und die Palästinenserhilfen (Stichwort: UNRWA). Beides nicht nur Prestigeprojekte, sondern auch mit desaströsen Folgen. Wenn Deutschland seine Führungsrolle wahrnimmt, ist das nicht nur den europäischen Partnern verdächtig, sondern häufig für Deutschland selbst blamabel.

Demnach könnte Annalena Baerbock in ihrem letzten Jahr als Außenministerin noch für Überraschungen gut sein. Diplomaten hassen übrigens Überraschungen. Aber wenigstens hätte Donald Trump seinen Spaß.

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Kommentare ( 72 )

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Riffelblech
2 Tage her

Wenn sich ein Land wie Deutschland heimlich auf einen Krieg vorbereitet wie unter dem General Bodemann in einem Interview mitteilte,mit „ Geheimer Operationsplan Deutschland „ ab dem 01.01 2025 aktiv auf einen Krieg vorbereitet ,dann wird mir Angst und Bange . Nicht wenn ein Politiker wie Trump ,der eben kein Land überfiel ,der dem Bombenterror eines Obama und seines Vorgängers ein Ende setzte. Nein ,freuen wir uns auf den neuen amerikanischen Präsidenten. Geben ihm die Chance Frieden zu schaffen . Und glauben wir den Mainstreammedien nicht in ihrer immwährenden Lügerei . Trump gilt als Hoffnung,nicht als Verderben . Davon bitte… Mehr

Peter Pascht
1 Tag her
Antworten an  Riffelblech

Wäre es ihnen lieber dass Deutschland sich nicht auf einen drohenden Krieg vorbereitet?
Wie gut dass Phantasten wie in disem Lande nichts zu bestimmen haben.

Kassandra
1 Tag her
Antworten an  Peter Pascht

Wie passen Merkel, die Minsker Verträge und was sie und Hollande letztes Jahr darüber verlautbarten in Ihr Schema?
Nicht, dass unser Land seit 2015, vielleicht länger, einer Invasion ausgesetzt ist – und der „Kriegszustand“, seitdem sich verschlimmernd, Tag für Tag in der Zeitung nachzulesen ist. Leider halt nur, was darüber an Toten und jeder Art von leicht bis schwer Verletzten durchkommt.

Last edited 1 Tag her by Kassandra
MalNachgefragt
2 Tage her

„Trump lügt nicht, wenn er sagt, dass die Welt in seiner Amtszeit friedlicher war.“ Das ist richtig, aber was hat Trump bzw. Biden dazu beigetragen? Biden hat den von Trump initiierten Abzug aus Afghanistan lediglich vollzogen und dass Putin im Februar 2022 die Ukraine und die Hamas im Oktober letzten Jahres Israel angegriffen hat kaum etwas damit zu tun, wer aktuell im Weißen Haus sitzt. Auch sonst schlägt in dem Artikel mal wieder mehr Anhimmeln von Trump als nüchterne Analyse durch. „Ein Wechsel im Weißen Haus bedeutete auch ökonomische Veränderungen, etwa, wenn die USA sich mehr denn je als konkurrierende… Mehr

Kassandra
2 Tage her
Antworten an  MalNachgefragt

Scholz in seiner Regierungserklärung: „Ein Zurück in die gute alte Zeit wird es nicht geben.“ Gleich Honecker: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“. . Die meisten, Deutschen wie die, die kamen, um in der sozialen Hängematte zu verbleiben, ahnen noch gar nicht, wie sehr die „schönen Zeiten von Aranjuez“ im gesamten Westen vorbei sind – und was nun folgt, wird nicht auf dem Standard bleiben, auf dem wir uns gerade noch fühlend befinden. Deagel schreibt im disclaimer schon 2017: „…Das Erfolgsmodell der westlichen Welt wurde auf Gesellschaften ohne Widerstandsfähigkeit aufgebaut, die kaum eine, und sei es auch noch so geringe, Härte aushalten… Mehr

gmccar
2 Tage her
Antworten an  MalNachgefragt

Mal Geantwortet.
Trump hat 17 Mio. Arbeitsplätze, hauptsächlich für Schwarze und Latinos geschaffen. Dann hat der Deep State mit Fauci als Helfer die Fake-Pandemie zu Nutzen von Big Pharma ausgelöst. Er wurde durch Wahlbetrug um die zweite Amtszeit gebracht. In manchen Staaten mehr Stimmen für Biden als es dort Wahlberechtigte gibt. Teils seit 200 Jahren Verstorbene gaben ihre Stimme für Biden ab.

MalNachgefragt
1 Tag her
Antworten an  gmccar

Sorry, aber diese Sache mit „Wahlbetrug“ konnte von keinem einzigen Bericht bestätigt werden. Und dass Biden in manchen Staaten mehr Stimmen als Wahlberechtigte bekommen hat, glaube Sie doch bitte selbst nicht…

andreas donath
9 Stunden her
Antworten an  MalNachgefragt

Das ist keine Frage des Glaubens, sondern des Wissens. Ich hing die ganze Nacht damals am Ticker – und fiel aus allen Wolken, als von einem gewissen Zeitpunkt an praktisch nur noch Biden-Stimmen kamen, in solchen Mengen, dass es gar nicht glaubhaft sein konnte. Doch der Deep State hat die Aufklärung der Manipulationen konsequent verhindert. Klar doch, man war schließlich der Drahtzieher des „Fraud“. Wenn Donald Trump wieder ins Weiße Haus einzieht, der friedfertigste US-Präsident seit sehr, sehr langer Zeit, ist das auch ein Stück weit Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Ich wünsche mir so sehr, dass dieser Mann, dessen „Job“ es… Mehr

Last edited 9 Stunden her by andreas donath
Donostia
2 Tage her

Wieso sollte sich die Ampel auf Trump vorbereiten? Erstens hat sie so ziemlich alles falsch gemacht, was dem deutschen Bürger Besserung beschert hätte. Es ist besser für uns wenn die Ampel nichts macht. Denn alles was sie macht ist gegen das Volk gerichtet. Zweitens kommt Trump Anfang nächsten Jahres an die Macht und 9 Monate später ist die Ampel Geschichte. Das lässt sich bis zum Ende der Regierung locker aussitzen. Wenn die Ampel die Interessen der deutschen Bürger im Sinn hätte würde man sich vielleicht darauf vorbereiten. Dann gibt es da noch einen Bundespräsidenten der Trump als Hassprediger diffamierte. Wenn… Mehr

Peter Pascht
2 Tage her

„Ein Komet namens Trump rast auf die Ampel zu“ ?
Nein 😉 Joe Biden hat doch in seiner Rede vor zwei Tagen verkündet:
„Ich werde auch dieses mal 2020 Trump erneut schlagen
Quelle: ÖRR
Ein neuer und wiederholter Patzer des 81-jährigen Biden.
Das Entsetzen vor diesem errneuten Patzer-Versagen hat das Entzen in den USA zur Kandidatur des 81-jährigen nun weiter gesteigert.

Last edited 2 Tage her by Peter Pascht
Kassandra
2 Tage her
Antworten an  Peter Pascht

Gestern wurde im schriftlichen „Wecker“ eine Umfrage gezeigt, nach der die Befragten ein 40:40 Biden:Trump zum Besten gegeben haben sollen. Wer es glaubt: https://x.com/petraramsauer/status/1808392479948837326/photo/1

Sonny
2 Tage her

Natürlich ist dieser Politiker Trump für die grünlinken eine Gefahr. Zuallererst mal liebt er sein Land. Das alleine ist der Gegenseite schon äußerst suspekt. Er will alles dafür tun, dass es Amerika und den Amerikanern gut und besser geht. – Wie besorgniserregend. Er fordert Gegenleistungen für die Hilfe seines Landes an andere (Nato). – Wie jetzt, keine amerikanischen Geschenke mehr? Er sieht nicht nur den Geldadel, er sieht auch den normalen Menschen auf der Straße. Und macht tatsächlich auch Politik für diese „Ameisen“. – Wen interessieren schon sonst die Ameisen? Er macht lieber Geschäfte mit China als mit Europa. –… Mehr

wenmic
2 Tage her

Ich freue mich darauf wenn Trump auf die Baerbock trifft und die versucht ihm zu belehren…..
Das wird eine Gaudi.

Donostia
2 Tage her
Antworten an  wenmic

Ob der die Baerbock empfängt ist hier die große Frage. Selbst Orban lässt die links liegen. Unter den MSM wird das dann vermutlich als Angst vor der Auseinandersetzung mit Baerbock gewertet. Dabei wollen diese Politiker nur nicht ihre Zeit sinnlos verplempern.

elly
2 Tage her

dieser Komet rast nicht nur auf Deutschland zu, er rast auf die EU zu und die Ukraine.

Donostia
2 Tage her
Antworten an  elly

Vielleicht ist das die Chance auf Frieden. Die derzeitige Politik will diesen Krieg weiter führen, bis Russland die besetzten Gebiete verlässt. Das möchte Trump auch, aber er weiß, dass dies ein unrealistisches Ziel ist, und wird eine pragmatische Lösung herbeiführen die den Krieg dann hoffentlich beendet.
Die EU Granden hingegen hoffen auf den Endsieg. Auf den hoffte ein österreichischer Grenadier vor 80 Jahren auch. Was daraus geworden ist lässt sich in Geschichtsbüchern nachlesen.

Michael Palusch
2 Tage her

Wozu vorbereiten? Der „Fehler“ Trump wird kein zweites Mal passieren. Ich bin schon ganz gespannt, ob bei der diesjährigen Wahl erstmals in Summe mehr Stimmen abgegeben werden, als es in den Staaten Wahlberechtigte gibt.

Last edited 2 Tage her by Michael Palusch
Ron
2 Tage her

Ist es nicht Putin, wird Trump es sein, welcher Deutschland in den Untergang führt. Denn die deutsche Regierung macht keine Fehler, wie Wunderknabe und Kinderbuchautor Robbi uns kürzlich beibrachte. Also bitte bleibt wachsam Genossen. Demnächst müssen wir nicht nur gegen Rechte, Putinsche sondern auch gegen Trumpsche Desinformation kämpfen.

Johann Thiel
2 Tage her

Was heißt denn hier, sich auf Trump vorbereiten? Gemeint kann damit eigentlich nur sein, rechtzeitig zu üben sich wie ein Erwachsener zu benehmen. Auch wenn das umzusetzen wohl niemandem schwerer fällt, ist dies doch der einzige Rat, den man den Deutschen im allgemeinen und ihren Politikern im besonderen geben kann.