Die Geburt Chinas und die konservative Wende Deutschlands

Die Geschichte der Vorgängerreiche des späteren China zeigt uns Europäern, was uns vielleicht blüht – aber Konservativen auch, welche großen politischen Möglichkeiten sie haben.

In den Annalen von Lü aus der Antike ist auch die folgende Kernaussage der taoistischen Philophie und Weltvorstellung überliefert: “Die Vollständigkeit führt zu Brüchen. Wenn ein Extrem erreicht wird, dann geht es zu einem anderen Extrem. Aus Gewinnen werden zwangsläufig wieder Verluste.“

定國策 (Strategie zur Gewinnung eines Landes)

Mehr als ein Jahrtausend später sollte ein berühmter chinesischer Autor seinen Klassiker „Die Geschichte der Drei Reiche“ mit den Worten beginnen, dass alles unter dem Himmel geeint wird, wenn es lange genug geteilt worden ist, und dass alles unter dem Himmel geteilt wird, wenn es lange genug geeint worden ist.
Am Ende des Zweiten Jahrtausends vor Christi Geburt herrschte im heutigen Zentralchina seit sechs Jahrhunderten das mächtige Königreich Shang. Das Volk Shang, das dem Nordosten des heutigen Chinas entstammte, erschuf mehr als dreitausend Jahre vor unserer Zeit ein Reich, dessen Herrschaftsbereich von dem kalten Fluss Yi nahe Peking bis in die subtropischen Regionen des Huai-Flusses und von den ewigen westlichen Qin-Gebirgen bis zum Pazifik hineinreichte.

Die grausamen Sitten der Shang

Die Shang beherrschten ein komplexes Schriftsystem und eine für ihre Zeit hochmoderne Bronzetechnik. Doch sie praktizierten auch exzessive Menschenopferungen für ihre Gottheiten und Vorfahren. Bis zu mehreren hundert Menschen wurden für eine einzige Opferung ermordet. Die Shang kannten dabei mehrere Dutzend Tötungsarten für die Opfer nach Weisung der Priester: Enthauptung, Ertrinken, Ausweiden, Verbrennung durch Feuer, Kochen bei lebendigem Leibe in einem Bronzegefäß und viele weitere. Archäologische Funde der Shang-Ruinen deuten darauf hin, dass auch Kinder geopfert wurden.

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Zu den größten Feinden der Shang zählten sino-tibetische Völker an der Westperipherie des Reiches, die von den Shang als „Qiang“ bezeichnet wurden. Die Shang führten zahlreiche Feldzüge gegen die Qiang und nahmen viele Gefangene. Entsprechend oft wurde die Opferung von Qiang in den Orakelknochen der Shang-Priester dokumentiert. Bezeichnend waren die Schriftzeichen in den Orakelknochen der Shang-Priester, womit die Qiang dargestellt wurden: Zu sehen sind menschliche Gestalten mit Schafhörnern (die Qiang lebten mehrheitlich als Schäfer), denen ein Seil um den Hals gelegt wird. In anderen Zeichen ist unter dem Fuß eines Qiang ein Feuer zu sehen, was auf die Opferung durch den Feuertod hindeutet.

Die Qiang lebten als Schafzüchter oder Bauern an der Grenze zum tibetischen Hochland. Ein Stamm der Qiang ließ sich auf dem westchinesischen Flachland nieder und gründete einen Staat namens Zhou, der sich den Shang als Vasall andiente. Als treuer Vasall der Shang nahmen die Zhou an den Feldzügen gegen ihre Stammesbrüder teil und erhielten im Gegenzug eine fortschrittlichere Kultur und Technologie aus dem Königreich der Shang. Durch ihre Unterstützung für die Eroberer aus dem Osten haben die Zhou mitgewirkt, dass ihre Stammesgenossen für die Opferriten der Shang buchstäblich „ans Messer geliefert“ wurden. Als Lohn für die treuen Dienste erhielt der Zhou-Fürst Li den Titel eines „Grafen“ und durfte eine Prinzessin der Shang heiraten. Aus dieser Verbindung gingen drei Kinder hervor, darunter ein Sohn namens Chang, der einmal posthum als „König Wen der Gelehrsame“ in die Geschichte eingehen wird.

Das Martyrium des Zhou-Fürsten Chang

Wir schreiben das Jahr 1093 v. Chr. Der amtierende Shang-König Shou war ein genialer Kriegsherr. Er unterwarf die sogenannten „Ostbarbaren“ und erweiterte den Einflussreich der Shang südlich bis an die Grenze der subtropischen Gebiete.

König Shou war aber auch ein maßloser Tyrann. So ließ er einen Bach aus Wein und einen Wald aus Fleisch errichten und Männer und Frauen Tag und Nacht nackt hierdurch laufen (Shiji, die Annalen der Yin, 109 -91 v. Chr.). Er ließ den Bauch von schwangeren Frauen aufschlitzen, um den Fötus zu beobachten und Wanderern das Bein abschlagen, um das Knochenmark zu sehen (die Annalen von Lü Buwei, 265 v. Chr.)

Die zahlreichen Gräueltaten des Königs, die auch enge Vertraute des Königs nicht verschonten, führten schließlich zu Unmut des bislang loyalen Zhou-Grafen Chang. Dies nahm der König zum Anlass, um Chang für sieben Jahre einzusperren. Was danach geschah, war in einer Chronik dokumentiert:

„[Um seinen Vater zu retten], bot sich Changs ältester Sohn Kao als Geisel am Hof des Shang-Königs an. König Shou befahl daraufhin, Kao bei lebendigem Leibe zu kochen und dessen Überreste schließlich dem Zhou-Fürsten Chang als Speise zu geben. Belustigt fragte König Shou den Fürst Chang: „Würde ein weiser Mann ein Gericht essen, das aus dem Fleisch seines eigenen Sohnes besteht?“. Schließlich aß Chang die Speise. König Shou kommentierte dazu: „Wer sagt, dass Fürst Chang ein weiser Mann ist? Er isst das Fleisch seines Sohnes, ohne es zu wissen“ (Shiji Zhengyi, die Annalen von Yin).“

Offenbar war König Shou von der Unterwürfigkeit des Grafen Chang derart überzeugt, dass er ihn schließlich freiließ.

Die Strategien des Kanzlers Taigong

Chang sann jedoch nach Rache. Es waren jene schicksalhaften Tage nach seiner Rückkehr aus der Hauptstadt der Shang, als Chang einem Mann begegnete, der der Nachwelt vor allem als „Taigong“ (chin: Urahn) bekannt sein wird und die Geschichte Chinas für immer verändern sollte. Taigong, selbst ein Fürstensohn eines Stamms der Qiang, hatte Jahre lang unter den Shang gelebt und galt als ein legendärer Stratege seiner Zeit. Angetrieben von dem gemeinsamen Ziel, die Shang zu stürzen, ernannte Fürst Chang Taigong zu seinem Kanzler.

Die Begegnungen zwischen Chang und Taigong sowie die innenpolitischen, außenpolitischen und militärischen Strategien von Taigong wurden Jahrhunderte später in dem Buch „Die sechs geheimen Lehren“ (六韬) niedergelegt, das über Jahrtausende hinweg einen enormen Einfluss auf die militärische Ausbildung in China ausübte.

Dem Buch zufolge fragte Chang seinen Kanzler Taigong, wie er die Unterstützung der Menschen gewinnen konnte.

Taigong antwortet:
„Das Reich ist nicht das Reich eines Einzigen, sondern das Reich aller Menschen aus dem Reich. Wenn man die Interessen des Reichs mit allen Menschen des Reichs teilen kann, kann man die Menschen gewinnen. Wenn man aber die Interessen des Reichs nur für sich selbst behalten will, wird man das Reich verlieren. Der Tag hat vier Jahreszeiten. Die Erde hat Reichtümer. Wenn man diese mit den Menschen gemeinsam genießt, ist es ein Ausdruck der Gutmütigkeit. Wenn man gutmütig ist, werden die Menschen ihm folgen. Wenn man den Tod von Menschen verhindern, das Elend und die Katastrophen von Menschen beseitigen und die Menschen in ihrer Not retten kann, ist das ein Ausdruck der Gefälligkeit. Wenn man den Menschen Gefälligkeit erteilen kann, werden die Menschen ihm folgen. Wenn man sich mit anderen Menschen zusammen sorgen und freuen kann und wenn man mit anderen Menschen lieben und verabscheuen kann, ist das ein Ausdruck der Moral und Gerechtigkeit. Wenn man Moral und Gerechtigkeit besitzt, werden die Menschen ihm folgen. Alle Menschen verabscheuen den Tod und freuen sich des Lebens. Alle Menschen mögen Gefälligkeit und Tugend und streben sich nach ihren Interessen. Wenn man sich für die Interessen der Menschen des Reichs einsetzt, dann ist man auf dem königlichen Weg. Wenn man sich auf dem königlichen Weg befindet, werden alle Menschen ihm folgen.“ (Die Sechs Geheime Lehren, Die Zivilen Strategien, Kapitel „Der Gelehrsame Meister“, verfasst vermutlich in der Zeit 475 v. Chr.- 221 v. Chr.)

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Aus der Antwort von Taigong geht also hervor, dass die Menschen einem Anführer folgen werden, wenn dieser Anführer gerecht ist und bereit ist, die Interessen mit seinen Anhängern bzw. Bündnispartnern zu teilen und sich für deren Interessen einzusetzen. Entsprechend ist es für die Machterlangung über ein Land essentiell, Bündnisse zu etablieren, gemeinsame Interessen zu definieren, sich dafür einzusetzen und die erlangten Interessen mit den Bundesgenossen zu teilen.

Chang fragte Taigong weiter, wie er einen übermächtigen Feind angreifen, den gegnerischen König gegen seine Vertrauten ausspielen und die gegnerischen Streitkräfte zersetzen kann.

Taigong antwortete daraufhin: „Zunächst muss man den Trend der Entwicklung in eine Richtung lenken, die der eigenen Zielverwirklichung nützt. Dann muss man vorsichtig strategisch und taktisch agieren. Schließlich muss man Geld aufwenden. Um einen starken Gegner anzugreifen, muss man ihn derart anspornen, dass er hochmütig wird. Lass ihn gewähren und lass ihn überheblich und übermütig werden. Wenn der Gegner zu stark wird, wird er sicher Niederlagen erleiden. Wenn er übermütig wird, wird er sicher Fehlentscheidungen treffen. Wenn man einen starken Gegner angreifen möchte, muss man zunächst seine Aggression fördern. Wenn man die Getreuen des Gegners einander ausspielen möchte, muss man enge Vertraute des Gegners erkaufen. Wenn man die Streitkräfte des Gegners zersetzen möchte, muss man die Herzen des Volkes des feindlichen Staates gewinnen.“ (Die Sechs Geheime Lehren, Die militärischen Strategien, Kapitel „Drei Fragen“, verfasst vermutlich in der Zeit 475 v. Chr.- 221 v. Chr)

Zu den wichtigsten Ratschlägen, die Taigong seinem Fürsten für die Rebellion gegen die Shang geben konnte, zählten demnach das Schmieden von Bündnissen, das Teilen der Interessen mit seinen Bündnispartnern, und die Förderung des Hochmuts der Shang.

Chang nahm die Ratschläge von Taigong an. Er versöhnte sich mit den Stämmen der Qiang und ließ seinen zweitältestem Sohn Fa mit der Tochter von Taigong ehelichen. Somit wurde das Band zwischen dem Staat Zhou und dessen Stammesbrüdern der Qiang erneuert. Währenddessen unterwarfen die Zhou mehrere benachbarte Kleinstaaten und erweiterten ihren Machtbereich im Westen. Zeitgleich beförderten die Zhou den Hochmut der Shang, indem sie sich gegenüber dem König von Shang weiterhin loyal zeigten und den Nimbus der Unbesiegbarkeit der Shang weiter nährten. Im Glauben, die Zhou gezähmt zu haben, verlegten die Shang einen Großteil ihrer Truppen nach Osten, um ihre Expansionen im Osten fortsetzen zu können.

Die Geburt des Reichs der Mitte

Wir schreiben das Jahr 1046 v. Chr. Sechs Jahre waren seither vergangen, nachdem Chang aus seiner Gefangenschaft entlassen worden war. Sein Sohn Fa war nun Graf der Zhou, der der Nachwelt vor allem als König Wu, der Kriegerische, bekannt sein wird.

Um den mächtigen Tyrann im Osten von seinem Thron zu reißen, hat Fa ein mehr als vierzigtausend Mann starkes Heer aufgestellt, welches sich aus einer Koalition von verschiedenen Stämmen zusammensetzte. Aus den nebligen Bergen des Roten Beckens im Südwesten (Shu) und aus dem endlosen Weideland des Nordwestens (Qiang) kamen sinotibetische Stämme als Zhous Alliierte herbeigeeilt. Die Koalitionsarmee überraschte die Shang bei ihrem Opferritual und fügten deren Streitmacht bei der darauf folgenden Entscheidungsschlacht eine vernichtende Niederlage zu (Buch der Urkunden, ca. 1000 v. Chr.)

Dies markierte das Ende der Herrschaft der Shang und läutete den Beginn der Zhou-Dynastie ein. Das neue Königreich der Zhou wurde fortan auch als „Reich der Mitte“ bezeichnet. Der König von Zhou indes trug den Titel „Sohn des Himmels“. Dies war die Geburtsstunde Chinas.

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Die Zhou schafften die grausame Menschenopferung ab und führten ein neues Ritensystem ein, das vor allem für Tugendhaftigkeit, Selbstkontrolle und Enthaltsamkeit plädierte: Kernelemente der chinesischen Zivilisation, wie sie China und darüber hinaus den gesamten sinitischen Kulturraum Ostasiens noch dreitausend Jahre prägen sollten.

Nach dem Sieg über die Shang belehnte der König von Zhou die eroberten Gebiete an seine eigenen Verwandten, Getreuen und Stammesbrüder der Qiang. Insgesamt wurden 71 Fürsten belehnt, davon 53 Angehörige des Königshauses. Die mit den Zhou verwandten Herrscherhäuser der Feudalstaaten wurden ideologisch über das System des Ahnentempels an das Königshaus gebunden, wobei der König von Zhou als Hauptpriester den Tempel der Stammahnen verwaltete und somit als Familienoberhaupt der meisten belehnten Feudalherrscher fungierte.

Auf diese Weise konnte der König nicht nur seine Bundesgenossen für ihre militärische Unterstützung mit Lehen belohnen, sondern die wichtigsten Feudalstaaten über den Kult der Ahnenverehrung eng an sich binden und die Herrschaft in den eroberten Gebieten im Osten festigen.

All diese von Zhou belehnten Feudalstaaten nannten sich „Xia“, da sie sich auf die direkte Abstammung von den Zhou und ihren Verwandten beriefen. Aus den Xia wurden wiederum Vorfahren der Chinesen.

Die königliche Macht der Zhou sollte im Laufe der Jahrhunderte verfallen. An deren Stelle konkurrierten die Feudalstaaten der Xia miteinander, bis sich im dritten Jahrhundert v. Chr. der Staat Qin aus dem westlichen Stammesland der Zhou emporstieg und mit einem Millionenheer gewaltsam ein „schwarzes“ Imperium erschuf, welches sich von der Steppe Nordasiens bis nach Vietnam erstreckte und mit einer 750 Kilometer langen Schnellstraße für den Militärtransport überzogen wurde.

Kurz darauf zerfiel das Imperium der Qin zu Staub. Unzählige Fürsten und Heeresführer der alten Epoche kämpften erneut um die Vorherrschaft im Reich der Mitte, bis das Reich unter dem Banner des Königs von Han wieder zu einem „feuerroten“ Imperium vereint wurde.

Dies sollte nicht das letzte Imperium in der langen Geschichte Chinas bleiben. Und es sollte nicht das letzte chinesische Reich sein, das nach der Zersplitterung und dem Niedergang wieder wie Phönix aus der Asche emporstieg.

Der Niedergang des Westens

Wir schreiben nun das Jahr 2021. Nach Jahrhunderten der kulturellen und wirtschaftlichen Blüte schlittert die westliche Welt zunehmend in eine Zeitepoche des Stillstandes und des Niedergangs hinein. Die hedonistisch geprägten Gesellschaften der westlichen Welt, die seit mehr als einem halben Jahrhundert unter dem Schutzschirm der Nato weitestgehend im Wohlstand und Überfluss leben, wetteifern sie miteinander eher darum, den durch mehrere Generationen hinweg hart erarbeiteten Wohlstand zu verschenken, als ihn durch zukunftsgerichtete Ideen langfristig zu sichern. Statt den Fortschritt neu zu erfinden und die traditionellen Stärken zukunftsfähig zu gestalten, pflegt man Selbstmarginalisierung und Selbstverleugnung der eigenen kulturellen und nationalen Identität, um dies zur Moral zu verklären. Über fast sämtliche relevante politische Felder hat sich ein moralisierender Politikstil in Form von Political Correctness bei den etablierten Parteien ausgebreitet, der den politischen Diskurs und somit auch die Grundlage der Entscheidungsfindungen in wichtigen innen- wie außenpolitischen Fragen zur Durchsetzung der eigenen nationalen Interessen nahezu gelähmt hat.

興國策
Grundsätze zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands am Beispiel des Schicksals des Chinesischen Imperiums
In meinem letzten TE-Artikel „Strategie zum Aufstieg eines Landes (兴國策): Grundsätze zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands am Beispiel des Schicksals des chinesischen Imperiums“ bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Deutschland seine Stellung als eine der führenden Industrienationen der Welt nur dann aufrechterhalten kann, wenn in den relevanten Politikfeldern auf breiter Front ein Politikwechsel stattfindet: Von einer moralisch und dogmatisch getriebenen Politik hin zu einer sachlichen, pragmatischen und interessengeleiteten Politik.

In dieser Hinsicht stellt sich die Frage, wann eine solche politische Wende im Sinne eines konservativen Realismus einsetzen wird.

In diesen Tagen sehen die Aussichten für das konservative Lager in Amerika und Deutschland jedoch düster aus, die zu den wichtigsten westlichen Staaten zählen. Nicht nur haben die US-Demokraten die Präsidentschaftswahl und auch die Senatswahl gewonnen und können jetzt nahezu durchregieren. Auch in Deutschland haben sich diejenigen in der regierenden CDU mit der Wahl von Armin Laschet zum Parteivorsitzenden durchgesetzt, die für eine Beibehaltung des linksgerichteten „Modernisierungskurses“ der CDU unter der Bundeskanzlerin Angela Merkel plädieren. Auf der anderen Seite erstarken die Grünen in Deutschland und werden aller Wahrscheinlichkeit nach als Junior- oder Senior-Partner einer Regierungskoalition der nächsten Bundesregierung angehören.

Eine konservative Wende in Deutschland scheint unter solchen Voraussetzungen ausgeträumt und unerreichbar zu sein.

Um diese Frage zu beantworten, ist es zunächst hilfreich, die Stärken und die Schwächen des konservativen und des linken Lagers in Deutschland zu benennen.

Uneinigkeit als Schwäche der Konservativen

Eine der größten Schwächen der Konservativen in Deutschland ist ihre Uneinigkeit. Die Konservativen und die als solche genannten Gruppierungen in Deutschland, die von der Union über deren Basis-Vereinigung Werteunion und Teile der FDP bis hin zur AfD reichen, verachten sich gegenseitig. Anders als die politische Rechte hat die politische Linke in Deutschland eine gemeinsame Agenda, die sie auch gemeinsam in Parlamenten und Regierungen durchzieht. Zu dieser Agenda zählen eine linke Identitätspolitik inklusive des Einforderns von Privilegien für gewisse soziale Gruppen (siehe Frauenquote, Migrantenquote), eine erleichterte Einwanderungspolitik für Geringqualifizierte oder eine Aushöhlung der sozialen Marktwirtschaft. Im Gegensatz dazu wird die Werteunion in der Union ausgegrenzt und die AfD von der Union und FDP mehr bekämpft als die ideologisch eigentlich entferntere politische Linke. Hinzu kommt, dass große Teile der politischen Eliten der Union dem linken Zeitgeist folgen und die Positionen der politischen Linken ins Regierungshandeln umsetzen. Eine Koalition mit der AfD ist für eine vom linken Zeitgeist getriebene Union bislang ausgeschlossen. Ein Regierungsbündnis mit der nach links gedrifteten SPD oder den Grünen ist hingegen für große Teile des Union-Establishments sogar dem traditionellen Regierungspartner FDP vorzuziehen.

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Dies führt zu der seltsamen Situation, dass zwar die Mehrheit der deutschen Wähler bei der letzten Bundestagswahl eine bürgerliche bzw. konservative Partei gewählt haben, aber dann von einer Regierungskoalition mit einer gesamtheitlich linken politischen Ausrichtung regiert werden.

Die große Selbsttäuschung der Konservativen besteht folglich darin, dass sich das konservative Establishment weiterhin als die gestaltende Regierungsmacht begreift, obwohl längst die Agenda der politischen Linken das Land politisch dominiert.

Der Rückzug der konservativen Politik in Deutschland hat viele strukturelle Gründe. Dazu gehören der Rückgang der kirchlichen Bindungen, die Erosion der bürgerlichen Mittelschicht, der Wegfall des kommunistischen Machtblocks in Osteuropa als eine greifbare essentielle Bedrohung, aber auch der zunehmende Zerfall der traditionellen Familienstrukturen in den Großstädten.

Große Teile der Union und FDP zogen daraus den Schluss, dass sie sich ideologisch der politischen Linke annähen müssen, um noch Wahlen gewinnen und Regierungsmehrheiten stellen zu können. Dabei verkannten sie, dass die Krise des Konservatismus auch Chancen birgt, wenn die Konservativen nur bereit wären, sich scharf von der politischen Linke abzugrenzen, politisch konservative Ideen fortzuentwickeln und neue Akzente zu setzen.

Auch in der heutigen Zeit der Globalisierung, Masseneinwanderungen, des gesellschaftlichen Werteverfalls und des wirtschaftlichen Niedergangs ergeben sich zahlreiche Chancen für die politischen Konservativen, ihr bürgerlich-konservatives Wählerpotential zu erweitern und trotzdem ihre Kernidentität als Konservative zu bewahren.

Kulturkonservatismus als gemeinsamer Nenner

Eine kritische Einstellung gegenüber einer Massenmigration aus entfernten Kulturkreisen und der damit verbundene Kulturkonservatismus sind nicht nur bei der traditionellen konservativen Wählerschaft verwurzelt. Sie sind auch bei vielen Wählern verbreitet, die traditionell links wählen. Dies zeigen gerade die Wahlerfolge der AfD der letzten Jahre sehr eindrucksvoll, dass die AfD nicht nur von den ehemaligen Wählern der bürgerlich-konservativen Parteien Union und FDP gewählt werden, sondern auch in großem Stil vom klassischen Wählerklientel der SPD oder der PdL. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Es ist gerade die einheimische Bevölkerung der unteren Mittelschicht, die verstärkt mit den zugezogenen Geringqualifizierten um Wohnraum, Arbeitsplätze und andere soziale Ressourcen konkurrieren muss. Diese spüren die direkten Folgen einer unkontrollierten Einwanderungspolitik unmittelbar in ihrem direkten Lebensumfeld. Zudem sind Angehörige der unteren Mittelschicht in ihrer Lebensführung und Karriereentwicklung überwiegend auf Deutschland beschränkt. Das macht sie anfälliger für gesellschaftliche Umwälzungen oder Verwerfungen in Deutschland.

Insgesamt sind konservative politische Themen wie Recht und Ordnung, Traditionen, nationale und kulturelle Identität oder aber auch die aus der ungezügelten Masseneinwanderung aus entfernten Kulturkreisen resultierenden sozialen Probleme etwas, was nahezu alle gesellschaftlichen Schichten mehr oder weniger anspricht. Aus diesen Gründen haben die Konservativen das Potential, Wähler durch eine national ausgerichtete Politik und einen Kulturkampf gegen den links dominierten Mainstream lager- und soziale Schichten übergreifend zu mobilisieren, während klassische linke Parteien (SPD, PdL) in Deutschland ihre Kernwähler vor allem durch sozioökonomische Themen wie das Versprechen von sozialen Wohltaten ansprechen und somit durch eben diese stark einschränken. Folglich weisen konservative Parteien ein viel größeres Wählerpotential als jene klassischen linken Parteien wie SPD oder PdL auf, da sie durch eine geschickte Schwerpunktsetzung in viel stärkerem Maße in die anderen sozialökonomischen Milieus hinein integrierend wirken können.

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Die US-Republikaner unter Trump, die mit ihrer „America First“-Politik den Schutz der Interessen der US-Arbeiter und Arbeitnehmer auf die Fahnen geschrieben haben, haben die Zeichen der Zeit erkannt. Als Folge dessen wurden die konservativen Republikaner als die neue Arbeiterpartei in den USA etabliert, während sich die linken Demokraten vor allem für die Globalisierung und deren Nutznießer stark machten. Die CDU in Deutschland als größte konservative Partei hat den Wandel der Zeit hingegen noch nicht begriffen oder ihrer Parteistrategie angepasst. Sie hätte die Chance, Volkspartei zu bleiben und dabei ihre konservative Identität zu bewahren, wenn sie sich mit einem klaren konservativen Profil für die Interessen der kleinen Leute einsetzen würde und sich dem Umbau der Bürgergesellschaft mit einer dominierenden deutschen Kultur und Identität in eine multikulturelle und multiidentitäre Gesellschaft entgegen stellen würde. So verschenkt die CDU aber ein gewaltiges Areal an potentiellen Wählerstimmen der Mittelschicht und der unteren Mittelschicht an andere Parteien, um sich unter dem Deckmantel des linken Zeitgeistes ein paar Stimmen der Grünen-Wählerschaft abgreifen zu können.

Mehrheit der Deutschen ist konservativ

Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist konservativ eingestellt, auch wenn viele sich dessen nicht bewusst sind und nach außen gar als links geben. Dies spiegelt sich nicht nur in ihren risikoscheuen Lebenseinstellungen wieder, sondern auch in ihrem alltäglichen Festhalten an Hierarchie, Regeln und Strukturen. Das in der publizierten Meinung vorherrschende linke Narrativ und die nur hinter vorgehaltener Hand gesprochene tatsächliche Meinung eines Großteils der Bevölkerung klaffen weit auseinander. Folglich könnten die Konservativen den konservativen Wählerpool vergrößern und das unbewusste konservative Wählerpotential aktivieren, wenn es ihnen und den ihnen nahestehenden Intellektuellen gelänge, den Zeitgeist parallel zu der Verschiebung der politischen Koordinaten durch die Wahlerfolge der konservativen Parteien und die gleichzeitig stattfinden öffentlichen Thematisierungen konservativer Positionen nach rechts zu rücken. Entscheidend hierfür ist also, die vorherrschende linke Deutungshoheit zu brechen, viele hierdurch entstandene Tabus (die verfassungskonform sind und in anderen Ländern zur Selbstverständlichkeit gehören wie z.B. die Pflege der nationalen Identität, Patriotismus) zu enttabuisieren, und die durch politische und soziale Ausgrenzungen geächtete und für viele aus diesem Grunde unwählbar gewordene demokratische Rechte wieder wählbar zu machen.

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Die neue Trennlinie des Konservatismus sollte also nicht mehr zwischen den klassischen gesellschaftlichen Schichten verlaufen. Vielmehr sollte sie zwischen jenen Realisten, die eine rationale, an der Realität orientierte Politik zum Erhalt des demokratisch-rechtsstaatlichen Nationalstaates und Sozialstaates und der eigenen Kultur befürworten, und jenen Dogmatikern, die ihre zur Moral verklärten Dogmen und Ideologen über das Wohl des eigenen Landes und des eigenen Staatsvolkes stellen, verlaufen.

Der „Königliche Weg“ der Konservativen besteht folglich darin, parteien- und milieuübergreifende politische Bündnisse zu schmieden und diese mit wesentlichen gemeinsamen konservativen Leitansätzen zu verbinden.

Sofern sich die Konservativen in ihrem politischen Handeln darauf umstellen können, werden sie in der Lage sein, sich trotz des linken Mainstreams als Volksparteien zu behaupten und dabei ihre konservative Identität zu bewahren. Wenn sie sich dazu überwinden können, die Fesseln der politischen Korrektheit zu durchbrechen und parteiübergreifende Bündnisse im konservativen Parteienspektrum zu bilden, werden sie auch in der Lage sein, eine konservative Regierungsmehrheit gegen die politische Linke stellen zu können.

Die absolute Dominanz der Linken als ihre größte Schwäche

Kommen wir nun zu der politischen Linke zurück. Wenn man die Verwirklichung der eigenen politischen Ideen zum Maßstab nimmt, dann hat das linke Lager in Deutschland total gesiegt. Nicht nur hat die politische Linke ideologisch den größten Teil der Medien durchdrungen und dadurch die Deutungshoheit über den öffentlichen Diskurs in Deutschland gewonnen. Sie hat aber auch linke politische Vorstellungen wie unbegrenzte Einwanderung oder Bevorzugung von gewissen sozialen Gruppen mittels Quotenregelungen zur gesellschaftlichen Moral verklärt. Überdies ist es ihnen gelungen, durch die linke Diskurshoheit und die daraus erfolgte „Kapitulation“ eines Großteils des konservativen Establishments zentrale politische Forderungen ins Regierungshandeln umzusetzen, die noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar gewesen wären.

Doch der Siegeszug der politischen Linken und die daraus entstandene politische Dominanz derselben ist gleichzeitig auch ihre größte Schwäche. Die politische Linke ist sich nämlich ihrer Übermacht und ihres Erfolgs so gewiss, dass sie überheblich geworden ist und in zentralen politischen Feldern jeden Bezug zur Realität verloren hat. Dies sieht man daran, dass die Grünen als neuer Zugführer des linken Lagers immer noch mehr Einwanderungen fordern, indem sie in ihrem neuen Grundsatzprogramm den Umbau der deutschen Gesellschaft in eine „vielfältige Einwanderungsgesellschaft“ zum Staatsziel erklären will. Dabei ist die deutsche Gesellschaft mit den unkontrollierten Einwanderungen der letzten Jahre angesichts der daraus resultierenden Folgen in der sozialen Sicherung, der inneren Sicherheit, auf dem Wohnung- und Arbeitsmarkt, aber auch im Bildungswesen bereits stark überfordert. Ein stabiler Sozialstaat und unkontrollierte Einwanderung schließen sich nämlich gegenseitig aus.

Ein anderes Beispiel für den völligen Realitätsverlust stellt die Forderung der Grünen in ihrem Grundsatzprogramm dar, die Produktionsprozesse in der gesamten Lieferkette der deutschen Wirtschaft vollständig zu dekarbonisieren, sprich: zu deindustralisieren. Welche Folgen derlei Forderungen für die deutsche Wirtschaft haben würden, die durch die COVID-19-Pandemie ohnehin schon schwer angeschlagen ist, kann sich jeder ausdenken.

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Es ist voraussehbar, dass die politische Linken in ihrem Siegesrausch durch ihre selbst radikaliserenden politischen Forderungen, die sich von der Lebensrealität und den Bedürfnissen eines Großteils der Bevölkerung immer mehr entfernen, parallel zu den zunehmenden wirtschaftlichen und sozialen Verschlechterungen des Landes die bisherige gesellschaftlich übergreifende Unterstützerbasis verlieren und somit ihre Charakter als Volksparteien verlieren werden.

Eine weitere große Schwäche der politischen Linken liegt darin, dass die Dogmen ihrer politischen Korrektheit ihre Wirkungen nur in der westlichen Welt im Speziellen- und in Deutschland im Besonderen- entfalten können. Während die westliche Linke in ihrer Weltfremdheit die interessengeleitete Machtpolitik oder den Nationalismus als überholt ansieht, wird eine Machtpolitik zur Durchsetzung der eigenen Interessen von der Mehrheit der Bevölkerung der nicht-westlichen Großmächte als etwas erstrebenswertes angesehen. In den meisten nicht-westlichen Ländern ist die Loyalität zur eigenen Nation, Religion oder Ethnie oder sogar der Nationalismus immer noch eine Selbstverständlichkeit. Während also die westliche Linke das eigene kulturelle und staatliche Erbe verleugnen und marginalisieren will, heben die politischen Eliten der nicht-westlichen Großmächte unserer Zeit ihre kulturellen und staatlichen Erben mit Stolz hervor und versuchen überdies, ihre nationalen Interessen als oberste politische Maxime mit Nachdruck durchzusetzen.

Dieses Ungleichgewicht in der Weltanschauung zwischen den westlichen Linken und den politischen Eliten der nicht-westlichen Welt mag in Zeiten der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Hegemonie des Westens kaum ins Gewicht fallen. Im kommenden multipolaren Zeitalter des zunehmenden Niedergangs des Westens und des Aufstiegs der nicht-westlichen Großmächte wird sich ein solches realpolitisch- und machtpolitisches Defizit der westlichen Linken fatal auf die Zukunftsfähigkeit der von ihnen regierten westlichen Länder auswirken.

Somit gerät die politische Linke im Westen spätestens mit der Übernahme von Regierungsverantwortung in eine Falle, aus der sie nur noch schwer herauskommen kann. Hält sie sich an ihren politischen und moralischen Dogmen fest, wird sie weder die durch Masseneinwanderung und wirtschafts- und technologiefeindliche Politik verursachte innerstaatliche Probleme lösen, noch die elementaren Interessen des von ihr regierten Landes gegen selbstbewusste und nationalistisch agierende nicht-westliche Großmächte unserer Zeit durchsetzen können. Gibt sie aber die bisherigen politischen Grundsätze auf, riskiert sie ihre Glaubwürdigkeit und Spaltung innerhalb des linken Lagers. Überdies würde sie durch einen Kurswechsel die politischen Koordinaten von sich aus nach rechts verschieben und öffentlichkeitswirksam Kräfte freisetzen, die das konservative Lager legitimieren und beflügeln können. Denn viele Wähler wählen im Zweifel das „Originale“.

Die politische Linke in Deutschland hat den Höhepunkt ihrer Macht nahezu überschritten. Der darauf folgende Niedergang der politischen Linken in Deutschland als staatstragende Kraft ist daher parallel zum Niedergang des Landes voraussehbar.

Konservative Wende durch die Umkehrung der Politik von oben nach unten

Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass politische Ansätze des konservativen Realismus die richtigen Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit bieten, um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und auch anderer westlicher Staaten langfristig zu sichern. In Zeiten der zerbröselnden westlichen Hegemonie durch die zunehmende innere Instabilität in Folge der sozial-ethnischen Spannungen und des wirtschaftlich-kulturellen Niedergans einerseits, und durch die äußeren Herausforderungen der machtbewussten, aufstrebenden Großmächte andererseits, ist es überlebenswichtig, dass die westliche Politik von ihrem hohen Ross der Moral genannten Dogmen heruntersteigt und stattdessen wieder zu einem Primat der Vernunft, der Interessen und Selbstbewahrung zurückkehrt.

Die politische Linke hat hingegen keine Lösung für die großen, tatsächlich drängenden Fragen zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Sie kann mit der Fortsetzung ihrer Politik nur die Probleme aufschieben, aber nicht lösen. Ihre Stärke gegenüber den politisch Konservativen liegt deshalb nicht an der Wirksamkeit ihrer Politik, sondern vornehmlich an ihrem Etablierten-Sein in der deutschen Gesellschaft.

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In diesem Zusammenhang kommt ein weiterer eindrucksvoller Effekt für die politischen Wahlen in Deutschland zum Vorschein. Vielfach wird nämlich nicht etwa aus der politischen Überzeugung heraus gewählt, sondern danach gewählt, wer derzeit im Trend ist oder als „Gewinner“ bzw. „Etablierter“ gilt. Die Grünen werden im konservativ geprägten Baden-Württemberg nicht etwa von über dreißig Prozent der Wähler gewählt, weil die meisten davon vom Parteiprogramm und von der politischen Ausrichtung der Grünen überzeugt wären, sondern weil die Grünen als Ergebnis der panischen Medienreaktionen auf Fukushima in die Staatskanzlei gehievt wurden und sich seitdem dort als die bestimmende Regierungspartei etabliert haben. Ein großer Teil des Wahlvolks wählt also gerne die Regierenden, selbst wenn deren Politik gegen seine elementaren Interessen verstoßen würde, solange es persönlich nicht zu sehr davon unmittelbar betroffen ist. Nach der gleichen Logik werden bürgerlich-konservative Parteien von einer Vielzahl von Wählern nicht gewählt, nicht weil sie deren Interessen nicht repräsentieren, sondern weil sie von ihnen nicht als etabliert oder als schwach oder außenseiterisch angesehen werden.

Die politisch Konservativen haben deshalb zwar die richtigen politischen Lösungen, aber (noch) nicht das nützliche „Etabliert-Sein“ in der deutschen Politik und Gesellschaft. Für den politischen Erfolg der Konservativen ist es deshalb immens wichtig, dass sie sich in der Politik etablieren und als Gewinner wahrgenommen werden können. Eine endgültige Etablierung von konservativen Parteien und konservativen Ideen setzt jedoch voraus, dass Konservative an die Regierung und somit an die Schalthebel der Macht gelangen. Die Kunst wird sein, sich einerseits zu etablieren und Regierung zu bilden, und andererseits das konservative Profil zu bewahren und sich nicht durch eine Anpassung an den linken Zeitgeist verbiegen zu lassen. Dazu wird eine konservative Mehrheit notwendig sein, die parteien-übergreifende Bündnisse im konservativen Lager benötigt.

Nicht nur die Re-Etablierung des Konservativen erfordert eine konservative Regierung. Auch die Umgestaltung der deutschen Gesellschaft im Sinne des konservativen Realismus setzt das konservative Regieren voraus.

Dass die politische Linke den linksradikalen Teil ihrer Agenda, der diametral den nationalen Interessen und den Interessen eines Großteils der Bevölkerung entgegensteht, in einem demokratisch-rechtsstaatlichen Staat wie Deutschland überhaupt so weit bringen konnte, liegt nämlich auch an dem traditionellen Obrigkeitsgehorsam eines Großteils der deutschen Bevölkerung.

Im Gegensatz zu den Ländern wie USA oder Großbritannien, deren Völker sich ihre demokratischen Rechte selbst mühsam erkämpft hatten, wurden die Demokratie und die Grundrechte in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg von den westlichen Siegermächten verordnet. Daher haben die Deutschen auch ein anderes Verhältnis zu ihrem Staat und ihn verkörpernden politischen Würdenträgern, als es in den USA oder sogar Frankreich der Fall wäre. Eine grundsätzliche politische Ausrichtung kann in Deutschland kaum von unten herbeigeführt werden, dafür aber umso mehr von oben nach unten.

Dies hat die politische Linke verstanden, die in den vergangenen Jahrzehnten durch ihren „Marsch durch in die Institutionen“ geschafft hat, an die Spitze der Regierungen und staatlichen Institutionen zu gelangen und Deutschland von dort aus – von oben – umzugestalten. Dies haben auch die Verfechter von „Frauenquoten“ oder „Migrantenquoten“ verstanden, weil sie wissen, dass sie in einem Land wie Deutschland solche gesellschaftlichen Veränderungen am effizientesten durch staatliche Verordnungen und Vorgaben (Autorität) bewirken können.

ACHTUNG SATIRE! ACHTUNG SATIRE!
Merkel oder der himmlische Frieden über dem Friedhof Deutschland
Wenn die Konservativen den Anspruch erheben sollten, die deutsche Politik vom Würgegriff der linken politischen Korrektheit zu befreien und einen Politikwechsel herbeizuführen, dann schaffen sie dies nur durch die demokratische Machterlangung in der Regierung, um letztendlich das Land wieder von oben herab konservativ umzugestalten.

Wenn es der politischen Linke und ihren willigen Helfern von Teilen der Union gelungen konnte, das Land in wichtigen Politikfeldern wie Migrations- oder Energiepolitik in wenigen Jahren umzukrempeln. Dann könnte es auch einer konservativ geführten Regierung gelingen, viele wichtige politische (Fehl-) Entscheidungen der letzten Jahre innerhalb kurzer Zeit wieder rückgängig zu machen bzw. im Sinne des konservativen Realismus umzugestalten.

Eine solche konservative Wende Deutschlands ist nicht nur möglich, sondern erscheint angesichts des in Folge der Überheblichkeit und Exzesse zu erwartenden Niedergangs der politischen Linken mittel- bis langfristig unausweichlich. Die Frage ist nicht ob, sondern wann die politische Wende herbeigeführt werden kann. Dies hängt wiederum von mehreren Entwicklungen des konservativen Lagers ab: Erstens, inwieweit die Konservativen bereit sind, politisch umzudenken und unter Bewahrung der konservativen Kernidentität neue Wählerschaften gesellschaftlich übergreifend zu erschließen. Zweitens, ob Konservative willens sind, Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten untereinander abzulegen und parteienübergreifende Allianzen zu formieren. Drittens, ob die Konservativen in der Lage sind, sich unter Bewahrung des konservativen Profils zu etablieren, machtbewusst zu agieren und Verantwortung für das Land zu übernehmen.

Es liegt in der Hand jedes einzelnen politischen Realisten in Deutschland, zum Wohle Deutschlands darauf hinzuwirken.

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Kommentare ( 36 )

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36 Comments
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over stag
3 Jahre her

Im deutschen Widerstand gab es ernstzunehmende Leute, die ein Attentat auf Hitler ablehnten mit der Begründung, damit würde dem Nationalsozialismus nur eine eigene Dolchstoßlegende gegeben, die den Glauben an den Nationalsozialismus bald aufs neue auferstehen lassen würde mit der Begründung: „Der Führer hätte die Lage noch gewendet.“ Heute (mit sehr viel weniger blutigen Konsequenzen) frage ich mich ähnlich, ob es nicht insgesamt besser ist, die linken Ideologen erst mal selber richtig gegen die Wand fahren zu lassen, statt ihnen durch eine konservative Wende „den A…. zu retten“ – mit dem sie in den unweigerlich folgenden Elendszeiten gegen die dann regierenden… Mehr

Polit-Legastheniker
3 Jahre her

Brillant und vor allem logisch. Alle Achtung, wenn man auch Alter des Verfassers berücksichtigt. Leider bin ich ein Pessimist. Die politische Realität in D. (und auch in der westlichen Welt) folgt keiner Logik.. Die Worte „Rassist“ oder „Nazi“ haben gerade in Deutschland eine todbringende Wirkung entfesselt. Diese hemmt jede regenerative Kraft der Konservativen. Das ist ein Sprungbrett für die linke Kräfte, das erlaubt denen sich in die Machtposition zu katapultieren. Anders als in China sind die Deutschen schon so an den Wohlstand gewohnt, dass sie den als etwas Selbstverständliches wie das Atmen betrachten. Der naive moralische Imperativ ist für die ganze Generation… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Polit-Legastheniker
horrex
4 Monate her
Antworten an  Polit-Legastheniker

Sie haben recht.
E R S T muss es deutschen Konservativen noch weit schlechter gehen, bevor sie sich auf ihre Substanz besinnen … sie nicht nur reden, mosern, meckern.
Befürchte, wie werden mit DEN (CDU-)Konservativen(?), sprich Merkel-Jüngern, die heute glauben die Fahne des Konservativismus zu tragen erst noch durch ein tiefens Tal gehen müssen bevor es langsam wieder besser werden kann.

Peter Silie
3 Jahre her

Der typ. Deutsche ist absolut obrigkeitshörig. Er verteidigt sich erst dann, wenn es quasi nichts mehr zu verteidigen gibt.
Wir werden wieder einmal Hilfe von außen benötigen.
Möglicherweise könnte ein konservativer Putsch in Amerika den Weg dazu ebnen. Dazu müßte ein Großteil der amerikanischen Bevölkerung europäischen Ursprungs bereit sein, Gewalt gegen ihre Peiniger anzuwenden. Sonst wird man die Peiniger erst wieder los, nachdem sie das ganze Land zerstört haben. Mir scheint dies nach den vergangenen Geschehnissen nicht völlig ausgeschlossen. Dies wäre eine Hoffnung für uns.

Morioon
3 Jahre her

Ein ganz exzellenter Artikel, der genau den Finger auf die Wunde der konservativen legt. Leider wurde nicht beschrieben, wie sich Konservative gegen die permanente Hetze einer total links-grün verordneten Presse und ihrer Bundesgenossen vom einseitig links-grünen ÖRR durchsetzen können. Nachdem nämlich die gedruckten Medien offensichtlich immer weniger Leser haben, sollte man erwarten, dass sie irgendwann kollabieren. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Dadurch, dass staatliche Alimentation die zahlenden Leser ersetzt, können erstens solche Zombie-Blätter noch lange existieren und zweitens geraten sie noch stärker unter die Kontrolle einer linksorientierten Regierung. Man kann dies am Beispiel des FOCUS verfolgen, der früher ein… Mehr

Pitt Arm
3 Jahre her

Die Analyse vernachlässigt, daß die Bevölkerung sich zunehmend komplett anders strukturiert. Glaubt wirklich noch irgendjemand, daß man bspw. das Ruhrgebiet oder Städte wie Offenbach oder Berlin-Neukölln retten kann? Dort und anderenorts werden sich autonome Gebiete etablieren, die nicht mehr als Landesterritorium beherrschbar sind. Diese Entwicklung wird weite Teile Deutschlands betreffen. Deutschland wird wieder zum Besiedlungsgebiet verschiedenster Stämme / Clans. Die Entwicklung ist bereits voll im Gange, nur verschließt man aus Bequemlichkeit die Augen davor.

Morioon
3 Jahre her
Antworten an  Pitt Arm

Sieht man ja auch an Frankreich, wo die gleiche Entwicklung sdhon weit fortgeschritten ist.

Strange
1 Jahr her
Antworten an  Pitt Arm

Die ethnische ZUsammensetzung ist allerdings der kritische Faktor. Die Linke (CDU, SPD und Grüne) wissen das und versuchen unumkehrbare Fakten zu schaffen. Deshalb wird das Ganze eher einem Krieg gleichen, als einer friedlichen Wiederherstellung der konservativen Grundsätze.

Markus Gerle
3 Jahre her

Eine sehr interessante Abhandlung. Als geschichtlichen Vergleich hätte man durchaus auch auf das alte Rom verweisen können. Der leider schon verstorbene Guido Westerwelle hatte mit seinem Spruch von der spätrömischen Dekadenz durchaus Recht. Auch mich beschäftigt schon lange die Frage, warum die Deutschen so ausgesprochen obrigkeitshörig sind und sich immer wieder zu sozialistischen Ideen hingezogen fühlen? Herr Zhu sieht zumindest Ersteres darin begründet, dass die Deutschen sich ihre Grundrechte und Demokratie nicht selbst erkämpft haben. Da könnte was dran sein. Aber warum haben sie hierum nicht gekämpft? Das wäre dann die nächste Frage. Aber auch dieser Hang, sozialistische Ideen zu… Mehr

Kaltverformer
3 Jahre her

Angela Merkel, als fünfte Kolonne, hat es erfolgreich geschafft jede in Frage kommende Führungsperson aus dem konservativen Lager entweder zu eliminieren, oder lächerlich zu machen.
Unter dieser Person wurde die CDU zu einem Fokus und Versammlungsort für Personen, die hauptsächlich mit negativen Charaktereigenschaften in Verbindung gebracht werden und die nicht die Leistungsbereitschaft und Fähigkeiten mitbringen, die in der Wirtschaft, in vergleichbaren Positionen, Voraussetzung sind; in Kurzform: Eine völlige Negativauslese des politischen Personals.

Iso
3 Jahre her

Jetzt wird uns der Wähler eine Grüne Regierung bestellen. Dazu braucht es auch nicht mehr viel. Die CDU muss lediglich die 5% verlieren, welche den Grünen noch fehlen, schon ist Robert Kanzler, und Laschet kann zuhause bleiben. Anschließend bauen die Grünen das Land richtig um, denn in den Verwaltungen sitzen schon ihre Handlanger, die nur darauf warten. Wenigstens eine Million Zuwanderung aus Afrika und Nahost, dazu ein Grundeinkommen von 1200 Euro für alle die Hartz4 sagen können. In naher Zukunft dann die Abwicklung des Bundestages und der Landtage, die durch NGO´-Räte ersetzt, und von Komissaren geführt werden. Wie lange die… Mehr

andreashofer
3 Jahre her

“Somit gerät die politische Linke im Westen spätestens mit der Übernahme von Regierungsverantwortung in eine Falle, aus der sie nur noch schwer herauskommen kann. “
Fragt sich nur, wer diese Falle gestellt hat. So wie es aussieht, entwickelt Amazon eine Art digitales Handelsmonopol. So richtig links finde ich das nicht. Monopole diktieren dann irgendwann auch die Preise.
”Linke” Kreise verweisen dann gerne auf die Bemühungen der EU, sich mit den Internet-Riesen anzulegen. Lächerlich. Wir haben Verstager, die haben Jeff Bezos. Der zahlt 4-5 Milliarden aus der Portokasse.

w.k.
3 Jahre her

Brilliant!