Dänemark: Tageszeitung entschuldigt sich bei Lesern wegen falscher Corona-Berichterstattung

Die größte Boulevardzeitung Dänemarks übt Selbstkritik: Anlass sind falsche Hospitalisierungszahlen bei vermeintlichen Corona-Patienten. Zugleich greift sie die dänischen Behörden an, die es versäumt hätten, die Bürger ehrlich zu informieren.

IMAGO / Dean Pictures

Nicht nur Deutschland, sondern auch Dänemark versinkt im Zahlenchaos bei Corona-Daten. Die größte Boulevard-Zeitung des Landes, Ekstra Bladet, hat deswegen in einem Leitartikel eingeräumt, „versagt“ zu haben. Man sei nicht wachsam genug gewesen, als die Behörden hätten antworten müssen, „was es eigentlich bedeutete, dass Menschen mit Corona und nicht wegen Corona ins Krankenhaus eingeliefert werden“. Nachweislich lägen die offiziellen Krankenhauseinweisungen „um 27 Prozent über der tatsächlichen Zahl der Krankenhauseinweisungen“.

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Die Journalisten hätten die „Schwingungen des Zahlenpendels angestarrt“, wenn es um Infizierte, Krankenhauseinweisungen und Corona-Verstorbene ging. „Und wir haben uns die Bedeutung der kleinsten Pendelbewegung von Experten, Politikern und Behörden, die uns ständig vor dem schlafenden Corona-Monster unter unseren Betten warnten, erklären lassen.“

Hintergrund ist eine falsche statistische Erfassung von Corona-Fällen in Krankenhäusern. Offenbar gab es seit April keine Unterscheidung mehr darüber, ob Patienten COVID-19 als Erst- oder Zweitdiagnose erhielten. Henrik Ullum, Chef des Statens Serums Institut (SSI), und der dänische Gesundheitsminister Magnus Heunicke traten am Mittwoch vor die Presse und gelobten Besserung.

Doch Brian Weichardt von Ekstra Bladet belässt es nicht bei Selbstkritik. In erster Linie seien die Behörden in Dänemark dafür verantwortlich, „die Bevölkerung richtig, genau und ehrlich zu informieren“. Und: „Insgesamt lassen die Botschaften der Behörden und Politiker an die Öffentlichkeit in dieser historischen Krise viel zu wünschen übrig. Und so lügen sie, wie sie es getan haben, wenn Teile der Bevölkerung das Vertrauen in sie verlieren.“

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Der Artikel äußert auch weitergehende Kritik an der Corona-Politik der Regierung und deren Kommunikation. „Impfstoffe werden immer wieder als unsere ‚Superwaffe‘ bezeichnet. Und unsere Krankenhäuser werden als ‚Superkrankenhäuser‘ bezeichnet. Dennoch stehen diese Superkrankenhäuser offenbar unter maximalem Druck, obwohl fast die gesamte Bevölkerung mit einer Superwaffe bewaffnet ist.“ Die Art und Weise, wie die Machthaber mit der Öffentlichkeit kommunizierten, verdient dagegen ganz sicher nicht das Prädikat „super“. In Dänemark würden darüber hinaus auch Kinder durchgeimpft, was in Nachbarländern in dem Umfang nicht der Fall sei.

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Unter ähnlichen Gesichtspunkten hat sich Ehud Qimron, Leiter der Abteilung für Mikrobiologie und Immunologie an der Universität Tel Aviv, in einem offenen Brief an den israelischen Gesundheitsminister Nitzan Horowitz gewandt. Er wirft der Regierung darin vor, Daten unterschlagen zu haben, die „eine objektive und sachgerechte Forschung ermöglichen“. Stattdessen hätte das Gesundheitsministerium „gemeinsam mit leitenden Angestellten von Pfizer unsachliche Artikel über die Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen“ veröffentlicht.

Das Atemwegsvirus könnte, so Qimron, nicht besiegt werden, aber die Regierung wolle keinen Fehler zugeben, so, wie sie es schon die letzten zwei Jahre getan hätte. „Es gibt derzeit keinen medizinischen Notfall, aber Sie haben einen solchen Zustand seit zwei Jahren aus Macht‑, Budget- und Kontrollgier kultiviert. Der einzige Notstand ist, dass Sie immer noch die Politik bestimmen und riesige Budgets für Propaganda und Bewusstseinsmanipulation bereithalten, anstatt das Geld zur Stärkung des Gesundheitssystems einzusetzen.“ Er warf den Verantwortlichen vor, die Gesellschaft gespalten, die Zukunft von Kindern zerstört und eine „drakonische Politik der Diskriminierung“ befördert zu haben.

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Kommentare ( 61 )

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Sonny
2 Jahre her

Der glatte Wahnsinn, wenn man darüber nachdenkt. Die entschuldigen sich praktisch dafür, (teilweise auch ungewollt, weil naiv) Lügenpresse gewesen zu sein.
In Deutschland komplett undenkbar. Einen Fehler eingestehen? Nur, wenn es nützt, weiterzumachen wie bisher.

Gert Friederichs
2 Jahre her

Es sind nur wenige Sterne, die wir sehen, wenn wir in einer wolkenlosen Nacht gen Himmel blicken, gemessen an derer wirklichen Zahl.
In bezug auf die Sternelichter in unseren Medien immerhin noch verwunderlich viele am Himmel, denn die Akteure im Dunkeln schalten diese aus journalistischem Ursprung blitzschnell ab, wenn sie zu offenbar werden.
Aber genau diese ab und zu gegen alle Nebelkerzen zu uns gelangenden Erleuchtungen bewegen uns dazu, durchzuhalten.

Tesla
2 Jahre her

Dennoch stehen diese Superkrankenhäuser offenbar unter maximalem Druck, obwohl fast die gesamte Bevölkerung mit einer Superwaffe bewaffnet ist.“

Offenbar ist diese „Superwaffe“ wohl eher ein „Superplazebo“.
Die Entschuldigung ist das eine. Daraus Konsequenzen zu ziehen und zukünftig besser zu berichten das andere.
In Deutschland gab es auch schon mal in der Flüchtlingskrise zaghafte Ansätze einer Entschuldigung, vor allem in der Zeit, als Relotius aufflog. Konsequenzen gab es aber keine – nach einer kurzen Schamfrist log die Lügenpresse weiter, wenn die Wahrheit nicht ins Weltbild der Redakteure passte.

Talleyrand
2 Jahre her

Hallo FAZ, hättet ihr dieses Format , ich würde euch wieder abonnieren. Aber daran fehlts wohl schon lange.

Manfred_Hbg
2 Jahre her

Zitat 1: „Henrik Ullum, Chef des Statens Serums Institut (SSI), und der dänische Gesundheitsminister Magnus Heunicke traten am Mittwoch vor die Presse und gelobten Besserung.“ > Na, wie sagt man doch noch so schön: „Einsicht ist der erste Schritt zur Besser…..!“ Wobei ich hier aber auch die dänischen Medien betreffend etwas Kritik zu äußern habe: Denn soweit ich mich erinnere, war es doch auch die dänische Medien-/Pressewelt die nach der damaligen „Fachkräfte“-Flut 2015/16 und -so meine ich- nach dem BREXIT da auch schon an die Öffentlichkeit gegangen war, Fehler bei deren -auch sehr einseitigen -Berichterstattung zugegeben UND zukünftige BESSERUNG VERSPROCHEN… Mehr

Klaus Kabel
2 Jahre her

Der Tag wird kommen, dass auch die deutschen DurchHALTUNGsmedien eingestehen müssen, die Menschen im Sinne der Coronasekte belogen zu haben. Der Wind beginnt sich langsam zu drehen.

ludwig67
2 Jahre her
Antworten an  Klaus Kabel

Das wird nicht passieren. Es wird verschwiegen, verdreht und gelogen werden, in der Hoffnung auf das Vergessen der Leser.

Julius Schulze-Heggenbrecht
2 Jahre her

Na endlich …! Das wird einen Domino-Effekt haben. Klar, wir hier in *schland werden lange darauf warten können, dass sich die Politclowns entschuldigen – aber vielleicht werden demnächst wendige Tschurrnalisten wittern, dass der Wiund sich gedreht hat. Dann werden sie sich flugs an die Spitze der Bewegung setzen und lauthals Aufklärung fordern. Ja klar, es sind Wendehälse, aber sie werden uns nützlich sein …

Kassandra
2 Jahre her

Ein besseres Archiv, das die verschiedensten Bereiche der Viruspolitik abdeckt, als das des Corona-Ausschusses wird schwer zu finden sein.

jopa
2 Jahre her

Oder sie kriegen Staatsknete als Lohn für ihre „objektive“ besser linientreue Berichterstattung. Und dann sind die Leser so unwichtig wie dem ör Medien die Zuschauer.

Phil
2 Jahre her

Die Kritik kommt viel zu spät und ist das Feigenblatt für die eigenen Verfehlungen und Feigheit, sowie das Ungeimpften-Bashing der letzten zwei Jahre. Die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt zu stellen ist Sache der Presse als vierte Gewalt im Staat. Irgend welche unreflektierten Regierungserklärungen weiterzugeben ist nicht ihr Job, da hätte ein Journalist genügt welcher kurz das Telefon zur Hand genommen hätte, oder mal im Spital vorbei gegangen wäre, um entsprechende Fragen zu klären. Insofern sollten diese Versäumnisse bei der Cheffetage Konsequenzen haben. Man hatte ganze zwei Jahre Zeit sich selber ein Bild zu machen.

Genco Steins
2 Jahre her

Wieso?! Sie haben es doch alle gewusst und zudem aktiv mitgemacht. Und wenn sie es nicht gewusst haben, hätten sie es wissen können, bei so viel aktiver Zensur, die sie betrieben haben. Es wäre auch ein Leichtes gewesen, ab und zu mal Nicht-System-Wissenschaftler zu interviewen, die Maßnahmen der Regierung zu prüfen, zu hinterfragen und Kritik zu üben. Sich nun selbst das Büßerhemd anzuziehen, schadet keinem – und die Regierung gelobt Besserung! Ach ja, dann .. komm´ Schwamm drüber! Besänftigung fürs Volk. Zeichen der Hoffnung. Aber es werden keine Konsequenzen gezogen. Keine Veränderung. Alles bleibt wie es ist. Alles geht einfach… Mehr