Am 4. April 2004 musste eine Forscherin des Chinesischen Instituts für Virologie in Peking ins Krankenhaus eingeliefert werden. Sie hatte sich in ihrem Labor mit dem SARS-Virus infiziert. An den Folgeinfektionen verstarb u.a. die Mutter der Forscherin. Der Vorfall war ein Wiederaufflammen der SARS-Coronavirus-Pandemie 2002-2003 in Asien, bei der weltweit etwa 8.000 Menschen infiziert wurden und mehr als 700 starben. Beim ursprünglichen Ausbruch in Südchina hatte die Regierung damals der WHO Krankenhauszahlen vorenthalten. Unabhängig vom ersten Fall infizierte sich 2004 noch ein zweiter Forscher ebenfalls im Labor.
Kürzlich kam außerdem ans Licht, dass sich eine Frau womöglich schon Ende September 2019 mit dem Virus infizierte. Ihr Wohnort: gerade mal ein Kilometer entfernt vom WIV, und bemerkenswerter Weise direkt an der Bahnstrecke, über die eine Million Menschen täglich fahren und die das WIV, Wuhans Flughafen und den Nassmarkt in Wuhan verbindet, der zunächst von China als Ausbruchsort angegeben wurde. Das Militärkrankenhaus, das einige der ersten COVID-19-Fälle behandelte, ist ebenfalls in direkter Nähe.
„Für die Menschen in Wuhan besteht kein Grund zur Panik.“
Die chinesische Regierung vertuschte, zensierte so wie schon beim SARS-Ausbruch 2002, um keine Infektionen zu vermelden, während ein lokaler Parteikongress der KP Chinas stattfand. Das Parteiorgan People’s Daily vermeldet, die Krankheit sei ungefährlich und kaum ansteckend: „Für die Menschen in Wuhan besteht kein Grund zur Panik.“
Die nicht gerade abwegige Theorie, dass das neue Coronavirus aus Wuhan aus dem Hochsicherheitslabor (das nachweislich mit Coronaviren experimentierte) stammen könnte, wurde aber von Anfang an von Medien nur zu gerne als Verschwörungstheorie abgetan. In vielen deutschen Medien wurde daher auch eine Studie des Hamburger Wissenschaftlers Roland Wiesendanger scharf attackiert. TE setzte sich damals als eines der wenigen Medien auch inhaltlich mit den Erkenntnissen Wiesendangers auseinander und wurde dafür scharf attackiert.
Corona aus dem Labor? Nein, das könne nichts weiteres als eine Verschwörungstheorie sein, hieß es von vielen. Auf der einen Seite, weil so ein Verdacht von damaligen US-Präsident Donald Trump aufgebracht wurde – und was Trump sagt, muss offenbar automatisch Blödsinn sein. Ohnehin sei die Pandemie am Ende ein Ergebnis des Klimawandels.
Auf der anderen Seite ist das China von 2020 viel einflussreicher und aggressiver als das von 2004. Jeder, der mit dem Regime in Peking gute Beziehungen haben will, weiß, dass selbst ein „falsches“ Telefonat Peking zum Toben bringen kann. Mit China will man sich es nicht verscherzen. Wieso also noch genauer nachforschen, was in Wuhan vor sich ging?
Genauso wenig passt das ins Bild einiger China-Bewunderer, die über den vermeintlichen Triumph des „chinesischen Systems“ gegenüber den westlichen Demokratien philosophieren. Und nicht zuletzt ist da wohl auch die Angst nicht zuletzt der deutschen Regierung vor einer Konfrontation mit Peking. Alle diese Faktoren führten dazu, dass man sich stillschweigend darauf verständigte, die Sache mit dem Labor in Wuhan nicht näher wissen zu wollen.
Die amerikanische Regierung hingegen hält schon lange einen versehentlichen Laboraustritt des Viruses für möglich. Über die Fälle der mit Grippe-Symptomen erkrankten chinesischen Forscher von 2019 sagt David Asher, der Leiter der Untersuchung des US-Außenministeriums zum COVID-19 Ursprung: „Ich bezweifle sehr, dass drei Personen in einem Labor der Stufe 3, die an Coronaviren arbeiten, unter streng geschützten Umständen alle in derselben Woche an Influenza erkranken würden, die sie ins Krankenhaus oder unter schwere Bedingungen brachten, und es hatte nichts zu tun mit dem Coronavirus.“
Trump sagte es schon lange – Biden rehabilitiert Hypothese
Die Labor-Theorie wurde in der Öffentlichkeit unter anderem dadurch rehabilitiert, dass inzwischen auch Trumps Konkurrent und jetziger US-Präsident Biden die Theorie nicht ausschließt und eine Untersuchung angeordnet hat. Binnen 90 Tagen sollen die US-Nachrichtendienste nun herausfinden, ob COVID-19 durch einen Laborunfall oder durch menschlichen Kontakt mit einem infizierten Tier entstanden ist. Das ist nicht viel Zeit und deutet vor allem keineswegs auf eine eindeutige Antwort hin, denn beide Optionen schließen sich nicht aus. Es ist bekannt, dass das WIV mit Tieren, etwa Fledermäusen experimentierte. Es ist z.B. auch bekannt, dass es in China mehrfach Fälle gab, in denen Forscher Versuchstiere illegal verkauften.
Die Indizien für die Laborhypothese häufen sich allerdings und sind plausibel – nach allem was nun bekannt ist, sollte man diese Möglichkeit genauso ernst nehmen wie einen natürlichen Ursprung. Und nein, der Ursprung von COVID-19 ist nicht egal. Jetzt schon wissen wir, dass das chinesische Regime eine Mitschuld daran trägt, dass sich das Virus zu Beginn so schnell verbreiten konnte, da es Informationen dazu wochenlang der Öffentlichkeit und der WHO vorenthielt und Ärzte wie Li Wenliang zum Schweigen brachte.