Bidens Elf-Minuten-Rede an die Nation

US-Präsident Joe Biden zog in einer elf Minuten dauernden Rede an die Nation persönlich offiziell seine Präsidenten-Kandidatur zurück, erklärte aber nicht, warum er nicht mehr Kandidat sein kann, Präsident hingegen wohl.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Evan Vucci
US-Präsident Joe Biden, Weißes Haus, Washington, USA, 24. Juli 2024

US-Präsident Joe Biden (81) hat jetzt offiziell seine Kandidatur für eine neue Präsidentschaft zurückgezogen. In seiner Rede an die Nation sagte er, er habe entschieden, der beste Weg nach vorne sei, die „Fackel an eine neue Generation“ weiterzugeben.

Biden trug die Rede um 20.12 Uhr Ortszeit im Oval Office am Resolute Desk vor, dem 1880 von der britischen Königin Victoria geschenkten Schreibtisch. Nicht sichtbar in der Ausstrahlung waren Sohn Hunter Biden, Tochter Ashley, Frau Jill, Enkelkinder und Berater Mike Donilon dabei.

In den kurzen elf Minuten sprach Biden teilweise undeutlich und wirkte mühsam. Die USA seien wieder Vorreiter, führte er seine Erfolge auf, in der Chipindustrie, in der Wirtschaft – die sei die stärkste der Welt. Seine Bilanz würde eine zweite Amtszeit verdienen. Doch es sei an der Zeit für junge Leute und für neue Stimmen, und diese Zeit sei jetzt. Die Verteidigung der Demokratie sei wichtiger als jeder Titel, damit begründete Biden seinen Ausstieg aus dem Präsidentschaftsrennen.

Er werde allerdings in den verbleibenden sechs Monaten weiter im Oval Office als Präsident weitermachen, um sicherzustellen, dass keine Gewalt ausbricht und die Klimakrise bekämpft werden könne. Denn das sei eine Krise.

Sichtbar haderte Biden mit seinem Schicksal, keine weitere Amtszeit im Oval Office verbringen zu können. Der amerikanische Präsident zu sein – das war sein Traum, auf den er sein Leben lang hingearbeitet hatte. Doch jetzt ist die Luft raus – sichtbar, allzu sichtbar.

Die Frage bleibt offen, wer derzeit Amerika tatsächlich regiert. Offen ist auch, wie Biden Kamala Harris unterstützen kann. Er hatte sie als fähige Gegnerin von Trump beschrieben. Doch die geht ohne Amtsbonus in das Rennen um die nächste Präsidentschaft. Und die Demokraten müssen sich weitere Angriffe gefallen lassen, wer nicht mehr kandidieren könne, könne auch nicht regieren.

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Kommentare ( 50 )

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Evero
5 Monate her

Ausgerechnet: „Verteidigung der Demokratie“. In dem Land und in dem Amt, wo am meisten auf der Welt mit Demokratie Schlitten gefahren wird.
In Wirklichkeit sind die USA eine Plutokratie mit angeschlossener hollywoodartiger Demokratiesimulation.

Haba Orwell
5 Monate her
Antworten an  Evero

Und in wenigen Wochen könnte diese Plutokratie totalitär den gesamten Planeten beherrschen… Sagen Trump+Vance etwas dazu?

https://tkp.at/2024/07/25/globale-machtergreifung-uno-und-who-als-schaltstellen/

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
5 Monate her
Antworten an  Haba Orwell

Aber, aber Mr. Orwell, das ist doch längst nicht alles, was uns diese schrecklich bösen Amis antun wollen. Ganz sicher werden sie bald Hunderte ihrer Minuteman-Atomraketen auf Deutschland abschießen. Aber Ihr geliebter Friedensengel Wladimir Putin wird uns im letzten Moment vor den bösen Ami-Atomraketen retten. Und dann werden die Deutschen endlich begreifen, was für ein gutherziges Kerlchen der liebe Wladi doch ist. Das wollten Sie uns doch sagen, Mr. Orwell.

Diogenes
5 Monate her

Eine hochnotpeinliche Lesung! Man hätte ihn nicht dazu drängen sollen! Ein „Vortrag“ den man schon dramatisch und erschütternd wahrnahm. Er klang in seiner Dünne und Zaghaftigkeit wie das Vermächtnis eines Menschen, der noch zuletzt, getrieben durch seinen Zustand und Hinfälligkeit, seinen letzten Willen ausdrücken mochte, vermengt mit ehemals guten alten Zeiten und Verabschiedung von „the good old earth“. Nein, es war garnicht erheiternd oder von positiven Ausblicken getragen. Es war eine tragische Verabschiedung von einem immerhin bedeutenden erfüllten Leben. Das war der „Abschied von der Zeit“ oder genauer von der Zeitlichkeit alles Seins. Natürlich braucht die nun scheinbare führungslos gewordene… Mehr

Last edited 5 Monate her by Diogenes
Kassandra
5 Monate her
Antworten an  Diogenes

Frau Harris kann das nicht sein. Und anderes steht bis Januar 2025 nicht zur Verfügung.
Wobei sich da ja nicht viel gegenüber der letzten 3.5 Jahre geändert hat – oder?

Diogenes
4 Monate her
Antworten an  Kassandra

Nein, natürlich kannn diese Person das nicht sein. Eine Frau, die hier und da als Staatsanwältin gearbeitet hat und Trump als „zu dem Typ von Schwerstverbrechern und Mördern“ gehörig anstänkert, ist ein verworfenes bösartiges Wesen.
Vermutlich ist ihr diese langzeitige Beschäftigung mit dem Abschaum der Gesellschaft nicht gut bekommen, hat abgefärbt und hat sie lebenslänglich für eine höhere, breitbandige, kluge oberste Instanz des bedeutendsten Landes der Welt und gleichzeitg noch unter Beibehalt von Menschlichkeit für jegliche Führungsaufgabe disqualifiziert.
K… , ich beobachte immer wieder, daß wir sehr kompatible Ansichten vertreten – und das schon ein paar Jährchen.

Diogenes
5 Monate her

Eine hochnotpeinliches Darstellung! Man hätte ihn nicht dazu drängen sollen. Ein „Vortrag“ den man schon dramatisch und erschütternd wahrnahm. Er klang in seiner Dünne und Zaghaftigkeit wie das Vermächtnis eines Menschen, der noch zuletzt, getrieben durch seinen Zustand und Hinfälligkeit, seinen letzten Willen ausdrücken mochte, vermengt mit ehemals guten alten Zeiten und Verabschiedung von „the good old earth“. Nein, es war garnicht erheiternd oder von positiven Ausblicken getragen. Es war eine tragische Verabschiedung von einem immerhin bedeutenden erfüllten Leben. Das war der „Abschied von der Zeit“ oder genauer von der Zeitlichkeit alles Seins. Natürlich braucht die nun scheinbare führungslos gewordene… Mehr

Kassandra
5 Monate her

Derweil soll er Ullstein-Verlag das Buch des von Trump vorgesehenen Vizepräsidenten J. D. Vance „Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise“ in Deutschland aus dem Programm nehmen: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/buch-von-j-d-vance-gecancelt-warum-das-ein-fataler-fehler-ist-19878628.html
Kann man sich alles nicht ausdenken.

fatherted
5 Monate her

Die Rede wird in den ÖRR gelobt….mir fiel es schwer da überhaupt hinzuschauen….ich sah einen alten Mann der vor sich hin stammelte und offensichtlich mit der Situation überfordert war….wahrscheinlich hat man das ganze Stundenlang vor der Aufnahme geprobt.

mediainfo
5 Monate her

“ … erklärte aber nicht, warum er nicht mehr Kandidat sein kann, Präsident hingegen wohl.“

Weil diejenigen, die ihn finanziert und unterstützt haben, diese Unterstützung vor aller Augen zurückgezogen haben. Er ist gezwungen worden diesen Schritt zu tun. Aus dem Weißen Haus können sie ihn nicht so leicht vertreiben, daher bleibt er auch bis Januar.

Vor diesem Hintergrund wird mir leicht übel, wenn ich Kommentare zu Bidens Rückzug von der Kandidatur lese, von bekannten und unbekannten Personen, die ihm „Respekt“ zollen und alle möglichen positiven Eigenschaften anzudichten versuchen, die aus „seiner“ Entscheidung herauszulesen seien.

Logiker
5 Monate her

Nach einer kurzen Schockstarre nach dem Trump-Attentat und dem Biden-Abgesang sind die deutschen MSM schon wieder voll auf dem Konjunktiv-Trip: Trump könnte, Harris könnte noch mehr, wir alle müssten und dürften nicht. etc. pp. Für diese Vielleicht-Narrative ohne faktische Hintergründe werden nicht Experten bemüht, sondern Top-Experten (die niemand kennt), nicht Ökonomen äußern sich, sondern Top-Ökonomen, nicht Juristen, sondern Top-Juristen. Je wackeliger das Narrativ, desto toppiger die Experten. Eines ist gewiss, es wird enden wie die Causa Ukraine, wo plötzlich Heerscharen von Top-Militärexperten auftauchten und die Konjunktiv-Narrative befeuerten. Was aber nichts genützt hat, denn die Realität hat inzwischen die Konjunktiv-Narrative abgelöst,… Mehr

Wilhelm Roepke
5 Monate her

Die amerikanische Chipindustrie ist führend? Dann können TSMC und andere in Taiwan ja nicht so wichtig sein und die USA können sich entspannt zurücklehnen, wenn sich die VR China Taiwan militärisch einverleibt, oder?
Mann, Mann, Mann…

MalNachgefragt
5 Monate her

Und die Demokraten müssen sich weitere Angriffe gefallen lassen, wer nicht mehr kandidieren könne, könne auch nicht regieren.“
Ein leicht auszuhebelnder „Angriff“. Es ist ja ein Unterschied, ob man nur noch 6 Monate im Amt ist oder anstrebt, es weitere 4 Jahre zu sein.

mediainfo
5 Monate her
Antworten an  MalNachgefragt

Biden wurde aber nicht zurückgetreten, weil in zwei Jahren möglicherweise ein gesundheitlicher Zustand eintreten könnte, der kritisch ist. Sondern weil er hier und heute offenbar so schlecht zurecht ist, dass niemandem das Gegenteil verkauft werden kann. Und das gilt dann auch für sein Amt.

Kassandra
5 Monate her
Antworten an  MalNachgefragt

Schon, wenn er in der nächsten Sekunde auf einen falschen Knopf drückte, könnte alles vorbei sein – oder?

MalNachgefragt
5 Monate her
Antworten an  Kassandra

Mit dem „falschen Knopf“ drohen ja gerne andere Führer und auch Trump hat sich schon oft genug verhaspelt, sei es dass Belgien eine wunderschöne Stadt sei, man Coronainfizierten doch mal Desinfektionsmittel injizieren könnte oder dass Viktor Orban der Führer der Türkei sei.
Nichts Neues im Westen und Osten…

Brauer
5 Monate her

Was die Meisten noch immer nicht erkennen…im Hintergrund ziehen seit Jahren der Obama/Clinton Clan die Fäden. Weder Biden noch Harris erzählen irgendwas ohne das Obama/Clinton im Hintergrund den Segen dazu geben.
Gleich wie in Deutschland die CDU welche noch immer von Merkel mit ihren 9MA gesteuert wird.

Evero
5 Monate her
Antworten an  Brauer

Die Einflüsse der „alten Familien-Clans“ und der Reichen auf die US-Politik sind mannigfaltig. Die haben ihre Schulen, Universitäten, Verbindungstreffen, Denkfabriken und Medienlobby. Selbst wenn es nicht wenige durch Klugheit und Fleiß nach oben schaffen, gehören die noch lange nicht zur alten Machtelite (sh. die Ausgrenzung von Musk).
Zumindest der Gewerkschaftschef Sean O’Brien der Teamsters Transportarbeitergewerkschaft durfte auf dem Parteikongress der Republikaner reden.

Kassandra
5 Monate her
Antworten an  Evero