Willkommen im Golf von Amerika: Aus Politkalkül gefangen im Weltall

Nach neun Monaten auf der ISS landeten Suni und Butch am 18. März im Meer vor der Küste Floridas. So lange da oben im Weltraum? Warum hat man die beiden nicht früher aus ihrem Käfig befreit? Das hatte, ob Sie es glauben oder nicht, politische Gründe. Von Dr. Hans Hofmann-Reinecke

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Chris O'Meara

Sie kennen diese Situation: Sie sitzen in der Abflughalle, schicken noch ein paar Fotos an die Lieben zu Hause, nehmen Ihre sieben Sachen und gehen zum Gate. Noch ein kurzer Blick auf die Anzeigetafel – und da steht DELAYED. Sie gehen zu Ihrem Platz zurück, beschäftigen sich wieder mit Ihrem Smartphone, schauen sicherheitshalber ab und zu auf die Anzeige, und da heißt es jetzt CANCELED. Auf Anfrage erfahren Sie, es gäbe technische Probleme und eine Ersatzmaschine würde bald kommen. Sie versuchen, sich auf der Bank bequem einzurichten. Angaben zur Wartezeit sind jetzt widersprüchlich, aber schließlich wird klar: Bis zu Ihrem Heimflug würden noch neun Monate vergehen.

So jedenfalls erging es Suni und Butch, den beiden US-Astronauten, die im Juni 2024 in der Raumstation ISS eingecheckt hatten, um dort eine Woche zu verbringen. Da saßen sie jetzt also fest, wobei „sitzen“ ihren Zustand nicht korrekt beschreibt, denn dazu bräuchte man sowohl Stühle als auch Schwerkraft. Und letztere hatte die ISS nicht zu bieten. Das liegt nicht etwa daran, dass es da oben, in gerade mal 400 Kilometern Höhe, keine Erdanziehung mehr gäbe; tatsächlich hat sie da oben immer noch 90 Prozent der Kraft wie hier unten.

Es liegt daran, dass sich die ISS im freien Fall befindet und nur dank ihrer Vorwärts-Geschwindigkeit von fast 30.000 km/h immer an der Erde vorbei fällt, statt auf sie aufzuschlagen. Im freien Fall fühlt man keine Schwerkraft und ohne Schwerkraft fühlt sich der Körper wie im Urlaub – so berichten jedenfalls die Raumfahrer. Man hat keine Mühe aufzustehen, kann nicht hinfallen und verbringt die ganze Zeit wie im Bett, ohne sich alle fünf Minuten anders hinlegen zu müssen.

Das ist bequem, aber jede Bequemlichkeit hat auch ihren Preis. Wer rastet, der rostet, oder wie Butch und Suni sagen würden: „Use it or lose it“. Die Knochen und Muskeln werden auf der ISS nicht mehr gebraucht, um den schweren Körper zu tragen oder zu bewegen, und den Gleichgewichtssinn braucht man auch nicht, wenn man ohnehin schon im freien Fall ist. Ein paar Tage Schwerelosigkeit können dem Körper wenig anhaben, aber neun Monate?

In der Zeit kann sich aus ein paar Zellen ein ganzer Mensch entwickeln und entsprechend viel kann sich da auch an Komponenten des Körpers zurückentwickeln, falls sie nicht mehr gebraucht werden. Bei all den technischen Meisterleistungen, die in der ISS stecken, ist sie also in Sachen Schwerkraft eine Fehlkonstruktion. Kann man denn in eine Raumstation keine Schwerkraft einbauen? Das ist möglich und Stanley Kubrick hat das in seinem Film 2001 eindrucksvoll demonstriert: Man ersetzt sie einfach durch Zentrifugalkraft.

Des Guten zu viel

Aber sonst, neun Monate Urlaub da oben im Weltraum, das muss doch wunderbar sein – oder? Nun, der Wohnraum hat immerhin 500 Kubikmeter. Wie viele Quadratmeter sind das? Schwer zu sagen, denn einen Fußboden gibt es ohne Schwerkraft nicht. Ja, und so richtig duschen geht auch nicht ohne Schwerkraft, weil das Wasser nicht weiß, wohin es ablaufen soll. Welches Wasser überhaupt? Und mal raus an die frische Luft für zehn Minuten? Fehlanzeige – ein Raumspaziergang bietet alles andere als frische Luft. Und das neun Monate lang? Warum hat man die beiden denn nicht längst aus ihrer Gefangenschaft befreit?

Das hatte, ob Sie es glauben oder nicht, politische Gründe. Die NASA hat zwei Vehikel zur Verfügung, den Boeing Starliner und den Crew Dragon von SpaceX. Der Starliner hatte die beiden im Juni 2024 zur ISS gebracht, beim Andocken aber Schwächen gezeigt, und wurde aus Sicherheitsgründen leer, per „Autopilot“, zur Erde zurückgeholt. NASA hatte dann nicht genügend Vertrauen in das Boeing Vehikel, um es wieder für Personentransport einzusetzen.

SpaceX stellte seinen Crew Dragon zur Verfügung, das Angebot wurde aber, wie Musk in einem Fox Interview erklärte, abgelehnt. Offensichtlich wollte die Biden-Regierung einen PR-Coup von Musk vermeiden, der dann Trump bei der Wahl hätte zugutekommen können. Die Koalition der beiden war ja zu der Zeit längst bekannt. So ließ man die Gestrandeten noch schmoren.

Die drolligen Delphine

Unter Trump schließlich erteilte NASA den Auftrag zur Abholung der Astronauten an SpaceX. Der Crew Dragon „landete“ am 18. März im „Golf of America“, unweit von Tallahassee. Die Kapsel schwebte an ihren diversen Fallschirmen herab, die Luke wurde geöffnet, und zum ersten Mal seit einem dreiviertel Jahr hatten unsere Freunde wieder frische Luft in den Lungen und verspürten die Anziehungskraft von Mutter Erde. Und ihre Augen sahen das blaue Meer mit den drolligen Delphinen, die um den Crew Dragon tanzten und sie willkommen hießen. Da hatten sie dann vielleicht so einen Gedanken wie: „Ist doch gar nicht so schlecht hier! Dank an die, die uns schließlich heil hierher zurückgebracht haben.“


Dieser Artikel erscheint auch im Blog des Autors Dr. Hans Hofmann-Reinecke Think-Again.


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Kommentare ( 32 )

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Sonny
1 Monat her

Und trotzdem hat Trump auf ganzer Linie gewonnen. Die Schmach im Nachhinein für bidens Regierung ist durch diese Aktion nur noch größer geworden und der Stern Donald Trumps leuchtet umso heller. In vielen Jahren wird Trump in den Geschichtsbüchern sowieso als einer der besten amerikanischen Präsidenten dastehen – und das wird die linksgrüne Sippschaft mehr treffen als alles andere. Das Trump-Bashing in Deutschland ist ungebrochen. Die deutsche Politik und deren Hofpresse sind in jedweder Hinsicht völlige Realitätsverweigerer und zeitversetzt ist auch deren allumfassendes Ende vorhersehbar. Leider haben sie unser Land bis dahin so sehr zerstört, dass ein Leben in Deutschland… Mehr

MarcusPorciusCato
1 Monat her

Dass die NASA keine eigenen Vehikel mehr hat, ist schon strange! Dass sie sich national und international entblößt, indem sie ihre Leute nicht nach Hsuse bringt, ist ein Image-Totalschaden.
Musk, der ohnehin ständig für die NASA fliegt, hätte aus einer gewöhnlichen Beauftragung ohne präsidiale Intervention nie soviel Kapital schlagen können wie aus dieser Rettungsaktion nach 9 Monaten.

Laurenz
1 Monat her
Antworten an  MarcusPorciusCato

Die NASA hat Vehikel, die Orion-Kapsel & das SLS-System, welches aber extrem teuer ist. Man hat genau aus diesem Grund die Raumfahrt privatisiert, was in der Raumfahrt auch zu funktionieren scheint. Beim Autobahnbau, Luftverkehrskontrolle, Schienen, Strom- & Wasserversorgung funktioniert Privatisierung nicht wirklich.

Doc C.
1 Monat her

Im übrigen hat auch Roskosmos, die russische Weltraumagentur, die ja immerhin einen sehr großen Teil der ISS betreibt und trotz aller politischen Querelen wunderbar mit der NASA zusammenarbeitet, nach dem Boeing Debakel sofort angeboten, die US-Astronauten zurück zuholen. Das konnte die Biden Regierung aber aus politischen Gründen natürlich erst Recht nicht zulassen. Da lässt man seine Bürger dann eben lieber ewig auf der ISS versauern.

Raul Gutmann
1 Monat her

Wer regelmäßig die „Achse des Guten“ besucht, hätte sich gewünscht, der Autor hätte seinen Artikel sprachlich wie inhaltlich überarbeitet.
Doch augenscheinlich müssen wir noch knapp neun Monate warten, bis Wünsche berücksichtigt werden

Laurenz
1 Monat her

Herr Dr. Hofmann-Reinecke, habe den Golf von Amerika jetzt, zu Ehren meiner Heimatstadt, „Golf von Oberursel“, getauft. Halten Sie Sich bitte zukünftig daran. Immerhin wurde in Oberursel die AfD gegründet. Ein bißchen Kulanz sollten auch Trump die neuen Deutschen Freunde schon wert sein.

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
1 Monat her
Antworten an  Laurenz

Ich muss Sie leider darauf hinweisen, dass Sie mit ihrem Umbenennungswunsch zu spät dran sind. Denn ich habe das Gewässer bereits nach meiner Heimatstadt „Gulf of Worms“ benannt und das auch dem U.S. Department of Homeland Security mitgeteilt, das daraufhin umgehend mein ESTA suspendiert hat.

Der Name des Gewässers muss auch international verständlich sein. „Gulf of Worms“ ist der Golf der Würmer. Für jeden US-Amerikaner und Mexikaner sofort verständlich. Aber „Golf von Oberursel“? Das ist für niemanden Nicht-Hessischen Ursprungs verständlich. Daher: Antrag abgelehnt!

Laurenz
1 Monat her

Sie täuschen sich. Die USA bestehen nur aus indigen indianischen Namen, die keine Sau richtig aussprechen kann. Oberursel ist also kein Problem. Worms hat zwar für den Durchschnitt im Westen gut die AfD gewählt, aber trotzdem völlig versagt. https://bundeswahlleiterin.de/bundestagswahlen/2025/ergebnisse/bund-99/land-7/wahlkreis-205.html Oberursel als Wiege der AfD hat eine ganz andere globale Bedeutung als dieser Vorort von Mannheim.

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
1 Monat her
Antworten an  Laurenz

Globale Bedeutung von Oberursel? Dass ich nicht lache. Geografisch gesehen ist Oberursel lediglich ein unbedeutender Vorort von Niederursel, welches bereits von Hessens Shithole Number One, Frankfurt, geschluckt wurde. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch Oberursel von Shithole-Frankfurt eingemeindet wird. Worms dagegen ist als älteste Stadt Deutschlands international bekannt, so dass die Umbenennung des Gewässers nördlich von Kuba schon allein deswegen gerechtfertigt ist.

Laurenz
1 Monat her

Sie meinten, das Klosett am Main ist ein Vorort Oberursels. Und wir gemeinden kein Prekariat ein. Dafür ist der Hochtaunuskreis viel zu reich & da leben zu viele privilegierte Reiche Deutschlands, die 0 Bock darauf haben, das Manila am Main mitzufinanzieren.

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
30 Tage her
Antworten an  Laurenz

Da Sie immer noch keine Ruhe geben, habe ich der Amadeus-Antonio-Stiftung Meldung davon gemacht, dass Oberursel der Geburtsort der AfD ist und zudem von privilegierten Reichen bewohnt wird. Vermutlich wird Ihr Dorf daher in Kürze geräumt und die Hochtaunusgreise und -greisinnen in ein Umerziehungslager in Berlin-Neukölln umgesiedelt werden. Es tut mir leid, aber Sie haben sich das mit Ihrem renitenten Verhalten selbst eingebrockt.

Last edited 30 Tage her by Ceterum censeo Berolinem esse delendam
Soistes
1 Monat her

Hier wurden nur zwei Menschenleben riskiert. Die Woken riskieren mit ihren Sozialklempnerideen auf der Erde die Zukunft und das Leben von weitaus mehr Menschen. Wobei auch Elon Musk derartige Ideen zur Umformung des Menschen vertritt. Irgendwie wie die Wahl zwischen Beelzebub und Teufel.

Last edited 1 Monat her by Soistes
BKF
1 Monat her

Warum hat man nicht Rußland gefragt? Die können dort auch andocken, im Grunde ist die Station ja im Kern russische Technik und ein Not-Sojus sollte ja auch immer angedockt sein.

Sanijo
1 Monat her

Ich persönlich glaube nicht daran das die beiden in der ISS waren. Nennt mich Verschwörungstheoretiker, aber ihre hochtoupierte Haare und mit Hairspray gefestigten Haare gingen gar nicht. In einer Technisch Künstlichen Umgebung werden die Haare zum Zopf gebunden, wieviel Haare da von ihr rumliegen müssten, in jeder Ritze, in jeden Spalt. Das alles ist so unglaubwürdig. Die ISS war wohl ein Fernehstudio! Angefangen hat das mit den nach oben hochtoupierten Haaren im All, vor ungefähr 15 Jahren, aber nur bei Frauen. Das sorgte schon damals für Lacher!

Laurenz
1 Monat her
Antworten an  Sanijo

Der Flug in den niedrigen Erdorbit ist zwar nicht ohne, geht aber. Man kann die ISS sogar sehen, dann & wann. Die Kopplung an die ISS ist auch deswegen exerzierbar, weil die ISS keine Schwerkraft produziert. Bei Landungen jeglicher Vehikel auf dem Mond (ohne Atmosphäre) oder auf dem Mars (ca.2% der Erdatmosphäre) sieht das schon wieder ganz anders aus & hier darf man Zweifel durchaus anbringen.

Harry Charles
1 Monat her

DIE ACH SO „HUMANEN“ LINKEN!

die sich sonst so plakativ für jeden angeblich guten Zweck einsetzen riskieren für Propaganda und eiskaltes politisches Kalkül Menschenleben. Wie gut, dass diese überheblich-woke, unmenschliche linksgrüne Politschickeria von Trump abserviert wurde!

Last edited 1 Monat her by Harry Charles
HDieckmann
1 Monat her

Golf von Mexico

JuergenR
1 Monat her
Antworten an  HDieckmann

Falls es Ihnen entgangen sein sollte. Der frühere Golf von Mexico heißt nun ‚Golf of America‘. Ob Ihnen das gefällt oder nicht, ist irrelevant.

Wuehlmaus
1 Monat her
Antworten an  HDieckmann

Er hat ja schließlich seinen Namen bekommen, als die nordamerikanische Westküste noch mexikanisch war!

murphy
1 Monat her
Antworten an  HDieckmann

Das ist eines der wenigen Dinge die ich Trump übelnehme:
Wenn schon eine Namensänderung, dann auf „Golf von Texas“.
Warum? Bei der langen Küste von Texas am Wasser UND den vielen Stimmen für Trump aus Texas, hätte es sich gehört den Heizkessel des Golfstroms „Golf von Texas“ zu nennen. Auch wenn dann Florida und andere beleidigt wären!
😉

Aljoschu
1 Monat her
Antworten an  murphy

Er heißt nun mal „Golf of Mexico“! – Sorry, Donald.