29 Jahre sind keine Zeit im Leben einer Nation. Dennoch reichen manchmal wenige Jahre, eine der Nation gegenüber grundsätzlich positive Grundstimmung der Menschen in einem Land zu kippen.
Tag der Deutschen Einheit. Ein Oktobertag, so warm wie gefühlt seit Jahrzehnten nicht mehr. Aber das trügt, denn am 3. Oktober 1990 war es nicht so viel kälter als heute mit um die 20 Grad am Tage und einer empfindlicheren Abkühlung in der Nacht.
Parkspaziergang am Feiertag. Der etwa fünzigjährige Mann kann gut mit Schäferhunden. Man kennt sich. Die Hunde kommen gut miteinander zurecht. Kurzes Gespräch zum 3. Oktober. „Ossi oder Wessi?“ Aber eigentlich erübrigt sich ja die Frage, noch funktionieren die feinen Antennen und vermuten zu Recht den ehemaligen DDR-Bürger. Andersherum wird es ähnlich funktionieren. Beschreiben kann man das kaum, allenfalls vielleicht mit einer Nuance mehr an Bescheidenheit, die auch Zurückhaltung sein kann und mitunter wie ein mehr an Zufriedenheit aussieht in Nachbarschaft zu einer milden Form von Alltagsmelancholie. Also dann, wenn man den Blick des Westlers auf den Ostler beschreiben müsste.
„Wo warst Du damals?“ Der Gesprächspartner, ein schlanker sportlicher Typ, grinst ein bisschen. Und ab dem Moment wird es richtig interessant, denn der zufällige Spaziergänger war zur Wende Offiziersanwärter bei den Grenztruppen der DDR und im Einsatz in Berlin am Brandenburger Tor. Dreitausend Kameraden gab es damals, berichtet er, nur fünfhundert von ihnen sollten von Bundesgrenzschutz übernommen werden, am Ende waren es noch weniger.
Als die Mauer fiel, wäre das am Brandenburger Tor zunächst ein ziemlich einseitiges Ereignis gewesen. „Von DDR Seite kam da ja keiner dran. War ja alles dicht.“, erzählt er und erinnert sich weiter: „Wir machten gegenseitig Räuberleiter auf die Mauer, sprangen wieder runter, liefen um die Ecke und begannen von neuem.“ Die Idee so erzählt er weiter, sei gewesen, so die Chance zu erhöhen, ins Westfernsehen zu kommen, die da die ganze Zeit gefilmt hätten. „Und es hat gekappt!“, erzählt er lachend. Wehmut? Nein, kann man nicht heraushören.
Einmal traf er einen ehemaligen Kameraden wieder. Der sei tatsächlich einer der wenigen gewesen aus seiner alten Truppe, die damals rund ums Brandenburger Tor stand, die vom Grenzschutz übernommen worden wären. Später hätte der Kollege in Thailand die deutsche Botschaft bewacht, dort eine Frau kennen gelernt und nun würde er, bis auf wenige Urlaubstage in Deutschland, ganz in dem asiatischen Land leben. Einer seiner Freunde hat es also geschafft, so jedenfalls klingt es, wenn er von dieser aus seinem Blickwinkel echten Erfolgsgeschichte erzählt.
Der dritte Tag im Oktober ist Tag der Deutschen Einheit. Danach werden heute auch Migranten gefragt, welche die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt haben.
Frage #194 des Einbürgerungstestes lautet: „ Am 3. Oktober feiert man in Deutschland den Tag der Deutschen … Einheit, Nation, Bundesländer, Städte. Immerhin 95 Prozent der Befragten kreuzen hier mit „Einheit“ die richtige Antwort an.
Frage #203 ist etwas kniffliger und konnte nur von 63 Prozent der Einbürgerungswilligen beantwortet werden. Hier will der Test wissen, wie das Wirtschaftssystem der DDR hieß. Die richtige Antwort lautet „Planwirtschaft“, die falschen Antworten sind Marktwirtschaft, Angebot und Nachfrage, Kapitalismus.
Aber testen Sie doch heute am Tag der deutschen Einheit einmal selbst, ob Sie diesen Einbürgerungstest https://www.einbuergerungstest-online.eu/ theoretisch bestehen würden und teilen Sie uns Ihr Ergebnis und vielleicht überraschende Schwierigkeiten in den Kommentaren mit.
„Tag der Nation“ wäre übrigens nicht die falscheste aller Antwort gewesen, denn der 3. Oktober ist heute offizieller und einziger deutscher Nationalfeiertag. Die Älteren unter Ihnen werden sich an die Fernsehbilder vor dem Reichstagsgebäude erinnern oder waren sogar selbst dabei, als in der Nacht vom zweiten auf den dritten Oktober Feuerwerk den Himmel über Berlin erleuchtete und die Einheit auch von den Kirchenglocken Berlins eingeläutet wurde.
„Dies ist eine historische Stunde im Leben der deutschen Nation“, sagte Helmut Kohl als Kanzler der Bundesrepublik anlässlich der gemeinsam mit der DDR beschlossenen Wirtschafts- und Währungsunion im Mai 1990. Am Wochenende des 30. Juni rollten die neuen Waren aus dem Westen in die bisher staatlich geführten Kaufhallen der DDR, von nun an musste niemand mehr zum Einkaufen in den Westen fahren und die Karawane der Glücksritter aus fliegenden Westhändlern auf den Marktplätzen der DDR musste sich von nun an um neue Geschäftsideen bemühen.
Am 22. Juni 1990 wurde die Baracke am Checkpoint Charly von einem Kran in die Luft gehoben, so endete hier symbolisch der Kalte Krieg. Und dann kam eben der dritte Oktober, das Hissen der Fahne vor dem Reichstag, das schwarz-rot-goldene Fahnenmeer davor, die Prominenz auf der Empore und die Worte des damaligen Bundespräsidenten Weizäckers: „In freier Selbstbestimmung vollenden wir die Einheit und Freiheit Deutschlands. Wir wollen in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen. Für unsere Aufgaben sind wir uns der Verantwortung vor Gott und den Menschen bewusst.“
Darf man heute noch Gänsehaut bekommen, wenn man sich die dazugehörigen Filme auf Youtube anschaut? Filme auf einem Portal in einem Internet, das 1990 für die Menschen noch Science-Fiction war? Wer damals und in den ersten Monaten nach dem Mauerfall Geschäfte mit dem Osten oder umgekehrt machte, der war oft noch auf komplizierte und kostenintensive mobile Kommunikationskanäle angewiesen.
2018 spricht man zwar von einer Überalterung der deutschen Gesellschaft, dennoch war ungefähr jeder vierte heute lebende Deutsche zum Zeitpunkt der Widervereinigung noch gar nicht geboren. Und wenn man sich die Prominenz vor dem Reichtag 1990 anschaut, dann sind die meisten der dort versammelten Politiker wie Helmut und Hannelore Kohl, Richard von Weizsäcker, Hans-Dietrich Genscher und Willy Brandt schon gestorben.
Wer heute mit Deutschen in den sozialen Netzwerken kommuniziert, der muss schon nachfragen, wo einer herkommt, will er den Ossi noch vom Wessi trennen. Trotzdem: Trennendes verschwindet heute nicht mehr einfach immer nur weiter, neue Mauern sind gewachsen, dokumentiert beispielsweise durch ein Wahlverhalten in den neuen Bundesländern, das sich auffällig unterscheidet von jenem der Wahlberechtigten, die heute in den alten Bundesländern leben.
Deutschland am Scheideweg? Jedenfalls will am Nationalfeiertag der Deutschen keine Stimmung aufkommen. Fragt man ältere Deutsche, die den Krieg noch als Kinder miterlebt haben, die also noch ein Gespür für Entbehrungen haben, die noch in diesem geeinten Deutschland aufgewachsen sind, das ein ganz furchtbares Deutschland war, eine faschistische Diktatur bis zur völligen Zerstörung, dann können viele dieser Alten dem 3.Oktober wenig abgewinnen. Weniger aus Vergesslichkeit, denn aus echtem Desinteresse verwechselt in einer nicht repräsentativen TE-Umfrage eine über 80-Jährige am Telefon den Tag der Einheit mit dem Tag der Arbeit und erzählt dann vom Mauerfall und wo sie zu dem Zeitpunkt gerade unterwegs war, in der Annahme, der Tag der deutschen Einheit würde an diesen Tag erinnern.
Heute kommt die Alternative für Deutschland in den neuen Bundesländern auf Spitzenwerte. Es scheint fast so, als bekäme diese Partei das Potenzial, zu so etwas wie einem neuen trotzigen Identifikationsmerkmal der Bürger in den neuen Bundesländern zu werden. Und während nun also der Eindruck entsteht, es wäre zu so etwas wie einer Wiederentfremdung gekommen, wird aus dem Westen kommend neues Öl ins Feuer gegossen, wenn aktuell in den alten Bundesländern verankerte Migrantenverbände am 3. Oktober für ihre Klientel einen „Tag der deutschen Vielfalt“ fordern mit der Begründung, sie würden bei der Wiedervereinigung häufig vergessen. Die Migrantenverbände vergessen: Integration ist, wenn man die Geschichte des Landes zumindest akzeptiert. NichtIntegration ist es, nur das Geld und die Möglichkeiten zu konsumieren, aber die Ferne zu zementieren.
Die Verbände der Migranten wollen einen Gedenktag für sich, der die positiven Aspekte der Einwanderungsgesellschaft würdigt. Wörtlich heißt es dort: „Doch die deutsche Einheit werde üblicherweise „aus einer rein ‚weißen‘ Sicht betrachtet – deutschdeutsche Ostdeutsche wiedervereint mit deutschdeutschen Westdeutschen.“
Abschließend noch eine Frage #204 aus dem Einbürgerungstest: Wie wurden die Bundesrepublik Deutschland und die DDR zu einem Staat?
- Die Bundesrepublik Deutschland hat die DDR besetzt.
- Die heutigen fünf östlichen Bundesländer sind der Bundesrepublik Deutschland beigetreten.
- Die westlichen Bundesländer sind der DDR beigetreten.
- Die DDR hat die Bundesrepublik Deutschland besetzt.
Wählen Sie bitte.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Außer USA und Australien wollen nach wie vor alle westlichen Länder den Migrationspakt unterschreiben, ohne dass das Volk je gefragt wurde. Der CSU sind ihre eigenen Pfründe wichtiger als eine wahrhaftige Änderung im Lande, die unsere Kinder retten könnte. Also bekämpft sie die AfD bis auf’s Blut, um die Wahl zu gewinnen – ist doch der eigene Status und Profit nach wie vor wichtiger als ein weiterer Messermord. Ostdeutschland und Sachsen werden inzwischen mit unzivilisierten Barbaren im Dschungel gleichgesetzt, die keine Ahnung von Demokratie hätten und offensichtlich geistig zurückgeblieben sein sollen. Ihr Verbrechen? Demokratisch legitimierte Demonstrationen gegen das Töten unserer… Mehr
Maria sem Veu, Ungarn wird nicht unterschreiben, vielleicht auch die anderen Visegradstaaten. Eventuell weigern sich auch noch die Briten und die Dänen, gar die Italiener.
Das geht m.E. viel tiefer. Den Frauen wurde jahrzehntelang eingeredet, Karriere zu machen, gegen das böse Patriarchat vorzugehen, endlich mal an sich zu denken, Kinder als Belastung zu sehen, ihre „ausgebeuteten“ Mütter zu verachten etc. Kinder wurden nicht geboren, Männer entmannt, die Karriereleiter erklommen, der Mann zum Hund dressiert, und dann? Der Mann abserviert. Denn wenn der Mann erst mal komplett unterworfen wird, ist er uninteressant. Denn wie kann die Frau dann noch darauf vertrauen, dass er sie schützt? Es steht zu vermuten, dass er sich dann auch dem Angreifer unterwirft. Dann lieber einen netten, muskulösen Araber oder Afrikaner, der… Mehr
„Das bißchen Propaganda“ im Westen hätte aber Goebbels blass vor Neid werden lassen. Die Masse der Menschen ist derart massiver Manipulation in etwa so hilflos ausgeliefert wie eine Schafherde ihrem Schäfer mit seinen voll ausgebildeten Border Collies.
Es bringt gar nichts zu sagen „die 87% wollen es nicht anders“. Vielmehr sollte man sagen dass die Border Collies (Medien- und Kulturschaffenden) unabdingbar für den Erfolg des Schäfers sind und damit wesentlicher Teil des Problems (wenn bspw ein durchgeknallter Schäfer seine Herde auf eine Klippe hin treibt).
Der Tag der deutschen Einheit fordert immer etwas, was es so nie geben wird, nämlich Einheitlichkeit. So wenig wie Berlin, München und Hamburg gleich sind, genauso wenig wird der Osten wie der Westen sein. Schlimm ist nur, dass der Osten immer abgewertet wird und man den Eindruck hat, dass der westliche Spießbürger den Osten braucht um sich mal so richtig zu gruseln. Mir wäre ein Nationalfeiertag am 9. November viel lieber. Das ist kein einfacher Tag, aber er spiegelt eben die deutsche Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen wieder. Der 3. Oktober ist so verkrampft wie die Wiedervereinigung und die… Mehr
… hätte damals jemand gesagt, dass unsere wenigen Hoffnungen für dieses Land nach Jahren nur noch „auf dem gesunden Hausverstand und dem Widerstandswillen der Ossis“ ruhen würden, hätte man ihn in die Klapsmühle verwiesen … Genau so ist es!
Auch wenn ich nicht aus NRW komme. Dieser Einbürgerungstest ist nun wirklich keine große Hürde für Willige (4 falsch beantwortete Fragen, wobei ich idR da geschwankt habe). Wie viel Prozent müssen die Migranten eigentlich erreichen? Ich halte es für frech, unserer Nation, den Feiertag der Wiedervereinigung stehlen zu wollen. Stellen Sie sich mal vor, in den USA würden Migranten das mit dem 4. Juli tun wollen. Die Migrantenverbände sollten erst einmal an einer zu gelingenden Integration der vielen Migranten arbeiten, bevor man sich mit einem „Tag der deutschen Vielfalt“ belobigt. Bis dahin braucht spielt das Wort „deutsch“ vielleicht auch gar… Mehr
Sie haben leider recht. Der fähige, deutsche Mittelstand muss Deutschland in wenigen Jahren verlassen, wenn er nicht gnadenlos steuerlich ausgepresst, gewaltsam niedergemacht und politisch unterdrückt werden will. Was die illegale Masseneinwanderung kulturfremder, agressiver, respektloser und ungebildeter Millionen als Turbos dieser katastrophalen Entwicklung betrifft, sieht es allerdings bei allen osteuropäischen Nachbarn deutlich besser aus. Da Können, Vermögen, Ehrlichkeit, abendländischer Kulturhintergund und Anstand dort auch geschätzt und begehrt sind, wird es leicht fallen, Merkels leistungsfeindlichen, dummfrechen grün angestrichenen Internationalsozialismus abzustreifen. Reisen, Investitionen, Kontakte … nicht nur Arbeitsplatzverlagerungen und Investitionsabbau bei deutschen Unternehmen, sondern auch ganz konkrete private Vorbereitungen das unbelehrbare, abgedrehte Merkelmultiland… Mehr
Toll das ich hier zensiert werde nur weil ich der berechtigten Meinung bin das die BRD von der DDR bzw. deren Ideologie und von den Politkadern besetzt wurde. Alleine der von A.M organsierte Linksruck aller Partein und der überproportionale Anteil von EX-DDR Bürgern im Parlament und in öffentlichen Ämtern bestätigt meine Wahrnehmung.
Erstens wird nicht zensiert, sondern freigeschaltet oder nicht, weil TE für das hier Stehende verantwortlich ist und nicht der Kommentierer. Zweitens ging es nicht um die von Ihnen genannte Meinung, die etliche hier identisch geäußert haben.Es ging um Formulierungen, die TE nicht transportiert.
Ganz klar Punkt 4!!!!
Volltreffer: volle Punktzahl für Brandenburg. Ich gebe zu, ich musste auch mal raten 😉
Ich sehe dieses Problem nicht.
Was ich sehe ist, dass Ostdeutschland deutsch bleiben will, waehrend Westdeutschland abgerichtet wird, als Loesung fuer alle EU Probleme herzuhalten: Banken, Schulden, Migranten – egal.