Person des Jahres 2017 Nadja N. deckte massiven Asylbetrug auf

Mit auf der Abstimmungsliste standen der Cheftrainer einer Basketballmannschaft, ein Motivator, ein Kleintheatermacher, ein Kirchenmusiker, drei Lebensretter und ein Stadtfestorganisator.

Screenshot: NDR/Hallo Niedersachsen

Erinnern Sie sich an Nadja N. aus Braunschweig? Wir berichteten im Februar 2017 über die couragierte Aktion einer Mitarbeiterin der Braunschweiger Landesaufnahmebehörde für Asylbewerber, die stapelweise Akten über Sozialbetrugsfälle eigeninitiativ an die Polizei übergeben hatte. Über 500 Fälle werden seitdem von den Staatsanwaltschaften bearbeitet. Allerdings bis heute ohne nennenswerte Ergebnisse. Zweifelhaft, ob die ausländischen Täter, wenn man irgendwann die Ermittlungen abgeschlossen hat, überhaupt noch greifbar sein werden.

Zweierlei Maß
Die Nadja Snowden von Braunschweig
Der Vertrag der Mitarbeiterin wurde damals nicht verlängert. Sie ist bis heute ohne Arbeit. Aber sie erfuhr im November 2017 eine unerwartete Wertschätzung von ganz anderer Seite: Die Braunschweiger Zeitung lobt traditionell per Telefonvoting den „Braunschweiger des Jahres“ aus. Schon im August wurde nach passenden Kandidaten gesucht. Vorgeschlagen werden sollten Menschen, die auf herausragende Weise etwas Besonderes für die Allgemeinheit geleistet haben. Die Zeitung fragte: „Ist es ein Sportler? Ein Politiker? Ein Künstler? Ein Mensch mit besonderer Zivilcourage? Oder vielleicht jemand, an den wir jetzt noch gar nicht denken?“

Ja, die Braunschweiger wählten dann jemanden, an den die Redaktion wohl nicht zuerst gedacht hatte. Und man kann sich vorstellen, wie man den Atem anhielt, als Nadja N. immer mehr Telefonstimmen für sich verbuchen konnte. Anerkennenswert sicher, dass die Zeitung nach Vorschlag des Lesers Klaus Schubert u.a. Nadja N. überhaupt aufgestellt hatte. Mit im Angebot waren der Cheftrainer einer Basketballmannschaft, ein Motivator, ein Kleintheatermacher, ein Kirchenmusiker, drei Lebensretter und ein Stadtfestorganisator. Welcome-Refugees-Vertreter fehlten auf der Liste. Jedes Engagement hat offensichtlich seine Zeit.

PR statt Journalismus
Maischberger: Politische Instrumentalisierung einer Gewalttat
Zu ihrer Nominierung sagt die 49-Jährige damals: „Es rührt mich sehr, dass die Braunschweiger noch an mich denken. Für diese Anteilnahme möchte ich mich bedanken. Nach wie vor strebe ich eine Anstellung auf dem 1. Arbeitsmarkt an. Zu den Vorkommnissen in der LAB möchte ich nur sagen: Ich bereue nichts und würde jederzeit genauso wieder handeln. Ich habe einen starken Gerechtigkeitssinn und möchte mich am nächsten Tag im Spiegel anschauen können.“

Laudator im Pressehaus war ausgerechnet Christian Pfeiffer. Wir kennen ihn als ehemaligen niedersächsischen Justizminister und als Kriminalexperten aus etlichen Talkshows. Er lobte die Courage und die Herzlichkeit von Preisträgerin Nadia Nischk. Ob er sich dabei auf die Zunge beissen musste? Bei Maischberger hatte er noch die AfD angegriffen, sie hätte massiv dazu beigetragen, diese Stimmung gegen die Flüchtlinge und die Bundesregierung voranzutreiben. In Braunschweig allerdings hatte die Vertuschung von hunderten Betrugsfällen durch die zuständige Behörde massiv dazu beigetragen.

Der NDR schaute nun Ende des Jahres noch einmal nach Nadja N. und den Betrugsfällen. Ergebnis: „Ein abschließendes Ergebnis steht noch aus. Die Polizei hat in mehr als 500 Fällen Ermittlungen wegen Sozialbetrugs aufgenommen. In sieben Fällen wurden die Täter bereits verurteilt, in 15 Fällen wurde Anklage erhoben.“

Zu viele Unbekannte, zu viele Querverbindungen, die man bearbeiten und an andere Staatsanwaltschaften weiterreichen muss. Und keine Aufenthaltspflicht, die rigoros durchgesetzt wird bzw. im Zweifel durch Festsetzung der entsprechenden Personen sichergestellt wird.

Gelassen und heiter
Machen wir 2018 zu einem besonderen Jahr
Währenddessen wird weiter in ganz Deutschland gegen Deutsche ermittelt, werden Leistungen eingestellt für Bürger, die ihre Wohngeldbescheide nicht korrekt ausgefüllt, die absichtlich, aus Bequemlichkeit oder versehentlich falsche Angaben zu BaföG oder HArtz-4 gemacht haben. Und hier geht es ganz schnell. Die Justiz macht ihre Arbeit vorbildlich, schnell und effektiv. Aufgrund einer angenommenen hohen Dunkelziffer werden inzwischen sogar routinemäßig Datenabgleiche mit den Finanzämtern durchgeführt.

In der Braunschweiger Landesaufnahmebehörde für Asylbewerber allerdings ging man den umgekehrten Weg und ließ Akten der von Nadja N. ermittelten Fälle im Keller verschwinden. Die verantwortlichen bleiben bis heute unbehelligt. Nur Nadja N. ist es zu verdanken, dass die Akten nicht in der angeordneten Versenkung verblieben. Die Braunschweiger Bürger haben diese Aktion für so couragiert gehalten, dass sie die Frau zu ihrer „Braunschweigerin des Jahres“ machten. Sie hätte es sicher verdient, auch in den bundesweit ausgestrahlten TV-Jahresnachlesen gewürdigt zu werden.

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Kommentare ( 135 )

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sas
7 Jahre her

Die Höhe des Schadens für den Steuerpflichtigen ist wohl nicht erwähnenswert…??? :-((

Wolfgang M
7 Jahre her

Man fragt sich, warum eine öffentlich Geehrte nicht mit vollem Namen wiedergegeben werden kann. Sucht man nach Nadja N Braunschweig im Internet, findet man sie sowieso. Noch verrückter wird es, wenn Nadja in dem Artikel ein Mal mit vollem Namen auftaucht.

Hans Kolpak
7 Jahre her

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Wolfgang Schuckmann
7 Jahre her

Dieser „Staat“ ist nicht mehr das, was man als Jugendlicher in Staatsbürgerkunde vermittelt bekommen hat. Er orientiert sich nicht mehr am Wohl des deutschen Volkes, obwohl er dazu verpflichtet wäre. Aber was und wer ist denn unser Staat? Sind es die, die von sich glauben, von quasi natur aus, sie seien „der Staat“, weil sie eine besondere gesellschaftliche Position besitzen, oder sind es Jene, die in den staatlichen Institutionen sitzen und sich qua Amt als „der Staat“ verstehen? Oh nein, der Staat sind wir, die Bürger dieses Landes, dem gesamten Spektrum der Gesellschaft. Und das müssen diese „Herrschaften“ mal wieder… Mehr

Sabine W.
7 Jahre her

Hat in diesem Fall schon mal jemand über das Bundesverdienstkreuz nachgedacht? Nicht? Seltsam… Darüber wurde selbst laut diskutiert, als ein paar ’syrische‘ Migranten ihren Landsmann Jaber al’Bakr angeblich in ein paar Kabel fesselten, bevor sie ihn (heldenhaft) der deutschen Polizei übergaben. Allerdings mussten vorher noch ein paar Handy-Fotos des Gefesselten gemacht werden. Macht man so, während der Delinquent ruhig auf dem Sofa hockt – normales Procedere nach einer ‚gewaltsamen‘ Überwältigung… Und ein gesuchter Verbrecher zeigt sich auch gerne noch mit dem neuen Haarschnitt, den ihm die Leute verpasst haben, die angeblich zu dem Zeitpunkt schon vor Angst vor ihm verstört… Mehr

Ralf
7 Jahre her

Was ist dem Diensstellenleiter passiert?
Hätte dieser sich nicht verantworten müssen?

Teufelskralle
7 Jahre her
Antworten an  Ralf

Der hätte sich weder verantworten müssen noch dürfen. Der hätte fristlos entlassen werden müssen, und mit ihm die ganze Hierarchie über ihm – bis hin zu Merkel.

Kerstin
7 Jahre her

Auf die Barrikaden, verehrte Kommentatoren! In der Arbeit, der Familie, dem Freundeskreis….zeigt auch ihr nur ein bisschen von dem Mut dieser Frau! Verbiegt euch nicht, steht auch im „echten Leben“ zu eurer Kritik, die ihr hier im Internet formuliert. Engagiert euch, die noch Mutigeren: Engagiert euch in der AfD und bekennt euch dazu! Dafür werdet ihr euch beschimpfen lassen müssen, riskiert vielleicht sogar die Arbeit, der Familienfrieden geht flöten und der vielerseits beschriebene Riss geht durch den Freundeskreis. Sucht euch Verbündete und Partner. Es muss etwas aufbrechen in dieser Gesellschaft. Sonst sind wir verloren. Der einzige Weg ist der aufrechte… Mehr

Der Ketzer
7 Jahre her

Die Stadt Braunschweig sollte Frau N. als Anti-Korruptionsbeauftragte einstellen. Den Befähigungsnachweis hat sie erbracht.

Nico Laus
7 Jahre her

Ach wie schrecklich – eine Unperson zu wählen, die gar keine Gefühle für die schreckliche Lage der Versorgungssuchenden hat; natürlich sind mehrere Identitäten notwendig, um zu überleben … (Ironie off) Hartz IV für Deutsche ist doch bäh ….

1er Pack
7 Jahre her

In dem Land in dem Unrecht und Willkür gut und gerne Leben:
– Vertuschung von hunderten Betrugsfällen durch die zuständige Behörde. Die Verantwortlichen bleiben bis heute unbehelligt.
– Der Vertrag der Mitarbeiterin wurde damals nicht verlängert. Sie ist bis heute ohne Arbeit.