Wie bei der enthemmten Studie über "Die enthemmte Mitte" im Sommer wollen die Herausgeber nun bei der „FES-Mitte-Studie“ eines nicht: dass die Studie gelesen wird. Das Publikum soll nur die Schlagzeilen glauben. Was die meisten Medien wie üblich tun.
Was sind das bloß für selbsternannte Fachleute, die immer nur weiter mit der großen Tonne pseudowissenschaftlicher Studien gegen einen fair auszutragenden Diskurs polemisieren, die ihre meinungsimperialistische Ideologie der Gleichheit gegen jedwede Diversität verteidigen und dabei eine Ausweitung der Kampfzone billigend in Kauf nehmen. Subventioniert in altbekannter Sarotti-Mohr-Taktik : Stückchen für Stückchen, bis die Tafel alle ist und nichts mehr übrig für die anderen.
Manchmal fragt man sich das wirklich. Schämen sich solche Menschen nicht, so einen Unsinn zu verzapfen? Das würde allerdings unterstellen, dass verstanden würde, dass man Unsinn verbreitet. Gefährlichen Unsinn, der geeignet ist, den Diskurs innerhalb der Gesellschaft weiter zu unterdrücken, um so jene Gräben zu vertiefen, die man ja für das eigene Tun so dringend braucht. Die Rede ist von einer neuen Mitte-Studie, wo eine andere gerade erst als unsinnig erkannt wurde.
Was macht man da? Man macht eine neue Filiale auf, verändert ein wenig die Parameter, damit es nicht ganz so offensichtlich dämlich aussieht und füttert die Medien dann nach bewährtem Muster mit einem Extrakt dessen, was einem ein Auskommen sichert auf Kosten der Gemeinschaft. Denn nichts anderes ist das ja, wenn ich wider besseres Wissen Unsinn verzapfe und diesem Unsinn noch eine möglichst breite Öffentlichkeit wünsche, damit ich weiter Unsinn verzapfen kann, also mein Einkommen sichere.
Nein, nein – das soll hier wirklich keine Neiddebatte sein. Meinetwegen sollen diese Sozio-Doktoren und Professorinnen von goldenen Tellern fressen, aber doch bitte nicht zu dem Preis, immer noch mehr Unsinn in doppelter und dreifacher Auflage zu produzieren. Gebt Ihnen einfach, was sie begehren, damit Ruhe ist. Das rechnet sich, denn wenn sie keinen Schaden mehr anrichten, sparen wir an anderer Stelle ein Vielfaches.
Enthemmt sind sie nur selbst
Nehmen wir uns trotzdem die Zeit, einmal drauf zu schauen, genau hinzuschauen. Der FAZ-Journalist Jasper von Altenbockum schrieb im Juni 2016 über die Macher der ersten Studie „Die enthemmte Mitte“: „Dabei ist es vor allem eine Gruppe, die enthemmt ist: sie selbst.“ Man möchte anfügen: Klar, die, die andere fremdenfeindlich schimpfen sind bekanntenfeindlich. Fragt sich nur, was schlimmer ist.
„Die enthemmte Mitte“ verantwortete ein Oliver Decker vom Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Uni Leipzig. Mit finanziert haben die Heinrich Böll Stiftung, die Otto Brenner Stiftung und die Rosa Luxemburg Stiftung, also in gleicher Reihenfolge aufgedröselt: die Grünen, die IG Metall und die Partei Die Linke.
Von 2006 bis 2012 saß auch noch die SPD mit im Boot mit ihrer Friedrich-Ebert-Stiftung. Hier geht man jetzt allerdings den umgekehrten Weg, als jenen, den die Parteien auf Bundesebene gehen mit ihrem Rot-Rot-Grünen genannten „Politikwechsel“. Den umgekehrten Weg, weil sich die Stiftung der SPD abgekoppelt hat und eine eigene Mitte-Studie in Auftrag gegeben hat. Die heißt nun nicht mehr „Die enthemmte Mitte“, sondern kryptischer: „Gespaltene Mitte, feindselige Zustände“. Und weil das ja total doof klingt, aber wohl schon gedruckt war, sagt man einfacher: Die „FES-Mitte-Studie“, so ist die Stiftung gleich mit erwähnt. Wie praktisch.
Verantwortlich ist hier ein Ralf Melzer von der Friedrich-Ebert-Stiftung, der ist also quasi von der Uni Leipzig und Oliver Decker hin zur Uni Bielefeld und einer Beate Küpper von der Uni Bielefeld gewechselt. Zu letzterer später noch mehr. Muss man sich aber nicht merken, ändert im Prinzip nichts, wie wir gleich näher betrachten werden.
Eine Zwischenbemerkung:
Sie müssen die polemischen Spitzen hier schon entschuldigen. Aber es ist wirklich eine Zumutung, was einem da geboten wird. Ein persönlicher Anruf bei Ralf Melzer offenbart das ganze Übel. Ein paar wirklich einfache Fragen werden in einem Redeschwall beerdigt, wie man ihn sonst nur in den 1970ern in der christlichen Teestube bei deren Akquisearbeit geboten bekam.
„Wozu eine zweite Studie zum selben Thema? Warum hat man sich getrennt?“ Da werden dann von Melzer vermeintliche Unterschiede herausgearbeitet, trotz Dissens wird die Einigkeit betont, obwohl doch, man war ja Uneins irgendwie … aber nun hätte man mit der Uni Bielefeld neue Aspekte einfließen lassen, die würden dort ja schon soundso viel Jahre an dieser und jener hochinteressanten Sache … blabla.
Etablierung eines neuen Kampbegriffs
Also schauen wir auf diese Mitte-Studie 2016. Neben Deckers Kram aus Leipzig jetzt also aus Bielefeld. Zunächst einmal möchte man den Kunstbegriff „Neue Rechte“ wissenschaftlich etablieren. Präziser: man möchte damit den Begriff „Rechtsextremismus“ ablösen, unter dessen Dach nicht mehr alles unterzukriegen war, was man unterbringen wollte. Also schreibt man (erstellt von der Pressestelle der Stiftung) fest: „Die Neue Rechte (…) löst zunehmend den offenen Rechtsextremismus ab.“ Dafür gebe es nun ein „zusammenhängendes neurechtes Einstellungsmuster“ das von 28% der Bevölkerung vertreten wird. Ah ja, man muss sich das mal vergegenwärtigen: So vergrößert man mal eben im Vorfeld den Gegenstand der eignen Untersuchung mit nur einem Ziel, die Relevanz zu vergrößern. Also die Notwendigkeit der eigenen Arbeit. Mars macht mobil, bei Arbeit Sport und Spiel – dabei ist es nur ein ungesunder blöder Schokoriegel.
Diese Neue Rechte, diese 28%, vertrete laut Studie „Verschwörungsmythen in Bezug auf eine vermeintliche Unterwanderung durch den Islam, die Behauptung eines Meinungsdiktats, eine Beschimpfung des ‚Establishments‘ als illegitim, verlogen und betrügerisch, die Forderung nationaler Rückbesinnung gegen die EU“ und würde zum Widerstand gegen die aktuelle Politik aufrufen.
Ja, so kann man es ausdrücken, wenn man beruflich existenziell von einer Spaltung der Gesellschaft profitiert. Wäre das nicht so, könnte man es aber auch ausdrücken, wie der algerische Schriftsteller Boualem Sansal, der in der WELT über den Islam in Europa erklärte: „Die Rückkehr des Religiösen, vor allem bei den jungen Leuten, kontaminiert die ganze Gesellschaft – und das wird bald auch in Deutschland zu spüren sein.“
Oder wie Giovanni di Lorenzo, der die Arbeit der Medien in der Flüchtlingskrise scharf kritisierte. Di Lorenzo „sei überzeugt, dass die einhellige Pro-Flüchtlinge-Stimmung den Medien nachhaltig geschadet habe: „Das haben uns die Leute übel genommen.“ Auch die Zeit habe mit einem Titel im August 2015 einen Fehler gemacht.“
Oder schauen wir in die WELT, die zum Establishment die steile These wagt, das sogar Populismus „eine besonders raffinierte Strategie bei der Aufrechterhaltung der Elitenherrschaft ist.“ Man schließt dort mit dem für unsere hier besprochenen Studien bemerkenswerten Satz: „Wenn die Formel von der ‚gespaltenen Gesellschaft‘ etwas besagt, dann wohl als Erstes dies, dass die eine Seite nicht bereit ist, sich von der anderen sagen zu lassen, was für sie gut ist und was nicht.“
Flüchtlinge flüchten, Einwanderer wandern
Aber weiter mit unserer zweiten Mitte-Studie für das neurechtsunterwanderte krassböse Deutschland in 2016: Da schreibt man stolz, dass es doch nur 20 % nicht gut fänden, das Deutschland so viele Flüchtlinge aufnimmt. Ja klar. Aber stopp: Selbst 20 % erscheint noch viel, denn die Leute können sehr wohl unterscheiden zwischen Flüchtlingen aus Kriegsgebieten und Einwanderern aus wirtschaftlichen Motiven. Denn wie ist das denn, wenn alleine im ersten Halbjahr 2014 fast eine Dreiviertelmillionen Menschen aus Rumänien, Polen und Bulgarien nach Deutschland eingewandert sind und sich in 2015 eine weitere große Zahl von Albanern und Bürgern der Balkanstaaten über die Grenze nach Deutschland bewegt haben?
Wir haben es hier bei Tichys Einblick doch ellenlang diskutiert. Wollen wir wirklich erneut die Diskussion eröffnen, vor welchen Kriegszuständen ein Syrer Ende 2015 aus der Türkei über mehrere sichere Herkunftsstaaten hinweg nach Deutschland „flieht“. Nein, wollen wir nicht. Also ja: die Deutschen sind bereit, Kontingente aufzunehmen, wenn solche vereinbart worden wären. Aber wie wir alle wissen, hatte unsere Bundeskanzlerin die Reihenfolge der Vorgehensweise vertauscht, weil es ihr im von ihr dominierten europäischen Hause nicht schnell genug ging.
Ach so: Die Vorurteile gegenüber asylsuchenden Menschen seien von 2014 (44%) auf 50% in 2016 angestiegen, schreibt die Pressestelle zu den Erkenntnissen der Stiftung, die natürlich basieren auf Erkenntnissen eines Umfrageinstitutes. Finden Sie das schockierend? Also diese abgefragte Steigerung um 6%? Nein, denn die Einwanderungs- und Flüchtlingskrise begann ja erst im dritten und vierten Quartal 2015. Und angesichts der chaotischen Abwicklung, der Schönrederei (qualifizierte Arbeiter, Bereicherung Wirtschaft usw.) und der Ereignisse von Köln bis zu den islamistischen Attentaten von islamistischen Gewalttätern, die teilweise über die Balkanroute nach Europa eingereist sind, eigentlich sogar Beweis für eine Engelsgeduld und großartige Humanität der hier Lebenden, die man nun mit Studien scannt nach neuenrechten braunen Flecken auf der humanistischen Weste, um nur noch mehr Studien zu finanzieren. Menschen, die gezwungener Maßen in engem Kontakt mit über einer Millionen neu angekommener Menschen leben. Aber gut, man kann Erfahrung natürlich auch weiter Vorurteil nennen, wenn’s einer Eingangsthese zur Studie dient.
Eine schiere Masse an Unsinn
Oder wie Andreas Zick, Mitautor der Studie erklärt: „Deutschland befindet sich in einer Zerreißprobe: Während sich viele von rechtspopulistischen Meinungen leiten lassen und aggressiver gegen Eliten und vermeintlich Fremde geworden sind, sind andere bereit, sich noch mehr für die Integration zu engagieren.“ Ein Satz, stellvertretend für ein, man kann es leider nicht anders sagen, für ein abstoßendes Lustgefühl an dieser Spaltung: Eine Erregung jener Leute, die diese Gräben nicht nur untersuchen sollen, sondern völlig enthemmt weiter buddeln. „Die enthemmte Mitte“-Studie umfasste 170 Seiten, hier sind es jetzt satte 240 Seiten. Das Kleingedruckte soll die Fallstricke kaschieren, die schiere Masse den größten Unsinn. Ein einziger kryptischer Wortschwall, eine Kakophonie des Guten. Und Sätze wie dieser hier: „Eine Studie wie die vorliegende ist auf das beschränkt, was Meinungsumfragen gemeinhin bieten – die empirische Bestätigung oder Nicht-Bestätigung gesellschaftspolitischer Stimmungslagen und ihrer Bedingungsfaktoren. Sie hat keinen unmittelbaren Praxisbezug, kann aber Hinweise für die Ableitung von politischen und praxisbezogenen Handlungsempfehlungen geben.“ Hilfe.
Der größte Spaß der Studie schon auf Seite 14: „Die wissenschaftliche Analyse genießt gegenüber vielen Debatten den Vorteil der Distanz und Nüchternheit.“ Was soll das ein? Ein beknacktes Eigentor? Oder die Annahme, die Zielgruppe dieser Studie könne nicht mehr bis drei zählen und würde also nicht einmal bis Seite 14 kommen und blind und aus Faulheit darauf vertrauen, was in den Presseverlautbarungen so souffliert wird, wie schon bei Studie eins aus Leipzig?
Verbissene Ideologin der Gleichheit
Schauen Sie doch mal, was Studienleitern Prof. Dr. Beate Küpper auf Youtube so zum Besten gibt. Es braucht wirklich nicht viel Menschenkenntnis, um festzustellen, diese verbissene Ideologin der Gleichheit sucht alles andere als den Diskurs. Und sie ist es dann auch, die die These an den Anfang ihrer Untersuchungen stellt. Es nervt so unendlich, aber lesen Sie bitte dennoch:
„Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Islamfeindlichkeit, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie, die Abwertung von Obdachlosen, Behinderten oder langzeitarbeitslosen Menschen (…) Unsere These war, das hat sich empirisch inzwischen auch gut bestätigt, dass, so unterschiedlich diese verschiedenen Vorurteile auch auf den ersten Blick seien, mögen sie doch was miteinander gemeinsam haben. In ihrem Zentrum steht immer eine Ideologie der Ungleichwertigkeit. (…) Unser Ziel war zum einen die wissenschaftliche Analyse dieses Syndroms gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aber auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der Transfer in die Praxis also in Projekte die aktiv sind gegen Rechtsextremismus vor Ort beispielsweise.“
Nun haben wir uns hier der Studie zunächst nur angenähert und sind dabei noch nicht einmal zur Mutter allen Unsinns vorgedrungen. Deshalb eine Bitte an unsere Leserinnen und Leser: Wenn Sie in einem noch ungeschriebenen zweiten Teil eine tiefergehende Beschäftigung mit der Mitte-Studie der Friedrich Ebert-Stiftung wünschen, wollen wir uns die Mühe machen, aber wir könnten uns auch vorstellen einfach darauf zu verzichten. Sie entscheiden darüber bitte in den Kommentaren.
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Es wäre sehr gut, wenn Sie sich die Mühe machen würden, einen zweiten ausführlichen Teil zu schreiben – mein Dank wäre Ihnen gewiss. Da es sich immer deutlicher herausstellt, dass wir mit Lug und Trug von Ideologen so bearbeitet werden wie unsere Vorgänger in den 30er-Jahren, ist der argumentative Kampf gegen diese Ideologen unbedingt notwendig. Wir Kritiker dieser Leute mit diesen Verbohrtheiten müsssen denen überall entgegentreten, sie dürfen nicht wieder gewinnen. Jede Ideologie will beherrschen, wozu sie die Deutungshoheit erringen muss, damit sie die totale Macht über alle erreichen kann. Dies ist ein gewohntes Bild, und jedesmal, wenn eine Ideologie… Mehr