Heinrich Bedford-Strohm tritt nicht mehr als Kandidat für den EKD-Vorsitz an. Mit Bescheidenheit hat das wohl am wenigsten zu tun. In der Kirche, der die Mitglieder davonlaufen, war ihm schon empfohlen worden, sich einmal die Frage zu stellen, wann man besser schweigt. Doch das fällt ihm sichtlich schwer.
Zuletzt wurde der Druck aus den eigenen Reihen größer, die Eitelkeiten auffälliger, die kritisierten Fehlentscheidungen größer. Aber bisher gelang es Heinrich Bedford-Strohm, dem Noch-Chef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), in Kirchenkreisen seinen Einfluß gelten zu machen und Kritik nur bedingt aufkommen zu lassen. Sicherheitshalber kündigte Bedford-Strohm allerdings schon einmal an, nicht zur Wiederwahl antreten zu wollen. Auch sein Amt als bayrischer Landesbischof endet turnusgemäß 2023.
Das liest sich dann freilich im EKD-Medium Sonntagsblatt ganz anders als eine organisierte Flucht, wo der Bischof seinen Gläubigen mitteilt, er stände leider nicht mehr zur Verfügung für das Amt des EKD-Chefs. So machen es sonst nur in Misskredit gekommene Unternehmensführer, die hinter verschlossenen Türen noch ihren Abschied zu ihren Gunsten regeln können als Bestandteil der Abfindung. Bedford-Strohm sagte dem Bayrischen Rundfunk: „Es ist gut, wenn da jemand Neues rankommt, neue Akzente setzt, neue Impulse gibt.“
Auch die Zeit verweigert die Kritik am Bischof, würdigt ausschließlich seine bisherige Arbeit, nur der traditionell gottlose Spiegel wagt es, zumindest zu erwähnen, das auch die massive Kritik am „starke(n) Engagement für die Seenotrettung von Migranten im Mittelmeer“ ein Grund für den Rückzug sein könnte, was der 60-Jährige natürlich sofort verneint.
Da möchte der Spiegel dann auch nicht weiter stören, will nicht insistieren, nicht weiter über Sinn und Unsinn des Bedford-Strohm-Schiffes Sea-Watch-4 sprechen, auch nicht über neue Todeszahlen und über die Frage, inwiefern der Pull-Faktor solcher beseelter Unternehmungen Migranten veranlasst, ihre Angst zu überwinden und, nachdem sie viel Geld an Schlepper bezahlen, in vollkommen marode Schlauchboote zu springen, um dem Schiff des Bischofs entgegenzueilen. Im Welt-Interview auf diesen Effekt angesprochen, behauptet Bedford-Strohm, es gebe dafür keine Belege und: „Wer mit Seenotrettern spricht, spürt an der Art, wie die über Schlepperbanden reden, dass da keinerlei Sympathie und Zusammenspiel ist.“
Nein, nicht sein persönlicher eitler Furor hätte dafür gesorgt, dass sich so viele Leute wie nie zuvor von der Kirche abwenden, an der Krise sind wieder andere schuld. Und weil so viele austreten, wird schon mal, berichtet die Welt, ein bestehender Vorschlag zur Steuerentlastung junger Mitglieder ersatzlos gestrichen. Der Bischof meint, die Kirche müsse sich ihrer Fehler bewusst werden. Vielleicht aber sind sich das Gläubige und Pfarrer längst, während der Protest gegen die Arbeit von Bedford-Strohm noch so weit eingedämmt werden konnte, dass der EKD-Chef ohne großen Gesichtsverlust aus dem Amt scheiden kann.
Tiefgreifende Veränderungen hält Bedford-Strohm für nötig. Nicht nur, was das Ränkeschmieden angeht, ist es in der Spitze der EKD wie in der Politik. Sowas kommt von sowas, beispielsweise die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Deutschen Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, stand von 2009 bis 2013 der Synode als Präses vor, setzte sich 2009 gegen den früheren bayrischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) durch. Hohe Ämter gibt es also viele.
Wie eingebettet sich Bedford-Strohm in seiner Rolle mittlerweile fühlt, das hat er jetzt im Rahmen des Eröffnungsgottesdienstes der EKD-Synode frei heraus ins Internet gesprochen, die Corona-Maßnahmen hatten einen Auftritt vor leibhafter Gemeinde vereitelt: Der Bischof fühlt sich als Chef einer „Avantgarde des Reiches Gottes.“ Das ist die Bekräftigung des Anspruchs der Kirche, Verwalter der Botschaft Christi zu sein. Aber es ist noch mehr: Es spiegelt vor allem anderen die Eitelkeit des Bischofs.
Der ehemalige Regionalbischof Hans-Martin Weiss hatte schon Mitte 2019 Bedford-Strohm kräftig die Leviten gelesen:
„Wir wünschen uns, dass er da zurückhaltender agiert und seine moralische Autorität nicht so vor sich herträgt, wie das mittlerweile in der Öffentlichkeit berechtigterweise kritisch wahrgenommen wird. Er sollte sich mehr mit der Frage beschäftigen: Was tue ich wann? Wann rede ich, wann schweige ich? Er weiß, dass sein Vorgehen sehr differenziert und unterschiedlich wahrgenommen wird.“
EKD-Präses Irmgard Schwätzer sagt: „Wir müssen uns verändern. Wir können nicht so weitermachen wie bisher.“ Aber sie unterlässt es, ihre Kritik zu adressieren.
Derweil jammert die EKD über finanzielle Verluste von 1,2 Milliarden Euro Kirchensteuereinnahmen 2019. Streichlisten wurden geschrieben, Hochschulen sollen Zuschüsse gekürzt werden, ebenso wie die Frauen- und Männerarbeit und die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen mit weniger auskommen sollen.
Und weil das medienwirksame Auftreten von Bedford-Strohm in Sachen Bedford-Strohm mutmaßlich mindestens beteiligt ist, wo Milliarden an Einnahmen verbrannt werden durch Kirchenaustritte, erinnert sich der Bischof an eine der wichtigsten, vielleicht nicht christlichen, aber doch kirchlichen Tugenden: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?
Denn es ist geradezu dreist, wenn ausgerechnet der politische EKD-Chef Bedford-Strohm mahnt, die Kirche habe nicht nur politische Aufgaben. Darf man das bigott nennen? Kirche sei, so Bedford-Strohm, Spiritualität, Frömmigkeit, christliche Tradition, Glaube, Liebe, Hoffnung. Aber – und das wissen sogar viele Nichtchristen – Kirche ist auch Bescheidenheit, ist der unbedingte Wille, dem anderen nicht die Luft zum Atmen zu nehmen, ihm einen Ruheraum zur Verfügung zu stellen vom Tagesgeschäft, vom politischen Tagesgeschäft.
Bedford-Strohms neues Pferd heißt Corona: „Nach acht Monaten Pandemie brauchen wir in der öffentlichen Kommunikation neben dem richtigen Handeln auch stärkende Worte.“ Wir ahnen schon, wohin das führen könnte, wo die Antifa am Straßenrand der Massendemonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen Plakate hochhält, auf denen „Impfen ist Liebe“ geschrieben steht.
Da wäre doch prima: Bedford-Strohm könnte diese für ihn so kirchennahe Botschaft mit dem Label der EKD segnen, was wäre das noch für ein Abgang! Ach, er könnte die Plakate selbst segnen, so wie er seinem nach Libyen auslaufendem Schiff den Reisesegen erteilt hat: mit großer Geste in die laufenden Kameras. Und wo keine da sind, da wird eben ein Tagebuch veröffentlicht auf Youtube oder sonstwo, als der Bischof den Seenotrettern vor Libyen persönlich seine Aufwartung machte, so wie die Grüne Göring-Eckardt nach Lesbos flog, um dort medienwirksam einer herzzerreißenden „Flüchtlings”inszenierung beizuwohnen und dann gleich wieder abzureisen als neue Vorort-Expertin.
Nein, so der EKD-Chef, die Steuern für junge Leute müsse man nicht kürzen, das könne ja nicht der Grund sein „dass sich junge Erwachsene so wenig in der Kirche zu Hause fühlten.“ Da hat Bedford-Strohm ausnahmsweise einmal Recht. Aber er weiß am besten, warum die Austritte überhand nehmen. Also müsste er am ehesten dazu schweigen – das wäre dann tatsächlich die Kür der persönlichen Erneuerung des Bischofs. Aber Schweigen als eine der ältesten christlichen Übungen ist für Heinrich Bedford-Strohm offensichtlich die schwerste in diesem alles überstrahlenden Glanz einer neuen christlichen Avantgarde.
Demut bezeichnet im christlichen Kontext eine Haltung zu Gott, wie jene des Jüngers zu seinem Herrn. Oder wie es so wunderbar im Philosophischen Handbuch beschrieben steht, die „Tugend, die aus dem Bewusstsein unendlichen Zurückbleibens hinter der erstrebten Vollkommenheit vervorgehen kann.“
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„Was tue ich wann? Wann rede ich, wann schweige ich?“
Nur reden entlarvt, schweigen verbirgt häufig die wahren Absichten. Bürger vertraut euren Sinnen, hört genau hin, dazu bedarf es nicht der Kirchenvertreter.
Ich glaube mal gelesen zu haben, daß er ein Refugium in einem abgeschlossenen Stadtteil in einer Stadt in SüdAfrika hat. Da wurde ich schon stutzig. Wohnt in einem ApartheidStadtteil und rettet Schwarze aus dem Mittelmeer. Das ist ein glatter Widerspruch in sich.
Solange sie noch von irgendwoher genügend Geld bekommen, um sich selbst ganz passabel zu versorgen, ist alles gut. Erst wenn kein Geld mehr da ist, wird es unschön.
„Bedford-Strom wurde im Netz für seine Rede scharf kritisiert, vor allem wegen einer Passage. Die Studentin habe ganz aus dem Vertrauen gelebt und andere Menschen nicht als potentielle Gefahr, sondern zuerst als Menschen gesehen, die als gute Geschöpfe Gottes Mitmenschlichkeit verdienten. „Vielleicht wäre sie noch am Leben, wenn sie aus dem Mißtrauen heraus gelebt hätte“, gab der EKD-Chef zu bedenken, um dann jedoch zu fragen: „Aber wäre das das bessere Leben gewesen?“ Viele warfen dem Landesbischof Zynismus und Verblendung vor, andere lobten die „einfühlsame und bewegende“ Ansprache“ https://www.google.com/amp/s/www.cicero.de/kultur/heinrich-bedford-strohm-sophia-l-trauerrede%3famp Neben dem Ablegen des Kreuzes von ihm und seinem katholischen Kollegen in… Mehr
Ich wiederhole mich: Ohne Ersaufende gäbe es keine „Seenotrettung“ vor der afrikanischen Küste. Also: Wer muß ein Interesse am Ertrinken von Menschen haben? Und: Wer profitiert von der Migration nach D? Da ist der Kirchensteuerausfall nur ein Klacks!
Bedford-Strohm, Marx und wie sie alle heißen leben leider im falschen Jahrhundert, ach was wären wir ihnen vor den Füßen gelegen, welche Macht hätten sie über uns Gläubige, wir hätten uns in Staub gewälzt, nur um sie zu sehen. Und jetzt, einfach fast alle nur Pharisäer
Die Grünen werden ihn gern als Berater einstellen!
wer ist denn verantwortlich, das ein Typ wie Heinrich Bedford-Strohm den EKG Vorsitz hat ?
Als großer Fan Heinrich Bedford-Strohms bedaure ich seinen baldigen Abtritt zutiefst. Ich war immer begeistert von allem, was dieser heilige Mann äußerte und tat. Wäre die Welt nicht ärmer, hätte er nicht auf dem Tempelberg Toleranz vorgelebt, indem er auf Provokation mit Kreuz verzichtete? Als Heinrich Bedford-Strohm mitfühlend sprach, ein Leben in Mißtrauen wäre ärmer gewesen, der Tod nach Vergewaltigung gewissermaßen einzupreisen, lag ich mir vor Rührung weinend in meinen Armen. Bewundert habe ich stets sein Engagement als Reeder eines Passagierdampfers. Wie kaum ein anderer nahm und nimmt Heinrich Bedford-Strohm das Wort des Menschensohns ernst, wir sollen Menschenfischer werden. Dank… Mehr
Muslima als Vorsitzende ist gut. Aber ist nicht die Bibel selbst viel zu ausgrenzend, zu spalterisch. Wie muss das Jesus-Wort „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh 14,6) heute gesehen werden? Heißt das nicht, dass Christen der Meinung sind, nur ihr Glaube bringt sie zu Gott und zur Erlösung? Werden so nicht alle anderen Religionen ausgegrenzt?
Müssen wir es nicht ähnlich wie die „Mohrenapotheke“ als diffamierend zurückweisen? Muss nicht die Bibel aus unserer heutigen Sicht umgeschrieben werden und von allem Unrechten gereinigt werden?
Ein Bedform- Strom hat sicherlich nicht die Gabe Gottes, neue Mitglieder für die Kirche zu begeistern. Er vermischt seinen Auftrag, Gottes Wort zu verkünden, mit dem Program der Grünen, die Welt zu verändern.
Bei ihm bewahrheitet sich das alte Sprichwort: Schuster, bleib bei deinen Leisten!
Sein eitles Auftreten stösst bestimmt viele Gläubige und Ungläubige ab!
Mir hat das Abnehmen seines Kreuzes in Israel am Tempelberg den Rest gegeben. Dieses Kuschen, diese Anbiederung vor dem Islam ist abstossend, die Vertreter des Islam wird’s allerdings freuen.