Drogen: Konsum in Europa seit 2016 angestiegen

Die „Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht“ will in einem aktuellen Bericht „Abwässeranalysen und Drogen“ Alarmierendes festgestellt haben.

Zunächst überrascht, dass es technisch überhaupt möglich ist, beinahe homöopathische Rückstände von Drogen im städtischen Abwasser zu isolieren, zu messen und daraus dann noch abzuleiten, in wie weit der Drogenkonsum in Städten angestiegen ist. Die „Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht“ jedenfalls behauptet, es zu können und will in einem  aktuellen Bericht „Abwässeranalysen und Drogen“ Alarmierendes festgestellt haben.

Laut 13-seitigem Bericht handelt es sich dabei um eine „neu entstehende Wissenschaft“. Länger bekannt ist ja, dass in Abwässern in Kläranlagen der Hormongehalt steigt und ein Risiko entsteht, was eine Kontaminierung des Trinkwassers angeht. Hier geht es um Mikroschadstoffe. „Die Verunreinigung des kommunalen Trinkwassers mit Mikroschadstoffen könnte sich zu einer der größten Herausforderungen für den Schutz unserer Gesundheit und Umwelt entwickeln“, erklärte Prof. Andrea Schäfer von der Membrantechnologie am Institut für funktionelle Grenzflächen. Sie hatte festgestellt, dass der Anteil der Hormone Estrone, Estradiol, Progesteron und Testosteron in einem Liter Wasser, das in behandelte Abwässer eingeleitet wird, rund 100 Nanogramm beträgt: Eine Konzentration, in der Hormone bereits wirksam sind.

Aber darum soll es beim Drogenscreening der Abwässer nicht gehen – diese Ermittlungen haben zunächst rein informativen Charakter. Nein, keine Sorge, man wird nicht high von Rückständen von Drogen im Trinkwasser im Nanobereich. Wie die da hingelangen? Ebenso, wie die genannten Hormone durch menschliche Ausscheidungen über den Urin.

Das europäische Institut hat in rund 70 europäischen Groß- und Kleinstädten Abwasseranalysen durchgeführt, um die Drogenkonsumgewohnheiten ihrer Bewohner zu erforschen. Dabei wurden deutliche geografische Unterschiede ermittelt. Es gibt ein internationales Netzwerk, die Untersuchungen werden breit koordiniert. Der Sinn oder eben Unsinn solcher mit hohem finanziellem Aufwand betriebenen Untersuchungen und Forschungseinrichtungen ist dabei noch zu hinterfragen. Mittlerweile jedenfalls existiert ein direkter Vergleich der Belastungen durch illegale Drogen in Europa über einen Messzeitraum von jeweils einer Woche aus den vergangenen acht aufeinander folgenden Jahren.

Die entnommenen Proben wurden auf die Urin-Biomarker für Amphetamin, Methamphetamin und MDMA untersucht. Außerdem wurden die Proben auf die mit dem Urin ausgeschiedenen Hauptmetaboliten (d. h. die Stoffe, die produziert werden, wenn der Körper Drogen abbaut) von Kokain und Cannabis untersucht.
Die Ergebnisse deuten nun darauf hin, so der Bericht, dass der Kokainkonsum in west- und südeuropäischen Städten nach wie vor am höchsten ist. Das beträfe insbesondere Städte in Belgien, den Niederlanden, Spanien und England. Hier weisen die jüngsten Daten auf einen Anstieg des Konsums hin. In nord- und osteuropäischen Städten ist hingegen der Amphetamingehalt am höchsten. Hier soll erheblich mehr die umgangssprachlich „Speed“ genannten Droge konsumiert werden als beispielsweise in südlichen europäischen Ländern.

Die Untersuchungen ergaben auch, dass der Konsum von Chrystal Meth nun auch Zypern, Ostdeutschland, Spanien und Finnland erreicht hätte. An allen anderen Orten waren die Spuren dieser Droge deutlich „vernachlässigbar“. Interessant hier, dass es einen deutlichen Konsumunterschied zu geben scheint, zwischen Ost- und Westdeutschland.

Was die synthetische so genannte „Partydroge“ MDMA angeht, liegen Belgien, Deutschland und die Niederlande vorn.

Wo es innerhalb eines Landes in den Städten, in denen gemessen wurde, gravierende Unterschiede gab, führten die Untersucher diese Ergebnisse darauf zurück, dass die Städte unterschiedliche soziale und demografische Merkmale hatten (Hochschulen, Ausgehviertel, Alterstruktur). Ein  Fazit hier: umso mehr Universitäten, desto höher die Kokain- und MDMA-Belastung in den Abwässern.

Die Untersuchungen sollen sogar so genau sein, dass sie wöchentliche Schwankungen im Konsum feststellen können. Nicht überraschend hier die Aussage, dass es am Wochenende hoch hergeht.

Interessanter ist die Feststellung, das beispielsweise der Kokainkonsum in vielen der Städte, in denen gemessen wurde, von 2011-2015 relativ stabil war, mitunter sogar rückläufig, während hier ab 2016 bei immerhin zwei Dritteln der Städte ein Anstieg gemessen wurde. Belgien und die Niederlande wurden von den Untersuchern, was diesen Anstieg angeht, besonders hervorgehoben.

Interessant ist weiter auch die Interpretation der Ergebnisse. Beispielsweise wenn in den letzten Jahren ein Anstieg der Kokainrückstände nachgewiesen wurde. Dazu heißt es im Bericht: „Der Anstieg könnte zwar ein Hinweis darauf sein, dass mehr Menschen Kokain konsumieren, doch könnte er auch bedeuten, dass dieselben Menschen mehr Kokain konsumieren. Es ist aber auch denkbar, dass dieser Anstieg ganz einfach nur den gestiegenen Reinheitsgrad von Kokain in Europa wiederspiegelt.“

Was übrigens die Messbarkeit des Heroinkonsums angeht, soll es der Zusammensetzung der Droge geschuldet sein, dass hier nur unzureichende Daten geliefert werden können.

Das Analysepapier zur abwasserbasierten Epidemiologie versucht auch den Sinn der eigenen Unternehmung zu begründen. So soll zukünftig relativ schnell herauszufinden sein, welche Drogen in welcher Zusammensetzung konsumiert werden, um so zeitnah eine Risikoeinschätzung vornehmen zu können. Ebenfalls soll so die Wirksamkeit von „Interventionen, die auf das Angebot oder die Nachfrage nach Drogen abzielen”, erforscht werden. Nun ja.

Die besonders hohen Nachweisergebnisse synthetischer Drogen in Belgien und den Niederlanden müssen laut Papier nicht unbedingt auf den Konsum zurückzuführen sein, hier könnten auch neue Produktionsstätten und ihre Abwasserableitungen eine Erklärung sein: „Abschließend ist anzumerken, dass neue Methoden, wie etwa die Erstellung von Profilen von Enantiomeren, entwickelt wurden, um zu bestimmen, ob massive Belastungen von Drogen im Abwasser auf den Konsum, auf die Entsorgung nicht konsumierter Drogen oder auf Produktionsabfälle zurückzuführen sind.“

Diese neue Methodik liefert also auch interessante Ergebnisse für die Drogenfahnder, wenn es darum geht, europäische Produzenten synthetischer Drogen dingfest zu machen. Schaut man sich allerdings die grassierende Hilflosigkeit, insbesondere deutscher Drogenfahnder an, wenn es nur darum geht, den mehr oder weniger offenen Straßenverkauf in den Großstädten zu bekämpfen, dann muss man sich fragen dürfen, wem diese modernen homöopthaischen Analysen über die theoretischen Erkenntnisse hinaus eigentlich nutzen sollen.

Fazit also: Bewundernswert, wozu die Wissenschaft fähig ist. Bewundernswert auch, wofür hier in großem Umfang EU-Mittel ausgegeben werden. Der Nutzen für die Bevölkerung allerdings sollte noch besser begründet werden, er erschließt sich nämlich leider nicht automatisch.

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Kommentare ( 46 )

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46 Comments
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Arminius
5 Jahre her

Die sollen lieber das Trinkwasser untersuchen.
Da muss irgendwas drin sein, was die Massen verblöden lässt.
Anders ist der rasante Absturz und die Verblödung nicht mehr zu erklären.

giesemann
5 Jahre her
Antworten an  Arminius

Verblödung kommt ganz von alleene – 1. Hauptsatz der Pädagogik. Dumm geboren, nix dazu jelernt, schon hast du’s.

Sabine W.
5 Jahre her

Ui, muss ich jetzt vorsichtig sein, was meinen Genussmittel-Konsum angeht?
Steht demnächst die Pipi-Polizei unter jedem Locus, samt Messmitteln?
Hat Bürger X ein wenig zu viel Alkohol konsumiert oder Bürger Y gar ein Tütchen geraucht? Bürger Z sogar Psychopharmaka konsumiert?
Verdächtig, verdächtig…
Jetzt weiß ich, worin die Rechtfertigung der steuergeldfinanzierten EU-Beamten besteht:
Aus Beschnüfflung, sinnloser Analyse, Vermeidung von Gemüse- und Obstverformungen, Kreation EU-konformer Toilettenschüsseln.

Aber gerne jetzt auch über noch feinere Verfahren, die selbst abgesonderte Flüssigkeiten zum ‚Volksticker‘ erklären.

Wundert es noch irgendjemanden, dass immer weniger Menschen Lust auf diese EU haben?

josefine
5 Jahre her

„Drogen-Konsum in Europa seit 2016 angestiegen“
Kein Wunder, wenn bereits nachmittags vor 15 h in einer Soap gemütlich geraucht wird.
Alles ist erlaubt, Neugierige vor!

Falk Kuebler
5 Jahre her

„Sie hatte festgestellt, dass der Anteil der Hormone Estrone, Estradiol, Progesteron und Testosteron in einem Liter Wasser, das in behandelte Abwässer eingeleitet wird, rund 100 Nanogramm beträgt“

Sorry, nur am Rande, ist das ein Logikfehler oder verstehe ich es nur nicht: ich hätte aus dem Gesamtzusammenhang erwartet, dass der Anteil der Hormone in einem Liter behandelter Abwässer 100 Nanogramm beträgt.

Anders macht es irgendwie keinen Sinn, denn wenn es nur in einem „speziellen“ Liter Wasser so wäre, das dann seinerseits in andere behandelte Abwässer eingeleitet wird, dann würde die Konzentration ja (ggf. sehr stark) gegenüber dem angegebenen Wert sinken.

manfred_h
5 Jahre her

Mhh, ich würde dann gerne mal die Hauptabwässerleitung vom berliner Regierungsviertel für Proben anzapfen um zu sehen was dort so aus den Reg.-Gebäuden rausgeschwemmt wird.

Bei früheren Wischtest auf den dortigen WC’s sollen ja Spuren von Kokain gefunden worden sein(was ich ABSOLUT glaube!) DOCH wenn man von der heute erbrachten Politik ausgeht, dann müßten sich die dortigen politischen Akteure den heftigsten u. übelsten Stoff reinziehen.

Kuno.2
5 Jahre her

Natürlich. Seit die Heimsuchung durch die Afrikaner über Europa kam, seitdem ist nicht nur die Zahl der ermordeten und vergewaltigten Frauen stark gestiegen, sondern logischerweise auch die Zahl der Drogentoten und damit zusammenhängende Kriminalität. Europa ist halt bunter geworden, worauf sich Linke und Grüne schon immer gefreut haben.

Hartholz
5 Jahre her
Antworten an  Kuno.2

…und kein Land hatte die Courage das Gepäck der ** zu durchsuchen.

Carlotta
5 Jahre her

gerade heute Morgen auf HR1 die Meldung gehört, dass Leitungswasser gesünder sei als stilles Wasser in Flaschen, da in diesen Rückstände wie zB Bakterien seien.

Kuno.2
5 Jahre her
Antworten an  Carlotta

das habe ich schon immer gewusst. Wie kann denn lange lagerndes Wasser, vielleicht noch in der Sonne gestandenes, frei von Bakterien sein?
Aber Leitungswasser zu trinken ist auch keine Lösung. Ich trinke Mineralwasser und zwar seit Jahrzehnten und nicht aus der Plastikflasche.

Horst
5 Jahre her

Liebe Mitkommentatoren, ich will ehrlich sein: Mein Drogenkonsum (Bier, Wein) ist seit 2015 auch sehr massiv angestiegen. Anders halte ich es in diesem Irrenhaus nicht mehr aus.

Abl
5 Jahre her
Antworten an  Horst

Horst, Prost !

Sabine W.
5 Jahre her
Antworten an  Horst

‚Kluger‘ Rat:
Auch wenn das noch kurzfristig so verführerisch ist, setzen Sie lieber auf Gesundkost, lassen Sie den Mist weg.
Was wollen Sie denn sonst noch diesem Irrenhaus entgegensetzen?
Mit’m Lulli-Schädel können Sie weder argumentieren noch sonst einen Widerstand leisten.
Ruinieren Sie nicht Ihre eigene Gesundheit, denn dann sind Sie noch einer weniger, der seine Stimme erheben kann.

Abgesehen natürlich davon, dass es wahrscheinlich auch Menschen gibt, die Sie brauchen und schätzen. 😉

fatherted
5 Jahre her

Also ich finde diese Studien doch recht aufschlussreich….auch wenn man daraufhin keine Gegenmaßnahmen ergreift….zu wissen wie viele und welche Drogen in einem bestimmten Gebiet konsumiert werden halte ich schon für einen wichtigen Statistikwert….dagegen gibt es viele andere Untersuchungen, durch Steuergeld finanziert, die uninteressanter sind.

Hartholz
5 Jahre her
Antworten an  fatherted

Aufschlussreicher wären Abwasserproben einzelner Häuser!

AnSi
5 Jahre her

Das passt ja zu der aktuellen Meldung, dass in unserer Elitehochburg Berlin staatlich finanzierte Drogen-Checks in Clubs durchgeführt werden. Wenn die nur noch „gutes Zeug“ verwenden, dann hat der End-User im Trinkwasser wenigstens Qualität. Ist doch auch schon mal viel wert!
Kopfschütteln in Dauerschleife!