„Nena erntet Like von Xavier Naidoo: Wird sie jetzt zur Corona-Leugnerin?“ Ja, das ist so schräg, wie es klingt. Kürzen wir es hier ab: Nena ist nicht Wendler. Und sie ist schon gar nicht Attila Hildmann.
Große Aufregung um die Sängerin Nena. Die BILD sensationslüstern vorneweg fragt aktuell: „Nena erntet Like von Xavier Naidoo: Wird sie jetzt zur Corona-Leugnerin?“ Ja, das ist so schräg, wie es klingt. Der Focus entrüstet sich, dass Nena Xavier Naidoo ein Herz schickt. Wie böse, wie grauenvoll, wie verschwörerisch. Und die Bunte setzt dann die Empörungskirsche auf die Sahne: „Folgt sie jetzt Michael Wendlers Beispiel?“
Und wieder ist eine angeblich kontaminierte Äußerung in den sozialen Medien Schuld daran, genauer bei Instagram. Dort nämlich hatte Nena zu einem Foto einer Frau mit weißer Fahne einen typischen Nena-Text veröffentlicht, textlich so gefühlig, so pathetisch, so kryptisch, so lyrisch, so fernweh, so weihevoll, so schwülstig, so Banane – eben so wie jede Nena-Wortmeldung seit den 1980er Jahren: eine Aufforderung irgendetwas weiter zu denken, von dem Nena selber manchmal noch nicht genau weiß, wo es hinführen soll. Die erfolgreiche deutsche Sängerin möge es mir verzeihen: Eben ein bisschen bekifft der Vortrag. Aber auch nicht beachtenswert, so einen so jemand nicht interessiert, weil man glaubt, es gäbe zur Zeit wichtigere Dinge, als die Aufforderung:
„Lasst uns ins Licht gehen und für die Liebe stehen, denn trotz allem Wahnsinn, den wir hier erleben, glaube ich und weiß, dass der positive Wandel nicht mehr aufzuhalten ist.“
Eben typisch Nena. Und ein Grund ein bisschen zu grinsen oder zu nicken oder den Kopf zu schütteln. Einer fühlte sich berufen, so wie aktuell 1.521 weitere Instagram-Teilnehmer, etwas zu kommentieren, dass ebenso banal ist, wie manch einer den Text von Nena gelesen hat: Mit – grins – Herzensliebe.
Dieser jemand allerdings war ausgerechnet der böse Xavier Naidoo, ein (exkommunizierter) Sängerkollege. Und was schrieb er zum Text von Nena? Er schickte ein paar danksagende Hände – aber das Böse kam auch nicht in Gestalt dieser Emoji-Hände, es war das universellste Zeichen, das die Welt kennt, noch vor dem christlichen Kreuz wahrscheinlich: Xavier setzte ein Herz. Denn auch er ist ja ein Poet und Pathet. Auch seine Lieder sind natürlich neben allem anderen auch immer Oden an die Liebe, an den Weltfrieden, an was auch immer ihn gerade umtreibt.
Und so, wie man morgens dem netten Nachbarn einen guten Tag wünscht, erwiderte Nena im Instagram das Herz ganz selbstverständlich. Und setze noch ein Smiley mit Heiligenschein dazu, was beim näheren Darübernachdenken eigentlich sehr lustig ist, aber immer im Bereich der Interpretation bleiben muss. Na klar, es ist nur ein albernes lustiges kleines Gesichtchen.
Damit wäre die Story erzählt. Und die Marketing-Abteilung von Penny hat sich damals für Nena als Green-Girl für ihre Bio-Produktlinie sicher auch deshalb entschieden, weil die erfolgreiche Musikerin einen – drücken wir es so freundlich und liebevoll und voller Herzen aus, wie man es ausdrücken muss – eben einen kleinen liebenswerten Hau hat, wie sie oft so sphärisch verdreht durch ihre mitunter sehr eigene, mitunter sympathische Welt driftet und ein Lebensgefühl der Leichtigkeit und Sorglosigkeit verbreitet will – Nena halt, zum Verlieben oder einfach vollkommen gleich.
Kürzen wir es hier ab: Nena ist nicht Wendler. Und sie ist schon gar nicht Attila Hildmann. Nena ist vor allem Nena und das finden viele auch richtig gut so. Und um jetzt einmal Nena zu zitieren: „Ich habe meinen tiefen Glauben an Gott“, so beginnt nämlich ihr Instagram-Beitrag. Und damit ist sie dann eben ganz nah bei Xavier Naidoo, der früher auch gerne mal Jesus-People zum Besten gab. Geschenkt.
Nena schreibt weiter, sie setze auf ihren gesunden Menschenverstand. Ja, da mag manch einer grinsen, denkt er an die ganz junge Nena und an das eine oder andere Interview aus der Zeit. Aber das sind charmante Jugendsünden. Nena ist heute eine kluge inspirierende Frau. Und sie schickt dem wohl besten Soul-Sänger Deutschlands ein Herz zurück. Wie nett!
Gestatten Sie mir zum Schluss ein persönliches Wort. Als über 50-Jähriger bin ich mit Nena-Songs aufgewachsen, die waren aber nie meins. Sie gehörten rückblickend nur einfach zu dieser schönsten Zeit der 1980er und 1990er Jahre dazu. Und wer nur diese junge Nena erinnert, der mag da ein bisweilen sehr überdrehtes Mädchen sehen. Aber die Sängerin Nena hat mich in einer späteren Phase ihres künstlerischen Schaffens emotional viel mehr abgeholt. Und das passierte mit ihren Kinderliedern.
Unsere vier Kinder sind mit deutschen Volksliedern, gesungen von Nena, aufgewachsen. Wunderbare Kassetten, welche die Kinder nicht nur vorgespielt bekamen, sondern selbst immer wieder anzuhören forderten oder selbst in ihre quietschbunten China-Plastikrecorder pressten.
Und da sind wir wieder beim Herz angekommen: Denn in diese Lieder hat Gabriele Susanne Kerner aus Hagen, genannt Nena, ihr ganzes Herz reingepackt und das spürt man mit jeder Strophe. Ja, das hat auch etwas Tragisches, weiß man um den frühen Tod ihres erstgeborenen Kindes. Ja, auch das hat die Künstlerin in diese Lieder mit hineingelegt, als sänge sie auch für ihren so früh verstorbenen Sohn mit, wenn sie beispielsweise „Komm lieber Mai“ singt oder „Der Mond ist aufgegangen“ – zum Heulen schön. Dafür jetzt mal ein fettes dickes rotes Herz für Nena mit Emoji-gefalteten „Danke“-Händen.
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Der Anlass dieses „Skandals“, allein die Tatsache, dass das Kreise zieht, sagt doch alles über den Zustand des Landes aus. Es ist wirklich zum Heulen. Ach ja: ich mag Nena. Und Naidoo hat für mich „Haltung“, weil er Wahrheiten auszusprechen wagt,
Nena s neues Album „LICHT“ ist super. Nena will halt darauf hinweisen, dass man sich nicht durch Angst schüren und Verdummung unterkriegen lassen soll. Was haben denn Merkel und Co konkret unternommen, wenn Corona/Covid-19 lt. Merkel die größte Bedrohung seit dem 2. Weltkrieg sei?? In Monaten und Wochen des Stillstands wurde hier nichts umgebaut. Die Bautechnischen Gegebenheiten sind eben nicht Corona-gemäß. Ob Züge, Fitnesscenter, Kinos – da kann man sich allenfalls bei halben Auslastungen mit Platzsperrungen behelfen. Es wurden keine Fenster, keine Luftfilteranlagen eingebaut, auch wenn eine gute Durchlüftung als richtig und wichtig gilt. Stattdessen saßen die Kinder bereits jetzt… Mehr
ach gott, die nena, das stimmchen…
wer sie hoert, der glaubt weder an wendler noch den lieben gott. deutschland ist bestraft mit dieser gruseligen ukermark-frau. und meinetwegen mit nena. wer in ihr eine rebellin zu sehen glaubte, hat zuviel merkel gehoert. trunkenen sinnes. das stimmchen bleibt im guten wie im boesen halt doch nur das stimmchen. 99 mal. ich kann sie als stimme einfach nicht ernst nehmen.
In der Populärmusik zählt der Wiedererkennungswert. Nena singt so genial immer leicht daneben, ohne direkt falsch zu intonieren, das kriegt man mit keinem Plug in in keiner DAW hin. Auch Marlene Dietrich und Hildegard Knef konnten „eigentlich“ nicht singen. Aber was für einzigartige, großartige Interpreten !!!
Öhm, wie, was wo; Nena zum „Verdachtsfall“ ??
Herr Haldenwang, bitte übernehmen Sie -sofort!
Jo, auch mir ist Nena noch aus damaliget Zeit gut, sehr gut, im Erinnerung. Das waren nach Zeiten: Die sog „Neue Deutsche Welle“(NDW) hatte grad eingeschlagen, neben Nena auch so Favoriten wie Joachim Witt, Nina Hagen, Extrabreit, Peter Schilling, Falco, Fehlfarben uvam.. Und zu jene Zeit waren hier in Hamburg die sog. Kiffer-Läden angesagt wie zB das Grünspan, Mad-House oder Traumtänzer wo dann zwischendurch draußrn mal schnell manches Röllchen durchgezogen wurde um dann wieder seinen Saft weiter zu Schlappern. Dass tolle war hier, es gab in diesen -allg. als verschrien geltenden- Läden keine Prügeleien oder blöde Anmache. Alle haben ihre… Mehr
Seinerzeit war sogar das „Störtebeker“ in den besetzten Häusern („Hafenstraße“) geradezu ein Hort liberaler Unterhaltung, nötige Stimulanzen gab es bei Bedarf nebenan im „Onkel Otto“, aber auch als „Normalo“ konnte man lustigen Musikanten unbeschwert beiwohnen. Auch die Rote Flora war lange erträglich, aber das kippte ziemlich schlagartig mit dem politisierten Hardcore (aus Amiland), wo dann plötzlich Vegetarismus angesagt war (und typische Punkerkluft mit bemalter, nietenbesetzter Lederjacke und Springerstiefeln scheel angesehen wurde), bis hin zu Bier-/Rauchverbot und als Krönung keine Auftritte mehr von Bands wie etwa den „Kassierern“, das gab sogar „Schwanzträgerausschluß“, wenn feministische Frauenpunkbands auftraten. Da war schon klar, daß… Mehr
Nena legt jetzt los. Prüft eure Herzen! https://www.youtube.com/watch?v=Wr-ywwsjXW8
Also ich bin da mit Herrn Wallasch in Sachen Nena vollkommen d’Accord und obwohl ich mit den Naidoos, Hildmanns und Wendlers nichts so richtig anzufangen weiß, ist es schon bezeichnend, wie heutzutage irgendwelche banale Äußerungen dazu führen letztendlich Karrieren und Lebensmodelle zu zerstören.Das alles gabe es bereits vor noch nicht allzu langer Zeit in einem untergegangenen Teil Deitschlands. Es wurden ja auch bereits in der jüngeren Vergangenheit von diversen ehemaligen Größen der „Kulturschaffenden“ wie z.B. Herrn Lindenberg Statements erfolgreicherer „Stars“ der jüngeren Kultiurgeschichte wie z.B. H. Fischer abgefordert- zum Glück ohne Erfolg. Und ja-auf solche Flachwurzler wie einen Herrn Krumbiegel,… Mehr
Ach Leute, das kommt schon noch. Bald ist bei den Künstlern Land auf, Land ab der Kühlschrank leer. Dann geht die Post ab.
Danke, lieber Herr Wallasch, daß Sie auch so eine angebliche „Nebensächlichkeit“ kommentieren! Gerade auch die scheinbar unbedeutendsten Gegebenheiten werfen mitunter ein grelles Schlaglicht auf den Zustand einer Gesellschaft, in der wieder Abweichler aufgespürt und Ketzer an den Pranger gestellt werden.
Ihr persönliches Wort zum Schluß fand ich besonders ausdrucksvoll formuliert, sehr schön!
In Coronazeiten Aufmerksamkeit zu erhalten ist offensichtlich nicht nur einfach, sondern auch noch billig!
Naidoo und Wendler haben wenigstens gezeigt wo sie stehen, aber Nena hat nur gezeigt wo sie eventuell stehen könnte, wenn es keine Konsequenzen hätte.