Freiburg: Die Kraft der Symbolik

Kopfschütteln löst aus, wenn Politiker wie Horn das Vorurteil-Problem in ihrem ersten Statement sofort benennen, Gedanken zu möglichen Ursachen der Gewalt aber grosszügig ausblenden – entweder weil sie keine Problematik erkennen (wollen) oder aus Angst vor dem Rassismusvorwurf.

Freiburg liegt eine Stunde von Basel entfernt. In jüngeren Jahren habe ich in Freiburgs Diskotheken die Nächte durchgetanzt, bis meine Füsse brannten. In einer dieser Discos hat sich vor etwa zwei Wochen eine junge Frau amüsiert, vielleicht hat auch sie getanzt, bevor sie in der Nähe eines Lokals von acht Männern vergewaltigt wurde. Lese ich von solchen Taten, breiten sich in meinem Kopf Bilder, die ich nicht beschreiben möchte, zu diffusem Horror aus. Hoffentlich, so ein erster Gedanke, hat sie keine schweren körperlichen Verletzungen. Hoffentlich hat sie Menschen um sich herum, die ihr bei der Verarbeitung des Traumas helfen. Hoffentlich kann sie irgendwann wieder unbeschwert lachen.

Die Freiburger Polizei hat acht mutmassliche Täter festgenommen, darunter laut FAZ sieben syrische Flüchtlinge und ein Deutscher. Im gleichen Statement, in dem sich der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) von der Tat ‚entsetzt‘ zeigte und bei Facebook äusserte, dass seine ‚Gedanken dem Opfer und seiner Familie‘ gelten, warnte er vor pauschalen Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen, die Mehrheit der in Deutschland lebenden Migranten verhalte sich gesetzestreu. Weiter schrieb er: Kriminelles Handeln werde nicht toleriert.

Herr Horn hat recht. Die Mehrheit der Migranten verhält sich gesetzestreu – und die grosse Mehrheit der Menschen weiss das. Auch soll man vor der Aufklärung der Tat keine voreiligen Schlüsse ziehen. Das Problem ist, dass die nach solchen Taten von Politikern gewohnheitsmässig abgesonderten Floskeln in einem Moment, in dem die Fassungslosigkeit viele Leute in einen emotionalen Negativsprudel reisst, kontraproduktiv sind.

Angesichts der Schwere der Tat – acht Männer haben sich während mehreren Stunden an der Frau vergangen – sind überstürzte, unreflektierte Gedanken menschlich, wir sind keine Roboter. Vorurteile gegenüber bestimmten Gruppen sind hässlich, sie lassen sich aber nicht einfach durch mahnende Worte austreiben, durch positive Alltagserlebnisse und persönliche Gespräche schon. All diese Bedenken und Befangenheiten sind aber unter dem Einfluss des Entsetzens, den das Opfer, seine Familie und viele Bürger gerade in Freiburg durchleben, jetzt wie auch damals, als im Oktober 2016 Maria Ladenburger von einem afghanischen Migranten vergewaltigt und ermordet wurde, Nebenplätze.

Diesmal kein "Einzelfall"
Normal in Freiburg - Protest gegen Rechts nach Gruppenvergewaltigung
Um gedankliche Nebenszenarien darf es aber nicht an erster Stelle gehen. Das goutieren die Menschen nicht. Deshalb bleibt die reflexhafte Erwähnung wirkungslos; keine einzige negative Betrachtung wandelt sich dadurch in eine positive, die Mahnung zur Besonnenheit wird aber als Bevormundung verstanden, auch als eine Art Vertuschung und Ablenkung davor, dass man halt nicht in der Lage ist, die Frauen zu beschützen. Deshalb schürt sie noch mehr Frust und Wut in der Bevölkerung, speziell bei jenen, die sich in ihren Vorurteilen bestätigt sehen. Wenn eventuelle Pauschalurteile einen Politiker (zurecht) umtreiben, wäre es vernünftiger, zu einem späteren Zeitpunkt davor zu warnen. Gleichwohl, die Hassmails, die Horn nun entgegenschlagen, sind widerlich.

Kopfschütteln löst aber erst recht aus, wenn Politiker wie Horn zwar das Vorurteil-Problem in ihrem ersten Statement sofort benennen, Gedanken zu möglichen Ursachen der Gewalt aber grosszügig ausblenden – entweder weil sie keine Problematik erkennen (wollen) oder aus Angst vor dem Rassismusvorwurf. Bei Facebook schreibt er zwar, dass es ihn bestürze, dass unter den Tätern auch Geflüchtete seien. „Wir bieten diesen Schutz an, fordern aber auch klipp und klar, dass unsere Regeln und Gesetze von Allen akzeptiert und eingehalten werden“, so Horn. Angesichts der Tatsache, dass fast alle mutmasslichen Täter polizeibekannt waren, gegen den Hauptbeschuldigten sogar ein Haftbefehl vorlag (und nicht vollzogen wurde), kommt diese ‚Forderung‘ ein Stück weit wie Hohn daher und ist klipp und klar noch unnützer als die Warnung vor Pauschalurteilen.

Dabei liegen die Fragen, die Bürger beschäftigen und mit denen sich Politiker (sämtlicher Couleur) dieser Tage in ihren Kommentaren primär befassen könnten, wie offene Spielkarten auf dem Tisch: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Herkunft der Täter und Gewalt gegen Frauen? Warum können straffällige Asylbewerber nicht sofort abgeschoben werden? Warum werden Haftbefehle nicht sofort vollzogen? Warum dauern Abschiebeverfahren so lange? Braucht es eine Verschärfung der Abschieberegeln? Ich bin keine Expertin, aber möglicherweise ist das Asylgesetz veraltet. Es vermag die heutigen Herausforderungen der Masseneinwanderung nicht mehr zu bewältigen, gerade im Hinblick auf negative Asylentscheide, die angefochten werden und eine Abschiebung jahrelang verzögern können.

Einer, der diese heiklen Fragen in seinen Statements aufgreift, ist Horns Amtskollege aus Tübingen, der Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne). Er setzt sich mit den möglichen Ursachen des Verbrechens und mit den Straftätern unter Flüchtlingen und Immigranten auseinander – und reicht konkrete Lösungsvorschläge nach. Und ja, das ist eine Seltenheit, und sie tut gut.

So schrieb er nach der Tat in Freiburg auf seiner Facebook-Seite, dass zwar alle für ein Asylrecht qualifiziert seien, die sich nichts zu Schulden kommen lassen, die Bewegungsfreiheit für gewaltbereite Asylbewerber aber stark eingeschränkt werden müsse. Betroffene sollten in entlegenen Gegenden untergebracht werden, wo keine nächtliche Anbindung an den ÖPNV existiert. Wer die Einrichtung verlasse, soll kontrolliert und der Zeitpunkt festgehalten werden. „In den sicheren Landeseinrichtungen könnten die Asylverfahren ruhig beendet und die Abschiebungen vorbereitet und durchgeführt werden, ohne zu riskieren, dass in diesem Zeitraum schwere Straftaten zu beklagen sind“, schreibt Palmer. Dieser weitgehende Entzug der Bewegungsfreiheit würde seiner Meinung nach die Gefahr aus der Gruppe der gewaltbereiten Flüchtlinge drastisch reduzieren.

Vielleicht gehen einige dieser Vorschläge zu weit, weil sie Personen – wir sprechen hier von gewaltbereiten Immigranten ohne Integrationsbemühungen – zu sehr einschränken, vielleicht sind sie rechtlich nicht durchsetzbar. Das spielt aber in dem Moment keine Rolle. Es ist die berühmte ‚Kraft der Symbolik‘, die zählt: Da hat sich einer etwas überlegt, sich informiert, nimmt Ängste ernst, ist bereit, einen offenen Diskurs zu führen und bemüht um greifbare Lösungsvorschläge – im Wissen, dass bestimmte Kreise ihn dafür umgehend ins Hetzer-Netz werfen. Palmer fordert einen Wandel, in einem neuen Facebook-Eintrag wendet er sich direkt an Kollegen Martin Horn: „Es gab genügend Zeit, um die vielen früheren Fälle zu bewerten und das Muster zu erkennen. Der aktuelle Fall in Freiburg steht in einer langen Reihe und verdeutlicht daher die Dringlichkeit, etwas zu ändern.“

Eine Vergewaltigung oder Gruppenvergewaltigung ist immer entsetzlich. Aber die menschliche Psyche ist nun mal so gepolt, dass es für uns nochmal einen Unterschied macht, wenn die mutmasslichen Täter Leute sind, die ins Land kommen, weil sie Schutz suchen. Wenn Palmers Ideen Anstoss zu neuen Massnahmen liefern und dadurch nur eine einzige schwere Straftat verhindert wird, haben sich seine Überlegungen gelohnt. Und schlussendlich muss das das oberste Kriterium sein. Nach solchen Verbrechen genauso weitermachen wie bisher, ist keine Option.

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Kommentare ( 160 )

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Sozia
6 Jahre her

So leid es mir tut, Frau Wernli, mit Ihrem Artikel haben Sie wieder einmal weitgehend das Thema verfehlt. Das Thema ist nämlich tatsächlich, dass bestimmte Vorurteile keine Vor-Urteile sind, sondern eben Urteile, wenn man über einschlägige Erfahrung verfügt. Ich gehöre zu jenen, die noch im Jahr 2015 vor genau solchen Auswirkungen dieser speziellen Masseneinwanderung gewarnt haben und zwar aufgrund von Wissen und Erfahrung. Zum ersten hatte ich mich schon lange mit dem Islam, seinem Menschen- und besonders Frauenbild auseinandergesetzt und hier kann man doch eindeutig sagen: Wer ein Bild von „Ungläubigen“ hat, das vom Koran geprägt wird, in dem an… Mehr

Timur Andre
6 Jahre her

Konjunkturabschwung, dann fallen die Steuereinnahmen ich schätze mal um 150 Mrd, und schon werden uns die heute 75Mrd und morgen 100Mrd für Merkels Globlistentraum auf die Füsse fallen.

2020 ist es soweit, 2021 hat die AfD 25%

Albert Pflueger
6 Jahre her

Schon sehr oft wurde die Frage gestellt, auch hier, warum denn dieser oder jener Gewaltverbrecher nicht längst verhaftet worden sei, wenn doch ein Haftbefehl anhängig sei. Ich vermute, daß es nicht möglich wäre, die zu Verhaftenden zu verhaften, weil niemand weiß, wohin mit ihnen. Ihre Zahl überschreitet die der zur Verfügung stehenden Gefängnisplätze um ein Mehrfaches. Da bei uns die Rechte von Verbrechern mindestens genauso ernst genommen werden, wie das Recht des Volkes, vor ihnen geschützt zu werden, kann man die Täter nicht in überbelegte Zellen sperren- man will sich ja keine Unmenschlichkeit vorwerfen lassen, oder gar Rassismus. Offensichtlich nimmt… Mehr

Andreas Bock
6 Jahre her

Kann es sein, dass die Straftäter kurz vor der Abschiebung stehen und durch eine gemeinsame Straftat eine Aufenthaltsverlängerung bewirken wollten? Die Verlängerung bewirkt wohl auch, dass nach dem entsprechenden Zeitablauf nie mehr eine Abschiebung erfolgt und ein dauerhaftes Bleiberecht entsteht. Die Umstände der Tat (Gemeinsames Verbrechen, sofortige Feststellung der Täter) sind doch Indiz genug, dass meine Annahme realistisch ist. Können Journalisten (oder verantwortlich handelnde Politiker) hierzu bei den zuständigen Behörden Auskunft einholen? Dann stellt sich aber auch sofort die Frage, bei welchen Straftaten in den letzten Monaten dieselbe Motivation vorgelegen hat und wer im Hintergrund diese „Beratung“ der potentiellen Straftäter… Mehr

Sozia
6 Jahre her
Antworten an  Andreas Bock

Hier unterstellen Sie einen Komplexität der Gedankengänge, die ich für unwahrscheinlich halte. Derartige Verhaltensweisen finden Sie jedoch in vielen islamisch geprägten Ländern, im Zusammenhang mit den Demonstrationen des „Arabischen Frühlings“ wurde hier ausführlich darüber berichtet. Diese Männer tun hier,was sie auch zu Hause tun, wenn sich die Gelegenheit bietet.

linda levante
6 Jahre her

Die Freiburger Polizei erklärt „kriminelles Handeln wird nicht akzeptiert“. Anscheinend doch. Bei rechtsstaatlichem Verhalten der Polizei und der Behörden, hätte diese Tat vermieden werden können und wenn wir schon dabei sind, bei geschlossenen Grenzen und kontrollierter, berechtigter, legaler Einreise auch. Was fehlt, ist der Wille des tiefen linken Staates, die vorhandenen Gesetze anzuwenden. Da stellt sich unweigerlich die Frage, warum der tiefe Staat Kriminelle und Illegale in Schutz nimmt und somit zum Mittäter wird. Seitens der Freiburger Polizei wird erklärt, dass die Schutzbefohlenen „kriminell“ gehandelt hätten. Auf die Idee, dass dieses kriminelle Handeln auch ideologische und religiöse Hintergründe haben kann,… Mehr

Albert Pflueger
6 Jahre her
Antworten an  linda levante

Eine Religion, die die Polygamie fördert, muß zwangsläufig kriegerisch-expansives Verhalten ihrer Anhänger zur Folge haben. Das leuchtet unmittelbar ein, wenn man nicht der Illusion verfällt, daß die übriggebliebenen jungen Männer sich still in ihr sexbefreites Leben und die Ehelosigkeit fügen, oder statt dessen schwul werden und sich aneinander erfeuen. Nein, sie werden zur Eoberung der Frauen fremder Völker ansetzen, wie die Araber es seit Jahrtausenden getan haben, und, wie hier inzwischen sehr deutlich wird, es weiter tun. in schöner Offenheit wird das von einer „islamischen Feministin“ hier beschrieben: https://www.youtube.com/watch?v=1WCmgg1RViU&app=desktop Sie fordert da, und sie betont ausdrücklich, daß sie sich religiösen… Mehr

CarolusMagnus
6 Jahre her

Der Freiburger OB ist auch ein Gutmensch. Zumindest glaubt er daran.

Enrico Stiller
6 Jahre her

Politische Korrektheit und Zensur sind in vielen massgeblichen Kreisen in Deutschland ein absolutes Muss, deshalb der Eiertanz des Freiburger Bürgermeisters. Ich habe jahrelang in der Freiburger Gegend gewohnt, und weiss, wie die meisten Bürger dort ticken: Nämlich nicht ganz sauber. Freiburgs Politik wird von einer Mentalität des „moralischen Posierens“ dominiert – vielleicht mag das mit der speziellen Spielart des Religionsempfindens in dieser Gegend zu tun haben. Fakten interessieren die nicht, der soziale Konformitätsdruck tut sein übriges. Man muss da mitmachen, sonst ist man sozial „unten durch“. Gestern hat der Freiburger Oberkriminale Rotzinger auf einer Pressekonferenz gesagt, dass die Sexualdelikte generell… Mehr

armin wacker
6 Jahre her

Mit allem Respekt. Aber Freiburg liegt in der Kriminalität an erster Stelle in BaWü.
Wenn da 500 Normalbürger in einer Demo auftreten, dann haben die sofort 2.000 Antifa Schläger gegen sich. So sieht es aus. Die links grünen Bessermenschen sind die Handlanger der Kriminalität. Nur unter deren Schutz kann so etwas laufen.

MG42
6 Jahre her

Freiburg? Das ist mittlerweile überall in Deutschland so, aktuell auch im Sauerland und kaum winen interessiert es. Die Propaganda gegen diese Tatsachen läuft auf Hochtouren. Es scheint mir ein bewusstes und gezieltes Vorgehen gegen unsere Frauen zu sein, anders ist diese Vielzahl an Vergewaltigungen nicht zu erklären: https://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/ruhrgebiet-aktuell/marsberg-sauerland-frau-19-vergewaltigt-58135842.bild.html

Klaus Weber
6 Jahre her

Die große Mehrheit der Migranten verhält sich gesetzestreu……… Ja, keine Frage! Aber wenn man 2 Millionen Migranten aus überwiegend muslimischen Ländern herbeiwinkt, dann muss man vorher eine Risikoabschätzung treffen. Jedes Unternehmen und jede Privatperson muss ebenfalls bei allem was sie tun immer die Risiken abschätzen, wenn sie gesund bleiben und überleben wollen. Diese Risikoabschätzung könnte z.B. folgendermaßen aussehen: „Die große Mehrheit der Migranten verhält sich zweifellos gesetzestreu. Wenn sich allerdings nur 5-10% nicht gesetzestreu verhalten, dann sind das 100.000 bis 200.000 Menschen, die für die deutsche Bevölkerung gefährlich werden könnten. Können wir dieses Risiko beherrschen und abfangen oder nicht?“ So… Mehr

Timur Andre
6 Jahre her
Antworten an  Klaus Weber

Wenn man morgen ohne Kontrolle Südamerikaner ins Land lassen würde, kämmen auch überproportional viele Kriminelle….weil es eben geht.

Das allein hat schon zu dieser Entwicklung geführt