Mit dem Promoten des "World Hijab Day" gibt sich eine privilegierte Bewegung alle Mühe, den wahren Kämpferinnen für Frauenrechte in den Rücken zu fallen.
Am 1. Februar wird der „World Hijab Day“ gefeiert. Er wurde von Aktivistinnen aus den USA gegründet und soll zeigen, dass die Verschleierung von muslimischen Frauen keine Unterdrückung darstellt. Die Bewegung fordert auch westliche Frauen auf, den Hijab zu tragen, um zu erleben, wie es sich anfühlt. Unter dem Hashtag „FreeInHijab“ (frei im Kopftuch) sollen sie dann Selfies von sich in den sozialen Medien posten. Ein Hijab ist ein islamisches Kopftuch, das Haar, Hals und Schulterbereich bedeckt.
Dass diese Damen den Hijab als Sinnbild für Freiheit sehen und sich darunter wohl fühlen, ist ihre Entscheidung. Nur hat die öffentlich zur Schau getragene Verehrung etwas Befremdliches. Denn in vielen muslimischen Ländern wird Frauen die Freiheit verweigert, anzuziehen, was sie wollen. Sie haben nicht die freie Wahl, den Hijab zu tragen; viele wollen sich nicht verhüllen, sind aber dazu gezwungen. Für sie steht das Kopftuch nicht für Freiheit und Selbstbestimmung, sondern für das exakte Gegenteil: für Freiheitsberaubung.
Im Internet gibt es Videos aus muslimischen Ländern, die Frauen mit offenem Haar zeigen, wie sie von Männern auf der Strasse belästigt, als Schlampe beschimpft oder unter Androhung von Polizeiarrest aufgefordert werden, ihr Haupt zu verhüllen.
Während sich also die einen trotz dem Risiko einer Gefängnisstrafe gegen die Zwangsverschleierung wehren, promoten die anderen, die keinen Preis für ihre freie Outfit-Wahl zu bezahlen haben, den Hijab als „befreiend“. Die Kampagne beruft sich zwar auf kulturelle Toleranz, offenbart damit aber den Hochmut einiger privilegierter westlicher Aktivistinnen, die die Welt nur im Bezug zu ihrer eigenen Realität beurteilen – und die schreckliche Wirklichkeit, die Einschränkungen vieler anderer Frauen ausblenden. Diese Frauen dürften den „Hijab Day“ als Hohn empfinden. „Diese Frauen und Millionen andere sehen es als unglaublichen Verrat und Heuchelei vom Westen…insbesondere von sogenannten Feministen“, fasst es Yasmine Mohammed, eine prominente Ex-Muslimin und Aktivistin aus Kanada, bei Twitter zusammen. Es ginge nicht darum, gegen den Hijab zu argumentieren, sondern für die freie Kleiderwahl.
Jene Frauen, die in ihrer Heimat unter Androhung von Gefängnisstrafen gegen Kopftuchzwang protestieren, gegen die Sittenpolizei und den patriarchalen Wächterrat – sie sind die wahren Feministinnen. Und gerade sie bräuchten die Unterstützung der westlichen Frauenrechtler und Netzaktivisten, denen es ja ansonsten nicht an Leidenschaft mangelt, wenn es darum geht, falsche Komplimente anzuprangern oder gegen unliebsame Gedichte ins Feld zu ziehen. Aber ihr Protest zum „World Hijab Day“ bleibt weitgehend stumm. Offenbar haben sie sich entschlossen, von der real existierenden Diskriminierung in fernen Ländern keine allzu grosse Notiz zu nehmen.
Man kann den Hijab akzeptieren, ohne ihn zu promoten, kann ihn gutheissen, ohne ihn zu feiern. Solange aber Verschleierung nicht für alle Frauen eine freie Wahl ist, solange nicht alle Frauen dieser Welt ihr Haar zeigen, im Minirock flanieren, mit tiefem Dekolletee ins Restaurant und im Bikini am Strand liegen können, solange ist Sensibilität angebracht und Zurückhaltung mit unsinnigen Kampagnen für ein Kleidungsstück, das vielen Menschen Leid und Schmerz bereitet. Indem wir den Hijab zu etwas Grossartigem hochstilisieren, machen wir uns zu Assistenten von Unterdrückern.
Der Beitrag erschien zuerst in der Weltwoche.
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Dahinter steht ein Denkfehler: keine der Befürworterinnen fragt sich, warum sie ein Kleidungsstück benötigt, um sich frei fühlen zu können. Warum sie sich ohne den Hijab unfrei fühlt. Wenn das Freiheitsgefühl von einem Gegenstand abhängt, würde man in jedem anderen Fall von einer Sozialstörung ausgehen und versuchen den Betroffenen zu helfen, damit sie aus ihrer Abhängigkeit befreit werden. Beim Hijab aber sollen Effekte die sonst ein Fall für den Psychologen sind auf einmal ein Zeichen für Emanzipation sein? Seltsam. Was wenn jemand behaupten würde, ohne seinen Badezimmerteppich um die Hüften nicht das Haus verlassen zu können? Würden diese Leute dann… Mehr
Wer annimmt, eine Frau, die eine Kopfbedeckung trägt, sei frei, kann im Koran nachlesen, wie Frauen im Islam behandelt werden und welchen Stand sie in der familiären Hierarchie haben, ab Seite 10: http://www.atheisten-info.at/downloads/Bill_Warner-Scharia_fuer_Nicht-Muslime.pdf Alles, bis hin zum Schlagen bei Nichtgehorsam, ist dem Mann erlaubt. Und müssen Frauen in der Moschee nicht hinter einem Vorhang sitzen, trotz Verhüllung? Auch, wenn sie sich freiwillig verhüllt: sie zeigt, dass sie sich den islamischen Regeln unterwirft, die die Welt in Gläubige und Ungläubige teilt. Und wie die Gläubigen mit Ungläubigen umzugehen haben, ist noch einmal ein ganz anderes Kapitel, ganz ohne Gleichheit, Gleichberechtigung und… Mehr
Dem stimme ich durchaus zu. Mein Kommentar war eher als weiterer Aspekt gemeint, warum die positiven Aussagen über den Hijab selbst dann bedenklich wären, wenn nicht der Islam dahinterstünde. Egal wie man es dreht und wendet. Es ist kein Zeichen von Freiheit. Es ist Abhängigkeit.
Die Aktivistinnen des „World Hijab Day“ haben übersehen, dass die Kopftuch oder Hijab tragende Muslima auch einen knöchellangen Rock trägt.
Wenn sie schon so dämlich sind, sich auf die Machtübernahme der Muslims in den USA vorzubereiten, dann bitte richtig.
Danke für den Artikel! „Seit einigen Tagen nun veröffentlichen Frauen Fotos von sich im Hijab, viele feiern ihn als Symbol der Freiheit und der weiblichen Emanzipation.“ Das zeigt mal wieder deutlich, dass menschliche Dummheit keine Grenzen hat, wenn Frauen ihre eigene Unterdrückung „feiern“. Wissen diese Damen denn wirklich nicht, welch brutalen Zwängen und welcher Gewalt Frauen in islamischen Gesellschaften ausgesetzt sind? Können sie vielleicht nicht l e s e n??? Es gibt unzählige Berichte und spätestens seit „Nicht ohne meine Tochter“ von Betty Mahmoody sollte doch ein jeder und eine jede Bescheid wissen? Claudia Roth hat sich in einer Fernsehdebatte… Mehr
@Sagglzement
Es gibt andere Ansichten über ihre Erkenntnisse.
**: Sie liegen falsch!
Vermutlich wollen da einige Frauen des Westens endlich auch mal in den Medien genannt und gezeigt werden. Das Bedürfnis nach öffentlicher Aufmerksamkeit ist ja bei vielen Menschen, auch Frauen, ungebrochen. Diese Damen glauben offensichtlich, durch Aktionen wie das provokative Tragen einer Hijab- Vermummung sich öffentlich zur Schau stellen zu müssen nach dem Motto: Ich bin hier, hier bin ich, seht ihr mich? Ich bin so dumm und lasse mich freiwillig unterdrücken. Ach ist das lustig. – Die Dummheit stirbt nicht aus!
Also für mich wäre der World-Hijab-Day akzeptabel, wenn Muslimas an diesem Tag ausprobieren dürften, wie es sich anfühlt, ohne Schleier und Kopftuch unterwegs zu sein.
DAS wäre doch mal ein toller Schritt! Nicht wir tolerieren die Abgrenzung sondern die tolerieren die Nichtabgrenzung!
Aber da kommen wir schon an die Grenzen des Islam, die blutig mit Feuer und Schwert verteidigt werden…
Jede Hijabträgerin beleidigt alle Frauen, die den Hijab nicht tragen.
Sie sagt nämlich mit ihrer Kleidung: „Ich bin eine anständige Frau, ihr seid alle Schlampen.“
Wir sollten uns in unserem eigenen Land nicht beleidigen lassen müssen.
Sehe ich ebenso. Das Kopftuch ist die Fahne des politischen Islam.
Für mich ist es ein Zeichen willentlicher Nichtanpassung und Abgrenzung.
Die oben beschriebene „FreeInHijab“ Aktion erinnert mich an folgende Situation: als Physiotherapeut übt man während der Ausbildung auch Rollstuhlfahren und Sportarten wie Rolli-Basketball etc. Das macht sogar richtig Spaß – solange man danach wieder aus dem Gerät aussteigen kann! Ein Blick in die Augen eines echten, an den Rollstuhl „gefesselten“ Patienten offentbart jedoch schnell, wie diese Aktion auf den Betroffene wirken kann: es ist eine Zurschaustellung von Freiheiten, die dem anderen versagt bleiben. Im Falle des Physios ist es eine berufliche Notwendigkeit, sich mit der Unfreiheit des anderen vertraut zu machen. Dieses Experiment vollzieht man dann aber möglichst mit einer… Mehr
CCB,
Ihr Gleichnis trifft es hervorragend. Es ist eine Verhöhnung der zum Kopftuchtragen verdammten Mädchen und Frauen in praktisch allen muslimischen Ländern.
Wenn eine Frau den Hijab wirklich aus freiem Willen tragen möchte, soll sie das tun, es geht mMn niemanden etwas an. Aber wenn so etwas als „befreiend“ gefeiert und ich als europäische Frau aufgefordert werde, auch nur für einen Tag selbst so etwas zu tragen, hört der Spaß für mich auf. 1. Was soll daran befreiend sein? Wovon denn überhaupt befreien? 2. Warum eigentlich nicht quid pro quo? Warum rufen wir nicht am 1. August (da ist es nämlich voraussichtlich schön warm) den weltweiten Tag der Freikörperkultur aus und die muslimischen Damen, die jetzt wollen, dass westliche Frauen sich aus… Mehr
Eine andere Variante: einen Tag laufen alle muslimischen Männer mit so einem Teil herum und auf der Strasse drei Meter hinter ihren Frauen her.