Wie war die DDR? Das Ende des unverbrauchten Seins

Der veröffentlichte Blick zeigt meist die westdeutsche Sicht – einen kolonialen Blick. Ein Forschungsprojekt widmet sich den „blinden Flecken“ der Wende sowie den „Abgehängten“ und macht sie mit Filmen von Jürgen Böttcher wieder sichtbar. Von Yana Milev.

Es ist genug über die ökonomische Unzulänglichkeit, demokratische Minderwertigkeit und staatliche Kriminalität der DDR geschrieben worden – eines Landes, das 1989 wie die Titanic untergegangen ist. Wie wirkt das auf die Betroffenen, wie verändert es sie? Es macht sie sprachlos, vom Westen als Mitglieder einer historischen Versagergemeinschaft dargestellt zu werden.

Kein Wunder, dass nach 1989 jeder Ostdeutsche, der etwas auf sich hielt, als Picknick-Flüchtling, Botschaftsbesetzer oder als Last-Minute-Dissident durchgehen wollte. Die Ostdeutschen sind mit der DDR verschwunden!

Entweder sind sie in der Massenmigration nach der Maueröffnung im Westen gestrandet oder sie haben sich verstellt. Dialektlos, biografielos machen sie sich unsichtbar, schließlich haben sie 40 Jahre nur darauf gewartet, befreit zu werden. Die Menschen und ihre Erfahrungen gingen unter.

Die Überlegenen bestimmen die Erinnerungsweise.

Westdeutsche wissen genau: Der Unrechtsstaat wurde friedlich-gemütlich abgeschafft, Dissidenten finden in neuen Behörden und Think Tanks neue Rollen im Demokratiedesign. Alte SED- und MfS-Kader unterhalb der Chefetage dürfen aufgrund ihres regionalen Kompetenzprofils in neue Funktionen und Ämter einziehen. Bedingung für den Einzug in die neuen Tempel ist Political Correctness, das heißt hier: die Verleugnung der Herkunft. Die Meinungsmacher aus den alten Bundesländern – mit satten Westgehältern und sogenannter Buschzulage – schreiben die neue Geschichte des alten Landes.

Die Abgehängten

Der Mehrheit der Bevölkerung erging es jedoch anders. Etwa acht bis zehn Millionen Menschen verschwinden als Wendeverlierer, Abgehängte, Flüchtlinge im eigenen Land in neuen sozialen Lagern; zunächst in der „Abwicklung“, dann Degradierung, Arbeitslosigkeit, Umschulung, ABM, Ich-AG, Mini-Jobs, Hartz IV, schließlich in Armut, Gentrifizierung, Justizprojekten, Knast und Reha. Die Aufstiegschancen für Ostdeutsche in öffentlichen, kulturellen und akademischen Ämtern waren gleich null. Diese Menschen haben einerseits verloren, weil es nicht vorgesehen war, sie in einen Aufschwung Ost zu integrieren, andererseits weil sie einer anderen Kultur angehören, für die es heute keinen Referenzraum gibt.

Das Projekt „Die Abgehängten – Blinde Flecken der Gesellschaft“ untersucht eine abgewickelte Gesellschaft, eine herabgesetzte Kultur und deren unsichtbar gewordene Menschen in einer ethnografischen Studie ganz neu. Die berechtigte Unzufriedenheit, die Ende der 1980er-Jahre viele Menschen in Proteste und einer Art explodierendem Massenaufruhr auf die Straße trieb, verlief in Bahnen, die niemand von denen, die ihren Mut erprobten, erahnen konnte.

Die berechtigte Unzufriedenheit richtet sich gegen einen rigiden, insuffizienten Regierungsapparat. Die in diesem Apparat lebenden Menschen, die mit aller Kraft und Hoffnung, ohne Netz und doppelten Boden, ihr Land aufbauten, wollten ihr Land retten – sie wollten es verbessern, sie wollten es öffnen.

Der Kippmoment der Demonstrationen von „Wir sind das Volk“ zu „Wir sind ein Volk“ ist der Moment, in dem alle, die an einen Dialog Ost-West glaubten, von nun an ohne Gleisbett in die globalisierte Welt des Westens hineinrauschten. Dieser Moment, als historischer Sieg gefeiert, bescherte dem Westen das zweite Wirtschaftswunder und den anpassungsfähigen alten Funktionären, Politeliten und Dissidenten einen neuen Platz an der Sonne – und der Mehrheit der Ostdeutschen ein Leben am Rand der neuen demokratischen Gesellschaft.

Die im Dunkeln sieht man nicht
Die Abgehängten: Blinde Flecken der Gesellschaft
Für sie ist die Wende ein Unfall, ein Fortschreiten von Entwertung – und Entwurzelung. Diese Wende wird von immer neuen Wenden überdeckt, eine Art permanenter Transformations-Overkill. Der Euro wendet die gerade errungene West-Mark, über den Kosovo fliegt das Eiserne Kreuz im Namen einer neuen Kriegslegitimität und danach in immer neuen Weltgegenden, dramatische Bankenrettungskrisen folgen, überlagert von permanenten Eurorettungskrisen, ein neuer kalter Krieg beginnt mit dem Eintritt Deutschlands in den Ukraine-Konflikt, die EU-Reform seit 2015 hebt Landesgrenzen und damit Staatssouveränität auf und führt zur Migrationskrise.

Vorläufiger Höhepunkt ist die Populismuswende: In ihr wird jeder stigmatisiert, der den als alternativlos dargestellten Transformations-Overkill nicht befürwortet.

Ostdeutschen wird nun rechtsnationale und antisemitische Gesinnung zugeschrieben. Ostdeutsche sehen sich wieder an einem Punkt, den sie aus Stasi-Zeiten kennen: dem Verbot der freien Meinungsäußerung im Namen der Demokratie.
Das ist der bittere historische Blick der Menschen aus der verschwundenen DDR. Allerdings überwältigt der Transformations-Overkill auch immer mehr Menschen im Westen.

Die Erinnerungsarbeit im Film

Die Arbeitsräume der DDR wurden abgewickelt und somit auch die Lebensräume, der soziale Sinn. Kultur- und Lebensräume verschwinden. Das filmische Werk des Regisseurs Jürgen Böttcher birgt ein historisches Wissen über Lebensräume und Alltag in der DDR. Der Mensch, den er noch auf den Film gebannt hat, ist verschwunden. Das besondere Verdienst seines filmischen Werks besteht darin, dass er ein umfassendes Zeugnis mit über vier Dutzend Filmen jener Zeit der nächsten Generation zur Verfügung stellt.

„Erinnern bedeutet Sinnstiftung“, so Alaida Assmann in ihrem Aufsatz „Zur Metaphorik der Erinnerung“. Die Filme Böttchers sind mnemotechnische Rekonstruktionen ebenjener sozialen Felder, die durch Abwicklung und Entwertung unwiederbringlich verschwunden sind. Er zeigt die Menschen, bevor sie 1989 zu Abgehängten des deutsch-deutschen Projekts wurden.

Das Unwiederbringliche und Verlorene zeigt Jürgen Böttcher in seinen Filmen als Erzählungen von der Freiheit des unverbrauchten Seins, dem Wert der Arbeit, der Würde des Menschen, der Anmut des Einfachen, dem Stolz des
Neubeginns, der Freude des Gemeinsamen, dem Aufbruch der Jugend, der Schönheit der Frau und als Erzählung von der Bedeutungslosigkeit des Geldes. Sein filmisches Werk ist nicht nur Zeugnis des sozialen, kulturellen und künstlerischen Erbes der DDR, sondern Gedächtnis und Erinnerung an einen verlorenen Bezugsrahmen.

Der Regisseur Jürgen Böttcher

Mit den Filmen von Jürgen Böttcher werden Menschen und Lebensräume beschrieben, wie sie in den 60er- bis 80er-Jahren für einen DDR-Alltag typisch waren. Jürgen Böttcher ist als Filmautor, Regisseur und Künstler eine Ausnahmeerscheinung. Er lässt sich nicht festschreiben. Einige seiner Filme wurden in DDR verboten, für andere erhielt er Auszeichnungen. Seine wichtigsten Freunde wurden ausgebürgert, er selbst blieb.

1931 in Sachsen geboren, hat er noch die Jahre nach der Machtergreifung Hitlers wahrgenommen. Achtjährig erlebte er den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und war mit dem Ende 14. Das Jahr 1945 war für ihn ein hoffnungsvolles Jahr, weil die Familie den Krieg überlebt hatte. Und weil die Russen ihn überleben ließen – trotz Kriegsschuld. Diese Kriegsschuld sitzt tief. 1949 wurde Jürgen Böttcher Student der Malerei an der HfBK Dresden. Von 1955 bis 1960 studierte er Filmregie in Potsdam und begann anschließend ab 1960 bei der DEFA in Berlin zu arbeiten.

Er drehte 1966 den Film „Jahrgang 45“ – über die Generation, die mit dem Kriegsende 1945 zur Welt kam und zum Zeitpunkt der Filmproduktion, etwa 20-jährig, im Leben und in der Produktion einer jungen DDR stand.

Was Jürgen Böttcher in seinen Filmen zwischen 1957 und 1990 zeigt, ist Teil seines Lebens und spiegelt seine Gesinnung wider, nämlich die der Zugehörigkeit zu den Menschen, die man als „Werktätige in der Produktion“ bezeichnete. Menschen, die ohne Kalkül und ohne Zweifel ein Land aufbauten, eine neue Heimat. Böttcher war motiviert, persönlich zur Wiedergutmachung der deutschen Kriegsschuld, vor allem an den Russen, beizutragen.

Böttcher gehörte zu den vielen, die an das Gelingen einer neuen Gesellschaft glaubten. Dies belegen gerade seine filmischen Zeugnisse, die nach dem Aufführungsverbot von „Jahrgang 45“ erst noch folgten, wie „Martha“, „Ein Vertrauensmann“, „Wäscherinnen“, „Rangierer“ oder „Die Küche“. Die Mehrzahl von Böttchers Dokumentarfilmen entstand nach den drei verbotenen Filmen, etwa noch drei Dutzend.

Kein Dissident, sondern Kommunist

Auch wenn einige Filmtheoretiker ihm heute die Dissidentenrolle zuschreiben wollen, Jürgen Böttcher war nie Dissident. Er war wie seine Vorbilder Bert Brecht und Hanns Eisler, Sergej Eisenstein und Jean Vigo Kommunist, wie er selbst sagt. Böttcher war Mitglied der Partei, und er war Genosse. Was ihn antrieb – und gleichzeitig auch hielt – , war die Vision vom neuen Film für ein neues Land.

Gern stellen Filmtheoretiker den ideologischen Auftragszwang der DEFA, der Jürgen Böttcher gängelte und beschnitt, in den Vordergrund. Gern wird er als der verbotene Regisseur behandelt, dessen Dokumentarfilme ideologische Strafarbeit sind, jedoch von erlesener Schönheit und brillanter Stilistik. Außergewöhnlich an Jürgen Böttcher ist deshalb auch, dass er nicht aus der DDR ausreiste, trotz der Freundschaft mit Wolf Biermann, der Ausbürgerung seines einstigen Schülers und Freundes A.R. Penck.

Böttcher blieb und blieb am Puls der DDR und ihrer Menschen. Er blieb als ihr Zeuge und als Chronist. Mit der Wende wurden das Grundgefühl, das Lebensgefühl, die innere Haltung und die Ästhetik jenes von Böttcher gezeichneten Menschen abgeschafft. Für Böttcher erledigte sich deshalb ab 1990 auch das Filmen. Mit dem Einzug des Westens und der zerschlagenen Mentalität entkoppelte sich auch für Böttcher das Thema vom sozialen und ästhetischen Referenzraum seines bisherigen filmischen Schaffens.

"Die Deutschen zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung"
"Mal eben kurz die Welt retten"
Zum Beispiel „Jahrgang 45“: Der Film wurde bereits in der Rohfassung von den DDR-Behörden zensiert und konnte in der DDR nie gezeigt werden. Erst 1990, nach der Wende, wurde der Film zu Ende produziert und uraufgeführt. Die Szene, die unter anderen für das Filmverbot von „Jahrgang 45“ ausschlaggebend war, nämlich das Erscheinen eines Reisebusses mit Westtouristen, kommentiert Böttcher anlässlich seiner Retrospektive 2017: Die knipsenden Westtouristen betonten die Ghettosituation der DDR – die Herablassung, mit der Westdeutsche hinter Sonnenbrillen und Panzerglas auf den DDR-Alltag schauten, empfand er trotzdem als empörend.

Diese Empörung ist wohl ein Aspekt, der in Böttcher heute immer noch nachwirkt.

Diese Szene zeigt seinen Protest gegen die flächendeckende Entwertung und spätere Abwicklung eines Lebensraums, der auch sein Lebensraum war. Die Sinn- und Standpunktsuche des Protagonisten Al mündet daher nicht in eine Ausreiseantragstellung oder einen Fluchtversuch aus der DDR, sondern in eine Entscheidung für die Heimat, auf dem Trümmerberg der Geschichte. Die Drohgebärden der Jungs angesichts des Touristenbusses sind nicht zu übersehen und überdeutlich.

Das, was die Funktionäre als „abweichend“ in diesem Film „Jahrgang 45“ zensierten, waren gerade die Zeugnisse einer Unverbrauchtheit des Lebens in der DDR, die mit der Wende restlos verloren ging. Es zeugt von der Borniertheit des DDR-Führungsapparats, solche Zeugnisse aus dem Verkehr zu ziehen. Denn hätten mehr Menschen in der DDR den freien Austausch über ihr nach innen hin vergleichsweise freies Leben freizügig haben können, dann hätten sie später nicht geglaubt, dass Warenfetischismus ein Freiheitskriterium ist.

„Jahrgang 45“ ist ein philosophischer Film, der in der Parabel des jungen Paares die Vorzüge einer jungen DDR großzügig und liebevoll thematisiert hat. Der Dialog mit dem alten Mogul über Lebensmetaphern vor dem von ihm selbst gemalten Landschaftsbild, welches über dem Bett hängt, der Dialog mit dem alten Mogul im Pergamon-Museum, die Geburt neuen Lebens, das Flanieren im Zoo oder im Park, Eisbarbesuche oder Tanzen und Geselligkeit. Dafür gab es in DDR Zeit, Freizeit, wie es hieß, oder: die Freiheit des unverbrauchten Seins.

„Freiheit des unverbrauchten Seins“

Warum werden harte Arbeit, einfache Wohnverhältnisse und schlichtes Vergnügen mit der Utopie von Freiheit des unverbrauchten Seins in Verbindung gebracht? Die Unzulänglichkeit der DDR hat die Menschen zu Solidargemeinschaften zusammenwachsen lassen. Im Film „Jahrgang 45“ ist eine solche Solidargemeinschaft schön beschrieben. Der alte Mogul, ein alleinstehender Mann, Nachbar der jungen Filmprotagonisten Al und Li, übernimmt ganz selbstverständlich eine väterliche Rolle für beide.

Da ist viel Leichtigkeit im Umgang, es passiert nichts Besonderes, es ist nur die Freiheit des unverbrauchten Seins. Da wird nicht nach Mehrwert gefragt. Der östliche Mensch war selbstloser und kollektiver, weniger von Existenzängsten getrieben. Die sozialistische Gemeinschaft baut auf Utopie und Anerkennung. Dieser Beitrag ist eine Einladung dazu, das Soziale zu denken.

Heute sind es Markttrends geworden, Nahrungsmittel ohne Verpackung zu kaufen, regionale Gemüse wie Kohl, Rüben und Kartoffeln, Warenoberflächen von Brands und Logos frei zu halten, Dinge miteinander zu „sharen“, Möbel aus Warenpaletten, Gemüsestiegen und Bananenkisten zu designen.

Ein Leben in der DDR war von diesem Erfindergeist geprägt. Nur hat man darüber nicht gesprochen, es war selbstverständlich und gehörte keinem Designer.

Wie viel Warenkonsum braucht ein Mensch, um glücklich zu sein, und wie viel Gemeinschaft? Wie viel Alleinstellung braucht der Mensch und wie viel Zugehörigkeit? Wie viele Existenzängste und wie viel Freiheit? Die Freiheit des unverbrauchten Seins ist nicht mit Geld zu haben!

Eine Gesellschaft, die ihre Gemeinschaften vor radikalen Transformationskrisen nicht zu bewahren versteht, behandelt Menschen nicht mit Würde. Wir öffnen Millionen anderer das Land und haben die anderen im eigenen Land nicht integriert.

Die deutsche Gesellschaft steht heute erneut inmitten eines Regimewechsels. Das EU-Projekt überträgt Souveränitätsrechte auf ein transnationales Gebilde. Menschen aber haben Bedürfnisse nach Herkunft, nach kollektiver Erinnerung, nach Sprache, Raum und Zugehörigkeit. Wer diese Bedürfnisse als reaktionär stigmatisiert, dem ist die Freiheit des Geldes näher als die Freiheit des unverbrauchten Seins.

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Kommentare ( 10 )

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Vogelfrei
7 Jahre her

Stimmt – und wie klein erscheint das in Relation zur gegenwärtigen Situation.

Vogelfrei
7 Jahre her

Bedauernswerte Opfer der jahrzehntelangen Indoktrination duch das autoritäre und freiheitsfeindliche DDR-System. Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Nichtintegrationsrate der kürzlich zu uns gekommenen „Flüchtlinge“ um Größenordnungen über denen der „Ossis“ liegt.

Tchitcherine
7 Jahre her
Antworten an  Vogelfrei

Das überlasse ich dann den empirischen Sozialforschern.

Hartwig Meier
7 Jahre her

Im Gegensatz zu der Mehrheit habe ich die Wende direkt miterlebt, da ich mit einer Frau aus der DDR zusammen war. Die DDR ist an ihren Institutionen gescheitert, den Beamten. Und das waren die gleichen wie im Westen, nur das da die Wirtschaft diese Unfähigen finanzieren konnte. In der DDR war das nicht der Fall und so ging es dort immer weiter bergab. In der BRD werden Milliarden verschwendet, aber die sind durch die Steuereinnahmen finanziert…die es in der DDR nicht so gab. Die Mentalität und der Zusammenhalt, und auch das Schulsystem war um Welten besser…nur mit einer von Beamten… Mehr

Alexander Wildenhoff
7 Jahre her

„Nach der Grenzöffnung wollte man so schnell wie möglich nach Malle fahren. Leider war es so profan.“
Ja.
Ich erinnere mich noch gut an den in der Presse breitgetretenen Ossi-Spruch: „Kommt die Mark, dann bleiben wir, kommt sie nicht, dann kommen wir“.
DAS WAR eine Drohung.

Sören Hader
7 Jahre her

Ein schönes Beispiel, was zeigt, dass viele DDR-Bürger versuchten sich noch mehr in die Westgesellschaft zu integrieren als Westdeutsche selbst. Oft aus Mangel an Selbstwertgefühl („wir sind auch wer“). Ich sehe aber auch eine Parallele zur heutigen Integrationsdebatte. Die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt. Damals wollte man nur ungerne einen Ossi als Nachbarn oder Arbeitskollegen haben. Heute ist man schon froh, wenn er wenigstens aus dem europäischen Ausland kommt. 😉 „Deshalb lasse ich mir auch nie wieder den Mund verbieten.“ Wenn Sie sich selbst nicht den Mund verbieten, wird es auch kein anderer tun. Letztlich wird man nur dann (von Kollegen)… Mehr

Sören Hader
7 Jahre her

Auch wenn die DDR offiziell nicht pleite war, man hätte spätestens zu dem Zeitpunkt gegenlenken und Subventionen und soziale Leistungen kürzen, bzw. noch mehr auf westliche Importe verzichten müssen. So schlau war aber die SED-Leitung schon zu wissen, dass eine Abkehr davon Verhältnisse wie in Polen mit Massenprotesten und Streik bedeutet hätte, und davor scheute man sich. Was aber hier zur Treuhand gesagt wurde, kann ich aber nur bestätigen.

Sachse
7 Jahre her

Mit der Wende wurde der VEB (volkseigener Betrieb), in dem ich arbeitete, zur GmbH. Der ehemalige Direktor wurde Geschäftsführer und sammelte seine SED Kader in der Geschäftsleitung. Dann kamen ehemalige Staasi – Mitarbeiter und weitere „verdiente“ SED – Mitglieder. Die alten Seilschaften und die Treuhand verkaufte die Firma an ein Unternehmen aus Wien, die bereits vorher einen guten Kontakt zur DDR pflegten und jetzt belohnt wurden. Der neue Geschäftsführer wurde ein hoher Offizier der Staatssicherheit aus Berlin, für mich wurde es nun endgültig Zeit zu verschwinden. Ein ehemaliger DDR Betrieb sollte es aber nicht sein aus Erfahrung. Die neue Firma… Mehr

Katharina Fuchs
7 Jahre her

Der sächsische Schriftsteller Wolfgang Hilbig hat die Transformationsvorgänge der Nachwendezeit in seiner Dankrede für den Lessing-Preis des Freistaats Sachsen 1997 so drastisch wie treffend als „Notzucht mit Abhängigen“ bezeichnet. Sehr zum Mißbehagen des damaligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (später wohnhaft in einer der teuersten Wohnlagen, die das Bundesland zu bieten hat) und seiner Entourage.
Anmerkung: Im Gegensatz zum Wort vom ‚Abhängigen‘ eignet dem Wort vom ‚Abgehängten‘ genau der koloniale Blick, den die Autorin des Artikels, wie wir hoffen wollen, doch wenigstens beklagt.

Eloman
7 Jahre her

Ich durfte während eines zwei Wochen dauernden Besuchs Mitte der 70er mal den real existierenden Sozialismus in der DDR kennen lernen und habe damals ausser einigen Systemprofiteuren keinen getroffen, der dem sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat auch nur eine Träne nachgeweint hätte.